Kein Zweifel, es ist der erste Tag im neuen Jahr, in dem die Zwei sich etabliert, sodass man schon ihren Höhepunkt visionieren kann (am 22.2.22). Aber ganz offensichtlich sind wir da noch nicht, nein, man taucht die Gänsefeder in das Tintenfass und übt sich in Schönschrift, bevor sie gänzlich bedeutungslos geworden ist. Zweiundzwanzig schreibt man also am Tag Eins, stramm und einsam wie die da oft steht, aber nicht ohne eigene Bahn. Ansonsten fällt auf, dass es keineswegs schneit, sondern eine Warmfront durchzieht das Land. Die Vögel zwitschern, die Menschen fahren in die Nähe von Wäldern, wenn sie nicht schon da wohnen (wie wir), damit wir alle mal wieder an die Luft kommen. Der Wald ist ein maskenloses Feld, fällt aber auf durch riesige wunde Stellen, an denen die Taten des Menschen nagen und immer sichtbarer werden. Noch gibt es Stille, wenn man sie sucht oder findet oder einfach mag, damit das, was man wirklich erlebt, sich durchsetzen kann. In anderen Jahren sind wir nachts hinaus auf den Hügel, um das Feuerwerk zu sehen, aber dieses Jahr hatte niemand was erwartet, aber es böllerte dennoch eine ganze Weile vor sich hin, bei unserer Mitternacht halt, während die Inder oder die Australier schon wieder schliefen. Man weiß ja dann, dass man fortan Zugang hat zum weißen Blatt des ungeschriebenen Buches, das sich von selbst füllt mit den Wirklichkeiten, was auch immer sie sein mögen. Es ist ja nicht anders als vorher, dass man das sogenannte Schicksal nicht vorhersehen kann, aber das ist doch nicht alles. Kommt es nicht vor allem darauf an, wie mehr oder weniger gut ich auf das, was sich zeigt, vorbereitet bin? Wie ich es sehe, wie ich es handhabe, wie ich es zu meinem mache oder gar nicht damit in Berührung kommen will oder muss. Es ist auch erwiesen, dass man alleine sehr gut sehen und erkennen kann, ja, es ist unerlässlich, dass man darin geübt bleibt, Aber hallo, zu zweit sieht man dann doch etwas mehr, weil da jemand dazu kommt, der oder die nicht so ist wie ich. Der oder die Zweite sprengt allein durch Anwesenheit im besten Fall meine Blase. Die Blase wirkt oft so transparent, dass man sie für ein Fenster hält, das einem alles da draußen enthüllt. Die Ich-Blase ist aber eine Art Gefängnis, in dem irgendwo ein roter Faden herumliegt, den man ergreifen kann, um sich zurecht zu finden im Labyrinth der immer dichter werdenden Vernetzungen und Verletzungen, sodass es gar nicht schaden kann, den Scheinwerfer nochmal kurz auf die eigene Flugbahn zu lenken, die Einstellungen und Instrumentarien überprüfen und das Steuerrad mit bestem Öl beweglich halten. Nicht, dass man notgedrungenerweise die Richtung ändern muss, sondern dass man weiß, dass das auch eine Option ist, die man zur Verfügung hat. Die Freiheit, sofern erwünscht und vorhanden, gehört doch zur Liebe (nicht wahr?). Deswegen braucht es ja so vertrackt lange, bis man tatsächlich versteht, dass man erst tun kann, was man will, wenn man liebt. Schon lüftet sich alleine durch den Gedanken (für einen selbst) um den ganzen Planeten herum die Wolkendecke, und überall ist noch Luft nach unten und nach oben, soweit das Auge reicht. Ich wünsche Reichtum des Auges!