Heute hatte ich wieder einmal Gelegenheit, die Eigendynamik des Gehirns zu bewundern, oder mit welchen Worten auch immer man diesen Vorgang bezeichnen mag. Beim intensiven Blick auf die Schneegebilde also bewegten sich aus meinen Archiven Zeilen auf mich zu, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass sie irgendwo in mir existieren…“Home is, where I live inside, white powdered streams…home was once an empty vacuum, that’s filled now with my silent dreams… Offensichtlich genug war der Auslöser der Erinnerung das „Weißgepuderte“, während es im Lied etwas ganz anderes meinte, was damals auch „Schnee“ genannt wurde. Aber noch erstaunlicher fand ich, dass die Zeilen gemäß meines Kontextes schon umgewandelt ankamen, also als Huldigung der Schnee-Schönheit, die den Zauber der Märchen hervorrufen kann, während es im ursprünglichen Text um einsames Schreien in einem seelischen Vacuum ging, es also statt „dreams“ um „screams“ ging. Gerne höre ich, wie sich weiterhin gut trainierte Gehirne auf allen Ebenen des Denkens, wo Lebendigkeit und Kreativität noch erwünscht, möglich oder gar selbst-verständlich sind, wie sie sich also einsetzen mit Leidenschaften, die nie verblühen, um die rostig gewordenen Erkenntnisse über das (scheinbar) Wesentliche neu zu erforschen, und warum? Weil da kein Ende abzusehen ist. Das sogenannte Neugedachte zieht schon oft genug den Karren aus einem festgefahrenen Denkkonstrukt, aber wird nun gewusst, wo Bewusstsein sich aufhält (?), und könnte das als heilig gepriesene Innen nicht auch eine Täuschung sein, wenn auch nur vorübergehend. Denn die bereits stattfindende Bewegung (nämlich, dass wir automatisch bewegt werden) sorgt ständig für eine Wandlung, die wir als Einzelne im Ganzen niemals erfassen können. Und was ich mit den paar Zeilen erlebt habe, die überraschend zu mir herkamen: das ist genau, was ein Roboter (erklärte mir vor vielen Jahren einmal ein CIA-Agent) niemals können wird, denn die erforderliche Präzision des technischen Vorgangs kann den freien Aufenthalt im Nu niemals erreichen. Es kann immer komplexer und vor allem komplizierter und aufwendiger werden, aber das meinen wir nicht, wenn wir von „Anwesenheit“ reden, also in der Lage zu sein, aufmerksam und präzise durch das Ungewisse zu navigieren.