meistern

Der 6. Januar. Da klingelt doch was, oder ist es schon ein Gongschlag. Und genau wegen diesem unüberhörbaren Ton im Rahmen eines neuen Dramas auf der Weltbühne bewegen sich die Geister in den Spieler:innen noch schneller. Und am allerschnellsten und unangenehmsten wird es, wenn sich wegen der vorprogrammierten Ungewissheit die Angst einschleicht. Zum Beispiel das, was man hat, zu verlieren, oder plötzlich übervölkert zu werden von Braunhemden mit orangenen Krawatten, oder da, wo man immer so schön Ferien machen konnte, sich der Wind auch nach rechts gedreht hat, und man muss auf einmal aufpassen, ob bestimmte Automarken noch akzeptabel sind undsoweiter. Deswegen ist es klug, sich zu rüsten, eben nicht wettrüsten, sondern den Blick nach innen wenden, um zu wissen, wer oder was da sitzt, und ob ich mich im Notfall darauf verlassen kann. Die Meisterschaft über sich selbst zu erringen ist keine abgekapselte Luxusbeschäftigung mehr, sondern ist eine logische Antwort auf einen interessanten, aber sehr bedrohlichen Vorfall im Welttheater, der auch den Gedanken zulassen muss, ob die menschliche Spezies mal wieder eine Szene hervorbringt, die ihren eigenen Untergang als eine Möglichkeit beinhaltet. Nun will man natürlich, wenn auch aus reiner Abenteuerlust, gerne dabeisein, solange man kann. Und so bleibt einem nichts anderes übrig, als die Begeisterung der Tiefgrübelei wieder zu entdecken, die einem vielleicht aufschlussreiche Botschaften liefert. Aber man ist ja nicht allein! Außer den Gesprächen im Freundeskreis gibt es kleine Anekdoten, die einem wie mit einem Zen-Schlag plötzlich etwas beleuchten können, ohne viel zu erklären. Gestern hatte ich in meinem Beitrag so einen schönen Mini-Dialog, der auf einer Wand in Portugal zu lesen war. Und ich habe noch eine kleine Meisteranekdote aus einem Film auf Lager, in der ein Schüler jahrelang hinter einem Meister hertrabt und alles für ihn tut, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. Aber der Meister geht immer ungerührt voran, der Schüler verliert in seiner Verzweiflung so langsam alles, was er so hatte, bis er es eines Tages nicht mehr aushalten kann. Er baut sich vor dem Meister auf und klagt, wie er alles, aber auch alles verloren hat und nun absolut nichts mehr hat. ‚Wirf es weg!, sagt der Meister.


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