Es gibt viele Vermutungen darüber, was in der Welt als eine mögliche Gemeinsamkeit unter Menschen vorherrscht im Sinne: wir sind alle mal ärgerlich, wir wollen alle wahrgenommen und geliebt werden, und wir kennen alle die Angst. Wenn man etwas, das man fürchtet, nicht grundsätzlich weghaben will, erschließt es sich leichter, denn auch d a s, was ich nicht (von mir und anderen) haben will, ist da und will dasselbe: wahrgenommen sein. So, wie man vielleicht manchmal denken möchte, die Liebe sei einfach die Substanz des Universums und man muss sich nur für sie entscheiden, so kann man leicht sehen, dass auch die Angst unbedingt da sein muss, denn sie hat ihre wesentlichen Funktionen wie schützen, behüten, warnen etc. Einmal habe ich eine Angst erfahren, die war eiskalt, vielleicht war es die Todesangst, jetzt nicht vor dem Sterben selbst, sondern vor der Bedrohung, die von der Situation ausging. Inmitten dieser Emotionslosigkeit hatte ich ein paar Eingebungen, die unter den wenigen Lösungsmöglichkeiten infrage kamen. Es war wie ein Schwert, das wusste, dass es um Leben und Tod geht. Es funktionierte und eine Möglichkeit erschien im Raum, die ich nutzen konnte. Wenn ich heute daran denke, so sehe ich, dass es die Angst selbst war, die mir geholfen hat, denn nur noch sie war da. Vielleicht ist es auch so mit der Liebe. Meistens wird man ja auch von ihr überrascht, denn nichts passt so wenig in einen als normal gestylten Tagesablauf als die Liebe oder die Angst oder der Hass. Wenn der Ausnahmezustand sich durchgesetzt hat und auf den Plan tritt, ohne einer nachvollziehbaren Logik zu folgen. Wenn allerdings Wünsche kultiviert werden, muss man auch fürchten, dass sie sich umsetzen, denn solange man noch eine Wahl hat, kann man sie treffen. Früher oder später werde ich mich in eine bestimmte Richtung bewegen, dann ist die Wahl getroffen. Was die Angst betrifft, die man sich unter guten Bedingungen vielleicht so vorstellen kann wie ein mildes Feuer am gemeinsamen Herd der Elemente, so kann sie, die Angst, auch bewusst entfacht werden, so, wie man es in Amerika durch Trump beobachtet. Trump, der in Panik ist, zu verlieren, schürt Angst als eine Strategie, auf die er sich verlassen kann, bzw bis jetzt verlassen konnte. In diesem Zusammenhang ist zur Zeit die Rede von „weißen Hausfrauen“, bei denen die geschürte Angst vor Gewaltausbrüchen und Gesetzlosigkeit trotz allen besseren Wissens dazu führen kann, dass sie Trump wählen, der das Chaos selbst gestiftet hat, damit er als Retter auftreten kann. Er erfindet Geschichten über eingeflogene Gewalttäter, die von irgendwem engagiert werden, um Unheil anzurichten. Über diese Verschiebung der Fakten wird nun auf einmal der so wichtige Kampf der ‚Black Lives Matter‘- Bewegung eine Rettungsaktion der weißen Rasse, die sich ja bekanntlich schwertut, dunkelhäutige BürgerInnen als Menschen anzuerkennen. Man staunt, wie schwer das sein kann, aber staunt man wirklich? Als Individuum ist man natürlich stets gefordert, die richtigen und wichtigen Entscheidungen zu fällen, aber mir scheint, als ist man gerade jetzt besonders gefordert, das Wesentliche vor allem mit sich selbst zu erörtern, bevor die Worte für das innere Erleben gefunden werden können. Wenn es einen berührt, dass jeder Mensch ein Recht hat auf eigene Sprache und höchsteigenes Anliegen, auch wenn es weiterhin höchst erfreulich bleiben wird, dieses Anliegen auf eigenen Sprachraum im Rahmen des Möglichen angstlos vermitteln zu können.