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Kerberos, der 3-köpfige Höllenhund, der den Eingang des Totenreiches bewacht
Etwas taucht auf, man ergreift es spielerisch und verbindet es mit etwas anderem, mit was es bisher nichts zu tun hatte, und wenn man GeschichtenerzählerIn ist, kann man daraus eine Geschichte machen. Zum Beispiel die Geschichte eines Höllenhundes, der, nicht zuletzt über meine Abbildung, zurückgerufen wird im Dienste einer Pandemie bzw. in die Darstellung eines Totenreiches, in dem Kerberos den Eingang bewacht. Oder ich blicke auf ein leeres Blatt, nehme dann das tiefdunkle Rot, das der Farbe des Blutes entspricht. Und, obwohl ich gerade bewusst der entstehenden Form widerstrebe, setzt sich das wachsame Tier mit den uralten Augen durch, bzw. drei von ihm, hier nur zwei zu sehen. Die schwertgleiche Zunge will Möglichkeiten des Blutrünstigen vorgeben, bildet aber eher ein bewachtes Tor für die durchgleitenden Nachen. Oder das Tier, nun ohne das Gegenüber gesehen, beklagt mit gefährlichen Tönen die menschliche Sucht der Zerstörung, ohne Rücksicht auf die vielen Verluste. Oder ich war früh unterwegs im kollektiven Unterbewusstsein, habe mal dort hingeschaut und dann hier, und ja, da konnte man schon ein Graulen vernehmen in den Korridoren, einen Widerstand gegen die Einschränkungsmacht, ein fast vergessener Trieb, sich nichts sagen lassen zu wollen, was sich dem Nachvollziehbaren entzieht, das kann schon ein Kind mit drei Jahren. Das Plädieren an die Vernunft hat Hochsaison, und vielerorts ist sie bereits baden gegangen, **** nature! Vielleicht sollte man sich etwas intensiver mit dem Sterben befassen, immerhin einer der intensivsten Durchgänge, die dem Menschen blühen, und nein, keine/r kam von da zurück, denn die, die zurückkamen, sind ja nicht gegangen. Man hält sich auf dem Weg zur Stocknüchternheit zumindest eine Weile an die simpelste Variante der Logik. Wenn ich weiß, dass es keinen Kerberos am Eingang des Totenreiches gibt, kann ich mich trotzdem an der Symbolik erfreuen, die sich mir gezeigt hat. Dann habe ich noch eine weitere Samstagsgeschichte auf Lager, die ich beim Frühstück gehört habe. Irgendwo in der Nähe gibt es eine Waldorfschule, in die ein Zwillingspaar geht, deren Mutter wir kennen, von der die Geschichte kommt: In einer Unterrichtsstunde las der Lehrer ein Gedicht vor, in dem das Wort ‚Schlächter‘ vorkam. Eine Schülerin wehrte sich dagegen, das Wort auszusprechen. Der Lehrer meinte, das ginge nicht, denn das sei schließlich das Wort des Dichters. Aber andere SchülerInnen schlossen sich an, die wollten alle das Wort ‚Schlächter‘ nicht sagen. Da blieb dem Lehrerkollegium nichts anderes übrig, als sie von der Aussprache des unliebsamen Wortes zu befreien. Den ‚Höllenhund‘ konnte ich wenigstens noch archaisch einordnen, aber den ‚Schlächter‘? Für die Kinder war das natürlich ein erfolgreicher Siegeszug. Was natürlich nichts an der Tatsache ändert, dass es ihn dennoch gibt (den Schlächter), wenn auch in eher seltenen Ausgaben.  Aber das heißt ja nicht, dass einem Kind die Begegnung damit passieren muss. Oder man hätte den finsteren Schatten auf die Tierschlachthöfe lenken können. Nicht, dass dort was ablenken oder abfedern kann. Außerdem bin ich verantwortlich für den Zustand meines eigenen Darknets. Auch da kann Staub auf den weinroten Polstern lagern und blinde Spiegel das Lichtlose auf die verblichenen Perserteppiche werfen. Vollmond an einem der Samstage im Lockdown, als sich die meisten noch an das strikt Empfohlene hielten.

alle (?)

Lange bevor ich mich Joseph Beuys mit etwas tieferem Interesse zuwenden konnte, war mir sein berühmter Satz darüber, dass ein jeder ein Künstler sei, bekannt, weiß aber bis heute nicht, ob der zweite Satz, dass aber nicht alles Kunst sei, auch dazu gehört. Es stimmt ja, dass man Meister nahezu überall finden kann, wo ein Mensch mit schaffensfreudiger Einstellung und einem Schuss Begabung in die Richtung seiner oder ihrer Neigungen steuert, dass dort dann eben bessere Brötchen entstehen, bessere Qualität und menschenfreundliche Wirkung. Das kenne ich auch sehr gut von Indien, dass man hinter dem Holztisch eines kleinen Teeshops einen ernsthaften Menschen stehen sieht, der weiß, dass er Gutes liefert. Das ist auch Kunst. Überhaupt bleibt es einem offen, das ganze Leben als ein Kunstwerk zu sehen, und es wurde ja auch ziemlich alles gemalt, von den Göttern hinunter bis zu den Schlachtfeldern, wo der Mensch in seinen entmenschlichten Taten zu sehen ist, damit man weiß, dass es auch dort schon da war. Die Kunst als eine Art Menschenarchiv in Bildform. Vor allem während des Lockdowns bin ich öfters mal an meinen Bücherreihen entlanggegangen, was mir u.a. durchaus ein liebevolles Lächeln abringen kann über diese exzellenten Begleiter und Begleiterinnen: wie hätte ich überleben können ohne sie. Und dann der Nu, wo mir klar wird, dass alle zwar auf individuellen Bahnen in ihrem Jetzt ankamen, aber mehr oder weniger um dieselben Themen kreisten, durch die auch der Teil des Geistes, der mich durchweht, genährt wurde. Denn zum Glück gibt es Tatsachen, die nicht geklärt werden können, da unentwegt ein enormer schöpferischer Prozess im Gange ist, der sich nur durch direkte Verbindung erleben lässt. Durch das Eintauchen ins Ungewisse, was es nun mal ist, daran besteht doch kein Zweifel? Da wir in das Schöpferische derart ungestüm hineingeworfen werden, kann man schon jedem Mann und jeder Frau, und (vor allem) auch den Kindern von Herzen zugestehen, dass sie wahre Lebenskunstwerke vollbringen, jeder Tag ein neuer Schöpfungsakt, kaum kommt man zur Ruhe. Die, die wirklich zur Ruhe kommen wollten oder wollen, haben meist einen Weg gewählt, der ihren Bedürfnissen entsprach, bewusst oder unbewusst. Als ich Beuys dann einmal intensiv zuhörte, war ich erstaunt, wie sehr er selbst verkörperte Kunst war. Man konnte spüren, dass er keine Wahl hatte. Auf mich wirkte er gar auf eine bizarre Art und Weise erhellt, also angekommen im eigenen Innenraum. Er erzählte ja gern von einem Dachschaden, den er erlitten hätte bei einem Absturz, schon möglich. Kommt drauf an, wie man so etwas dann einordnet. In gewisser Weise kann selbst das Künstliche eine Kunstform sein und ist es oft genug, und natürlich stößt man auf die unvermeidbare Frage, wie man Kunst definiert und ob man sie gemeinsam durch ihre festgelegten Kriterien deuten und verstehen kann, also als d a s, was sie ist, und  d a s, was sie nicht ist. Und ob es spürbar und erkennbar ist. Es ist mir ein paar Mal passiert, dass sich meinem Blick etwas zeigte, was mich wacher werden ließ (durch Francis Bacon z.B.), und zwar wacher, weil ein Bild mich in eine andere Wahrnehmung zwang als meine eigene Geschmacks -und Meinungsskala, und das kann nur Kunst. Natürlich ist sie auch, wenn man sie wählt als Weg, ein Pfad der Heilung. Man heilt sich, indem man sich entlässt oder einlässt auf eine Leinwand oder ein Papier oder einen Coyoten oder die ungewisse Existenz selbst. Und dadurch leert und lockert es sich innen. Dann noch täglich das Notwendige durchackern, um die Samen der gewünschten Früchte in die fruchtbare Erde zu senken. Kunst eben auf Biblisch.

Vielfach ist Herkunft

Vielfach ist Herkunft. Nicht, dass du nur
denkend verweilst. Mit oder ohne Zeugen-
Verhältnis werden manche einfach eingelassen.
Wieder andere warten in der langen Schleife
und wissen oft gar nicht, warum. Es rührt sie
dieses und jenes, ein Hin und ein Her. Hie und
da will Einer oder Eine im Vergangenen ein
Jetztsein beweisen und halten. Da hat das
versteinerte Tier schon mühsam gelächelt:
Wer bist du? Wer bist du?
Fahr deinen kostbaren Wagen ganz nahe heran
an den Wiegenrand, zeig her deinen Bildungs-
stand und dein ganz persönliches Markenzeichen,
deinen Bühnenausweis, die weichen Stellen an
deinem Auftrittsgewand. Gib zu, du sitzendes
Wesen, dass d u es bist, die gelernt hat, unter
Sternen zu gehen, und berichte wahrheitsgetreu
und den nackten Fakten entsprechend von deinem
Gang auf der Erde, als Welt noch nicht müde
wurde durch dich. Dein Erzeugen und Erfinden
der blinden Schriftkälte. Was hat das mit deiner
Erfüllung zu tun? Der Fahrer des Wagens, hörten
wir später, suchte das Weite.

 

tüfteln

Die Zeit, in der wir gerade leben, beschäftigt viele Menschen, bzw. uns alle im Hinblick auf Lösungen, die notwendig geworden sind oder immer mehr wurden, sei es Wasserqualität, Missbrauch oder Flüchtlingslager etc, und das flutet auf allen Kanälen zu uns herein, und innerlich senkt sich der Kopf gegen die Flut, bis klar wird (mehr aus Zwangsläufigkeit heraus als durch Erkenntnis), dass keine Lösungen da in Sicht sind, wo man sie wie selbstverständlich erwartet hat. Beliebt war auch das Symbol des Fünf-vor-Zwölf- Zeigers, den ließ man da auch gerne erstarren, ewiges FünfvorZwölf, denn noch weiß niemand, was geschehen könnte oder kann, wenn sich der Zeiger plötzlich aus der Erstarrung löst, die man ihm auferlegt hat, und da bewegt er sich auf einmal  vorwärts auf die Zwölf zu und über sie hinaus. Wir wissen alle, dass es spät ist, ach echt jetzt, wie spät denn, und gemessen an welcher Uhr? Und folgt gar das Ganze nicht doch einem inneren Gesetz, das durchaus zu beobachten ist, an Blumen, an Bäumen, am Leben, dass etwas geboren und erhalten wird und dann vergeht. Ganz natürlich eigentlich, wenn man nicht gerade an der Schnittstelle ankommt, wo einem auf einmal eine gewisse Bürde auferlegt wird, das eigene Schicksal sozusagen, mit dem man eingefügt wird in die Weltordnung, aber sich auch in ihr zurechtfinden muss. Deswegen ist die Art der Ankunft so ausschlaggebend, die Landung sozusagen auf der Bildebene. Die Kunst des Stillens und der Vatersegen. Auch das kann einmal alles unerheblich werden, zum Beispiel, wenn es sich zeigt, dass Menschen durchaus verbindungsfähig sind (emotional) mit den Maschinen. Sie (die Maschinen) können das Glück, das vorher nicht vorhanden war, ja voll und toll erfüllen, hört man schon jetzt zuweilen. Interessant wird sein, wieweit der Mensch den Menschen vermissen wird, wenn es auch da kein Zurück mehr gibt und das schädlich Konstruierte zu Ende gebracht werden muss, weil an einem bestimmten Punkt die Wahl sich zusammenzieht, bis man keine mehr hat. Und klar wird, was sie ist. Schließlich sind wir die Wahlberechtigten, die niemals sagen können, wir hätten’s nicht gewusst. Oder müssen es, auch wenn es spät ist, gemeinsam nochmal durchgehen. Dahin, wo das, was wir sind, unter anderem auch von uns selbst ausgedacht wird, wo wir hingehen, wo wir herkommen, was wirklich geschehen ist, bevor schon das Nächste kam und wir in den verborgenen Gängen unsere Wege gingen und  gehen. Manche brauchen Leitern, um herauszukommen aus der Abgrundstiefe, andere Seile, oder Worte, oder Blicke, oder Mühe und Fleiß. Nach Zwölf bedeutet für mich auch das Zulassen der Tatsache, dass wir uns in einer Notlage befinden, oder schon mittendrin im Science Fiction Roman, alle live als sich selbst unterwegs. Mund und Nase bedeckt, die Augen noch sichtbar, noch sichtbar. Die Mutanten bereits in neuen Angriffsstellungen auf dem Vormarsch. Gut, außerdem ist Frühlingsluft, die Gänse ziehen vorüber in ihren atemberaubenden  Formationen. Da steht man, lässt einsinken, lächelt. Sagte ich ‚lösen‘?

 

vermutlich


Maskierte Körper
Am vergangenen Sonntag, als ich entschlossen war, im naheliegenden Wald eine Runde zu drehen, hielt mich (gerne?) von dem Plan ab, dass der Wald ziemlich bevölkert schien, ich hörte von vielen parkenden Autos an einem seiner Ränder. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Menschen wieder hinaus wollen, die Geschäfte sind ja geschlossen. Es erinnert mich an ‚Fahrenheit 451‘, jede/r Herumwandelnde beschäftigt mit seinem oder ihrem Ich-Programm und seiner angemessenen Bewältigung, also der eigenen Geschichte. Zwischen einem Ich, so habe ich es in vielen verschiedenen indischen Varianten gelernt, und dem anderen Ich liegt eigentlich die ganze Wanderung. Mit dem einen Ich bin ich unterwegs, um zu lernen, was ich hier mache oder machen möchte und wie ich da am besten hinkomme. Mit dem anderen betrachte ich eines Tages, wünschenswerterweise in gelassenem Zustand, das Resultat meiner Handhabung des Mitgebrachten. Natürlich muss es auch da nicht unbedingt aufhören, denn man weiß, dass es möglich ist, sich vom Identitätskonstrukt zu lösen, indem man es erkennt als einen guten Halt, der einen immerhin bis an die Schwelle gebracht hat, die im Osten zuweilen als der Große Tod bekannt ist. Denn so stark kann diese entstandene Bindung sein an die gelebte und praktizierte Art der Idee, wer man sein könnte oder ist, dass hier die notwendige Veränderung sich anfühlen kann wie ein Tod. Wer es durchlebt und den inneren Halt nicht verliert, findet sich genau da wieder, von wo er oder sie ausgegangen ist: Erde – Himmel – Wasser – Sterne – Frühling – Sonne – Masken. (undsoweiter). Also nichts Ungewöhnliches  oder Mystisches oder Geheimnisvolles, sondern ganz und gar der Glanz des Gewöhnlichen, wie es sich offenbart als der Gestaltungsraum sich entsprechenden Seins, und die Auseinandersetzungen mit den mitwandernden Anderen. Wenn es stimmen sollte, dass jede Bewegung der Psyche ihren Ausdruck sucht, oder aber eingeschränkt oder selbst auf feinste Art verstimmt ist, könnte man gerne, wenn man Kamdhenu, die glücksspendende Kuhgöttin des Landes wäre, einen Lockdown ausrufen lassen mit wohlklingenden Trompeten, damit jede/r mal überprüfen kann , ob er oder sie bei sich ist, und wenn nicht, die Sache ausloten. Das Ich, auf das man durch all diese Erlebnisse und Ergebnisse zusteuert, ist deswegen so schwierig zu finden, weil es kein Eigenlicht mehr hat, dafür aber eine daraus resultierende Wirkung. Natürlich kann man sich fragen, ob das dann auch noch ein Traum ist, aus dem es zu erwachen gilt. Das Gute und das Schöne daran ist vermutlich, dass es niemand im Voraus wissen kann, weil, wenn es da ist, drückt es sich (vermutlich) einfach aus.

montags

Eigentlich war ich überrascht, dass der westliche Winter, den ich immer etwas gefürchtet hatte, vorüberzog wie ein tiefer, dunkler, warm belichteter Strom, eingebettet in die große Krise, die die allgemeine Verlockungsebene, was die äußere Welt betrifft, reichlich eingeschränkt hat. Allerdings vergesse ich gerne, weil wenig davon betroffen, dass über die auf einmal so ziemlich allen zugängliche Online-Einkaufs-Ebene vermutlich ebenso viel eingekauft wurde als vorher, wer will schon im Lockdown mit Entzugserscheinungen umgehen müssen. Man musste sich ja sehr persönlich damit beschäftigen, wie man mit der auferlegten Lebensbeschränkung hantiert. Auch der Freiheitstrieb ist natürlich in jedes Mannes und Fraues Urkern vorhanden, und wenn das Kind den Vernichtungsorgien der Erwachsenen entgehen konnte, meldet sich dieser Drang früher oder später. Manchmal hält das dem Menschen von irgendeiner Quelle Auferlegte eine lange Weile duldsam an, meldet sich dann aber mit Protesten und will und kann nicht mehr damit leben. Abgesehen von schweren, geschäftlichen Verlusten kann es starkes Verlangen nach früheren Selbstverständlichkeiten geben: endlich wieder Oper, Schauspiel, Philharmonie, Cafés, Restaurants, Nähe. Das, was man mit eigenem Willen erreichen kann. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass viele die entstandene Pause gar vermissen werden. Einige Bücher doch nicht gelesen, man befindet sich ja sozusagen mitten in der Ausmistung. Und so ein Tag ist gar nicht so lang, wie man es manchmal gern hätte, und man staunt heimlich, wie das die anderen wohl machen, den Umgang mit all dem Hineingepackten, das nun auf sich selbst zurückgeworfen ist, bevor es sich neue Kanäle sucht, was sich  als günstig herausstellen kann, aber nicht muss. Wenn man geistige oder körperliche Verdauung schon lange nicht mehr intensiv gewohnt ist. Oder auch d a s befindet sich bereits in einer neuen Welle, der Reduzier-und Entsorgungswelle. Es entstehen Freiräume, aber nicht überall ist Durchlass. Es kommt zu Stockungen. Zu freieren Straßen, zu inneren Staus. Vieles wurde ja draußen an all den Tischen durchgekaut, das Erlebte und das Empfundene und das Gedachte, und glücklich kann sich schätzen, wer mit Gegenübern lebt, mit denen wahrgenommene Realität eingeschätzt werden kann. Mir ganz persönlich wehte eine Ruhe aus meinem indischen Dorf entgegen, denn niemand konnte dort hinreisen, und auf einmal waren sie wieder mal unter sich, fort der Touristentraum mit den prallen Geldtaschen. All die Hochburgen indischer Heiligkunst ohne Foreigners gar nicht mehr denkbar! Die Nicht-Denkbarkeit war allerdings vorher schon da, die Entgleisungen waren in vollem Schwung. Und während das Schöne und das Gute, das ja auch da ist, sowie die unselig vielen Formen des Missbrauchs weitergehen, wird die Menschenherde so langsam durchgeimpft sein, und alles kommt wieder in Gang. Aber wer weiß, wer wir dann sind, wenn die Mutanten endlich in Schach gehalten wurden, nachdem wir von den Mutanten in Schach gehalten wurden, und vielleicht eines schönen Tages wieder unmaskiert hinaustreten können in die Sichtbarkeit. Oder auch nicht.

Nathaniel Branden

Bildergebnis für Nathaniel Branden

Der Maßstab für geistige Gesundheit – für biologisch korrektes  mentales Funktionieren – ist derselbe wie für physische Gesundheit. Das Überleben des Menschen und sein Wohlergehen. Ein Geist ist zu dem Ausmaß gesund, wie seine Funktionsweise dem Menschen die Kontrolle über die Realität gibt, die er zum Erhalt und zur Förderung seines Lebens braucht.

Die ordentlichen Funktionen des Bewusstseins sind: Wahrnehmung, Erkenntnis und Handlungskontrolle.

Ein ungehindertes Bewusstsein, ein integriertes Bewusstsein, ein denkendes Bewusstsein, ist ein gesundes Bewusstsein. Ein blockiertes Bewusstsein, ein verdrängendes Bewusstsein, ein in sich selbst gespaltenes und durch Konflikte zerrissenes Bewusstsein, ein von Angst zerfressenes oder durch Depressionen gelähmtes Bewusstsein, ein von der Realität abgetrenntes Bewusstsein, ist ein krankes Bewusstsein.

Um erfolgreich mit der Realität umzugehen, braucht der Mensch Selbstachtung. Er muss auf seinen Wert und seine Fähigkeit vertrauen, in der Welt etwas bewirken zu können.

 

(Aus dem Aufsatz “ Mystizismus und Selbstopferung machen krank“).

Winkel

Die Mutanten werden also dafür sorgen, hört man, dass mehr Jugendliche und Kinder angesteckt werden, nicht würden, sondern werden, und das reicht nicht einmal für einen glänzenden, schwarzen Plastikstrohhalm, denn auf Stroh hat man zu einem gewissen Grad verzichten können, die Lage ist ernst, man hat verstanden. Hat man? Was genau gibt es denn zu verstehen. Für einen selbst, also mich selbst, ist das ja auch so ein Prüfstein, ob man tatsächlich ein gewisses kollektives Grundgefühl mitbekommen kann, und wenn ja, was damit machen. Angst und Verdrossenheit sind bei vielen Menschen da, und nun scheint auf einmal alles, was vorher war, besser gewesen zu sein als das, was gerade ist. Und natürlich kann ich mich dusselig ärgern, wer soll mich abhalten? Will ich aber gar nicht, sondern ich will, dass mir was Anregendes einfällt, mit dem ich das Zeitgefühlte bereichern kann. Ab und zu einem der intelligenten Komödianten zuhören, die zuweilen eine geradezu beneidenswerte Redefreiheit haben und man sie trotz ihrer beweglichen Intelligenz nicht ernster nehmen muss, als sie sind. Meistens sind es ja auch besonders ernste Menschen, deren Klugheit gewohnt ist, sich seltsame Bahnen zu suchen. Und treffen dann mit ihren Pfeilen direkt in den schwarzen Punkt. Und weil keiner verlangt, dass man die Pointen als den eigenen Abgrund erkennt, kann man herzlich lachen und gleichzeitig noch was dazu lernen. Ganz anders mit Trump. Gerne lockerte man für ihn die düstersten Begriffe, die einem einfielen. Oder konnte mit guten Freunden auch mal die Absurdität des männlichen Verhaltens bekichern oder durchstöhnen, bis einem die Haltlosigkeit des Unfassbaren bewusst wurde. Es war auch zuweilen unterhaltend, ohne Eintrittskarte vorgeführt zu bekommen, wie unheimlich das Menschsein sich zeigen kann, nämlich da, wo es auf Selbsterkenntnis konsequent verzichtet. Da stoßen dann gerne EsoterikerInnen und QAnon AnhängerInnen dazu, und bald haben sie es gemeinsam geschafft, dass keiner mehr durchblickt. Und da, wo die Verwirrung ihre exotischsten Blüten treibt, erzeugt sie gerne und wie automatisch einen Erlöser, der die Fäden in die Hand nimmt und so tut, als könnte er sie entwirren und in eine von allen gleichermaßen ersehnte Ordnung bringen. Irgendwann bildet sich ein natürlicher Drang, das Beklemmende abzuwerfen, sich dem Aufgezwungenen zu entledigen, das Steuer fest in die eigene Hand zu nehmen. Dafür muss einiges klar werden. Trump z.B. kann nur an Gewicht verlieren, wenn er zur Verantwortung gezogen wird und  ein Gericht, am besten gleich mehrere, ihn verurteilen. Unglaublich, wie groß die Hemmschwelle ist, einen Scharlatan wie Trump hinter Gitter zu bringen. Das wäre mit einer dunkleren Hautfarbe niemals so weit gekommen, das weiß auch jede/r. Vier Jahre mentaler Lockdown, das muss ein Land erst verkraften, und auch wir sehen ja hier in Deutschland, wie unausrottbar manche Dinge sind. Was heißt Dinge. Scheinbar unausrottbares Gedankentum. Moria. Hanau. Auschwitz. Das, was sich als Unverbesserliches durchgesetzt hat: die Dummheit, der Trugschluss, die Leichtgläubigkeit (usw.) Ach ja, die Mutanten, die sich breit machen in den Gehirngängen, die angstbesetzten Winkel geheimer Korridore, wo sich einnistet, was nicht verdaut werden kann. Vielleicht wird es Jahre dauern, bis erforscht geworden sein wird (jaja!), was mit Menschen in diesem vorgeschriebenen Lockdown alles passiert ist. Denn darauf war ja keiner vorbereitet, was es ziemlich abenteuerlich macht. Das sprachlose Virus im Zentrum des Wirbelsturms.

Hanau und Mars

Als die Morde in Hanau passierten, war ich in Indien, aber es kann einen auch nachträglich berühren, wie endlos schrecklich die Nachwirkungen solcher Taten sind. Die Toten sind tot und werden vermisst, aber die Davongekommenen müssen die Last tragen trotz Blumenmeeren und Kerzenlichtern, nicht, dass die fehlen sollten, sie gehören zur Trostebene. So ein Psychopath, wie dieser eingeordnet wird, gibt auch zu denken, wie viele von ihnen wohl noch herumlaufen und ihren trübseligen Zustand auf irgendein Kopftuch richten, das nicht in ihre Weltordnung passt, beziehungsweise in ihr Weltchaos. Ein Täter wie dieser leider unvergessliche Pilot, der auch die Anderen mit in den Tod nehmen musste, damit er nicht alleine war mit seiner Not, wenn man sich da überhaupt noch Gedanken vorstellen kann. Hass oder Selbsthass als Antriebskraft. Das wird sich weder regulieren noch einordnen lassen, denn Täter haben eine enorme Fähigkeit, sich als normale Bürger zu tarnen. Dann hat er neun Menschen, dann die Mutter, dann sich selbst getötet. Um die eigene Mutter zu töten, muss man schon ziemlich weit gegangen sein, das hatte er ja gerade hinter sich. Und niemand wird wissen, wie das wirklich in ihm alles ablief, und wie ein kleines Kind in ein paar Jahren zum vielfachen Mörder werden kann und andere töten, obwohl er sie gar nicht kennt, nur weghaben will wie sich selbst. Dieses nicht mehr Durchschaubare im Menschen kann beängstigend sein, manchmal mehr, manchmal weniger, denn es ist ja sehr schwer zu verstehen. Um es besser zu verstehen, treffen sich die Überlebenden der Toten, oft waren sie ganz nahe am Tatort und leben dann weiter im Versuch, damit umzugehen, mit dem Hass, mit dem Wahnsinn. Oft, wenn ich in Indien mitbekommen habe, wie sich das viel gepriesene geistige Gut fast über Nacht in einen kollektiven Albtraum verwandelt hat, musste ich bedenken, dass das Eiserne Zeitalter, das dunkle also, in dem Ignoranz und Dummheit vorherrschen, in ihrer Geschichte vorkommt. Wenn sich einerseits  die Energien verdichten und Ausdruck suchen. Es ist voll auf dem Planeten, und viele haben, was anderen nicht zugänglich ist, und die Wut über das, was einem zugemutet wird, bricht sich Bahnen. In Hanau kam dann der Lockdown, und sie konnten nicht miteinander trauern. Gleichzeitig, wie das in der Welt so üblich ist, jauchzen irgendwo ein paar Wissenschaftler darüber, dass ein mit hochkarätigen Instrumenten vollgestopftes Metallteil genau an dem Ort gelandet ist, der errechnet wurde, nämlich da, wo mal Wasser war(?), und nun sammelt das Ding Daten über den Ort, der so ziemlich sicher keinem hier nutzen wird. Und ja, die Milliarden, gut, ich höre schon auf. Manche Verbindungen darf man nicht herstellen, oder darf man es doch. Und obwohl ich keinen Spezialisten brauche, der mich in meinem Denken bestätigt, habe ich tatsächlich einen  Soziologen (Harald Welzer) gehört (im Gespräch mit Richard David Precht), der das auch (mit meinen Worten ausgedrückt) einen totalen Blödsinn findet, da oben rumzuwühlen und auch dort noch die Balance zu stören, anstatt sich hier auf dem eigenen Planeten um Ordnung zu kümmern, wo so vieles im Argen liegt. Und man selbst so gefordert ist mit dem eigenen Anspruch.

Von selbst


Das kommt doch von selbst – das öffnet sich –
hängt von nichts ab – geht nirgendwo hin –
kommt nirgendwo her – hat kein Wohnzelt – schläft
unter Himmeln – erfährt eigene Gedanken – lehnt
sich an Leergut. Ab und zu verzögert sich Tinte im
Fluss, nähert mich einer Möglichkeit des Verzeihens.
Buchstaben erzeugen Herzformen, Metalle lassen
Spuren zurück. Da singe ich im Weltfeld, im Wind.
Da sind wir das Viel-Ich, gebunden in einem Halte-
Verfahren, ohne Namensschild. Wollen raus zu den
Blumen: auch die haben Namen. Öffnungen sind in
der Erde vorhanden, lautlos. Schließt auf ihre
vorhandenen Schluchten, nehmt ihre Früchte, damit
keiner uns drängt. Wir, die wir Ich sind und Du,
schauen uns selbst an: Töchter und Söhne. Wir sind
entlassen aus dem Rad der Verdrehungssuchten.
Da konnte ich wahrnehmen diese Flammenherrschaft
über das, was ich wirklich bin. Nun weicht doch, ihr
Silben! Macht Platz für die hellen Gänge! Zeigt her
eure Füße, bringt Essenz zu dem Stein. Entzündet
das Licht an der Asche.

Asche


Asche im Gefäß auf getrockneter Kambuccascheibe

Der öffentliche Narrentanz ist vorüber, diesmal in Kinderversion, was sich für meine Wahrnehmung des Landstriches, in dem ich immerhin gelandet bin,  ziemlich bekömmlich zeigte. Und wer weiß, was ich als Rheinländerin alles unternommen hätte, wäre ich nicht woanders geboren und hätte dadurch zumindest einen Schluck des Kultureinflusses mit auf den Weg bekommen. So pilgere ich auch zuweilen geistig in der Welt des Christentums herum, um meine Erfahrung damit etwas zu erweitern, oder um zu sehen, ob und wie sich andere darin bewegen, die sich vielleicht ganz eindeutig als Christen und Christinnen empfinden, und warum und wieso eigentlich. Manchmal fällt mir sogar ein Bruchteil ein wie die Gesetzestafeln von Moses, und hat er sie nicht auch zerschmettert wegen der Anbetung des goldenen Kalbes. Und wie mir immer schien, hatte ich selbst ziemlich viele (Gesetze) davon gebrochen und fand es wichtig, eigene Erfahrungen mit den Schattierungen zwischen Hell und Dunkel zu machen. Ansonsten waren die Jecken natürlich traurig und sagten, das hörte ich bei meiner ersten Stunksitzung, trotzdem ein paar gewagte Sachen, die sonst keiner sagen dürfte, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Zum Beispiel dumpfe Vermutungen darüber, wie es innen in Angela Merkel wirklich aussehen könnte, könnte sie sagen, was sie zuweilen wirklich denkt. Aber vielleicht tut sie’s ja auch gar nicht, sondern da drückt sich vermutlich ein kollektives Bedürfnis aus, dass sie mal die Fassung verliert, worauf man nicht warten sollte. Und diese Volkslust nach aktiver Vermummung war ja eh etwas eingeschränkt durch den Zwang der Maskierung, der nun zur täglichen Ausstattung gehört. Für die Kinder ist das besonders schade, wenn sie ihr Traumkostüm nicht draußen zeigen können. Noch heute finde ich interessant, weiß aber auch ganz genau, warum ich Page werden wollte und meine Schwester Herzdame. Am besten und liebsten wählt man d a s, was man auf keinen Fall sein kann, aber wofür man eine heimliche Schwäche hegt, und man sucht sich auch aus den Symbolen der Zeit die Bilder. Und noch immer gibt es Königinnen und Schornsteinfeger und Cowboys- und girls. Nun ist Schluss. Asche. Das Wort beamt mich nach Indien, auch da heißt es : Schluss! Genug! Von einer südindischen Poetin (Mahadevi Akka) sagt man, sie sei, unter ihrer langen, schwarzen Mähne, nur in Asche gekleidet gewesen. Eingeladen bei einem Poetenfestival, soll sie in dieser aschenen Nacktheit gekommen sein und wurde sofort gefragt, wie sie es wage, so unter Männern zu erscheinen, wozu sie meinte, sie sähe keine Männer. Asche kann viel. Als ich damals im Tempel vor meiner Feuerstelle saß, kamen vor allem Frauen und wollten Asche haben, um ihre Kinder von irgendwas zu heilen. Als ich mich dagegen gewehrt habe, diese Verantwortung zu übernehmen, hielt mir der Mahant, der Boss der Bruderschaft, eine Rede über die heilenden Eigenschaften der Asche, und so gewöhnte ich mich daran, kleine Papierchen mit Asche zu füllen, wenn jemand danach fragte. Und nicht zuletzt ist es die Asche, aus der der Phoenix steigt. Asche ist Asche. Nicht weniger als Asche, und auch nicht mehr als Asche. Unbeschreiblich das Gefühl, sich die Asche selbst auf die Stirn zu setzen, eine Bereitschaft zu eigenem Anspruch signalisierend.

aufzeichnen

Da, wo bei meiner amerikanischen Algorithmenauswahl gerade noch der heftige Kampf um eine Dosis Gerechtigkeit tobte, die dem Volk sicher gut getan hätte, heulen nun die Eiswinde um stromlose Häuser, und man berichtet, dass es das vielerorts noch nie gab, jedenfalls nicht aufgezeichnet. Irgend jemand zeichnet immer was auf, selbst Sokrates könnte ohne Aufzeichner nicht unsterblich werden, und vielleicht gerät auch er mal in Vergessenheit. Andere Typen erringen den Weltgeschmack, vielleicht verschwindet auch das Wort ‚Mensch‘ mal, und die Roboter machen ein paar Aufzeichnungen für ihre Archive. In den deutschen Nachrichten, zu denen ich nun für ein paar Minuten zurückgekehrt bin, hat sich das Wort ‚Mutanten‘ durchgesetzt. Man ist (selbst) noch leicht infiziert von Gene Roddenberry’s Mutationsvorstellungen, zum Beispiel so ein gut durchtrainierter Surfer im silbernen Neoprenanzug, der sich tief im All durch die Weltprobleme grübelt und sich dann entscheidet, diesen Menschenwesen behilflich zu sein, und versteckt sein Kostüm unter einem Trenchcoat, auf dem Kopf einen Borselino, um möglichst human und nicht erschreckend zu wirken. Denn nicht nur ist er Fremdling, nein, er kann auch Sachen, die Erdlinge nicht können. das macht ihn natürlich verdächtig. Und es gibt nur noch wenige wie ich, die wissen, dass in Zen-La, halt ein anderer Planet, Shalabal auf den Mutanten wartet, während er da unten ohne sie herumrettet. Hier muss ich durch den freiwilligen Reality-Check und weiß natürlich, dass in den Nachrichten mit Mutanten was anderes gemeint ist, obwohl gewisse Verbindungen durchaus herzustellen wären. Das Schüren der Angst verbindet sich wie automatisch mit einem Namen. Abweichungen von der Norm, so eben, wie man sie selbst versteht, sind generell nicht beliebt. Allenfalls kann man vor ihnen warnen, und wenn das nichts nützt, muss man strafen. Es findet alles in demokratischer Freiheit statt, und klar, wir sind doch vernünftig. Gefeiert wurde auch das Verschwinden des Wortes ‚Fräulein‘ von der verbalen Bildfläche, das ist, höre ich, schon fünfzig Jahre her. Ein Fräulein war ganz offiziell eine, die noch nicht in den Genuss des göttlichen Gemächtes gekommen war, aus welchen Gründen auch immer. Oder vielleicht hatte sie schon (aus Versehen?) ein Kind, aber keinen dazugehörigen Mann, da blieb sie das Fräulein, sodass jeder das Kleingebliebene an der Frau gleich erfassen konnte, automatisch klein also ohne Mann, ein Stück Lende oder ein Batzen Lehm, der noch geformt werden musste, um sich selbst dazufügen zu können zum bereits Vollendeten, der über blutige, dunkle Vorgänge einen Menschensohn erwartet. Obwohl, wenn man’s genau nimmt,  er doch auch verwundet sein musste durch diesen heftigen Eingriff, bzw. diese Herausnehmung des Fleiches, aus dem dann das Fräulein entstand. Man darf aufatmen, denn einiges ist doch geleistet worden auf diesen weiblichen, schöpferischen Ebenen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem Land ein Mann eine Frau fragt, ob sie schon mal hat oder nicht. Oder vielleicht mehr zu Frauen neigt, oder sich gar operieren lassen möchte. Oder sich mal aufmacht geistig, das Thema für sich selbst persönlich einzuschätzen, denn da gibt es sicherlich viele Variationen und schöpferischen Einfallsreichtum, wenn unterwegs nichts z u Schlimmes passiert ist und es gelang, kein Opfer zu werden, sondern ein selbstbestimmter Mensch.

urteilen

Es geschieht ja auch immer gleichzeitig so viel, und man kann wahrlich nicht behaupten, der Lockdown hätte nicht zusätzlich noch eine mächtige Kreativwelle ausgelöst, und so manche/r wird dieser anregenden Zeit hinterhertrauern, wenn alles wieder s o ist, wie man es als normal empfand, ganz so, als könnte es nicht auch anders sein, dabei  kann es. Kann es ? Gestern war ja in Amerika Dunkeltag. Man wird versuchen, ein Vorbei daraus zu machen, aber es kann gar kein Vorbei sein, denn es ist ja nicht vorbei. Die helle Intelligenz der Beweisführenden musste geradezu dumpf verleugnet werden, war man Trumpist bis zum letzten Atemzug, also zu dem Moment, wo der Mund ja oder nein sagt, schuldig oder unschuldig. Da kam nirgendwo Erleichterung auf, nur eine andere Arena wird aufgebaut. Das Spiel geht weiter, vielleicht hört es nie auf, man weiß es nicht. Vermuten wir einmal, die Menschen werden in ein paar Jahren mit Robotern leben, die sie ganz glücklich und emotional ausgeglichen machen, würde ihnen da ein gewisses Etwas fehlen?, wenn es auch vorher nicht da war. Auf der anderen Seite könnte man meinen, dass sich an manchen Wundpunkten des menschlichen Verhaltens überhaupt nichts bewegt, und jede Generation fragt sich warum. Männer müssen sich selten klar machen, oder müssen sie es gerade deswegen doch, dass dieser Planet von allen bewohnbar ist, und es hat sich noch nicht bewiesen, dass Männer außer ein paar Muskeln mehr zur Exzellenz der Daseinslage beigetragen haben als Frauen, ganz zu schweigen von den Frauen im Hintergrund, die um Leben und Tod der Nachkömmlinge ringen, und oft nicht gemeinsam. Nein, das ist kein Geheimnis, dass alle paar Minuten eine Frau von einem Mann geschlagen wird, und da, wo geschlagen wird, da denken dann die Kinder, dass das normal sei, und die Erwachsenen tun ja auch so. Auch wenn es einmal passiert, kann man es keinen Ausrutscher nennen, weil es lebensvernichtende, also liebestötende Wirkung hat. In Indien habe ich von Frauen gehört, dass ganz viele von ihnen vernichtet aus der Hochzeitsnacht kommen, weil sie nicht die geringste Bedeutung haben außer der Mitgift und dem Warten auf den Thronnachfolger. Und von wem soll der Nachfolger lernen? Neulich bin ich zufällig auf einen Bericht gestoßen, in dem der Sohn von Mengele versucht hat, sich mit seinem Vater über die ihm nachgesagten Gräueltaten auseinanderzusetzen. Es war dem sogenannten Arzt nicht vergönnt, zu einer Einschätzung seiner Verbrechen zu kommen, er kannte ja auch seinen Sohn nicht. Jedes Schlagen eines Mannes auf eine Frau weist darauf hin, dass der Meinung des Mannes nach die Frau etwas tut, was er nicht billigt. Es gibt hier keinerlei Versuch eines Austauschs, aber auch mit dem Austausch, der ja hier bei uns möglich ist, kommt es trotzdem und offensichtlich zu  sehr viel Gewalt, die Männer auf Frauen ausüben. Sonst würden sich Frauen allen Alters doch nicht zusammentun, wie gestern in der Zoom Performance ‚1 billion rising‘ (Frauen gegen Gewalt), und sich aus vielen anderen Ländern zuschalten, um auszudrücken, dass das noch nicht vorbei ist, nein, ganz und gar nicht, es ist ein hochpolitisches und menschlich abgründiges Thema, das sich ausloten wird, komme, was da wolle. Das hat uns auch der Prozess um Trump gelehrt: dass es aussieht wie ein Scheitern der Wahrheit, aber dass alle wissen, wie es wirklich ist. Besser hätte es nun einmal nicht laufen können.

Hannah Arendt

Die Zeilen stammen aus einem Artikel von Michael Hampe über das Buch ‚Sokrates‘ von Hannah Arendt (aus der ‚Zeit‘ vom 14. Juli 2016)

Bildergebnis für Hannah Arendt

‚Sobald Wahrheit in eine politische Öffentlichkeit
getragen wird, wird sie zur „Meinung unter Meinungen“
und gerät in Gefahr. Die Wahrheit einer Behauptung
macht sie im politischen Kampf noch nicht zu der
Sicht der Dinge, die sich letztendlich durchsetzen muss.
Welches Schicksal die Wahrheit nimmt, hängt davon ab,
wie die Öffentlichkeit beschaffen ist: ob sie eine von
befreundeten oder verfeindeten Menschen ist.‘

Hannah Arendt verteidigte in ihrer Schrift über Sokrates die politische Öffentlichkeit als den Raum der Meinungsvielfalt. Denn Meinungen sind nicht einfach Unwahrheiten, sondern ihre Pluralität kann Manifestation der Vielfalt sein, in der die Welt den Menschen nun  einmal erscheint. Im Meinungsaustausch können Menschen glänzen, indem sie ihre Sicht der Dinge durch brillante Reden auf eindrückliche Weise den MitbürgerInnen vor Augen führen. Freilich setzt Arendt mit Sokrates voraus, dass Menschen sagen, was sie meinen, dass sie wahrhaftig sprechen. Menschen, die in diesem Sinne ihre Meinung äußern, müssen erkannt haben, wie ihnen die Welt erscheint und sollten nicht einfach Phrasen anderer nachplappern.

heldenfrei

Das muss wahrlich schwer sein für die Männer, vor allem für d i e Männer, die durch dieses Impeachment-Verfahren sitzen müssen und zu ‚gebildet‘, also zu educated sind, um nicht genau zu verstehen, ja : zu wissen, was hier Unrecht und was Recht ist. Aber der Schritt in die richtige Richtung ist nahezu unmöglich geworden, die Blamage wäre zu groß. Oder auch die Angst um das eigene Leben. Immerhin war die Meute bereit, den von ihnen so genannten ‚zweitmächtigsten Mann‘ des Landes (Mike Pence) zu hängen. In d e m Land also, das sie das mächtigste nennen unter den Ländern der Erde, und ihr Präsident ist automatisch der mächtigste Mann der Erde. Das hat Trump nicht gut getan. Aber wer konnte schon ahnen, wie schlimm es werden würde, dieses langsame Versinken in die Diktatur der Dummheit, ihre Frivolität, ihre dunkle Macht. Denn es geht ja in ganz besonderen Momenten nicht nur um Familien und Kinder, um die man sich sorgt, wenn man sich in Lebensgefahr befindet, oder um rein politische Gier nach Macht, sondern es geht insofern um Leben und Tod, weil ich, wie Sokrates uns gelehrt hat, mit dem Menschen (also mir) nach allem, was ich verursache, weiterleben muss. Vermutlich steckt nicht in jedem Menschen die Neigung zum Heldentum, aber auch auf dieser Ebene gibt es Überraschungen. Und nicht umsonst ist die Legende zu uns gekommen, wie Diogenes den mächtigen Feldherrn Alexander bat, ihm durch seine körperliche Anwesenheit nicht das Licht der Sonne zu rauben. Auch muss niemand das Zeug zu was Großartigem haben, aber vielleicht doch in großzügiger Bescheidenheit zuschauen können als Zeugin, dass das Gute, für das man gerne den Daumen gehalten hätte, erst einmal versinkt, obwohl auch Wunder geschehen. Jede/r erlebt mal eins und ist erstaunt. Bis zum letzten Nu ist Raum für Erkenntnis und ihre Wirkung, aber zweifelsfrei muss man dazu in der Lage sein. Da geht es auch um Männer, die wittern den Fraß wie Hunde, die keineswegs um ein gutes Durchkommen ringen, nein. Sie haben sich vorbereitet und ihr Denken durch dunkle Kanäle geschleust, bis das Steuerrad fast automatisch in die falsche Richtung steuert, also die eigentlich nicht gewollte, die dann zur Route wird, der man wie von guten Geisten verlassen folgt, weil da was Verheißungsvolles glitzert. Trump ist ein Meister dieses falschen Glitzerns. Deswegen war es hilfreich, dieses Phänomen eines Menschen eine Weile betrachten zu können und die Art des Feuers, an dem der Mann seine Machenschaften schürt. Man kann auch sagen, dass es dann irgendwann zu spät war. Obwohl…wohin könnte es gehen? Da bleibt ja nichts zurück, nicht mal Asche. Kein Zurück, wenn man zu weit gegangen ist. Und obwohl das alles und von jedem verfügbaren Winkel her kristallklar ist, so glaubt doch keiner, dass das Wunder geschieht. Aber auch d a s ist nur an der Oberfläche, denn andere Kräfte setzen sich automatisch in Bewegung, und so manches Scheitern setzt sich letztendlich als das Gelingende durch. Und zum Glück dient politisches Drama auch als  Ablenkung, in deren unauffälligen Räumen sich neue Kräfte bilden können, und nicht nur auf den dunklen Gängen. Und so sehr es in mir zuweilen ein Verständnis gibt für die Schwierigkeit freiwilliger Lockerungen des männlichen Griffs am Geschehen, so fände ich es doch angemessen, dass die Herren nicht weiterhin gewohnheitsgemäß an den Weltenbaum pinkeln.

Karneval

Jetzt bin ich schon einmal hier im Westen, im westlichen Winterlockdown sozusagen, habe mit Freunden in der Nähe eines Tannenbaumes gesessen, an dem lebendige Lichter brannten aus Honigwachs, und natürlich das leicht erhöhte Nahrungsslevel zelebriert, und was müssen viele froh gewesen sein, mal nicht vom Virus zu reden, oder haben wir doch darüber geredet, aber sicher auch noch von was anderem. Oder überhaupt geschaut, was wir eigentlich an Weihnachten so miteinander teilen können, wenn der Fokus nicht auf dem Jesuskind liegt. Aber das ist ja jetzt vorbei, nur eine Lichterkette hängt noch im Ahornbaum, ich könnte mir das sogar bis Ostern vorstellen, aber wahrscheinlich ist irgendwann Schluss. Heute früh habe ich gehört, dass gestern tatsächlich Frauen in Karnevalsmaskierungen herumliefen, es war Weiberfastnacht, sehr beliebt hier in dieser Gegend. Aber egal, wo man geboren ist, so fällt einem doch ein, dass man an Fasching auch gerne kostümiert war, mal Cowboy, mal Page usw. Vorhin kam das kleine Video zu mir und ich dachte: ach sieh an, nun bin ich auch mal dabei beim Karnevalsumzug, denn die Hauptsache ist doch dabei, dass man auf vielerlei Weise herzlich lachen kann. Ja, leider muss ich unterwegs feststellen, dass das Video sich zwar im Smartphone, aber nicht hier öffnet, das ist die digitale Wand, die viele kennen, als solches bleibt sie stehen. Offensichtlich habe ich mit dem Karneval zu wenig zu tun, und die Algorithmen haben mich hinausgeworfen aus dem Faschingszelt. Und es stimmt ja, ich bin gerade an dem amerikanischen Impeachmentverfahren interessiert, dazu passt die schwarze Wand auch ganz gut, man könnte die Buchstaben als ‚forbidden insight‘ lesen, also Einsichtsverbot. Dort findet auch doppelte Maskierung statt, oder könnte man sie nun gar dreifach nennen, die innere Maskierung, die virale Maskierung, und dann d a s, was wir nach außen zeigen und es meiner und der Menschenkenntnis an sich überlasse, die Merkmale mehr oder weniger erkennen zu können. Wer ist Kain? Wer ist Abel? Wer Beatrix? Wer Medea? Wer fühlt sich sicher, einen authentischen Ton aus den Tönen heraushören zu können. Und selbst wenn alle Anderen sagen, das sei ein falscher Ton, dann dennoch zu wissen, dass es  d e r Ton war, den man selbst erspüren konnte. Das allein ist im Prozess schon gelungen: dass die TäterInnen und Anti-HeldInnen krampfhaft und zwanghaft weghören müssen, um dem Ton widerstehen zu können, der dort auf der Anklagebank zu hören weltweit zu hören ist. Doch würde jetzt ein Gott oder ein schöner und liebevoller Erzengel sich hinter die luziferischen Kleingeister stellen und sie fragen, ob sie nicht noch einmal genau hinschauen möchten, denn ihr wisst doch genau, würde er sagen, was ihr da tut. Dann vielleicht würde man sich bei aller Unkundigkeit an den Satz erinnern, der nicht nur in biblischer Ewigkeit geschrieben steht, sondern auch der Titel für einen James Dean Film war, eben dass sie n i c h t wissen, was sie tun. Denn wüssten sie’s , dann gäbe es ja noch eine Möglichkeit zur Korrektur, denn weiß man’s mal, dann ist es schwer abzulegen. Deswegen kann man das gerade live in Washington beobachten, wie sich  Menschen in einen derart abartigen Zwiespalt bewegt haben, dass ihnen, man kann es kaum fassen, nur  noch der Weg offen bleibt, sich zu verkaufen, eine Form der Prostitution. Wenn es kaum mehr notwendig ist, das bereits feststehende Ergebnis  zu beklagen, denn das Wesentliche, um was es im Kern der Sache ging und geht, das ist bereits glaubwürdig sichtbar geworden.

(Später habe ich dann gehört, dass das Video doch auf den anderen Maschinen sichtbar wird., aber bei mir gibt’s weiterhin nur ein Symbol mit F und I auf dunklem Hintergrund).

Kanäle

 

 

Auf allen Kanälen kann man die oft öden
Einzelheiten des Vorgetäuschten sehen.
Hier innen bei mir:
Welch herber Schmerz, der die großen
Prüfungen begleitet.
Wie einen gigantischen Kometenbrocken
hat sie das Ganze angenommen von innen her,
dem maßlosen Herzen entgegen,
und hat es gründlich geleert und gelernt,
wie der Geist lenkt, und wie das
Wunscherzeugte entsagt werden kann
ohne verwundete Spur, und dass der
Wille derjenigen, die es tut,
frei sein wird.

Spitze des Eisbergs

Das war jetzt nicht unbedingt nötig, die stundenlange Einführung des Impeachmentverfahrens zu begleiten, und dann auch noch den amerikanischen Nachmittag in der deutschen Nacht. Aber morgens genügte eine kurze Reise durch die berichterstattenden Kanäle, um zu verstehen, was vorgefallen war. Eben das, was alle, die gegen das Verfahren waren, am meisten fürchteten, nämlich wie eindeutig und offensichtlich die Sachlage war, und wie kläglich die Falle, die sie sich selbst ruhmlos gebastelt hatten. Die Schuld des Täters ist sonnenklar, und genau das macht die Wirkung der bereits angenommenen Tatsache, dass die fehlenden Stimmen zu einer Verurteilung führen könnten, noch drastischer. (Baden gehende Gerechtigkeit!) Auch dass die Verteidigung des Verdächtigten dermaßen schlecht beurteilt wurde, brachte keinen zu der notwendigen Vernunft, aber dennoch konnte man etwas Wichtiges sehen: dass es immer bis zur letzten Minute Möglichkeiten gibt, etwas oder sich selbst auszuloten und das Erkannte zuzulassen, egal, wie schmerzlich es sein mag. Doch, es gab Einen. Ein Republikaner zeigte sich von der demokratischen Anklage so überzeugt, dass er hinüberwechselte zu seiner Einsicht, und in der Tat, er wirkte glaubwürdig, man zollte ihm gerne Respekt. ‚Achtung, Reisende/r! Denn es ist spät, aber noch nicht z u spät‘ stand einmal auf einem unserer Performance Programme. Es ist ein ermutigender, aber auch ein vorwarnender Satz, denn irgendwann kann es für etwas zu spät sein, und das ist dann wiederum sehr schmerzhaft. Und viele wissen auch schon, dass es in letzter Konsequenz gar nicht (nur) auf das Resultat ankommt, sondern darauf, was man auf dem Weg, als während des Prozesses, noch alles lernen kann. Und wenn man die äußeren und inneren Prozesse aufmerksam miterlebt, wird einen das Resultat nicht sehr überraschen, aber es wird einem auch nicht die Erfahrung nehmen können. Politisch wird dort im Saal der Senatoren Geschichte geschrieben, die nicht ausradierbar ist so, wie es eben für niemanden einen gehorsamen Radiergummi gibt, mit dem man das, was man verbockt hat, wieder wegradieren kann. Auch ist nicht jede klägliche Tat gleich ein Verbrechen. Man braucht sie ja, die eigene Erfahrung, um den persönlichen Maßstab einerseits an der persönlichen Einschätzung, andrerseits aber auch an existierenden Kriterien entlang zu bilden, und dann erst zu schauen, ob man ihm auch persönlich gerecht werden kann, eine weitere Quelle eintrudelnder Bescheidenheit. Denn leicht ist das alles nicht, und dann noch der Lockdown und die herumreisenden Mutanten, und eine Art Ruhe, die man innen benötigt, um d a anzukommen, wo man sich selbst am meisten braucht, um die Spitze des Eisbergs nicht zu verwechseln mit einer Scholle.

entheben

Gut, die Sache läuft: Impfzentren geöffnet, Impfstoff nachbestellt, über die Mutationen politisch nachgegrübelt, die über Achtzigjährigen durch die Schneewehen geschaufelt, oder auch Terminfreiheit garantiert, dann Hunderte von steckengebliebenen Autos Auswege gebastelt aus der Misere, dann den Wohnungslosen erlaubt, dort zu übernachten, wo sie sonst nicht dürfen, und extra Decken und warme Suppe gereicht usw. Da kann man schon mal dankbar sein dafür, dass man nicht grad woanders wohnt, sondern in diesem Land, wo einerseits der schwärzeste der kollektiven Abgründe schon hinter uns liegt, und vor uns die Möglichkeit, dass es nicht wieder geschehen möge. Das uns bis heute Verfolgende, mit dem jede/r auf eigene Weise allein ist. Und so kehrt ein Teil meiner Aufmerksamkeit noch einmal zurück zum amerikanischen Schauspiel, wo heute ein Prozess beginnt gegen einen Täter, dessen Täterschaft überhaupt nicht zu leugnen ist, denn sie ist digital festgelegt wie die Zeugen und Zeuginnen der Tat. Und hier können wir auch beobachten, wie Täter und Opfer zuweilen eins werden, allerdings nicht ohne eine komplexe Verdrehung der Tatsachen. Vieles dreht sich um die panische Angst der Polit-Gaukler, die es mit dem Haupttäter nicht vermasseln wollen, sollte er doch eines Tages wieder an die Macht kommen, was im Falle Hitler ausfiel wegen Selbstvernichtung. Man höre sich als Gegenspiel noch einmal die letzte Rede von Sokrates an, die ohne Mikrofone durch die Zeiten getragen wurde .Denn als alles Rechtmäßige, was auch die (neidischen) Richter durchaus als solches verstanden, als also alles gesagt war, was er zu sagen hatte, da griff er selbst zum Becher, denn danach gab es nichts mehr zu sagen. Trump hingegen, der kriminelle Täter, der irgendwo im Darknet als Gott gehandelt werden möchte, will unter Eid nicht aussagen. Das versteht auch jede/r, denn was ein Meineid ist, versteht sogar er. Es ist ein ganz wichtiger Prozess, bei dem die Welt zusehen kann. Schon allein dadurch wird man erfassen können, wo die Gerechtigkeit ganz offensichtlich liegt, und wo man sie baden gehen sehen kann. Denn darüber, dass sie baden gehen wird, sind sich fast alle einig, denn da laufen keine Helden mehr herum unter den Amtsenthebungsgegnern, sondern feige Karikaturen ihres eigenen verächtlichen Spiels. Und auch das wird Folgen haben, man bedenke!, es hat bereits Folgen. Tausende von Amerikanern haben in verschiedenen Distrikten die republikanische Partei verlassen. Das wiegt genauso viel wie jeder reflektierte Austritt aus einer  unglaubwürdigen Kirche, oder überhaupt aus den illegalen Fangarmen der Religionen. Sicher ist, dass man nach diesem Prozess ein noch klareres Bild der Weltpolitik haben kann und worauf es ankommt. Und d a s auf absolut allen verfügbaren Ebenen bis hinein in die Arena des Wohnzimmers, wo es um ähnliche Dinge geht, und wo oft die Preise ganz schön hoch sind für d a s, was man zulässt und das, was man nicht zulassen sollte, wenn man weder Täter noch Opfer sein möchte.

winterlich

Wenn schon Winter, dann richtig, könnte man denken. Schneeverwehte Täler und Zwerge, die auf dem großen Schlitten mit Santa…sorry, da bin ich abgerutscht in eine Zeit, wo es noch möglich war, das für möglich zu halten. Erstaunt lauschte ich einem sehr langen Wetterbericht, der von einer Menge querstehender Lastwagen erzählte, die deswegen bis mittags nicht fahren dürfen, und hunderte von Unfällen von denen, die unbedingt irgendwohin müssen oder noch kein Home-Office haben, oder innerhalb des Lockdowns ihre Kräfte für das Menschenwohl einsetzen. Denen, die gerne irgendwo hingehen, geht es bestimmt besser als denen, die nicht anders können als das zu tun, was ein Anderer für sie bestimmt. Jemand erzählte mir von einer Studie bzw. einem Experiment, wo es um Teilen ging. Vor zwei Kindern standen zwei vollkommen unterschiedlich gefüllte Gläser mit Süßigkeiten, was sie, wie später berichtet wurde, als ein Versehen empfanden und mühelos einen Ausgleich schufen. Dann bot man zwei Erwachsenen, die genau denselben Job zu verrichten hatten, unterschiedliche Bezahlung an, was beide fraglos akzeptierten. Man fand allerdings, dass sie sich aus dem Weg gingen, aber nie kam sie zur Sprache, die offensichtliche Ungerechtigkeit. Wenn es erfasst wird, aber nicht zur Sprache kommt, kann es ein nagender Wurm beim einen werden, beim anderen zu einer falschen Einschätzung des eigenen Wertes führen, hat der Eine doch mehr oder eben weniger bekommen als der Andere. Die Eiseskälte inmitten des Lockdowns vertieft noch einmal die Gegebenheiten, die einem dabei auffallen können. Die aalglatte Wand der Bildschirme etwa, die einem Lebendiges vorgaukeln, wo es nicht stattfinden kann. Immerhin kann sich praktisch  jede/r da ausdrücken, das ist ja schon viel und hat sicherlich auch einigen Wahnsinn verhindert, nicht ohne ihn auf anderen Kanälen zu vertiefen. Weiterhin geht es nicht nur um Covid und die Impfhektik, sondern um Geld und Macht. In Indien wurde das noch in meiner Zeit als gutes Benehmen gesehen, wenn der Reiche keinerlei Show macht von seinem Reichtum, ganz im Gegenteil: weniger ist mehr. Die Qualität des getragenen Tuches, das auf zwei Nägeln Platz haben sollte, konnte absolut hochwertig sein. Schließlich war der Reichtum kein Geheimnis, eher eine Verpflichtung den Anderen gegenüber, die nicht so betucht waren. Lang ist’s her, und wenn irgendwo ein Kalb vor meinen Augen zu Gold wurde, dann in Indien. (Selbst der größte Impfstoffhersteller hat dort sein Impfstoff-Imperium mit 350 Pferden, deren Blut der Herstellung dient). Heute bekomme ich von meinen indischen Freunden eher WhatsApp Bilder wie z.B. das mit einer jungen Frau, neben der steht: ‚Hört auf, Religion als Deckname für Faschismus zu benutzen‘. Noch vor ein paar Jährchen undenkbar, heute eine hörbare und weit zu verbreitende Botschaft, was es nicht einfacher macht für Menschen, die nicht geschult wurden in der Kunst der Unterscheidung. Oder wie man sich selber was zutraut. Denn auch das geht wohl nur, wenn das Kind nicht so geschädigt wurde, dass von der einst ungetrübten Quelle überhaupt noch was übrig ist. Ich denke aber, dass es eher selten ist, dass gar nichts mehr möglich scheint. Und wenn, dann lag es auch an uns Anderen. Dabei muss man sich weder zu ohnmächtig noch zu mächtig fühlen, denn die Kraft liegt wohl mehr darin, einfach dabei zu sein und dem, was meine Aufmerksamkeit braucht,  Beachtung schenken zu können. Es geht einen ja nur etwas an, wenn man entweder die professionellen Fähigkeiten besitzt, hier unterstützend zu wirken, oder man ist so berührt vom Erlebten, dass es eher zu einer natürlichen Aufmerksamkeit kommt, mit der man ohne weiteres dabei sein kann, ohne Harm anzurichten.

dunkles Nett

Man hört ja, ob man will oder nicht, eine Menge über all die Dinge, die während des Lockdowns passieren, sei es nun, dass Frauen mehr als sonst vor  schlagenden Männern in die Frauenhäuser fliehen, oder dass die ungeheure Belastung der Mütter und Väter wegen Home-Office und Kindern, die ständig da sind, zu Spannungen in den Beziehungen führt. Oder aber der geradezu überwältigende Ausbruch eines kreativen Feuers im Hinblick auf die Umforming des Menschentypus vom Aufrechtgehenden in einen in den Bildschirm Starrenden, der nun, und blitzeschnell ging das, vom technischen Innen heraus kaum mehr Grenzen wahrnehmen kann oder muss, denn hier ist etwas aus der Direktheit geschoben worden. So etwas Einmütiges könnte kein Diktator der Welt alleine vollbringen, was nun freiwillig als Hilfsstellung angeboten wird. Und sagen will man auch nicht unbedingt was dazu, denn man weiß ja so ungefähr, wo es hingeht. Der große Luxusdampfer also ist hier gemeint, auf dem Weg in den alles verschlingenden Ozean, in die Urmutterhöhle also, wo Neues, ja klar, ständig Neues dort dann gebastelt wird und geboren: es muss ja, denn es folgt nach wie vor einem Zyklus, der ohne hohen Preis keine Aushebelung zulässt. Ansonsten weiß man natürlich recht wenig darüber, was die Leute nun wirklich bei sich selbst zuhause machen, wo sie oft gar nicht so viel waren, nun auf einmal im Lockdown. Es sieht aus wie ein Halt oder eine Blockade, und das ist es auch, aber es gibt auch Bewegung, vor allem am Wochenende wimmelt es im sonst stillen Wald, wo noch ein paar aufrechtstehende Borkenkäferbäume herumstehen. Ach echt jetzt, so sieht das also aus, denkt man und bleibt stehen, um zu sehen, wie es aussieht, und man begreift (noch einmal), wie fortgeschritten in jede Richtung das alles ist. Ich habe natürlich auch Pläne, und nichts ist besser geeignet, als mit sich selbst bei sich zu sein und leibhafig zu erfahren, wie schwer es ist, sie umzusetzen. Und nichts geeigneter als ein Lockdown, wo man vom überall Geschlossenen geradewegs auf sich selbst zurückgeworfen wird, wenn man nicht schon vorher da war, und was macht man dann damit.  Gestern habe ich es geschafft, zwei Dinge, die ich für unersetzlich hielt, vom Bücherregal zu nehmen, denn Bücherregale scheinen anziehend zu wirken auf die Dinge, die man vor die Bücher stellen kann, wenn da noch Platz ist. Das Bild oben war eines der Dinge. Es war eine kreisrunde Schokoladenpackung aus Nizza, die, das kann man nicht leugnen, wirklich kunstvoll designed ist. Sie liegt ungegessen bei mir seit gut zehn Jahren. Erst habe ich das Bild aus seinem Stammplatz gelöst und dann das Geschriebene darauf etwas verändert, bzw. ausgestrichen, so dass nur noch ‚dark‘ da stand und drunter ‚The nice company‘, also (in meiner Übersetzung) das Dunkle als nette Gesellschaft, wobei das Wort‘ nett‘ es besonders dunkel macht. Nett genügt nicht, soll mein Vater gesagt haben, er meinte wohl sich selbst und dass es ihm nicht genügte. Und in der Tat: wenn man den Blick über die Welt und das, was man von ihr mitbekommt, gleiten lässt, fällt einem viel Dunkles auf, was als nett deklariert wird, nur, weil man sich daran gewöhnt hat. Da, wo die Schattierungen ein wenig lichter werden, ist nett in Ordnung, aber zum Glück nicht so wichtig. nicht so wichtig, und öfters auch vollkommen unangebracht.

klar

Wenn unter Menschen und innerhalb ihrer Konstrukte Dinge geschehen, die das mehr oder weniger klare Empfinden, wie etwas sein oder nicht sein sollte, bei weitem überschreiten, kann es den Vorteil haben, dass die Gegenkräfte dadurch ebenfalls aktiviert werden. Also zum Beispiel um Hitler herum sich einige, wie um Trump herum, lange genug heimlich wunderten, ob sie ihrer Wahrnehmung wirklich trauen konnten, als das Ausmaß des Irrsinns bereits sonnenklar war. Um diese Sonnenklarheit mit all ihren Sonnenstürmen einigermaßen aufrecht zu erhalten, braucht es vor allem, wenn man schon tief drinsteckt…ja, was braucht man da wohl am meisten? Um Diktatoren herum ganz sicher die Bereitschaft zu sterben, denn jedes als falsch gehörte Wort kann tödlich sein. Und wenn es zu spät ist, sind die Chips verspielt. Da wacht dann vielleicht der oder die Andere auf der gegenüberliegenden Skala der Kräfte auf, so, als müsste man nun endlich und unbedingt auch etwas dagegensetzen. Aber auch für einen selbst, damit man in sich selbst weiterhin klärt, wo man sich innerlich eigentlich aufhält, und was einen aus welchen Gründen auch immer wirklich betrifft und was einen etwas angeht. Die Götterwelten haben das ja prima erledigt und auch erfüllt, dass ihre ProtagonistInnen ansprechbar waren und keinen übersehen konnten,  und klar, wenn man alles Notwendige in diese Richtung tat, ging’s einem prima, aber wenn nicht, dann schmorte man in irgendeiner Vordenkerhölle, denn Angst, das ist bekannt, macht manipulierbar. Auch Angst hat ihre Wirkungsberechtigung, vor allem, wenn man weiß, dass man sie hat und was man mit ihr anfangen möchte oder kann, zum Beispiel, rechtzeitig adäquate Hilfe suchen. Oder wenn man beobachtet, dass einem bestimmten Menschen auffallend wenig widersprochen wird, sollte man das durchaus für sich selbst als Warnsignal sehen. Welche Rolle spielt man selbst in diesem Spiel, in dem man sich nur soweit verkörpern kann, wie man Geist und das Fahrzeug jeweils in Einklang bringen konnte, eine schöne und herausfordernde Aufgabe bei den Prüfung des Planetenaufenthalts. Das bewusste Erfassen dessen, wie und mit wem ich hier durchgehen möchte, und gerne auch mit galaktischer Inbrunst mich auf das Abenteuer einlassen. Wer hat behauptet, dass es leicht sei. Niemand will es ja letztendlich nur leicht haben, nein, herausgefordert will man werden und freut sich über jede/n, der oder die eine neue Note aus einem herauslocken kann, von der man selbst noch nichts wusste. Und es macht ja auf seiner eigenen Ebene keinerlei Unterschied, ob Eine in der Wüste allein eine meisterliche Trompete spielt, oder ein Vogel singt, oder ein Mensch tief versunken ist in einer Stille. Hauptsache, es schadet mir nicht und den Anderen. Und d a s s und wodurch man schaden kann, das ist auch wichtig zu wissen, denn nur dann kann man davon so erschüttert werden, dass es zumindest dahin (wie Wasser in der Erde) reicht, wo Blumen genug Nahrung erhalten und zum Blühen kommen. Wenn also ein paar Einzelne den Mut gefunden haben, endlich Aussage zu machen über das, was offen sichtlich ist, dann hört man einen guten Klang. Man lernt dann, die Misstöne von den klaren Tönen zu unterscheiden.

niederlassen

Sehen Sie, da stehen Sie
auf einem großen Ball
im All
und bewegen sich durch das Sternensystem,
gebunden nur an die wenigen Regeln des Spiels
und das sich daraus ergebende Möchten.
Wer bin ich, was und wie möchte ich sein, was
war ich, was kann da noch anderes enstehen.
Was ich bin, wird erfasst. Was ich nicht bin, geht
den Weg der Entschlackung. Der grundlegende
Baustein schwingt uns entgegen als Tor.
Wir selbst sind torgeboren. Das verlorene Glück,
in der Tat, ist das verlorene Innen. Wenn nicht
von innen behütet und über die angebotenen
Frequenzen geleitet, geht es diese Straße ohne
Zusammenhang. Zusammen hängen drei Dinge:
das Spielfeld und die Spieler und das Resultat
ihres Zusammenspiels. Mit brennender Stirn ,
werte Freunde, geht man d e n nüchternen Weg,
der einem einleuchten kann. Man kann sich dann,
wenn man möchte, zuweilen am Wurzelstamm des
Weltenbaumes niederlassen und sich vorstellen,
wie es wohl einmal gedacht war, als der Mensch
sich schulen konnte als Hüter/in der Ressourcen.
Das ist nun das Reich unseres Nullpunktdaseins:
Totale Entspannung bei höchster Aufmerksamkeit.
Das Schiff mit eigenem Brunnen an Bord, und
leuchtend im Licht des Morgens.

kein Zurück

Dass wir Menschen uns partout nicht so entwickelt zeigen, wie wir es gerne erwartet hätten (so als ein Ganzes, meine ich), liegt  sicherlich auch daran, dass wir alle den Satz ’so sind sie halt, die Menschen‘ auf Lager haben. Natürlich ist bemerkenswert, dass wir trotzdem  anders sind als alle Anderen um uns herum, doch der Einfluss dieser um einen Herumseienden kann mächtig und prägend für’s Leben sein.Was wir vorfinden, haben auf jeden Fall alle jeweils Anwesenden gestaltet und konstruiert, denn der Geist wendet sich dem zu, was uns anspricht. So werden wir langsam zu denen, die wir sind. Ich bleibe bei allen möglichen Einwänden dabei, dass jeder Mensch einen gewissen Spielraum der Gestaltung hat, und vermutlich wird niemand Nawalny im russischen Arbeitslager vergessen. Aber leider wird es auch wegen ihm weitere Verletzte und Gefangene und Gefolterte geben, da auch das Märtyrer-System sich am Leben hält und sich immer wieder bestätigt. Es gibt sie eben, die Märtyrer, und es gibt auch die Folterer. Dann gibt es natürlich auch Epikur oder die Zen-Meister, in jedem (online)-Buchladen erhältlich, obwohl auch da noch die Hand sich betätigen muss, und wenn es (z.B.) kommt, das Buch, kann es nicht nur gelesen werden, sondern man schlägt zum Beispiel auf Seite 50 auf und liest: ‚Der Weise ist frei von Geschäftigkeit, der Tor ist gebunden durch sich selbst.‘ Das allein hätte schon die Kraft, ein Leben zu verändern, man ist ja nicht blöd, man versteht es ja. Aber zwischen dem Verstehen und dem tatsächlich Irgendwohinkommen wabert der berühmte Schatten eines unlösbaren Mysteriums in Bezug auf des Menschen Anwesenheit in den paar Jährchen, die ihm zur Verfügung stehen. Am Ende dieser (verhältnismäßig) kurzen Lebensspanne sieht man selten genug eine/n  gelassenen und in sich ruhenden Weise/n, der durch das Tor, sagen wir mal: der Quantenphysik geschritten ist, heißt: er oder sie weiß, aus was das Ganze besteht und dass es sich ständig neu definiert und gestaltet, nämlich hemmungslos präzise den eigenen inneren Gedanken und Ansichten entlang, die sich von innen her nach außen auf die subatomare Ebene legen und sie mitformen. Deshalb ist es so spannend zu sehen, ob man das, was man ganz persönlich von sich erwartet, auch manifestieren kann. ‚Man‘ hier mal als Hindi Wort, was ‚Geist‘ bedeutet. Denn darauf kommt es ja an, eben wie das ganz Persönliche weder überschätzt noch unterschätzt, aber auf jeden Fall immer mal wieder eingeschätzt werden kann, ein Reality-Check sozusagen. Und das natürlich nur, wenn man sehen möchte, ob man noch auf selbstbestimmtem Kurs ist und dem Leben, das man führt, von Herzen zugewandt bleiben kann, weil es einen nährt und bereichert, statt einen zu vernichten. Und wenn es in bestimmten Zeiten danach aussieht, als würden Ignoranz und Dummheit pausenlos siegen, so muss man wissen, dass man immer noch frei ist, die andere Seite der Waagschale zu beleben, auch wenn das interessanterweise mehr Mühe zu kosten scheint. Jetzt nicht durch Geld, sondern durch erhöhte Aufmerksamkeit, damit man mitbekommt, wohin der Kompass zittert und wo die Sirenen singen. Das ist alles absolut genderfree, denn wer sich auf die Reise macht, ist unterwegs, und meistens, wenn man es ernst genug nimmt, gibt es zum Glück kein Zurück mehr.

 

Klause

Da, wo nichts zu sehen ist, erschafft man gerne und schnell etwas, was man zu sehen glaubt. Auf dieser Ebene kann der Glaube genau so hartnäckig sein wie der religiöse. Überhaupt ist es simpler, wenn man nicht alles genau wissen will, denn dadurch wird es komplex, und wenn die Komplexität der Wahrnehmungen nicht durchgearbeitet wird, gibt es Stau und geistige Verstopfung, vor allem, wenn man durch sich selbst wenig umsetzt von dem Hereingelssenen und Durchsortierten, sondern immer neue Ware zulässt, bis man den Überblick verliert über das Angesammelte und ein Druck entsteht mit einer Ahnung verbunden, dass man das alles nicht mehr bewältigen kann. Nicht umsonst, ja, gar nicht umsonst haben die Weisen der Erde darauf hingewiesen, dass weniger mehr sein kann. Nicht zuletzt, weil es dann einfacher wird, an den Staub heranzukommen, der sich gerne auf Geist und Materie legt. Von meinem eigenen Pandemie-Durchgang könnte ich (u.a.) sagen, dass ich den Glückskeks gegessen habe mit optimalen Bedingungen, die eine gewisse Gelassenheit ermöglichen, soweit der Zustand des Planeten das zulässt. Denn auch wenn man die Eremit(en)innen-Klause zur Verfügung hat, weiß man doch tief im Inneren, dass es sie nicht mehr wirklich gibt, zumindest kann nur ein Teil in mir in dieser Richtung weiterleben. Ich bade auch nicht häufig in dem noch größeren Glück, lange genug in einer Welt, in diesem Fall der indischen, gelebt zu haben, als Indien noch glaubhaft vermitteln konnte, dass es das Göttliche gibt. Dass hohe Ordnungen, die man wegen ihrer unerbittlichen Logik akzeptiert, einem wie eine liebende Mutter die Kraft schenken können, das Unerträgliche tragen und das Unfassbare fassen zu können. Und daher weiß ich, dass, hat man sich einmal wirklich eingelassen auf eine Erfahrung, zumindest soweit wie es einem möglich war und ist, man einsteigt mit sich in die Dichte des Rätsels. Denn Rätsel wird es bei aller Belichtung wohl bleiben. Man darf ja nicht vergessen, dass ständig alle mitweben am Teppich, und selbst der kostbarste der Teppiche kann fadenscheinig werden und die Muster keine Erneuerung mehr kennen. Und dann gibt es natürlich schon so ziemlich alles, was man denken kann, und die Frage, ob überhaupt unter Menschen etwas Neues geschehen kann, ist und bleibt eine gute und aktuelle Frage. Manche wollen die Reinheit Marias feiern, wie ich heute zufällig im letzten Satz des Priesters vor den Nachrichten hörte, denn sie war wohl auch nach der Geburt des heiligen Kindes viele Tage unrein, bis sie dann wieder rein war und der Junge dem strengen Gott vorgeführt werden konnte. Oder aber Joseph Beuys, der offensichtlich nicht anders konnte, als sich selbst ins Spiel bringen. Das war in seiner Seinskunst schon alles ziemlich frisch, nur kann es natürlich keiner nachmachen, weil niemand außer Beuys Beuys ist, daran sieht man, wie selten das ist. Und vielleicht war es (nur) die Liebe, die in ihm steckte, eine starke Liebe, die sich dem Schein nicht beugte, sondern er hatte sich, über welchen Weg auch immer, einen Raum erschaffen, wo er sich zeigen konnte und sein konnte, wer er war. Das weiß natürlich nur der Mensch in seiner oder ihrer akzeptierten Einsamkeit, wer genau das nun  ist hinter dem, was Andere für eine Maske wie ihre eigene halten, aber vielleicht wissen er oder sie es auch nicht.

gutgehen

Einmal meinte ein Mann während eines Gespräches, er sei doch sehr pragmatisch, also vor allem pragmatischer als ich, und zum Glück fiel mir eine Tatsache ein, die nicht zu leugnen ist, nämlich, dass wir auf diesem Planeten ständig in hoher Geschwindigkeit das All durchqueren, ob das pragmatisch genug sei. Natürlich kann Pragmatismus hier nur im Kopf stattfinden, die Gedanken sozusagen als die dazugehörige praktische Handlung. Ebensowenig ist es natürlich möglich oder angebracht, sich täglich daran zu erinnern, dass ich mich eigentlich nie in einer Bewegungsstarre befinde, oder besser einem selbst kann das passieren, aber ich werde dennoch automatisch bewegt. Auch ordnet man bestimmte Gedanken bestimmten Berufen zu, da, wo sie eben geeignet und nutzbringend sind. Der Eine erforscht die Sterne, der Andere stellt Musikinstrumente her. Aber alle werden mal von etwas Gemeinsamem angehaucht, vielleicht so etwas wie die Angst, verlassen oder zurückgelassen zu werden in diesem Labyrinth der Geschichten, die allesamt nur um den Aufenthalt des Menschen auf dieser Erde gehen. Man grübelt sich z.B. einen Sinn zurecht, der nirgends zu finden ist, merkt aber, dass das scheinbar Sinnlose schwerer wiegt als das an den Sinn Geheftete oder mit ihm Verhaftete. Man hat sich ja im westlichen Denken an die ‚erwiesene‘ Tatsache gewöhnt, dass der Mensch sich vom Affentypus hochgearbeit hat bis zum feinsten Pinselstrich, ja und dann Flugzeuge und Smartphones  und Wikipedia, das raubt einem sofort den Atem. Die vielen Bücher, die um einen herumstehen und einem erzählen, auf wie viele Arten und Weisen man das alles sehen kann, was ja jeder sieht, denn alles ist da. Und wenn etwas dazukommt, dann ist das auch da, neue Worte im Duden, die einem die Zeit nahebringen, in der man lebt. Und dann der tägliche Umgang mit den Welten, in denen man nicht lebt, also in jedem, den man antrifft, eine andere. Die Pandemie hat (u.a.) gezeigt auf vielerlei Weise, wie die Bremse zur Außenwelt hin die Menschen auf sich, also auf uns zurückwirft oder führt, sodass der Fluss der eigenen, eingefahrenen Weltwahrnehmung unterbrochen wird und andere Netzwerke im Gehirn aktiviert werden (können). Ein andauernder Lockdown eignet sich für so einiges, was man auch nach dem Lockdown günstig einsetzen kann. Mich packt zuweilen so ein Gefühl, als bewegte ich mich in einem surrealen Film, in dem alle so tun, als wüssten sie, wo es herkommt und wo es hingeht, dabei weiß es ja keiner. Ich kenne auch die Wirkung eines intensiven Nus, in dem ich es ganz seltsam und unverstehbar finden kann, ein Mensch zu sein. Man gewöhnt sich so schnell daran, das Vorgefundene als einzige Realität zu betrachten, die keine Beweisführung braucht. Dabei läuft die Enträtselung ständig auf allen Ebenen auf Hochtouren, und  das in allen Schattierungen. Denn es gibt auch irritieörende Weisheiten, die alles Konstruierte über den Haufen werfen und letztendlich auf die einfachsten aller Instrumentarien hinweisen. Wie es eben a u c h zu leben ist, das menschliche Leben. Es hat ja keiner behauptet, dass es einem auf der Reise nicht auch gut gehen soll. Denn gerade d a s ist doch, was jeden und jede von uns betrifft und interessiert: Wie man das macht, dass es einem (und auch den Anderen) so gut wie möglich geht. Sonst wird das Ungewisse eine zu große Last.