po(i)etisch


Autopo(i)etisch
Das ist natürlich die Frage, ob man ein Zufallsprodukt auf der Rückseite eines Tabletts mit „auto“, also „selbst“, bezeichnen kann. Ich war ja (neulich) auf der Suche nach schwarzen Hintergründen, da habe ich den poetischen Fleck entdeckt. Es ist also eher so, dass es mein Auge brauchte, um zu entdecken, was ich unter „poetisch“ verstehe, zum Beispiel diesen aus dem absoluten Nichts erscheinenden Wuschelkopf, dessen Augen aus zwei Vierern bestehen, der Mund aus dem Wort „Made“. Es sagt uns also nicht, wo dieser Wortfetzen mal hindeutete, in ein Land, wo irgendwas gemacht wurde, sondern es sagt nur: gemacht. Vollendet, abgerundet. Dann als Augen zwei Vierer, die manifestationsbereit in die Zukunft schauen, wo, wer weiß, sich noch alles erschaffen kann oder selbst sich bildet, damit man nicht irgendwann aus Mangel an Überraschungen ermüdet. Man muss doch einfach mal zugeben, dass der ganze lebendige Erlebnisprozess nicht nur aus auf einen zurauschenden Überraschungen besteht, sondern man kann die Überraschungen auch gerne selbst erzeugen, wohl wissend und genießend, dass es höchstpersönliche  Eingebungen sind, die hier zu den unterschiedlichsten Befindlichkeiten führen können. Ich darf ein weiteres Beispiel aus nächster zeitlicher Nähe geben: Es regnet ziemlich viel, und die von allen Gärtner:innen abgelehnten Schneckenhorden  kriechen aus für uns unvorstellbaren Schleichwegen herbei, und im Scherz fing ich an, ihnen Namen zu geben: ah, da ist Leopold, und dort ist Elfriede usw., und tatsächlich merke ich, dass es einen Unterschied in meiner Wahrnehmung von ihnen macht. Die Fremdheit zwischen mir und ihnen ist verschwunden, auch wenn ich herzlich wenig von ihrer Lebensführung weiß und auch keinerlei Drang spüre, sie zu googeln, nur um erfahren zu müssen, dass es schon haufenweise Bücher gibt über (deutsche) Schnecken, ganz abgesehen von den indischen oder den schweizerischen Schnecken. Darum geht es mir ja auch nicht. Mir geht’s mehr um die stete Schulung des Auges, also der ständigen Wahrnehmung, wo wir diese ermüdenden und zähen Einstellungen kreiert haben im Hinblick auf die Welt und ihre Erscheinungsformen. Und gerade Tiere werden oft zum Verschwinden gezwungen, wenn sie jemandem im Weg stehen. Das heißt nicht, dass sie (die Schnecken) sich an dem Thymianstrauch  vollfressen sollten, nein. Denn andere Menschen, die viel näher an der Problematik dran waren (und sind) als ich, haben kluge Dinge entworfen, die es den auf Sättigung ausgerichteten Geschöpfen erschwert, an unsere Salatköpfe zu kommen. Das sollte mich aber nicht davon abhalten, sie ab und zu mal namentlich zu begrüßen, denn wenn es meinen Liebesbereitschaftspegel erhöht, kann es nicht schaden.

 


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