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Kerberos, der 3-köpfige Höllenhund, der den Eingang des Totenreiches bewacht
Etwas taucht auf, man ergreift es spielerisch und verbindet es mit etwas anderem, mit was es bisher nichts zu tun hatte, und wenn man GeschichtenerzählerIn ist, kann man daraus eine Geschichte machen. Zum Beispiel die Geschichte eines Höllenhundes, der, nicht zuletzt über meine Abbildung, zurückgerufen wird im Dienste einer Pandemie bzw. in die Darstellung eines Totenreiches, in dem Kerberos den Eingang bewacht. Oder ich blicke auf ein leeres Blatt, nehme dann das tiefdunkle Rot, das der Farbe des Blutes entspricht. Und, obwohl ich gerade bewusst der entstehenden Form widerstrebe, setzt sich das wachsame Tier mit den uralten Augen durch, bzw. drei von ihm, hier nur zwei zu sehen. Die schwertgleiche Zunge will Möglichkeiten des Blutrünstigen vorgeben, bildet aber eher ein bewachtes Tor für die durchgleitenden Nachen. Oder das Tier, nun ohne das Gegenüber gesehen, beklagt mit gefährlichen Tönen die menschliche Sucht der Zerstörung, ohne Rücksicht auf die vielen Verluste. Oder ich war früh unterwegs im kollektiven Unterbewusstsein, habe mal dort hingeschaut und dann hier, und ja, da konnte man schon ein Graulen vernehmen in den Korridoren, einen Widerstand gegen die Einschränkungsmacht, ein fast vergessener Trieb, sich nichts sagen lassen zu wollen, was sich dem Nachvollziehbaren entzieht, das kann schon ein Kind mit drei Jahren. Das Plädieren an die Vernunft hat Hochsaison, und vielerorts ist sie bereits baden gegangen, **** nature! Vielleicht sollte man sich etwas intensiver mit dem Sterben befassen, immerhin einer der intensivsten Durchgänge, die dem Menschen blühen, und nein, keine/r kam von da zurück, denn die, die zurückkamen, sind ja nicht gegangen. Man hält sich auf dem Weg zur Stocknüchternheit zumindest eine Weile an die simpelste Variante der Logik. Wenn ich weiß, dass es keinen Kerberos am Eingang des Totenreiches gibt, kann ich mich trotzdem an der Symbolik erfreuen, die sich mir gezeigt hat. Dann habe ich noch eine weitere Samstagsgeschichte auf Lager, die ich beim Frühstück gehört habe. Irgendwo in der Nähe gibt es eine Waldorfschule, in die ein Zwillingspaar geht, deren Mutter wir kennen, von der die Geschichte kommt: In einer Unterrichtsstunde las der Lehrer ein Gedicht vor, in dem das Wort ‚Schlächter‘ vorkam. Eine Schülerin wehrte sich dagegen, das Wort auszusprechen. Der Lehrer meinte, das ginge nicht, denn das sei schließlich das Wort des Dichters. Aber andere SchülerInnen schlossen sich an, die wollten alle das Wort ‚Schlächter‘ nicht sagen. Da blieb dem Lehrerkollegium nichts anderes übrig, als sie von der Aussprache des unliebsamen Wortes zu befreien. Den ‚Höllenhund‘ konnte ich wenigstens noch archaisch einordnen, aber den ‚Schlächter‘? Für die Kinder war das natürlich ein erfolgreicher Siegeszug. Was natürlich nichts an der Tatsache ändert, dass es ihn dennoch gibt (den Schlächter), wenn auch in eher seltenen Ausgaben.  Aber das heißt ja nicht, dass einem Kind die Begegnung damit passieren muss. Oder man hätte den finsteren Schatten auf die Tierschlachthöfe lenken können. Nicht, dass dort was ablenken oder abfedern kann. Außerdem bin ich verantwortlich für den Zustand meines eigenen Darknets. Auch da kann Staub auf den weinroten Polstern lagern und blinde Spiegel das Lichtlose auf die verblichenen Perserteppiche werfen. Vollmond an einem der Samstage im Lockdown, als sich die meisten noch an das strikt Empfohlene hielten.

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