Der dritte Winter im Ukraine-Krieg, in dem sich ein ehemaliger Schauspieler auf bewundernswerte Weise in eine Heldenrolle katapultieren konnte, aus reiner Verzweiflung und Not, ja, aber das schmälert nicht die Durchhaltekraft, die es braucht, um so eine Aufgabe zu übernehmen, wo das Ziel der Weg ist, denn alles andere ist vorläufig ungewiss. Das dachte ich heute früh, als der Schnee hier fiel und ich alles um mich habe, was mein Leben angenehm macht, und auch das alles in Maßen. Denn auch Beobachtung braucht Kräfte, zum Beispiel Wachheit, und Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn kein Preis zu erhalten oder zu bezahlen ist für den persönlichen Einsatz, der sich ergibt aus den Anlagen, die man im Leben kultiviert hat. Und so sieht es zwar zuweilen so aus, als würde zum Beispiel durch die digitale Revolution alles und alle mehr zusammenrücken, aber nein!, durch die ständige Beschäftigung mit den Kommunikationsgeräten ist jede/r eher allein, und die Handhabung der Einsamkeit wird weiterhin ein großes Thema bleiben. ‚Einsamkeit‘ ist ein schönes und treffliches Wort, wenn man es als Zuhause erkennt, in dessen nahezu unbegrenzten Räumen man sein eigenes Wesen souverän entwickeln und lenken kann. Und von da aus natürlich, also auf natürliche Weise, nach außen bewegen, wo sich kein Hunger nach Wirkung bilden muss, denn jeder Mensch, der bei sich ist, hat Wirkung. Vielleicht drängt uns auch gerade in diesem Jahr dieses Gefühl eines Schattens über der Menschenwelt, einer Bedrohung des Lebendigen durch das Unlebendige, nicht bei sich Seienden, das herumirrt mit unerfüllbaren Machtgelüsten und einer niedrigen Hemmschwelle gegen die Auslöschung und die Vernichtung von Menschenerschaffenem. Wir brauchen Kräfte, die möglichst wenig belastet sind von den ichgeschwängerten Dramen, damit das Auge freie Bahn hat und das, was ist, sehen kann, wie es ist. Und wir angemesen darauf antworten können. Es ist wie immer? Ja, einerseits schon, aber andrerseits war dieser Tag, ich meine heute, oder jetzt, noch nie da. Und genau d a s ist zu erleben, nämlich das Immense und schwer Verständliche zuzulassen, das inmitten der Bewegung im Seienden ruht.

Die ersten Tage des Jahres tragen mit sich so eine Eigenart, die aus den Gewohnheiten und üblichen Ritualen der Festtage resultieren, also zum Beispiel auch das viele Trinken und Betrinken, das verhältnismäßig schnell zur Auslöschung des Bewusstseins führen kann, womit der erste Tag des Jahres nach all der Aufregung erst einmal plattgelegt und der Verkehr eingeschränkt ist, was wiederum auch für die, die das alles irgendie anders gestaltet haben, doch auch spürbar ist. Auch die Medien sind ja ein Hineinhorchen und ein gedanklich und bildliches Wiedergeben der Kollektivsphäre, da wir nun alle untereinander so radikal vernetzt sind. Die Erkenntnis, dass wir aber auch Menschen sind, die einzelne Entscheidungen kennenlernen wollen und fällen müssen, scheint mir gerade d a s an diesem Jahresanfang so wichtig. Denn gleichzeitig mit all den Festtagen und den Festessen läuft die Geschichte unbeirrt weiter, und wir schauen wieder hinein in das Außen und seine Entwicklungen. Klar spielen wir alle irgedwie mit in diesem Stück, aber manchmal denke ich, dass das Stück sich auch selbst spielt. Und logo, wenn ich es choreographieren müsste oder könnte, würde ich auch die Spieler.innen fördern, die ich am besten geeignet fände. Aber die kosmische Inszenierung, also im realen Kontext durch sich selbst erzeugt, kommt mir häufig unterhaltsam und vollkommen vor. An Elon Musk zum Beispiel kann sich die Kollektivpsyche und professionell geschulte Denker:innen abarbeiten, denn der Typus ist vielleicht nicht unbekannt, aber die Umstände sind anders. Es wird also so ein Joker ins Feld geworfen, der alle aufmischt. Er kann von niemandem gefeuert werden, denn er ist nicht angestellt. Er ist das freie Maskottchen des mächtigsten Mannes der Erde, zumindest im Moment. Man wartet auf ein Erwachen, hört aber am tiefsten Ort der Orte nur den Flügelschlag des Schicksals. Gleichzeitig sollte sich niemand davon abhalten lassen, ins Licht zu treten, um sich an der Umsetzung der Aufklärung weiterhin wachsam zu beteiligen. Oder endlich das bereits Aufgeklärte zulassen. Damit es wirksam sein kann.

Fünf

Die Fünf also, purzel fall ström hinein ins weiterhin Ungewisse, oder vielleicht noch nackter und ungewisser kann es werden, und welches Land wird sich nicht aufmischen lassen von dem neuen Schreckgespenst mit dem größten Maul aller Mäuler, das alles verschlingen will, nur wegen den Süchten und der inneren Leere und der Bereitschaft zu kontrollierter Vernichtung. Das ist unheimlich und kann erschrecken, und düster fliegt der Schicksalsvogel über unsere Köpfe hinweg, und wann kommt mal wieder die Sonne durch und die Freiheit und der Frieden, die wir beide ausgiebig hatten, und es günstigerweise auch gemerkt und wahrgenommen haben. Aber wie gesagt, es ist nur das Ungewisse, das seine Formen annimmt. Wir können zuschauen, und wir können handeln, jede/r auf eigene Weise und keineswegs nur ohnmächtig. Die herkömmlichen Richtlinien allerdings verlaufen sich nun im Sand, dann kommt ein Sturm und verwischt vollständig den Plan. Gab es einen Plan? Und wer fühlt sich überhaupt für w a s zuständig. Schweigen ist gesund, und auch die Worte müssen nicht notgedrungen in die Leere führen. Wir werden sehen, das ist sicher, von der Oberfläche her bis in die tiefsten Ebenen der Sicht.