Das Bild habe ich gestern abend schnell im Vorübergehen geknipst (knipsen sagt man auch nicht mehr) in dem Gefühl, dass die Natur mich anschaut mit Augen, die überall aus dem Dunkel dringen und eine direkte Wirkung auf meine Befindlichkeit haben. Solch ein Auge kann derart schön sein, dass es fast schmerzhaft ist zu wissen, wie schnell aus einem Auge ein Ast werden kann. In Indien konnte man keinen Vollmond und keinen Halbmond und keinen Neumond verpassen, denn immer war Tempelgebimmel oder Gebetsgesänge, oder Lichter wurden auf das Wasser gesetzt. Hätte ich nicht viele Jahre in Indien verbracht, wäre ich vermutlich nie in Kontakt mit diesen Kräften gekommen. Es ist die tiefe Bewunderung für den kreativen Vorgang, den ich anregend fand und der in meine Neigung zu bewusster Künstlichkeit einen Tropfen dieser kostbaren Wirklichkeit senkte. Dabei zielte meine jugendliche Leidenschaft durchaus in Richtung Zarathustra, der wie Hieronymus oder der Prophet (von Kahil Gibran) im Schutze der Natur seine Weisheitscocktails zusammengebraut hatte, um sie dann der durstigen Menschheit zu offerieren. Das war, bis Stan Lee in meine Welt kam, also Amerika und das ‚Livung Theater‘ mit neuen Ideen für das verbleibende Leben. Immerhin ist die Natur der Schauplatz, auf dem alles stattfindet, was wir für lebenswert halten. Und nur, wenn der kollektive Lebenswert auf zuvor unvorstellbare Tiefen fällt, beginnt das gnadenlose Ausrauben der geschenkten Sphäre, und nun erkennt man auch in Stan Lee einen Vordenker. Es wird keinem lebenden Wesen mehr gelingen, die Augen ganz von den Tastaturen zu lassen. Schon jetzt würde alles zusammenbrechen, sollten die krassen Warnungen Einzelner ernstgenommen werden z.B. in Hinblick auf körperliche, aber voar allem auf geistige Gesundheit. Jetzt bin ich so dankbar, dass sich meine Augen auf sattem Grün oder bunter Farbpracht ausruhen und erholen können, denn wir sitzen alle schon in gefährlichen Trakten, wo der Mond seine ureigene Bedeutung verliert oder bereits verloren hat, als die üblichen Machthengste auf ihm herumtrampelten, um zu schauen, ob man hier für Überlebende vom Missbrauch vielleicht eine weitere finstere Welt erschaffen kann. Nicht, dass es bloß Finsteres gibt, um Himmels Willen, nein! Es gibt sie noch, den Mond, die Sonne und die Sterne. Man muss sie nur bewusst wahrnehmen, wenn sie da sind.

ganz

Jeder Mensch kennt die Erfahrung, dass man das, von was man tief überzeugt ist, an die Frau oder den Mann oder das Kind bringen will. Manchmal kann das eine durchaus anregende Wirkung verursachen, aber erst einmal kommt die Frage: von was bin ich denn so überaus überzeugt, gleich zweimal über sozusagen, und sind meine Überzeugungen noch bewegungsfähig, oder schon in irgendeinen Stein gemeißel. Vermutlich war mit diesem Begriff des Gemeißelten der Grabstein gemeint, also festgeschraubt für ein erwünschtes Immer. Allerdings wird einem mit der verrinnenden Zeit klarer, wie man selbst die Dinge sieht und wie man sie bewusst sehen möchte, Hauptsache, man nimmt das alles mit in den lebendigen Bereich und bleibt weiterhin auf Fahrt, was hier als eine planetarische Selbstverständlichkeit gesehen wird im Sinne, dass wir, ständig durchs All bewegt werdende Geschöpfe, trotzdem oder gerade deswegen herauszufinden versuchen, wer hier eigentlich unterwegs ist. Nun werden wir natürlich von Anfang an bombardiert mit den Meinungen oder dem Wissen oder den Befindlichkeiten anderer, sodass man, wenn man nicht aufpasst, ein großes, aus vielen Teilen zusammengesetztes Puzzle werden könnte, dem dies und jenes Teilchen abhanden gekommen ist. Aber ist man nicht von Beginn an das Ganze, das gar nicht auseinander genommen werden kann, sondern sich nur im bewussten Erfassen der durchlebten Nus erspürt und weiß, mit wem man verbunden ist. Die Normen der Gesellschaft, also d i e Überzeugungen, die es durchs kollektive Raster geschafft haben, können eine enorme Belastung werden, wenn man sich ihnen nicht zugehörig fühlt. Daher braucht es soviel Kraft, den eigenen Weg zu gehen, denn dafür trage ich die volle Verantwortung, ein Wort, das nur im Sinne des Sich-selbst-Antwortgebens seinen Anspruch erfüllt. Ich selbst Antwort geben auf mich, auf meine Fragen, auf meine Gefühle, auf mein Hören, auf meine Sicht, auf meinen Ausdruck. Dieses Alles trage ich so, wie nur ich es gestalten konnte, in die Welt und bleibe dadurch ein immerzu wachsendes, selbstbestimmtse Wesen, das sich erfreut an der eigenen Gesellschaft, und nur dadurch auch an der Gesellschaft der Anderen. Ich schreibe ‚die Anderen‘ immer groß, weil die, die ich damit meine und denenn ich von Herzen zugetan bin, eine große Bedeutung in meinem Leben haben.

herbsteln

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schon allein durch die natürlichen Begebenheiten des Klimas gewährleistet ist, dass wir uns verändern können und auch müssen, uns also anpassen müssen an die vorhandenen Verhältnisse. Allerdings sind viele von uns, hier z.B. als Deutsche, in der Lage, in irgendeinen Süden zu fliegen, wo noch Sommer herrscht oder immer etwas davon spürbar ist wie im Winter in Indien, wo es ziemlich kalt werden kann, aber mit dem Erscheinen der Sonne pünktlich gerechnet wird, nicht zuletzt ein Grund der vielen Wanderungen, vor allem an die Küsten von Goa. Aber der Herbst in unserer Breitenlage ist sehr schön und unterhaltend, auch wenn es bedauerlich ist, dass man Türen und Fenster schließen und sich langsam einlassen muss auf die sichtbaren Vergänglichkeiten. Man tritt förmlich auf die Flüchtigkeit des Daseins, und ja!, schöne Farben, atemberaubendes Gold, wenn denn das Licht der Sonne die stark ermüdeten Blätter noch einmal in den Glanz des Lebendigen schießt, und wie gerne lässt man sich von dieser Täuschung betäuben. Und es ist diese seltsame Herbstwehmut, die aus den inneren Archiven die allzeit berühmten Herbstpoesien entlässt von depressivem Schlurfen durch Blätterberge, und schwer und süß sinken die trauernden Zypressen und die bis zur Neige genossenen Tristessen in die liebessüchtigen Herzen. Leider taucht auch der ominöse Gott, den keine/r kennt, in ihnen, den Herbstgedichten, auf, wo man ihm alles zutraut, was man nicht für menschenmöglich hält, wie die letzte Süße in den dunklen Wein zu jagen, ja klaro, das kann nur er. Oder dass er uns alle in der Hand hält, also aufhält beim Fallen. Es gibt Momente, da wär‘ ich gerne kurz nochmal so unbegrenzt in meiner Wahrnehmung, dass es mir durchaus möglich schien, den Dialog direkt mit der göttlichen Instanz zu führen, was ja auch als Idee keine schlechte Idee ist, wenn man unbedingt ein höheres Wesen als Gegenüber braucht. Das kann auch zu einem intensiveren Grad an Wachsamkeit führen, wenn man rechtzeitig aufhört damit. O Weh also, owehoweh, alles ist so verdammt vergänglich, und da steht sie dann herum, leer und unbewegt, die Zypresse, aber hallo!, in ihr leben und überleben Vögel und Eichhörnchen und was nicht noch alles, die brauchen Lebensraum, daher die Schönheit und der Tanz der Leere.

Es schadet ja nichts, wenn man zuweilen angebrachte Kritik an sich übt. Das kann sein, wenn man gemerkt hat, dass es Zeit für einen ist, sich in bestimmten Bereichen zu ändern, und merkt, dass man’s nicht so recht schafft. So fand ich es neulich angebracht und erleichternd, mal tüchtig ins All zu kotzen, schon das Wort allein missfiel mir ziemlich schnell. Ein unverantwortlicher Wortgebrauch erschafft keine gute Atmosphäre und ist daher unangemessen, ich meine gemessen am eigenen Anspruch. Überhaupt brauchen die von einem selbst erwünschten Veränderungen Zeit. Man muss durchkontemplieren, um was es einem geht und was man lieber aus dem Entwicklungsprozess herausnimmt, also nicht weiter verfolgt. Was riesige Weltthemen betrifft wie männliche Übermacht-und Erniedrigungsgelüste, die dem Rest der Welt Ohnmachtsgefühle beibringen sollen, so bin ich zum Glück nicht verpflichtet, mich in ein willenloses Nichts zu verwandeln. Nein, im Gegenteil. Es ist gesund, eigene Grenzen des Verstehens wahrzunehmen und sich insofern um sich selbst zu kümmern, dass man darauf achtet, das einem nicht Guttuende einfach zu lassen. Mich beschäftigt auch die Nutzlosigkeit von Meinungen, wenn sie nicht reflektiert sind oder sich zur Grundausstattung meines Wesens gesellen können, um dort in reflektierter Dosis ein weiterer Teil von mir zu werden, oder auch nicht. Und auch wenn ich (z.B.) erkenne, dass es zwar einen gravierenden Unterschied machen wird, ob Donald Trump oder Kamala Harris ihre Finger im Spiel haben werden, so ist doch das Resultat des konsequenten Nachdenkens: so what! Die Welt wird mit diesen Entscheidungen leben müssen, und zum Glück sitzen großartige Helfer und Ehrenamtliche an vielen bedeutsamen Hebeln, um dem Spiel zuweilen die Groteske zu nehmen, und ihre Arbeit verdient jeden erforderlichen Respekt. Aber solange wir uns in irgendeiner Weise noch im Weg stehen, durch unangebrachte Meinungen, oder unverarbeitete Kindergeschichten, oder Erwartungshaltungen irgendwelcher Art an irgendwen, also noch Hoffnung , noch Ärger usw an jemandem abarbeiten müssen, solange muss man halt Geduld haben mit sich. Denn will man nicht letztendlich als sich selbst durch die Welt gehen?!, unangefochten von Irrsinn und Treiben des Weltgetümmels. Und wenn man die Lupe nimmt und den eigenen Weg betrachtet, dann wollte man da doch eh raus, aus diesem Meinungsdschungel, der das Blut der Lebendigen aussaugt, um zu florieren. Man braucht also viel Zeit allein mit sich, damit man nicht der ungesündesten Illusion aller Illusionen unterliegt: zu meinen, man sei in Verbindung mit sich, obwohl man gar nicht weiß, wer das ist: man selbst, das Ich also als Vorstufe des Seins

K.I.Shakti

Leider konnte ich das Video (im Computer) nicht kleiner machen, empfinde es aber als kosmischen Humor, dass es heute hereinwehte mit freundlichen Grüßen aus Indien, wo heute der Festtag Dusshera stattfindet als Abschluss des 9-tägigen Festes ‚Navaratri‘, zu Ehren der weiblichen Energie, Shakti genannt. K.I. in vollen Zügen!

Blaue, Rote, Grüne, Gelbe tummeln sich auf dem internationalen Politfeld, aber es ergibt kein angenehmes, eher ein verstörendes Bild. Hat man sich einmal gründlich sattempört an einer Figur wie Trump, ohne auch nur in die Nähe einer Antwort gekommen zu sein, wie das möglich ist, dass er noch immer vor unserer aller Nasen herumtanzt mit seinem entgleisten „weaven“, wie er es neuerdings nennt, dann schwenkt man mal wieder zur deutschen Politik und sieht einem Treffen zwischen Friedrich Merz und Markus Söder zu, das ist nicht weniger verstörend. Doch was tun? Alle zusammentrommeln, die Merz genauso wenig als Kanzler wollen wie ich, oder kann ich schon ‚wir‘ sagen. Oder sind es vor allem Frauen, die den Merz-Kerl nicht ausstehen können und nicht möchten, dass er die Geschicke Deutschlands lenkt. Zusammen mit dem Verwandlungskünstler Söder. Und wieder geht’s exklusiv um männliche Machtausübung, um Alphatiere unter sich. Es kommt wahrscheinlich gar nicht gut an, wenn eine Frau mal ins All hineinkotzt, während es in manchen Männerzoos kaum auffällt. Natürlich sind Kabarettist und Kabarettistin da im Vorteil, wenn geradezu erwartet werden darf, dass sie die Themen der Zeit auf ihre Weise anpacken und umsetzen ins Allgemeinverständliche. Aber wer will schon müssen!, auf die Gauklerbühne müssen, nein da fehlen auch Begabungen oder trifft man auf Begrenzungen des freien Willens. Einen persönlichen Brief an Herrn Habeck und Frau Baerbock schreiben? Fürchtet euch nicht, stünde da, vor den schwarzen Magiern, wir werden weiterhin unser Kreuzchen bei ‚grün‘ machen, denn hallo, Söder und Merz, ihr zwei Powerkumpel, habt ihr euch nicht vereint auf der niedersten Ebene der Gelüste, die reichen jedenfalls zum Wegfegenwollen der Ampel ohne tiefere Überprüfung der Hintergründe und der Vordergründe und der Untergründe und der Abgründe, die sich in menschlichen Psychen ausleben. Also was will ich sagen. Fühlt, (ihr Amerikaner),was ihr wollt und denkt, was ihr wollt, aber wählt Harris? Und die Grünen, damit die Tragödie ihrer Vertreibung verhindert wird. Wenn dìe niedersten Triebe sich durchsetzen und in die Normalitätsebene rutschen, desto heilender kann der Rückzug in die Besinnung sein. Besinnung nicht als Sinnsuche, denn wer weiß, vielleicht gibt es oder braucht es gar keinen, sondern ganz einfach als Verbindung mit der eigenen direkten Wahrnehmung.

vermögen

Das Interesse, über etwas nachzugrübeln, was sich dem eigenen Verständnis entzieht, ist ja natürlich und für forschende Geister eine tägliche Beschäftigung. Aber (aberaberaber), wenn sich zu wiederholtem Maße diese berühmte Wand aufbaut, wo dem Verständnis die eigene Grenze offeriert wird, und zuweilen die Empörung zu einer überflüssigen Blase wird, ist man genötigt, innezuhalten und sich zu fragen, was es da zu verstehen gibt. Also wenn zum Beispiel 100 Kilo Heroin beschlagnahmt werden, kann man, wenn man möchte, wenigstens noch ahnen, was sich da im Hintergrung austobt, was bei der Beschlagnahme von Millionen Photos von Kinderpornographie und weiteren Verteilern im Netz nicht mehr möglich ist. Natürlich kann man sich bei den menschlichen und tierischen Spürhunden bedanken, die uns vermitteln, wie dunkel es werden kann in der Menschenwelt, sodass das Auge ausweicht vor Schrecken und die Gehirnstränge vor Anstrengung erzittern. Aber kein Verstehen macht sich breit. Keine Erlösung durch Denken. Keine Befreiung durch Wissenwollen-und können. Nur Grauen, das sich aufbäumt vor weiterem Grauen beim Hineinstarren in diese Abgründe, wo man selbst nicht war. Warum also es überhaupt verstehen wollen? Im geistigen Raum muss viel rotiert und bewegt werden, bevor Ruhe einkehren kann. Nicht die Ruhe des enttäuschten oder verbitterten Niederlassens mit dem gewohnt Gewöhnlichen, sondern die Ruhe, die aus dem Verstehen kommt, dass man nicht nur vieles nicht verstehen kann, sondern auch nicht muss. Es bleibt das durchaus aufregendste Abenteuer auf Erden, sich selbst zu verstehen, das erfrischt immerhin und macht mutig, denn hier kann ich Fragen stellen und, wenn es sein muss, auch Antworten finden. Wir nennen das „Arbeit“. Es ist nicht die vertrackte Ich-Blase, die alles braucht vom Außen, um das Unersättliche in die niemals auftretende Sättigung zu führen, also nicht das ‚Hungry-Ghost-Syndrom‘, sondern das Ringen um sich als der Mensch, den ich als Menschen annehmen kann, mit dem ich also weiterhin leben und gut auskommen will. Wie erfrischend und wohltuend sie sich dann auf einmal anfühlt: die viele und gute Luft nach oben, und von mir aus hinein in die Galaxien, soweit der Geist es vermag.

katastrophal

Manchmal, zum Beispiel heute, frage ich mich, ob ich unbedingt am frühen Morgen mal schnell die Nachrichten anhören soll, um mit der Weltsituation in Kontakt zu sein. Und „Teilnahme“, was ist das überhaupt? Da fegt ein Ungeheuer über Florida und wieder wird irgendwo hingeflohen, ohne sicher sein zu können, ob das Haus noch steht. Dann zum nächsten Thema, die Zeit muss eingehalten werden. Die 51 Männer, die es ok fanden, einen Mann zu besuchen, der seine Frau vergiftet, damit sie sie in Ruhe vergewaltigen können. Man war mal wieder entsetzt, aber wo und wann hört das Entsetzen auf, und darf es überhaupt aufhören? Eine neue Studie berichtet, und auch die ist nur der Schatten des Eisbergs, berichtet also, dass es zur Zeit in dieser Welt 560 Millionen Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren gibt, deren Leben bereits durch Vergewaltigung gestört wurden. Und dann: Vergewaltigung als Kriegswaffe. Dann sitzt man beim Frühstück und starrt auf die Blätter und den Regen vor dem Fenster, und dann denke ich, ich muss mal mit Männern darüber reden, aber mit welchen. Ich kenne keine Männer, die ihre Frauen schlagen und sexualisierte Gewalt an ihren Kindern ausleben. Und die Frauen, die derart verstumpfen müssen oder sich in den Glauben retten, dass das alles nicht ist, was sie sehen. Da schleicht sich doch in die Philosophin ein großes Betretensein ein bei der Wahrnehmung einer weiteren Form der Banalität des Bösen. Soll ich froh sein, dass ich keine Tochter hatte oder habe und nur vernünftige Männer kenne, deren Ansichten sich von meinen nicht unterscheiden. Wir treffen gemeinsam auf etwas, was sich dem Vorstellbaren entzieht. Da fällt mir dann prompt „Das Gastmahl“ ein, wo die Herren auch schon gerne unter sich waren mit ihrem Geist, versunken in Wein und Jünglingslenden. Dann wurde Diotimas Geist heraufbeschworen, damit die sich Zelebrierenden auch etwas von d e m aufgetischt bekommen, was ihrer Vorstellung nicht unbedingt natürlich entspricht: die Liebe. Natürlich muss man die Liebe kennen lernen, damit man von dem, was man von ihr dachte, loslassen kann. Man muss den Unterschied wahrnehmen! Dann wäre die Frage: kann ein Mann, der die Liebe erfahren hat oder noch immer erfährt (denn wenn sie mal da ist, bleibt sie meistens gerne), kann so ein Mann ein Kind vergewaltigen? Ich muss mich hier der Worte bedienen, damit mir nicht schwindlig wird, so gewaltig und grässlich kommt mir der Abgrund vor, in den wir da schauen und uns fragen: müssen wir schauen? Das rotiert und rotiert und führt letztendlich in die Einsamkeit des Denkens, wo man ein gewisses Maß an Klarheit erlangen kann, was den eigenen Umgang mit den Dingen und Themen und Geschehnissen betrifft.
Mit der generellen Neigung, männlichen Geist zu bewundern oder zu überschätzen, muss man persönlich umgehen, wenn die Zeit dafür da ist. Man wächst bis heute hinein in eine männlich geprägte Welt, die man als den Normalzustand versteht, bevor man sich eigene Gedanken macht. Sofern man im Geistigen das Männliche und das Weibliche überhaupt noch unterscheiden würden wollte, muss man trotzdem auf die Plätze schauen, wo Angemessenes Wissen zugelassen wird, und man wird durch die Weltgeschichte hindurch viele Frauen sehen, die mehr oder minder gezwungen waren, ihr Wissen als sogenannte Musen in die Synapsen der Männer zu schleusen, ohne dass es denen zu sehr auffiel oder aufstieß. Die meisten Männer sind auch fürs Zuhören herzlich wenig geeignet, da sie ihren Taschenspiegel vor das dritte Auge, also das innere Auge, halten, das sich über das Selbstbild hinaus noch nicht geöffnet und entwickelt hat. Doch wenn große Vernichtungszeiten sich anbahnen, beginnt das Bild zu bröckeln, und selbst Männer der Wissenschaft bedenken das Niederlegen der Schreibfedern. Vom weiblichen Denken, soweit ungefiltert durchgelassen, hört man nun immerhin ab und zu Töne, die sich unabhängig von patriarchalen Strukturen bewegen, aber noch müssen sie gegen die Shitstürme gefeit sein. Und klar freuen sich auch unsere Freunde, dass Kamala Harris aufgetaucht ist aus dem Schattenreich, aber mit Recht schaudert’s einen, wenn man an die herrschenden Herren denkt, für die diese weibliche Ankunft auf der relevanten politischen Bühne ein ungeheurer Affront ist gegen ihre strotzende Maskulinitätsphantasie. Ach ja, auch der friedliebende Silver Surfer musste ein Herold von Galactus, dem tumben Weltzerstörer werden, um seinen friedlichen Planeten zu retten. Seine geliebte Shala-Bal verzehrte sich nach ihm auf Zen-La und war leider nicht geeignet, um ein wirkungsvolles Amazonenheer zu formieren gegen den Planetenfresser Galactus. Da spielt schon auch die Zeit, in der wir gerade leben, eine größere und bessere Rolle für Kamala Harris, die Hillary Clinton noch nicht zur Verfügung stand. Das kollektive Misstrauen darüber, ob Frauen Länder adäquat regieren können, ist in Wirklichkeit schon ad absurdum geführt, denn es regieren schon einige Frauen Länder und müssen sich nicht immer nach dem Maßstab der Männer richten, und hallo, ob es den überhaut gibt. Wir wollen weiterhin von diesen beängstigenden Planetenvernichtern regiert werden? Nein. Vielleicht werden Frauen sich genauso entwickeln unter Machtverhältnissen, mal schauen. Aber zumindest sollte man sie ranlassen an den Job, damit sich das Mangelhafte korrigieren und das Fehlende sich endlich Räume geistigen Reichtums erschließen kann.
Das Dunkle, was auch immer man darunter versteht, hat ein breit gefächertes Machtpotential. Das weiß man schon als Kind, wenn man in Kontakt kommt mit den eigenen Manipulationsünsten. Und natürlich knistert’s auch bei Engeln, denn wer will nicht letztendlich zu den Besten gehören, vor allem, wenn die Beflügelten tief grübelnd über das Weh des Menschen an Abgründen herumsitzen. Und doch ist es mindstens genauso spannend, sich Luzifer, den Lichtträger, beim Schachbrett mit Gott vorzustellen, wie er mit seiner bereits verspielten Göttlichkeit immer noch versucht, den Alten zu besiegen, und hat vergessen, dass es dem Alten um was ganz anderes geht, jedenfalls nicht um gewinnen und verlieren. Und so haben dunkle Mächte mit hellen viel gemein und unterscheiden sich hauptsächlich durch die Motivation, die entstanden ist aus vielen geheimen Entscheidungen. Auch ein Mafiaboss kann Würde und Souveranität ausstrahlen, das hat Marlon Brando ja versucht, und die Darstellung der Tragödie solcher Leben ist ihm auch gelungen. Spannend ist es nur, wenn Intelligenz mit im Spiel ist, auch wenn einem das Outcome nicht immer gefällt, zum Beispiel bei Quentin Tarantino, wenn es also ein dunkler Flügel ist. Gefährlich wird es da, wo das Dunkle hinter der käuflichen Maske mit radikalm Machthunger agiert und das Menschlichsein keine Rolle mehr spielt. So wird in zuvor unvorstellbarer Weise von innerlich hungernden Geistern ein Wesen erschaffen wie Hitler oder Trump, die ein brauchbarer Spiegel werden für die grauenhafte Leere des Kollektivs, das sich in diesem Bild wiederfindet und froh ist, dass es mit der eigenen Armseligkeit nicht allein ist, und hat nun Einen, der ihre unhinterfragte Ignoranz mitrettet. Nur wohin? Das sind nicht die Zeiten, wo man in Höhlen sitzt oder in der Waldhütte, oder mit Adler und Schlange herunterkommt von den Bergen, um Gutes und in der Stille Wohlkontempliertes zu den Menschen zu bringen, ganz abgesehen davon, dass es Zurathustra da unten nicht besonders gut ging. Nur: was kann man jetzt (noch) tun!? O Mensch! Gib acht!

7. Oktober 2024

Tatsächlich, ein Jahr ist vergangen. Ein Jahr, in dem wir auch manchmal dem mysteriösen Phänomen des Schicksalshaften gedankt haben, dass wir selbst so viele Jahre Frieden hatten, der verhältnismäßig ungestört war, man konnte nachdenken, überhaupt: selber denken. Man konnte einen zarten, liebevollen Blick in die Antike werfen, wo immer noch der Wind der Weisheit herweht darüber, wie der Mensch das kostbare Leben gestalten kann, das ihm von woher auch immer geschenkt wurde, sozusagen in den Schoß geworfen das gestaltbare Bündel, das sich mit anderen Bündeln in gemeinsamem Tun erleben kann und auch muss. Denn es gibt ja da grundlegende Fragen, die auch ohne eigene Entscheidung auf einen zukommen wie: was mache ich nun mit diesem Geschenk. Dann kommt eines Tages der 7. Oktober 2024. Viele Waffenlords müssen unvorstellbaren Reichtum erworben haben, denn immer mehr Männer müssen ran an die Waffen, man darf nicht mehr fragen: warum. Wenn das Chaos sich austobt, ist es zu spät, manche grundlegenden Fragen zu stellen. Über den Menschen und sein Menschsein auf Erden. In solchen Zeiten kann ein Drang sich von innen her melden, die Meinungen niederzulegen und Pfade zu finden, die einem noch möglich erscheinen. Auch der kreative Schöpfungsvorgang kann nicht kleingeredet werden, denn ist die Weltsituation nicht auch unser Gemälde? Immer frisch präsentiert von der derzeit herrschenden Macht, oft missbraucht von der Gier nach mehr, obwohl das Mehrhabenwollen so eine sichtbare Grenze hat. Es muss viel amputiert werden, Kinder verlieren ihr Augenlicht durch Bombensplitter. Und wir in den Gärten bekommen das hautnah mit, nur die Scheiben sind zwischen uns, was dann allerdings den Unterschied macht. Und auch hier im Schlaraffenland treiben Splitter des Irrsinns herüber: jüdische Menschen müssen wieder bangen um ihre Sicherheit, sie werden automatisch mit Netanjahus Taten verbunden. Wir müssen über uns selbst nachdenken, denn das Nachdenken über all das, und was es mit uns ganz persönlich macht, ganz zu lassen, ist leider auch nicht mehr möglich. Wir sehen ein aus der Not geborenes Erwachen von Mitgliedern der global community. Das Zünglein an der Waage richtet sich nach dem, was gedacht und gemacht wird. Auf einmal kann es viel bedeuten, wie man sich selbst als Mensch beteiligt.

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Zurück aus den Niederlanden, wie auch die Sprache heißt: niederländisch. Außer dem Rechtsruck gibt es noch den Schatten, dass es wegen der Niederländischkeit eines Tages vom Meer verschluckt wird, noch ist keinerlei Warnung zu spüren. Natürlich waren wir am Meer, das Meer gibt immer zurück, bis man genug hat vom Rauschen, wozu mir das Gedicht ‚Was schlimm ist‘ von Gottfried Benn einfällt, wo er erklärt, was schlimm für ihn ist, zum Beispiel ‚Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören und sich sagen, dass sie das immer tun.“ Das hat mich einst in Goa schon mal zur Abreise bewegt, diese betäubende Gleichrauschigkeit, und ich habe Menschen nicht beneidet, die Villen an Meeresufern haben. In Holland ist der Strand lang und unbeherrscht von Villen, mal ein Hotel, mal ein Restaurant, von dem aus man durchs Glas auf das wilde Wassertoben starren kann, wo sich immer der eine oder andere geschulte Körper mit Brettern dem Mutterrachen entgegenstemmt, und das Anfang Oktober in schneidendem Wind. Was haben Menschen sich nicht alles ausgedacht, um ihren Leidenschaften Raum und Form zu geben. Bretter, Boote, Fahrräder, Drachen und vor allem Hunde, nordic walking sticks, Pferde undsoweiter. Und dann natürlich die Kinder und die Eheleute, meist deutsch oder niederländisch, die sich, alle vermummt in denselben wattierten Jacken und Mänteln, durch die Gegend bewegen. Wo Orte so schön sind, da ballen sich Menschen und alle verdienen und Neues wird gebaut und die Einheimischen kann man gar nicht mehr erkennen, weil sie diesem ganzen Strom null bedeuten, man kennt jemanden vom Platz, wo man wohnt, das kann sehr nett sein, man bringt auch Geld und schätzt ihr Angebot. Ferienmachen ist mir fremd, ich mag aber auch die Fremdheit der Umgebung, der Sprache, der Gewohnheiten. Auch muss man Gewohntes zumindest vorübergehend aufgeben und andere Spielräume zulassen, oder mal keine Pommes essen, die man sonst dort immer essen muss. Und da, wo die Oberfläche so fein und säuberlich ist, beginnt man, die Schatten zu spüren, die sich im erst Unsichtbaren sortieren, um dann an unerwarteter Stelle auszubrechen, obwohl auch das sogenannte Unerwartete eine Maske trägt, denn wir können doch jetzt nicht mehr sagen: wir wussten es nicht, wo wir es doch wissen. Oder nicht?

Noch Niederlande

Wir sind noch in Holland, wo einen am Meer eine gewisse Ausnahmezeiterschöpfung erfassen kann, die inneren Strukturen brechen zusammen, die Zeit läuft anders ab, und dann natürlich die Sprache, diese vollkommen fremde Sprache, von der man trotzdem so viel verstehen kann. In einem Cafe‘ konnte ich es dann doch nicht lassen, die Bedienung auf die politische Situation, also den Rechtsruck, anzusprechen, sie war hellwach und gut informiert und meinte, es müsse wohl noch schlimmer werden, bevor es wieder aufwärts geht. Am Abend der amerikanischen Debatte bin ich dann pünktlich um 3 Uhr früh aufgewacht und habe eine Weile zugeschaut, weil auch von dort aus an unserem Schicksal gebastelt wird, auch wenn das Daumenhalten nichts nützt. Amerika entscheidet, ob es reif ist für eine Frau an der Spitze, so, als würden Weltherrscher als gutes Beispiel dienen für die Kunst des Herrschers. Als Kunst verstanden im Sinne des Amtes für die besten Möglichkeiten des menschlichen Tuns und Waltens. Solange Herrscher noch gefragt sind. Und sicher ginge es auch ohne sie, wenn jeder Mensch zu sich selbst hingereift sein könnte, wovon auch der Buddha träumte, aber es sieht gar nicht danach aus. Ich denke auch, dass das globale Schlimme einerseits nicht aufzuhalten ist und eigentlich nur noch repariert werden kann, bis es seinen tiefsten Punkt erreicht. Dem entspricht sein in ihm enthaltenes Gegenteil. Attention, travelers!