Echt jetzt!? Ein neues Gespenst im Virenmäntelchen mit ungewöhnlich vielen Varianten taucht auf aus Afrika. Das hat man mir gleich aus drei Ländern berichtet, so, als könnte ich nicht selbst lesen, beziehungsweise, als hätte ich eine Chance, dieser Nachricht zu entkommen, und da muss ich Herrn Spahn mal recht geben, denn das ist das letzte, was uns jetzt noch fehlt. Wie einerseits schleichend und dann doch schnell es ging, dass wir, ich meine Deutschland, führend wurden in Ansteckungen. Wir wissen jetzt alle, dass nicht nur hinter 100.000 Covidtoten unzählbare Schicksale liegen, sondern die unglaublichen Schicksale wälzen sich an geradezu jeder Ecke der Welt durch Säle und Einrichtungen und Villen und Hütten. Oft schlackern einem die Ohren, bis man selbst beim eigenen Schicksal herumschlackert und merkt, dass einem das Leben immens viel bedeutet, und wie leicht es auf einmal kippen kann und nichts ist mehr wie vorher. Gestern habe ich mit einer jungen Frau telephoniert, die sich gerade in der geschlossenen Abteilung einer Einrichtung befindet, weil sie zum dritten Male versucht hat, sich das Leben zu nehmen, zweimal durch Aufschneiden der Pulsadern, dieses Mal mit Schlaftabletten, versenkt in Alkohol. Als sie merkte, dass es gelingt mit dem Sterben, hat sie selbst die Ambulanz gerufen, was man als eine positive Nachricht werten kann. Sie ist erst um zwanzig herum, und damit will sie nun aufhören. Glücklich schien sie mir zu sein, aufgehoben in einer liebevollen Beziehung, als sie bei uns vor einiger Zeit zu Besuch war. Wann kippen die Dinge, wann muss man höchste Aufmerksamkeit anwenden, damit einem das bisher Gehütete nicht aus den Fingern rinnt. Und so kann ich mir zumindest heute mehr als vorher vorstellen, wie betäubend es wäre für so ziemlich alle Menschen, wenn sich das potentiell todbringende Szenario, in dem wir gerade unterwegs sind, als eine Endlosschleife enthüllen würde, in deren Ablauf sich nur noch Maskierte begegnen. Auf so viel Science Fiction ist man dann doch nicht vorbereitet, weil man den Film auf einmal nicht mehr abschalten kann. Als ich heute früh durch den kalten Novembernebelniesel kutschierte, um der Katze mit der (gerade wieder) lahmen Pfote was Leckeres zu bringen, war ich auch nicht so gut drauf. Muss auch nicht zwanghaft erzeugt werden, die Entnebelung des Geistes unter dem Druck einiger Fakten. Manchmal lohnt es auch nicht, auf den Auftritt des Humors zu warten, obwohl ich ihn als zuverlässig kenne, kein Zweifel. Aber wo steckt er nun wieder und meldet sich nicht, hat wohl den Schlüssel zum Zugang gepachtet, da will ich nicht weiter stören und wünsche allerseits angenehme Belichtung des Vorhandenen.