hinweisen

Das Wohngebiet, in dem ich lebe, ist gerade ein ‚Hotspot‘, ein weiteres Wort, das man am liebsten nicht oft aussprechen möchte, so wie Inzidenzwert oder Impfzwang undsoweiter. Natürlich ist ein Hotspot auch kein Ort, wo man nach Poesie Ausschau hält, nein. Man hält sich, nachdem man davon gehört hat, also vom Anschleichen des Ungewissen, hält man sich zurück, jetzt nicht mehr oder weniger als gestern und vorgestern, nein, sondern man kann, wenn man möchte, wahrnehmen, wie gut es einem unter den gegebenen Umständen geht. Zumindest von diesem Land kann man sagen, dass die allgemeine Grundausstattung ziemlich gut gewährleistet ist, sodass selbst der Obdachlose im Winter einen Platz hat und was zu essen. Ich denke immer noch, dass das bedingungslose Grundeinkommen eine brilliante Idee gewesen wäre oder eines Tages sein wird, sodass sich ein Großteil der Bevölkerung über Wasser halten kann. Überall begegnet man auch der Grenze des eigenen Denkens und begreift vielleicht nicht wirklich, wie und wo sich innerhalb von ein  paar Stunden so viele Menschen mit dem Virus anstecken können. Deswegen lasse ich zur Zeit öfters mal das Meinen in Ruhe, das fällt nicht so schwer. Was auffällt, ist ein weiteres Wort, das eine gewisse Substanz erhalten hat, dadurch, dass es so willkommen geheißen wurde, und das ist ‚dürfen‘. Wie immer entspricht es dem Wunsch der Menschen, die gerne etwas eingetrichtert haben möchten, nicht als Anregung zur Reflektion, sondern als Glaube, der leicht Gesetz werden kann. Ich kenne das von der Meditationsausbildung. Da darf man vieles für diese Zeit der Praxis nicht mehr, das kann vorübergehend einleuchten, vor allem, wenn man es versteht in seiner aus dem Kontext hervorgehenden  Logik. Aber schnell wird das Dürfen zum Müssen, und Hierarchien bilden sich zwischen Knoblauch und Samenkorn. Ich bin auch jetzt dankbar und froh, dass ich ein Fenster zur Welt habe, von innen nach außen sozusagen, das ist eine eher freiwillige Geste, die keinen unnötigen Erwartungshaltungen unterliegt. Es sagt auch nichts aus über die Substanz eines Vorgangs und nichts über den Zugang zu diversen Archiven., aber es sagt etwas aus über die Art und Weise des Blickes in die Welt hinein und auf die Welt und ihre Menschen und Vorgehensweisen, mit denen wir alle ständig beschäftigt sind.  Diese Trauer und diese Enttäuschungen etwa, und dieser Ärger und diese Ohnmacht, und dieser im Stillen sich gestaltende Anspruch an die eigene, ganz persönliche Wanderung durch die Irrgärten hindurch und am Faden der Labyrinthe entlang, und eben nicht an den Mast gebunden, sondern auf eigene Weise durchgekommen  und trotz allen unermesslichen Prüfungen nicht in der Tragödie gelandet, sondern in der Wärme des Spieles, wo es um vieles geht, wenn nicht um alles.  Was ist das alles, worum es wirklich geht? Neu ist, dass es überall stattfinden kann, oder war das auch schon immer so, nur vielleicht nicht so dringlich. Deswegen ist auch der Hinweis nicht verwegen, dass die Zeit innerhalb des Virusgeschehens durchaus genutzt werden kann für Zeiträume, die sonst nicht zur Verfügung stehen. Einerseits sieht man Kassandra in den Zoomkonferenzen sitzen, andrerseits deutet Kairos, der Schicksalsgestalter, auf die inneren Plattformen hin. Alles nur Hinweis.

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