katastrophal

Manchmal, zum Beispiel heute, frage ich mich, ob ich unbedingt am frühen Morgen mal schnell die Nachrichten anhören soll, um mit der Weltsituation in Kontakt zu sein. Und „Teilnahme“, was ist das überhaupt? Da fegt ein Ungeheuer über Florida und wieder wird irgendwo hingeflohen, ohne sicher sein zu können, ob das Haus noch steht. Dann zum nächsten Thema, die Zeit muss eingehalten werden. Die 51 Männer, die es ok fanden, einen Mann zu besuchen, der seine Frau vergiftet, damit sie sie in Ruhe vergewaltigen können. Man war mal wieder entsetzt, aber wo und wann hört das Entsetzen auf, und darf es überhaupt aufhören? Eine neue Studie berichtet, und auch die ist nur der Schatten des Eisbergs, berichtet also, dass es zur Zeit in dieser Welt 560 Millionen Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren gibt, deren Leben bereits durch Vergewaltigung gestört wurden. Und dann: Vergewaltigung als Kriegswaffe. Dann sitzt man beim Frühstück und starrt auf die Blätter und den Regen vor dem Fenster, und dann denke ich, ich muss mal mit Männern darüber reden, aber mit welchen. Ich kenne keine Männer, die ihre Frauen schlagen und sexualisierte Gewalt an ihren Kindern ausleben. Und die Frauen, die derart verstumpfen müssen oder sich in den Glauben retten, dass das alles nicht ist, was sie sehen. Da schleicht sich doch in die Philosophin ein großes Betretensein ein bei der Wahrnehmung einer weiteren Form der Banalität des Bösen. Soll ich froh sein, dass ich keine Tochter hatte oder habe und nur vernünftige Männer kenne, deren Ansichten sich von meinen nicht unterscheiden. Wir treffen gemeinsam auf etwas, was sich dem Vorstellbaren entzieht. Da fällt mir dann prompt „Das Gastmahl“ ein, wo die Herren auch schon gerne unter sich waren mit ihrem Geist, versunken in Wein und Jünglingslenden. Dann wurde Diotimas Geist heraufbeschworen, damit die sich Zelebrierenden auch etwas von d e m aufgetischt bekommen, was ihrer Vorstellung nicht unbedingt natürlich entspricht: die Liebe. Natürlich muss man die Liebe kennen lernen, damit man von dem, was man von ihr dachte, loslassen kann. Man muss den Unterschied wahrnehmen! Dann wäre die Frage: kann ein Mann, der die Liebe erfahren hat oder noch immer erfährt (denn wenn sie mal da ist, bleibt sie meistens gerne), kann so ein Mann ein Kind vergewaltigen? Ich muss mich hier der Worte bedienen, damit mir nicht schwindlig wird, so gewaltig und grässlich kommt mir der Abgrund vor, in den wir da schauen und uns fragen: müssen wir schauen? Das rotiert und rotiert und führt letztendlich in die Einsamkeit des Denkens, wo man ein gewisses Maß an Klarheit erlangen kann, was den eigenen Umgang mit den Dingen und Themen und Geschehnissen betrifft.

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