noch

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Die Collage ist von Sabhia, einem türkischen Mädchen (7)

 

Noch ist nicht aller
Morgende Mittag.
Alles kann noch geschehen,
oder noch nicht geschehen,
oder gar nicht geschehen.
Manches muss noch
geschehen, manches
soll nicht geschehen,
manches darf nicht
geschehen, ja, darf
nicht geschehen. Doch ist
es geschehen, dann ist es
wohl richtig, wohl richtig.
Aber noch besser:

Versteht, dass schon aller Morgende
Mittag ist, und in welcher Reichweite
sind Zeugin und Zeuger in Bezug
auf die ausgerichtete Frage: Auge?
Mein Auge?

Auge, Auge, mein Auge,
mein Paradiesapfel.
Komm zurück,
zurück zum Baum, wo
der gerissene Film nun in der
sanften Heimat die gerissenen
Autoren der Wunde bewegt,
und bewegt sie,
sich selbst zu vergeben.
In den wiedergeborenen Wäldern
weben die Feen den Stoff
für den Mythos von morgen.

Noch ist nicht aller Frühstücke Nacht.
Noch kann alles geschehen.

 

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Natürlich liebt man sie alle auch gleichermassen, denn sie sind ja aus einem selbst hervorgegangen: die Text-Töchter und Söhne. Aber es gibt doch  immer wieder welche, die einem so richtig ans Herz gewachsen sind. Manche von ihnen haben ihren eigenen Weg gefunden und sind in der Öffentlichkeit erschienen. Andere hat man aus den Augen verloren und ist erfreut, wenn sie einem wieder begegnen. Durch sie kommt man auf
liebevolle Weise in Kontakt mit der eigenen Quelle.

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Regung

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Ich bin zufrieden, denn es spricht in mir von Wegen,

die meinen Füssen guten Boden geben.

Vom erderwärmten Lager richtet sich das

stromgefügte Ich auf weitere Fühlung mit inneren

Verlorenheiten aus, mit Dunkelheiten, die zu

Manövern statt zu der Fruchtbarkeit der Wüsten

rufen. Rufen sie denn? Regt sich hier noch der

Hoffnungsschimmer, die Scheinbar-Maske, die

sich, als Bild fixiert, erkennen möchte? Und tut

sie’s denn? Was ist, wenn sich herausstellt, dass

ich gelandet bin in einem Garten? Wo mir die Tore

meines Iglus nicht mehr ächzend diesen Spalt

verwehren? Wenn ich mir selber sagen muss,

einfach und festlich gekleidet wie immer, dass ich

zufrieden bin mit mir und meiner Arbeit und mit

der inneren Ordnung, der ich mich verpflichte.

Was dann? Und was, wenn diese Frage, wer ich bin,

für immer wie eine Wüstenschlange in

dem Staub der Zeit verschwindet.

Geschichte

m

In der Wüste rollen wieder die Streitwagen.

Die Herren tragen Kostüm.

Krishna, der Wagenlenker, erklärt Hassib al-Adabi

die Unausweichlichkeit seines Schicksals.

Er muss tun, was er tun muss. Das ist

einfache Logik, verständlich für alle.

Wie ein verwundetes Tier wälzt sich der

Geschichtsfluss über die Ufer. Dort werden

neue Überlebende aus Körben und Booten gefischt.

Sie kommen aus fernen und fremden Welten

in unser Haus.

Wege

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Da fiel ihr Blick auf Dinge, die wie

abgelegt erschienen, und kamen nun hervor

aus großen Fernen, deutlich gewinnend

an Gestalt – die Art und Weise atomarer

Wirklichkeiten mit sich nehmend, an denen

Welt und Wesen hängen.

 

Was hier im Sichtbaren geschieht, kann niemals

wieder weichen. Es kann betrachtet werden und

zu einem Grad verstanden, durchlaufen und

erfühlt kann es wohl werden, und auch sich selbst

befreien durch die erforschten Wege,

doch weichen kann es nicht.

 

Was aus der Quelle sich geformt und sich

der Existenz ergeben hat, ist immer da und

wird Geschichte von Geschichten. Aus

Schichten, Schichten, Schichten von Erleben

wird es zu Tälern und zu Bergen, von Tiefen

zu den Höhen, und von der Höhe zurück ins Tief.

 

Chor:

Wir senken nun die bloße Form ins Meer. Wir

lassen los, was einst gebunden war. Wir folgen

dem Gesetz, das ohne Länder und Namen in

uns ruht. Wir folgen einer Weisung, jenseits von

Gedachtem und jenseits von gelebtem Tod.

Wir geben den Synapsen Ruhe.

 

Wir schenken dem gebannten Herzen ein Erwachen.

Wer nicht am Grunde eigenen Wesens die

Vernichtung spürte, die zur Versenkung wurde,

findet den Weg nicht zu der Schnur zurück,

verliert sich in der Macht endlosen Machens, was

wiederum das All nicht rührt.

 

Es bleiben Wesen, die vorüberziehen………

 

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Zwei Texte von Tamara Ralis

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Bei den Entwordenen am Dunkelquell

leg ab den letzten Dein-Beweis

auf jenen unvorhandenen Stein,

der alle Opfer wendet.

 

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Beide poetischen Texte sind von Tamara Ralis.Den ersten, der hier am Ort des Bildes steht, habe ich aus einem Mailbeitrag von ihr herausphotographiert. Es gibt Zeilen dieser befreundeten Poetin, die mir so am Herzen liegen, dass ich sie auf einmal auswendig kann. Immer wieder verändern sich auch meine Bezüge dazu, sind mal persönlich, mal politisch. Man erkennt den zeitlosen Text an seiner immer wieder aktuellen Wirksamkeit.

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Strom

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Und wenn das nun alles –

so voll mit Kindern und Betreuungshelfern,

und voll mit Grenzen und Kulturen und Farben

und Wasserfällen, mit Abenteuern in der Wüste und

mit Segelfahrten, mit Kabarett und hohen Geigerinnen,

und prall mit Märchen und Geschichten aus den Völkern,

mit Filmen und Berichten und Nachrichten und Vorrichtungen

und Sammelplätzen und Verkehrsschildern und Parkanlagen

und teuren Researchprogrammen, und vollgestopft

bis zum Rand und über ihn hinaus mit Wissen und

ermüdeten Wissenden, voll mit Musik und Tanz und

Shows und blinkender Belichtung, voll mit Selfies und

dem Zeitdruck, das Geselbstete auch ordnen und zuordnen

zu können, bedrängt von blinden und sehenden Resonanzkörpern,

nicht ahnen könnend, wer hinein-und hinaussteigt aus

gefährlichen Orten und mit Handschlag besiegelten Himmeln.

Oh, diese Überzahl von Geheimbotschaften, unser tägliches

Brot aus den neuen Weltformationen, in denen überlieferte

Anpassungen an Sklavenhaltungen und Ausbeutungen sichtbar

werden (können!), ja! wenn das nun also alles durch Denken

zur Blüte oder zum Erliegen kommt, dann ist es Zeit!, das eigene

Herzblut in den Strom zu lenken und zu bestimmen, wohin es strömt.

 

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Im ursprünglichen Text hieß der Schluss des Textes: ….“dann ist es Zeit,

den eigenen Finger in den Wind zu halten und zu bestimmen,

wohin er weht.“ Heute habe ich das geändert, damit die Assoziation

„das Fähnchen nach dem Wind drehen“ erst gar nicht aufkommt, sondern

eher die Wichtigkeit eigenen Denkens , vor allem im Kontext mit förderlicher

Ausrichtung auf das eigene und das Wohl der Anderen.

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ungewiss

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Wie ungewiss alles ist!

Wie getragen mit zarten Händen!

Wie hinter der scheinbaren Härte

des Bildes sanft das Einfache lächelt.

So soll das mit uns sein., wenn sich uns hinter

dem geistigen Vorhang tieferes Geheimnis enthüllt

und Quantensprung. Es soll sein wie das Licht

auf der Lieblingsmauer: berückend, tief atmend,

nicht störend das lebendige,

funkelnde Gut.

 

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Tor

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Je näher ich mir komme,

desto mehr enthüllt sich

der Mensch in mir. Der Mensch

und ich selbst als das Tor

eines Wiederfindens. Ein Zuhause

in der Wiege des Seins.

Ich wage die wortlosen Worte, die

in den Tiefen ruhen,

die Zurückgeschreckten von Wunde

und Heilung, die von sich selbst

Vergessenen, die herumgehen in

unverbundenem Allein, jetzt gerufen

und angezogen von Einklang und Nähe.

Wenn der Tanz sich entdeckt im Verborgenen,

sich entwirrt und sich ordnet aufs Neue

und Antwort gibt auf den Gruß meiner Augen –

lasst mich nie abwandern in die

Weltverkleinerung, denn nur aus meinem

sternklaren Standpunkt heraus kann ich

lieben und sein, wer ich bin.

 

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Alle Ebenen in mir habe ich selbst erschaffen. Ich b i n die Ebenen, bestehe aus ihnen. Jede Ebene enthält eigene Erfahrungen, Zustände, Schwingungsfelder, von hoch oben, dem hellsten Licht, bis hinunter in die schwärzeste Dichte der Vorstellungen, ob als episches Angebot oder als pointierte Satire: überall Wortmöglichkeit und Ausdruck. Aber auch einhalten, und aushalten, und haushalten, und innehalten. Alles meins. Überall Kräfte, für die ich verantwortlich bin. Mein Amt ist das professionelle Sich-selbst-sein unter allen Bedingungen. Unbedingt!

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Heiliger Bimbam

Pushkar 2011 087

 

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Und hier noch zur Auflockerung der Fußballzuschauermuskeln

eine kleine Geschichte aus dem Anderswo:

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Heiliger Bimbam

 

Der Heilige Bimbam wohnte im Wald und ernährte sich

von den Früchten und Wurzeln und Blättern, die ihm

Mutter Natur großzügig zur Verfügung stellte. Er verstand

die Sprache der Seidenraupen und lernte in den Lichtungen

schaukeln wie sie. Er wusste nichts von den Menschen,

daher vermisste er sie auch nicht. Auch die Menschen

wussten nichts von seiner Existenz, ahnten aber doch etwas,

und dieses Etwas war ihr eigenes, heiliges Ahnen, das diente

dem Bimbam als Atem. Man sagt, er sei still wie ein Felsen,

doch manchmal soll er auch lachen.

 

 

Am Ball

20160621_110714

Fußballfans werden sich sicher an diesen Tag erinnern, wo die deutsche Mannschaft – immer für psychologische Betrachtung interessant -wieder spielt, gegen wen auch immer, heute gegen Nordirland…sie sind einfach auch gut und dann kann man die Kunst, die darin liegt, den Ball in ein Ziel zu manövrieren, mit Interesse verfolgen. Natürlich ist es verwunderlich, wenn ein Sportsfremdling wie ich sich dann doch immer wieder zumindest bis zu Halbzeiten beim Beobachten des Ballvorgangs vorfindet. Ich fände es ja, nebenbei erwähnt, ganz gut, wenn der Frauenfußball in diese Hochleistungsmachinerie besser integriert werden könnte, denn auch da darf man guten Fußball erwarten. Allerdings habe ich mich heute früh beim Nachdenken über den Ball erwischt, eben „am Ball bleiben“ oder „to have a ball“, und ein Text von mir (von einst) fiel mir ein, der anfing mit „Sehen Sie, da stehen sie auf einem Ball im All….“ In der Tat leben wir auf einem runden Raumschiff, das sich durchs All bewegt, deswegen wahrscheinlich auch die Liebe für „Raumschiff Enterprise“, wo man mitreisen konnte und auf anderen Bällen landen, und dort mit allem Fremdartigen mit hoher Intelligenz und Macht umgehen, und auch noch in förderlichem Ausblick auf alle Beteiligten! Kann man davon nur träumen? Auf jeden Fall vereint das Fußballspiel viele, sehr viele Menschen. Manchmal komme ich aus dem Staunen kaum heraus, wenn ich die Anstrengungen betrachte, mit denen Menschen unterwegs sind, um sich an etwas Größerem beteiligt zu fühlen, von dem man ausgehen kann, dass das Gemeinsame nicht das Bedrohliche ist. Aber kann man? Kann man davon ausgehen? Trotzdem: Das Spiel hat seine Schönheiten, kein Zweifel! Auch wenn ich vielleicht nie ganz erfassen werde, wodurch ein „Abseits“entsteht, so kann ich doch erkennen, was ein gutes Teamspiel ist, und wie wahre Meister des Zuspiels hier ein Resultat ihrer harten Arbeit zeigen…Jogi Loews Präsenz ist auch ziemlich gut, denn  obwohl er seine Fähigkeiten vor der Kamera selten ausspielt, wird er doch seinem Namen sehr gerecht: man traut ihm beides zu, den Yogi und den Löwen…

Ja, auch ich persönlich bleibe natürlich am Ball, heute ist auch noch

Sommersonnenwende bzw Tag-und Nachtgleiche, und Vollmond, höre ich,

ist auch noch…da sollte nichts im Wege stehen….auf den Wegen zum Tor,

meine ich, denn etwas habe ich für mich selbst zutiefst begriffen durch die

Spielzeiten, die ich beobachtet habe, und das ist, dass, egal wie gut ich

spiele, letztendlich das Tor zählt. Der Ball muss das Tor treffen.

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siehe da! gleich ein bildlicher Beitrag zum Ballgeschehen von Henrike Robert

 

ball         wm1

Kamdhenu

Kamdhenu

Hört ihr Menschen!

Angezogen von unermesslichem Verlangen,

nicht nur e i n e n Wunsch, nein!, sondern

alle Wünsche vollen Herzens zu erfüllen, ist

Kamdhemu, die spendende Kuhgöttin, erschienen

voller Freude, mit goldenem Kelch auf den kräftigen

Schultern, bewegt von der Anforderung des

Erfüllungswesens, zu allen Ozeanen hin mit weitem

Hörvermögen ausgestattet, mit wunscherlauschendem

Gefüge und Ohrmuschelgehänge steht sie da, mit

einladenden Gesten und forschendem Sanftmutsblick

und bittet um Wünsche.

Da erscheint ihr das All als Tiefenstille, als funkelndes

Diamantengewand, als echoloses, glücksspendendes Herz,

als hochwohlgeborene Eleganz des Großen Gebens selbst.

Was sie da wusste, wissen auch wir das?,fragten

sich Menschen:

dass alle Wünsche bereits im Erfüllten ruhen.

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tief

 

20160420_172410

 

Diese sehr kurze und gehaltvolle Geschichte habe ich bei

Freunden in einem Büchlein („Geh mir aus der Sonne“,

erschienen im Reclam Verlag) gefunden und mir gemerkt,

da ich sie in vieler Hinsicht so treffend fand. Ich weiß nicht,

von wem sie ist und finde, sie glänzt auch durch Zeitlosigkeit…

Also:

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Der Mönch war allein im Tempel. Er warf sich zu Boden,

schlug sich auf die Brust und murmelte:“Ich bin ein Nichts,

ich bin ein Nichts, ich bin ein Nichts…“ Da betrat ein Novize den Tempel,

sah den Mönch, kniete neben ihm nieder und stimmte ein; „Ich bin ein

Nichts, ich bin ein Nichts, ich bin ein Nichts….“. Da kam das Faktotum,

um den Boden zu fegen. Und während es den Boden beim Fegen im

Takt bewegte, murmelte es mit den anderen: „Ich bin ein Nichts,

ich bin ein Nichts, ich bin ein Nichts….“

Der Mönch stieß den Novizen an und sagte: „Schau, wer sich einbildet,

ein Nichts zu sein.“

 

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Ein einfacher Zustand

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Liebe – ein einfacher Zustand.

Einfach ein Zustand.

Ein Aufstand.

Blickte buchlos auf alles hinaus.

Das scheinbar Weltbewegende

löste sich hin, so hin.

Sie wusste es nicht, kaum hielt es

sich fest an dem Halt, an dem nicht

gebundenen, dem nicht zu

bindenden Du, sei es nun du

oder der Schmerz

oder Sterne.

Liebe – der Angriff des Herzens.

Da war nun alles jenseits des Sichtbaren

mächtig und schonungslos klar.

Wohl auch, weil nun alles, was schon

vorher da war, nun wirklich da war.

Vor allem die geheime Sprache war da.

Liebe – verlorene Sprache, mein Du.

Ich habe dich wieder

 

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Allein.

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„Du bist allein hier!?“

fragen mich die Mädchen im fernen Land,

wo ich manchmal wohne.

Ich antworte:“Aus meinem Land allein

gekommen, ja. Aber allein? Dort nicht

allein, hier nicht allein, im Taxi auch nicht allein.“

Im Zimmer angekommen, ist es eine

Freude, allein zu sein. Doch auch da nicht allein.

Überall herzliche Möglichkeiten.

Auch im All nicht allein. Allerorts funkelnde Sterne.

Ein einigermaßen gesunder Körper kann

gut auf sich achten. Leuchtender Kosmos,

weiteste Dehnung.

Du und ich in der großen Geborgenheit.

Lieben bewegt die genetische Botschaft

direkt in das Zentrum des Ei’s.

 

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Das „Ei“ dient vortrefflich im intergalaktischen Sprachgebrauch

als „I“ und „eye“ und „aye“ und „ai“ (Liebe)  und ei ei etc

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entwaffnet

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Jetzt, wo alle ihre Waffen blindlings

zücken, lasse ich mein Schwert

ruhen im Schaft.

Mein Schwert hat Schweigepflicht.

Ich assistiere in diesem Ringen um mich.

Solchermaßen entwaffnet

ziehe ich mich zurück aus den Extremen

der Leidenschaft  –  und sitze gelassen

an Asche und Feuer,

bis ich mich rufe.

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Neulich war ich (mal wieder) dabei, mein Schreibgerät, ein sehr sensibles, komplexes Instrument (ein Rapidograph) zu säubern, als ich mir plötzlich vorkam wie ein Mensch, der eine Waffe säubert, die er/sie gut in Schuss halten will. Ein andermal  hatte ich innerhalb von ein paar sehr stillen Momenten das Bild, mir würde (klaro, vom Äther persönlich) ein prächtiges Schwert gereicht mit der Warnung, es weise zu handhaben, am besten gar nicht. Weshalb ich auch die tiefen Geheimnisse von Martial Arts immer mochte. Die eigene Angst vor der Waffe kann erfasst werden, wenn man sich zumindest in einer Kunst wirklich gut auskennt.

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Eigenes Maß

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Müde von der Gesellschaft

kehrte ich dann zurück und

trug das Kleid von gestern

zum Nebelschrank, wo die Dinge

sich auflösen und werden, was sie

immer sind. Dann nahm ich zu mir

den hauchdünnen Faden zwischen

dem Dort und dem Hier und ließ

die Worte, die ich sehr liebte, eingleißen

in mächtige Blöcke, und nahm mich wahr

als ein Turm über Meeren.

„Gold“, sagte mein Mund als ich

entlangflog am rasenden Licht-Etwas,

und ließ mich dann – endlich – wieder

nieder auf meinem eigenen Maß.

 

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In poetischen Texten ist es ja oft so, dass die Worte aus einer intuitiven Bereitschaft des „Users“ heraus,
sich nicht gleich logisch erklären, sondern sie werden 
auf jeweiligen Schiffen in die Nähe des Ortes navigiert,
wo etwas an sich Unerklärbares einen staunenswerten Raum bekommt. Etwas wird empfangen, im eigenen
Labor reflektiert, dann weitergegeben. Natürlich ist das schön, wenn etwas davon dann auch bei Empfängern
ankommt, kann aber auch unabhängig davon freizügig gehandhabt werden.

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Der Andere

(Diese Serie meiner „Pinseleien“ ist von 2016)

 

20151026_165319

 

Der Andere trägt weiße Federn.

Er zeigt auf lebendiges Wasser und tut,

was der Freund ihm empfiehlt.

Sie hält sich am Weg der Verwandlung auf.

Wir erinnern uns an einen ganz bestimmten

Apfel in einem fremden Haus in der Geschichte

der Gottheiten, als der Andere noch meinen

Namen trug. Ein Surfen im Luft-Raum!

Etwas manifestiert sich. Es sieht anders aus,

als wir dachten. Denkt der Andere, oder

denkt es sich selbst?

Komm zu mir, Sicht-Ich,

des Anderen unaussprechliche Anwesenheit.

Ohne dich gibt es nur Fremd-Sein.

Ohne dich ist kein Ort auf der Erde heilig.

 

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In der Tat, bzw „im Alltag“!, erstaunt es doch immer mal wieder,

wie anders der/das/das Andere wirklich ist. Wie rechtmäßig

andersartig! Wie schwer zu ergründen!, wenn ich nicht Auskunft

gebe über mich und den Raum erweitere für mögliche Begegnung.

 

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Heute hörte ich

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Heute hörte ich

im All einen Schrei.

Es war ein Kind.

Es war natürlich ich, das Kind,

das schrie, und ich das Ohr,

das hörte. Noch nie hörte ich

hier im All so einen Schrei. Oder

höre ich den Schrei nur heute,

oder ist das All nur noch ein

einziger Schrei, der von denen

gehört wird, die hören?

Da hörte ich weitere Stimmen.

Als sie näher kamen, hörte ich

diese Stimmen „Hallo“ sagen.

„Haaalllooo!“ sagten die Stimmen.

Es waren Kinderstimmen. Dann

sagte eine Erwachsenenstimme

etwas. Daraufhin sagten die

Stimmen im Chor „Hallo“ und

„Haaalllooo! Fremdlinge! Da konnte

ich nicht mehr zurückhalten. Ich

fühlte mich angesprochen. Ich rief:

„Hallo! Ihr da! Hallo! Da war ich froh.

Zwischen uns lagen zwar Grundstück

und Baum, aber in Wirklichkeit lagen

auch sie nicht zwischen uns.

 

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Meistens führen ja die Worte immer nur in die, wenn auch

höchstmögliche Nähe des Großen Unnahbaren, nämlich die

„reale Wirklichkeit“ an sich, die sich permanent verändert und durch nichts

und niemanden ganz erfasst werden kann.

Dieser Text entstand  aus meinem „realen“ Erleben und

ist genau, was ich erfahren habe. Ungewiss ist bis heute, ob

die Stimmen wirklich „Hallo! Fremdlinge“ gesagt haben, oder

ob ich es nur gehört habe, weill ich selbst als Fremdling da saß

und froh war, dass jemand „Hallo“ zu mir sagte.

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Sonntag

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
(Das Photo habe ich auf der Art Cologne von einem Bild des Malers Raima Nevalainen gemacht)

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Heute ist Sonntag, und ich habe noch nicht entschieden, ob ich am Sonntag auch Bloggerin sein werde. Bin ich überhaupt schon Bloggerin. Was ist das: eine Bloggerin…Einige meiner Texte sind seit dem 6.6. schon „draußen“, dh die Adresse hängt irgendwo im Äther und ist potentiell zugängig. Ich muss ja den Zugang erschaffen, fange auch schon sachte an im Freundeskreis und lasse mir Freiheit und Muße, meine eigenen  Klänge zu finden, während meine Texte, die meist schon da sind, ja auch aus einer Verbindung mit mir hervorkommen, und insofern Ausdruck geben von mir. Die Rubrik „Über mich“ ist auch noch textfrei, das wundert mich etwas. Es gab die Kurzbiographie eines Freundes über mich, die ich jahrelang auf Programmen oder hinten in meinem Gedichtband benutzt habe, aber vielleicht fällt mir ja noch was Entsprechendes ein. Ich werde niemals mein reichhaltiges Leben in eine Biografie quetschen! (habe ich neulich in mein Notizbuch geschrieben) (Jeden Tag neu! Wie sollte ich das einholen!) Aber gut! Wird schon!

Seit Tagen hängt ein Gedicht von Paul Celan mit einer Reisszwecke

an meinem  Bücherregal, und weil ich immer wieder mal davon

berührt werde, navigiere ich es nun hinaus in die Welt durch das Fenster….

 

 

Brandung

von Paul Celan

 

Du, Stunde, flügelst in den Dünen.

 

Die Zeit, aus feinem Sande, singt in meinen Armen:

ich lieg bei ihr, ein Messer in der Rechten.

 

So schäume, Welle! Fisch, trau dich hervor!

Wo Wasser ist, kann man noch einmal leben,

noch einmal mit dem Tod im Chor die Welt herübersingen,

noch einmal aus dem Hohlweg rufen: Seht,

wir sind geborgen

seht, das Land war unser, seht,

wie wir dem Stern den Weg vertraten!

 

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(nicht) (mehr) da sein

von Reima Nevaleinen
von Reima Nevaleinen, gesehen auf der Art Cologne 2015

 

Das Nicht-mehr-da-sein ist deswegen so unvorstellbar,

weil es davon weder Erfahrung noch Vorstellung gibt.

Es ist das Ende der eigenen Vorstellung.

Nur e i n Zugang liegt als Angebot im Davor:

„Stirb, bevor du stirbst“, was vermutlich eher heißt:

lebe, bevor du stirbst, denn wer zu dem, was er scheint,

gestorben ist, kann nur im Schoß des Lebens landen.

Lebe und stirb also, bevor du gehst, damit der Vorgang

ein erfreulicher wird. Wer lebendig stirbt, verliert die

Anhaftung an die Dinge, und die Liebe wird spürbar im

freigewordenen Raum. Sie, die immer da war und da ist,

empfängt mich und wird empfangen. Der Name dieses Todes

also ist: Liebe. Ich gehe und werde ein Teil ihrer

zeitlosen Anwesenheit.

Aus den Griffen gelöst.

Gedehnt in das weitaus Möglichste.

Das Unvorstellbare bejaht aus tiefstem

Herzen, dem Vorgestellten Achtung erwiesen –

allein schon der Vielfalt wegen!

Tief eingeatmet das unermessliche Reich,

und mit aufquellender Dankbarkeit

Zugang erhalten

zu Eigenem.

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„Stirb, bevor du stirbst“ – Mir hat dieser Satz immer gefallen.

Er kommt aus dem Orient und ist als Erwachen gemeint von

den eigenen Täuschungsmanövern, mit denen man sich selbst

und Anderen begegnet

 

 

Calvino

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Das Buch, das ich bestellt habe, ist angekommen. Ich habe es

aufgrund einer Anekdote bestellt, die ich in einem anderen Buch

(„Die Geister Indiens“) gelesen habe und begeistert  davon war.

Auch erstaunt, dass ich von diesem Buch noch nie gehört hatte,

und der wunderbare Titel „Die unsichtbaren Städte“ mir so lange

entgangen ist. Als ich dann im März dieses Jahres einem italienischen

Wanderer gegenüber saß und das Buch erwähnte, war ich noch

erstaunter zu hören, dass „Die unsichtbaren Städte“ und wahrscheinlich

weitere Bücher des Autors Italo Calvino in den Schulen Italiens

Pflichtlektüre sind. Nun ist das Buch bei mir zu Hause und ich habe

gestern beim Durchblättern die Stelle wieder gefunden, weswegen

ich das Buch bestellt habe. Es war die allerletzte der Geschichten bzw

der Unterhaltungen zwischen Kublai Khan und Marco Polo.

Auf eine Frage des Großkhans antwortet Polo:

„Die Hölle der Lebenden ist nicht etwas, das erst noch kommen wird.

Wenn es eine gäbe, ist es die, die schon da ist, die Hölle, in der wir

jeden Tag leben, die wir durch unser Zusammensein bilden.

Es gibt zwei Arten, nicht unter ihr zu leiden. Die erste fällt vielen leicht:

die Hölle zu akzeptieren und so sehr Teil von ihr zu werden, dass man sie

nicht mehr sieht. Die zweite ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit

und Lernbereitschaft: zu suchen und erkennen zu lernen, wer und was

inmitten der Hölle nicht Hölle ist, und ihm Dauer und Raum zu geben.“

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Was für eine wunderbare Anregung doch so ein Blick sein kann!!!

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eine Geschichte

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Kaiser Li Pi saß in seinem Garten und dachte mal wieder

über das Diesseits und das Jenseits gründlich nach. Es wehte

ein milder, angenehmer Frühsommerwind, und nichts störte

die Ruhe des Tages. Da dachte Li Pi auf einmaL: „Tag!

Was ist das!? Tag! Wie Perlen an einer Kette rinnen die Tage

einer nach dem anderen dahin, als gäbe es sie gar nicht, und wie

Geister müssen sie eilen in ein Unbestimmte, das sie zu sich zieht…

Verweilte Kaiser Li Pi aber ganz in dem Tag, verschwand darin

und ward nicht mehr gesehen, da erschien ihm die Welt so

ergreifend, dass er zurückkehrte und bei ihr blieb.

 

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Manchmal melden sich Geschichten bei mir, immer kurz und bündig, und bestätigen

auf unterhaltende Weise das Geschichtslose, um das eher gerungen werden muss.

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Formen der Ohnmacht/Fremdes

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Zur Sache.

 

All dieses Unglück! Dieses

in schrecklicher Ferne dunkel Erlebte:

ein Strom, eine Flut des herumirrenden Unvermögens,

das eigene Haus vor dem Einbruch des Erkennens zu schützen;

das Aufweichen und Erhärten von Menschengesetzen!

Scheinbar unendlich die Flut der Massenauftritte,

Teilnehmer und Teilnehmerinnen an einem

schwer durchschaubaren Spiel.

Da staunt der Geist, wenn er hineinsinkt

in des Finsteren Heimatgrube, in des Inzüchtigen

ewige Kornkammer, hinein in des Anderen

farbiges Herzblut, wo die Frage sich stellt, wer sich

im Zusammentun als existenzberechtigt erweisen soll

nach dem Sturm, nach der Flut, nach dem Sturz

in das Unversicherte.

Sagt’s mir, wem es gelingen kann,

das fühlende Auge zum größeren Schmerz

des Nächsten zu wenden,

so als könnte auch mir eines schönen Morgens

ein Sandsturm die eilige Sichtrichtung rauben,

und ich, (wie so viele in den geschädigten Plätzen der Welt,

dieser schwer zu entziffernden Dramaturgie),

säße auf  einmal da

ohne Trost

und Gut

bei den Trümmern.

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Die Worte helfen nicht viel, nur mir, wenn ich mir klar werden

muss und will, was in mir vorgeht.

Den folgenden Text, in gewissem untergründigem Kontext stehend

zu dem obigen Text, habe ich vor einigen Jahren geschrieben, wo mir das

Thema der Fremdheit mal wieder, hier mit einem gewissen grimmigen

Humor, am Herzen lag……Humor!? Oder lauert tatsächlich hinter jedem

Witz der Tod!? Dann ist er kein Witz: mein Text, meine ich.

 

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Fremdes.

 

Fremdes. Da war das, was befremdete: das Befremdliche.

Warum war es da! Es war Fremdliches!

Nix gut. No no. Es trug keinen Zopf und hatte andere

Steppdecken. Es sollte hingehen, wo es herkam.

Irgendwo musste es ja herkommen, dann konnte es auch wieder

irgendwo hingehen. Warum sollten gerade wir es treffen,

wo es uns fremd war. Mit uns soll es jedenfalls nix zu tun haben.

Wir haben selbst nix. Selbst im Nix nix Fremdes haben wir,

dann soll auch das Fremde nix davon haben,

wo wir auch nix davon haben. Weg soll das Nix.

Wir jedenfalls wollen kein fremdes Nix.

Wir haben selbst genug davon. Ja. Genug. Jetzt aber.

Das Fremde soll weg. Soll’s in die Fremde,

wo Fremdes hingehört. Wer soll denn bei uns uns hören?

Unerhört! Fremdes soll nicht stören. Unter uns

stört es als Wir schon genug. Von uns ist von mir aus

alles gut. Wir sind ja auch so. So weg.

 

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Wie gut, dass die Notwendigkeit des Umgangs mit dem Fremden

in die Mitte der Gesellschaft gerückt ist.

Wer?

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Wer sagt es?

Wer tut es?

Wer hat es?

Wer liebt es?

Wer versteht es?

Wer hat es gesehen?

Wer wahrgenommen?

Wer durchdrungen?

Wer zugelassen?

Wer hat es gehört?

Gefühlt?

Wer kommt näher?

Spürt die vibrierenden Felder des Atems?

Wer legt auf das Staubkorn die Fülle des zärtlichen Auges?

Wer steht am Tor innen geborener Architektur

mit Rosen und Minze aus den Heimatgärten?

Wer stellt dort in einem anderen Herzen die Fragen?

Wer gibt Antwort

auf das ich und das Du?

Wer singt, wer spielt Geige,

wer sitzt am Klavier?

Wer bringt das Unsichtbare

in die sichtbare Welt?

Wer betrachtet die Vorübergehenden mit einem

sanften Blick? Wer beugt sich der tiefergreifenden

Nacktheit des offenbarten Menschenwerkes,

ihrer maßlosen Leere, ihrem gefüllten Teich.

Wer wandert wie ich durch die Zeit

und ruft des Geistes Vermächtnis.

 

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Ich finde es einleuchtend, mich mit einigen meiner Texte vorzustellen.:

„Zur Sprache kommen – zur Welt kommen“?

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Mystik

_-84

In den Totenhallen des Museums

erscheint ein Dervisch. Aus seinen Gewändern windet sich

in seelenwilder Ordnung unermesslicher Reichtum an Formeln

und das präzise Wesen von innerstem und äußerstem Wissen.

Unruhiges Flattern in den Holzaugen der Beflügelten, dokumentierter

Aufschrei gegen das Totgeglaubte. So, als gäbe es Wiederkehr,

wo es in Wirklichkeit nur „Hayula“ gibt, universelle

und unbehelligte Substanz.

Alien in action! „The radioactivity of nuclides“(!)

Das wandert mit sich allein, genau an der Grenze  des Vorführbaren,

wo Resonanz nicht mehr garantiert ist.

Daher diese vortreffliche Sicherheit am Ort,

wo es nun gar keine gibt,

auch kein Echo.

Ich, selbst aus der Dervisch-Gilde, zögere mit Recht im Bedenken,

ob es hier noch gemeinsames Essen gibt.

Glücklich kann sich schätzen, wer in der Leere

eine Antwort findet, und in den Augen

des Gepeinigten

keinen Zweifel.

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Dieser Text heisst „Mystik“ und

ist Sina Seifee gewidmet

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(Ich schätze mich wirklich glücklich, im Rahmen der „New Talents“

Kulturveranstaltung in Köln zwei Performances von Sina Seifee

gesehen zu haben, einmal im Literaturhaus und ein anderes Mal im Snütgen Museum –

und meinen Blog mit einer Empfehlung seiner Kunst zu beginnen. Kein Zweifel!, er gehört

zum Kreis der Liebenden, von dem Rumi gesprochen hat, und man kann sich auf seiner Website

über ihn informieren!!!)

 

 

 

Ansonsten: Ja, ich habe (m)einen Blog eröffnet. Das ist schön.

Mal sehen.