(Das heute früh gemachte Photo zu: „Das Ich und das Wir in der Atmosphäre“)
Was ist das nur, dass, wenn man heraustritt am Morgen aus der Tür und man bzw. ich mich darauf verlassen kann, dass das Herz aufgeht. Gestern Nacht z.B.wurde ich von einer Maus extrem gestört und kam dann noch zu etwas Schlaf. Aber kaum draußen, schon fühle ich mich frisch und wach. Auch wenn mich eine Laune trübt, gehe ich nicht wie im Westen hinein, sondern hinaus, denn sie wandelt sich prompt. Das wird man nicht mehr in den indischen Großstädten finden, diese Seelen-Sphäre, es braucht Zeit und Ausrichtung und Wahrnehmung von Raum. Hier, wo schon morgens das halbe Dorf unterwegs ist, um den Tag mit Geben zu beginnen, zB Körner für Fische und Vögel, oder Brot für Hunde und Kühe, wird man gerne Gutes tuend wahrgenommen….Auch gebadet wird viel, und gemurmelt. Aber was ist es, das die Luft (trotzdem oder deswegen?) so frei macht, sodass auch wir, die Foreigners, immer wieder kommen wollen müssen, um uns darin zu bewegen und bewegt zu werden. Wie hat dieses Volk es nur geschafft, diesen Großraum offen zu halten, mit freiem Zugang zum Licht des Seins? Und d a s bis ins Heute, eine eher verdunkelte Zeit, wo wir (?) schon erwarten vom erhabenen Wissen dieser Kultur, dass es endlich ankommt in den lichtlosen Küchen, wo die Frauen noch immer zuviel des Unaussprechbaren (er)tragen, das auch vom Smartphone nicht erlöst wurde. Von Sudhir Kakar, einem indischen Therapeuten (der Lesenswertes geschrieben hat), habe ich einmal gehört, dass sich der therapeutische Prozess mit Indern sehr schwerfällig bewegt, weil die Idee der „Ich-Geschichte“ nie gefördert wurde, sondern die Werte des „Ham“ (Wir). Viele sagen immer noch ham, wenn sie ich meinen. Das ist wie der Schatten zwischen Idee und Wirklichkeit. Oder hat die Abwesenheit von gedanklichen Ich-Lasten auch zu offenerem Raum geführt? Oder ist es einfach die Schönheit der Natur, die zu inneren Anstrengungen anregt? Oder haben die Extreme des Klimas viel Durchhaltekraft und Sitzfleisch ermöglicht, aus dem dann die meditativen Wege entstanden sind? Sie nennen das Land ringsum hier auch „Tapassya Boomi“, glückseliges Land, das tiefes Kontemplieren hervorbringt. Während ich hier sitze, natürlich mit Gänsekiel und Papyrus bewaffnet, fängt an der Ecke ein fürchterliches Geschrei an. Es geht mal wieder um Schuhe, die der Meinung eines vorbeiwandernden Brahmanen entsprechend nicht weit genug vom Wasser entfernt plaziert wurden. Er beschimpft den anderen Hindu als ignoranten Muselmanen, ein ungern vernommenes Schimpfwort. Alle schreien sich abwechselnd mit demselben Satz an: „Mere baat sono!“ Hör mir zu! Genau in diesem Satz verborgen liegt der Keim der Wandlung.
(Soso, jaja, die Atma.Sphäre ist also auch etwas, wofür man sich entscheiden muss, obwohl sie frei und immer für alle da ist.)