Was einem halt so ins Auge fällt unterwegs, und was man gemäß der digitalen Revolution, einfach schnell mitnehmen kann. Wenn man dieses Mitnehmen der Bilder aber nicht als Sucht betreibt, sondern aus anderen Gründen eine Auswahl trifft, dann ist es natürlich auch schön, es zu teilen. Mir persönlich hätte ja „Ich strahle aus“ schon gereicht, der Neid soll den Designer holen, dass man nicht selber drauf kam. Durch das Giftgrün bekommt es leider eine etwas giftige Tönung. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, einmal zu schauen, was man so hinausstrahlt in die Welt, und ob man die Wirkung der eigenen Ausstrahlung einschätzen kann, sollte dieses Thema einmal vorübergehend an Wichtigkeit gewinnen. Ob Beuys diesen Satz nun gesagt hat oder nicht, so ist doch der Kontext klar. Denn Beuys war zweifellos in seiner Zeit ein begabter Ausstrahler, der mit seiner schöpferischen Kraft eine Lücke erzeugen konnte, durch die er selbst hindurchstieg. Da es seine Lücke war, trat er also dort in Erscheinung und erzeugte, übrigens wie alle Originale, eine Menge Bewegung. Ohne diese Einzeltuenden gäbe es verdammt wenig Freiräume im dichten Netz der Matrix. Und egal, wie man sie persönlich dann letztendlich findet oder die persönliche Meinung kundgetan hat, wird sie sofort irrelevant wie die meisten Meinungen, denn die Ursprünglichkeit des Geschehens allein ist vollkommen unabhängig von Meinungen, so nutzvoll diese zuweilen sein können. So habe ich (bereits) diesen grünen Neonlicht-Satz zum Anlass genommen, endlich die fünf Bücher über Beuys, von denen ich Weiteres über Beuys verstehen wollte, auf den Arm zu laden und sie an einen anderen Ort zu bringen, wo sie mich nicht ständig erinnern an eine Idee, die ich mal hatte. Ich wollte nämlich aus diesen Büchern alles herausschreiben, was Menschen über Beuys gedacht und gesagt haben, die sich an seiner Unverständlichkeit mit Deutungen abgerackert haben. Und dass eben genau dadurch etwas mit einem Menschen geschieht, was er niemals gewollt haben sollte, nämlich zu einer Institution zu werden, die man mit angemessenen Ritualen am Leben halten muss. Oder konnte er doch nicht widerstehen, oder die Einsamkeit wurde auch in ihm so schwer, dass er wieder zurückkam zu denen, die sich Sorgen um ihn machten. Wegen der Umnachtung, die die Einsamen treffen kann, wenn sie ihr eigenes Licht finden, aber wenig Gegenlicht finden vielleicht. Deswegen habe ich verstanden, dass ich aus den Büchern über ihn das, was ich gerne gewusst hätte, nicht lernen kann, denn mein Wissen wäre genau so begrenzt gewesen. Und dann noch: Ob Joseph Beuys wirklich wusste, wer er wirklich ist, das konnte nur er, wenn er es konnte, beurteilen. Und nun ist er tot. Am zwölften Mai war/äre er hundert geworden.
Vielleicht geht es erstlich und letztlich darum, auszustrahlen. Wenn alles Materielle – die Welt die wir kennen – sich auflösen würde, könnten wir einander weiterhin, geistig, im Unsichtbaren, durch unsere Ausstrahlung erkennen.
Tamara Ralis Oktober 20, 2021
Vielleicht geht es erstlich und letztlich darum, auszustrahlen. Wenn alles Materielle – die Welt die wir kennen – sich auflösen würde, könnten wir einander weiterhin, geistig, im Unsichtbaren, durch unsere Ausstrahlung erkennen.