Es kam, wie es kommen musste, nein, nicht musste, sondern es war, wie es war: (auch) ich blieb bis zum letzten, halbbitteren Tropfen deutscher Ballspannung, obwohl ich zwischendurch dachte, nee, muss ich mir nicht reinziehen, aber dann doch antat, diese qualvolle Spielweise, die man dann ein spannendes Spiel nennt. Vor allem, wenn am Schluss dann doch die mindeste der Möglichkeiten erreicht wurde, auch wenn es kein glanzvoller Durchgang der Gladiatoren war, sondern fußballernde Menschen mit hohem Kopfpreis, die im immer enger werdenden Netz nach kaum auffindbaren Chancen suchten. Und dunkle Konflikte bahnen sich ihren Weg durch die dafür geeigneten Labyrinthe, wo man d e n roten Faden aufgreift, der einen letztendlich dann doch in heiterer Stimmung zum Ausgang lenken kann. Natürlich erwartet man fast automatisch von denen, die persönlich oder als Gruppierung eine gewisse Meisterschaft errungen haben, eine gute Leistung, wegen der man ja dasitzt. Man muss auch aushalten, wenn einer, der schlechter spielt, trotzdem weiter kommt. Überall ist Auslotung. Mich interessiert das Spiel der Deutschen auch, weil es bei allem Können unberechenbar ist. Berechenbar ist nur das, eben dass man sich auf nichts verlassen kann. Hier drängt sich der schöne Satz auf, dass nur das Spiel weiß, was auf dem Spiel steht. Und obwohl man den grimmigen Orban ohne weiteres in eine Flatscreen hineingrollend visionieren konnte, war es angenehm, auch den Ungarn den Sieg zu gönnen, das hätte vieles vom Verlust ausgleichen können. Verlieren ist ja nicht einfach, sondern eine Kunst für sich, die geübt werden will. Also ich denke, abgesehen von der Freude am Spiel, dass ich da immer mal wieder gesessen bin, weil mich die deutsche Psyche interessiert. Sind diese Befindlcihkeiten, die man unter den Spielern wahrnimmt, nicht noch dieselbe Todesangst vor dem Abgrund, in dem durch vernachlässigte Menschlichkeit zu große Verluste verursacht wurden, sodass ein (deutscher) Mensch nie wieder sicher sein kann, dass das Grauenhafte nicht jederzeit (wieder) einbrechen kann in den Raum, den wir gerne, wieder ganz frisch im Pandemie-Geschehen, die heiß vermisste „Normalität“ nennen. Die Norm also des Gehirngewaschenen, das in finsteren Gängen seine Untaten ausbreitet. Und deshalb gibt es die Gewissheit des Siegens nicht mehr, sondern man kann von Glück sagen, wenn man es hinbekommt, die eigene Position und Person einigermaßen im lebendigen Prozess zu integrieren. Unvergesslich in diesem Kraftakt wird auch die politische Tragik-Komödie mit der verbotenen LGBT Beleuchtung des Stadions bleiben. Diese bewundernswerten Aktionen, die damit einhergingen, du meine Güte, nicht nur Fähnchen, sondern auch vielfarbigen Mundschutz zu produzieren und zu verteilen. Schildkrötenmäßig bewegt sich die Nachfrage nach menschlich erweiterten Verhalten-und Denkweisen voran, aber siehe da, es kommt der Tag, wo man bezeugen kann, wie ernst es manchen unseren PolitikerInnen ist, Farbe zu bekennen mit Themen, die vor Kurzem noch undenkbar schienen. Wenn eine unleugbare Wahrheit sich durchzusetzen vermag in der Gesellschaft, kann es einen Sog erzeugen. Denn schließlich und endlich wollen alle als Menschen erkannt und akzeptiert werden. Und schrecklich genug war der historisch irrgeleitete Erfolg der abgenickten Gehirnwäsche, dass irgend eine andere Rasse weniger Recht hat auf Leben als die andere oder eigene. Die eigene? Was für eine Rasse ist das? Und auf dem Spielfeld sind noch die letzten Spuren dieses unbeschreiblich grauenhaften Tuns zu spüren: einerseits wollen viele, dass die Deutschen sich als Meister beweisen, und andrerseits spürt man dieses Lechzen danach, dass sie endlich besiegt werden. (Auch) deswegen ist ein 2:2 eine ideale Lösung, zumindest für diesen Moment.