Diese Glocke hängt ein paar Schritte von meiner Eingangstür entfernt und dient dafür, dass gehört werden soll, dass und wann man in den heiligen Bann des inneren Geschehens eintritt. Jede/r macht das anders, manche routinemäßig, manche hingebungsvoll, andere können gar nicht genug davon kriegen, und am kräftigsten bimmeln die ganz Bedürftigen, denn hier wird ja freies Geben verursacht, indem man sich selbst anmeldet. Ein unbekannter Gott in irgendeinem Gewölk spitzt die Ohren. Der Anspruch in dieser Richtung war einmal sehr hoch, die göttliche Güte und Großzügigkeit hatte alle im Griff, es war nicht umsonst, man musste schon was dafür tun, eben singen und bimmeln und viel Räucherwerk kreisen lassen in alten, kostbaren und rußigen Gefäßen. Der Glockenschlegel glänzt in der Sonne wie pures Gold, die Pilger und Pilgerinnen betreten, nun angemeldet, leise das Spielbrett. In den alten Schriften steht, dass es schwer ist, an diesen Ort zu gelangen, deswegen bedanke ich mich an diesem ziemlich dunstigen Weihnachtsmorgen spontan dafür, dass es mir so viele Jahre vergönnt war, hier meine Kreise zu ziehen, meist um den See herum (Paricrima), und d a s alles, was es ausmacht, kennen zu lernen, und sie mich. Manchu, die gerade im Haus hier fegt, hat noch nie von Weihnachten gehört, es gibt ein paar Muslime und eine kleine Moschee im Dorf, aber keine Christen. Es gab einen Modehype mit Nikolausmützen, die vor allem gerne von Frauen getragen wurden, aber das scheint auch vorüber zu sein. Wenn man allerdings in einem christlich geprägten Land geboren und aufgewachsen ist, kann man schon den Duft der Tannenzweige ins Gedächtnis rufen, und auch da ein Bimmeln, als die Tür aufging und das, auf was man sich gefreut hatte, tatsächlich anfing. Und dieser Schlitten, der im Schneegestöber um die Ecke des Schlosses kam, auf dem saßen Zwerge, und wer nicht alles noch da saß. Viele Weihnachten habe ich hier in Indien verbracht, meistens in Schweige-Retreats, die diesen entspannten Übergang zur neuen Zahl bestens gewährleisten konnten. Ansonsten entfaltet sich mühelos der neue Tag, ich wünsche gutes Gelingen.