Gertrud Kolmar

 

Du sahst die Gedanken kreisend gehn
Wie Bilder um ein Haupt.
Der Luft hast du geglaubt,
Darin die Sterne auferstehn.

Und hattest nicht den Blindenstar
Der altgewordnen Zeit.
Wo für uns noch der Abend war,
Sahst du schon Ewigkeit.

Das Daikon Kimchi

Wenn man also bedenkt, dass die Hälfte der Bevölkerung samstags beim Einkaufen unterwegs ist, kann man (wenn man nicht selbst unterwegs ist), den freigewordenen Raum nutzen und etwas entspannen und nachlassen in der dichten Strenge der Ernsthaftigkeit dem Lebendigen gegenüber.  Das fällt ja am Samstag kaum auf, wo mit der Zustimmung aller Beteiligten eh etwas leicht Absurdes abläuft, ohne dass jemand am Steuer des Frachters sitzt. Also ahoi!, und gute Fahrt voraus… Als ich aus Indien zurückkam, stand im Kühlschrank ein großes Glas mit im Winter selbst angefertigter Orangenmarmelade. Auf dem Glas war noch das Etikett des ursprünglichen Inhaltes: das Daikon Kimchi. Nun hätte ich sofort gerne diesen nie zuvor gehörten Begriff von eben jenem Fesselballon, in dem sich Zungen   von einem Gehirn per Fesselballon in den Äther bringen lassen, herauslösen und mir zu eigen machen lassen, was ich auch hiermit tue. Ein Begriffsraub, sozusagen, hier in freimütiger philosophischer Laune in eine Gedankenschneise des Netzes gegeben, wo es eine Weile vor sich hinmorphen kann. Das Daikon Kimchi also, eine Ebene im kosmischen Urgrund, die sich selbst erschaffen hat und allen Wesen zur Verfügung steht, die sie, bewusst oder durch die Purität des Zufalls, betreten. Das Daikon ist ein menschengesetzfreies Feld und wird ausschließlich bestimmt durch die direkte Frequenzstrahlung von Anwesenheiten. Man könnte es auch eine Leinwand nennen, doch gibt es im Kimchi kein Leinen, und auch keine Wand. Das Daikon ist einerseits Freiraum, andrerseits bestimmt es sich selbst durch die Abwesenheit von Zusätzen. Ja, sicher kann man das Daikon Kimchi auch einen Klangkörper nennen, aber welchen Klang hört man wirklich, und wo ist ein Körper? Am besten erfasst werden kann es, wenn das sein muss, als ein Tor, also gleichermaßen ein Narr und eine Öffnung zum Vorhandenen hin, basierend auf keinerlei Gewissheit, und keinem Gerücht unterliegend. Es kann vorkommen, dass das Daikon Kimchi politisch argwöhnisch beäugt wird, obwohl es gar nicht im Sichtbereich der Security Reality Check Control (des S.R.C.C.) liegt. Gut, es hat ein koreanisches Protektionsfeld um sich, daher die Notwendigkeit des Raubes an harmloser Stelle, obwohl man dem Daikon selbst Harmlosigkeit nicht nachsagen kann. Im Daikon findet Sich-selbst-erfahrendes-Bewusstsein statt. Flüchtigkeit und ewiger Antrieb stoßen aufeinander, nur, um sich, selbsterzeugender Schöpfung entsprechend, im Polaren niederzulassen. Sind beide Pole durch sich selbst klar definiert, findet eine alchemische Reaktion statt, und alle Legierungen werden dem originalen Stoff entzogen. Es bildet sich ein Draht, auf dem man sich, durch einige freiwillig auferlegte Übungen darauf glänzend fortbewegen kann. Das Daikon Kimchi kümmert sich um das Wohlbefinden seiner Akrobaten und Akrobatinnen. Es gab nie einen Gegenbeweis, was sich dadurch erklärt, dass es auch noch nie einen Beweis gab. Genau das aber war der Geburts-Nu des Daikon Kimchi. Ansonsten ist es Nahrung ohne Zusätze.

formlos

Ist man zuweilen von Stellen des Uneinsichtigen benebelt, muss man Geduld aktivieren. Was oft für Beobachter der Lebenssituationen an einem ganz klar erkennbar erscheint, kann für einen selbst lange ungreifbar bleiben, weil man eben gar nicht hineinsehen kann, bzw. oft woanders nach Lösung und Erlösungen von dem schaut, was im Triebwerk eine Störung verursacht hat. Wann und wo und in welchem Teil der Geschichte hat etwas derart sprachlos gemacht, dass man unter Umständen gar nicht weiß, dass es dafür einen Ausdruck gibt. Man kann angeregt und begleitet werden, ja, welch ein Glück, dass es das gibt, gute Begleitung. Man kann auch abgelenkt werden und in die Irre geführt, wenn einem keiner die Unterscheidungen beigebracht hat. Oder man könnte sich wünschen, dass (mehr) Eltern verstehen, dass ihre Kinder für sich selbst gekommen sind, so ehrenwert die Elternschaft auch sein mag, aber wenn sie von Herzen gewünscht und von da an durchgeführt wird, ist ja auch nicht zu befürchten, dass man eines Tages als unbrauchbar abgehängt werden könnte, obwohl auch das wie alles andere im Ungewissen lagert, wo es sich in flüchtigem Dunst auflöst. Und die Vernetzung ist ins Blickfeld gerückt. Jede/r lernt, sich in der Matrix so zu bewegen, wie es dem momentanen Seinszustand am besten entspricht. Alle haben nahezu ohne Ausnahme Zugang zum Netz erhalten, was die Frage nicht klärt, wie und wo und womit ich selbst eigene Stränge in die Hand nehme und zu weben beginne, was mir erforderlich erscheint. Und wenn nichts gewebt werden muss und die Muster eines Tages dem sich Wiederholenden nicht ausweichen können, kann man sich unter Umständen in die Vorstellung des, nein, eben nicht des Musterhaften, sondern eher des Musterlosen begeben. Es gibt zweifellos Bedingungen, die nicht von Gehirnen erschaffen wurden. Es ist so, dass sie schon immer da waren und weiterhin existieren würden und werden, auch wenn, wie manchmal geunkt wird, der Mensch auch ein sich selbst zerstörendes Auslaufmodell sein sollte oder könnte. Wir wissen es nicht, und doch ist die kosmische Ausgleichung spürbar vorhanden. Wie könnte sich das Ganze sonst verhalten, wie es sich verhält. Sodass man durch eigene Erfahrung davon ausgehen kann, dass im finstersten Dunkel, sei es im Innen oder im Außen, wie selbstverständlich ein Licht auftauchen muss, da es keine Wahl hat, sich der Bedingung zu fügen oder nicht. Hier, davon bin ich überzeugt,  hier an diesem formlosen Punkt, kann das Individuum seine oder ihre tiefste und hellste Lebensfreude erfahren.

 

Auge, mein Auge

 

Noch ist nicht aller
Morgende Mittag.
Alles kann noch geschehen.
Oder gar nicht geschehen.
Manches muss noch
geschehen, manches
soll nicht geschehen,
manches darf nicht
geschehen. Ja, darf nicht
geschehen. Doch ist es geschehen,
dann ist es wohl richtig, wohl richtig.
Aber noch besser:

Versteht, dass schon aller Morgende
Mittag i s t, und in welcher Reichweite
sind Zeuge und Zeugin in bezug auf
die ausgerichtete Frage: Auge?
M e i n Auge?

Auge, Auge, mein Auge,
mein Paradiesapfel.
Komm zurück, zurück
zum Baum, wo der
gerissene Film nun in der
sanften Heimat die gerissenen
Autoren der Wunde bewegt,
und bewegt sie, sich selbst zu vergeben.
In den wiedergeborenen Wäldern
weben die Feen den Stoff
für den Mythos von morgen.

Noch ist nicht aller Frühstücke Nacht.
Noch kann alles geschehen.

Gangart

Selbst nach jahrelanger Übung, mich in d e n zwei Kulturkreisen zu bewegen, die mir am vertrautesten geworden sind, kann ich nicht wirklich von einer Gewöhnung im Umgang damit sprechen. Es sieht zwar oft ähnlich aus und vieles ist auf beiden Seiten leicht wiedererkennbar, aber die eigene Notwendigkeit, sich auf die jeweiligen Situationen, Sprachen, Handbewegungen, Einstellungen, Gedanken und das Außenleben immer aufs Neue einzustellen bringt Zustände hervor, mit denen man umgehen muss. Haben Veränderungen in mir selbst stattgefunden durch jeweilige, tiefe Berührungen, kann ich, auf die andere Seite reisend, nicht erwarten, dass ich sie auf diesselbe Art und Weise wahrnehme wie gerade noch. Sie müssen erst durch das Raster der anderen Kultur geschleust bzw. gelebt und auf diese Weise noch einmal neu erlebt werden, bis sie als Spuren im Selbst wahrgenommen werden können. Wenn ich mich in Indien z.B. immer auf die eine oder andere Weise mit dem Kosmos der Götter und Gottheiten auseinandersetzen muss, da es kaum jemanden unter den Einheimischen gibt, die sich auch nur annähernd in persönlichen Reflektionen damit beschäftigen, aber einen felsenfesten Glauben daran haben, so bieten diese Einstellungen im Westen keinerlei Relevanz, obwohl man von PhilosophInnen, PoetInnen, PriesterInnen, KünstlerInnen u.s.w. überall dasselbe an geistiger Anstrengung und Wachheit erwartet, die man, wenn man nach ihr sucht, in der Menschheitsgeschichte allerorts finden kann. So wandeln sich vor allem die äußeren Formen und Umstände, und wenn man sich einen Weg bahnen kann durch den Wirrwarr und Wahnsinn der dominierenden Geistergeschichten, erkennt man tatsächlich ein Öllämpchen am Ende des Tunnels. Es ist einfacher, sich auf die Qualität eines Smartphones zu einigen, auch wenn der Eine in Sibirien postet und der Andere in Sizilien, aber eine gemeinsame Botschaft der Kernsätze von religiösen Überzeugungen zu finden ist vielleicht einerseits gar nicht so wichtig, wenn die Unterschiede geachtet werden, und andrerseits kann es spannend sein (zum Beispiel), zwischen dem Verbot des christlichen Gottes im Paradies, vom Apfel der Erkenntnis zu essen, gefolgt von einem Rausschmiss aus dem Garten nach Missachtung des Gebots, und dem Wunsch des indischen Schöpfergottes, als einziger Erzeuger und Bestimmer des Ganzen gesehen zu werden, wobei es im indischen Olymp auf andere Weise wild zugeht, und auch d a Widersacher unterwegs sind, die den schwer verständlichen Stories den Pfeffer geben. Dort klage ich öfters auch mal über den ohrenbetäubenden Lärm, der das indische Leben umgibt, hier, ebenfalls außerhalb der Städte wohnend, macht mir die tiefe, wunderbare Stille auch klar, wie intensiv Menschen im Westen mit der persönlichen Gestaltung ihres Alltgas beschäftigt sind. In Indien läuft das Meiste noch traditionellen Bahnen entlang, wenn auch nur als leere Hülse, die Vertrautheit vorgaukelt. Im Westen herrscht eine Idee von Freiheit vor, die selten zur Umsetztung von persönlichen Wünschen führt. Das Angebot ist immens, die neuen Anforderungen folgen dicht auf dicht. In beiden Kulturen suche ich intuitiv nach Räumen, in denen mein Selbstsein stattfinden kann, ohne die Anderen zu stören oder von ihnen gestört zu werden. Schließlich treffen wir in jedem Menschen, dem wir direkt begegnen, auf eine eigene Kultur, mit deren Ausdruck wir umgehen müssen. Freiheit ist mühsam, will sie ein Tanz werden mit den Mitteln des Vorhandenen. Mit nur mir selbst zur Verfügung stehend betrete ich immer wieder aufs Neue das Feld der Handlung, oder lasse mich auch zuweilen ein auf das Nicht-immer-Handelnde, weil ich Zustrom spüre aus dem Grundton meines inneren Orchesters. Nein, die Unterschiede sind nicht so groß. Doch kann ich das erst sehen, wenn ich mich ernsthaft den Unterscheidungen gewidmet habe. Es wird dann auch klar, dass das Einfache ein Weg ist, auf dem der Pfad für die Füße immer schmaler wird, dem Auge aber  gerade durch diese konzentrierte Gangart eine Weite und Tiefe gewährleistet wird, die jede Ablenkung grundsätzlich widerlegt.

verdauen

Auf Hindi gibt es einen Gruß, der wie „wie geht’s dir?“ klingt und auch so gemeint ist, wobei die Nachfrage um die Verdauuung geht. Beides ist meist nicht wirklich ernst gemeint, weshalb wir uns alle angewöhnt haben „gut“ zu sagen. Die ernsthaften Antworten müssten ja auch etwas Zeit in Anspruch nehmen, und wer hat schon tiefes Interesse an der Verdauung der Anderen, wo man selbst erhöhte Aufmerksamkeit auf die Beantwortung der Frage lenken müsste, um die eigene zu kennen. Körperlich kommt man da ja in strenge Gefilde, weil heutzutage kaum jemand den Informationen ausweichen kann, die sich mit dem befassen, was für den komplexen Mechanismus des Körpers geeignet ist und was nicht. Gleichzeitig werden auf allen Ebenen und Kanälen die Süchte geschürt, und vielleicht verbucht der Veganismus zur Zeit auch deshalb so einen glänzenden Erfolg, weil er die Ausrichtung auf eine immense Vielfalt einfacher macht. Und der Wunsch natürlich nach geordneten Verhältnissen inmitten des fraglosen Chaos, mühsam gebündelt durch das illusionsbeladene Gespinst demokratischer Vorstellungen, die von PolitikerInnen ausgehandelt werden. Noch komplexer, bzw genauso komplex ist es mit der geistigen Verdauung, auch einen Gruß wert: wie geht’s denn heute der Verdauung im Kopf? Da ich Zeugin war beim Eintrudeln der Fernseher in den  indischen Familien, kann ich auch bezeugen, wie zutiefst erschütternd die Wirkung davon war. Auch heute erstaunt mich noch, dass es für jeden Menschen als selbstverständlich gesehen wird, einen Fernseher als Grundausrüstung zu haben. Nicht dass sie, die Flatscreen, in unserem Haushalt fehlt, nein, sie steht im Gästezimmer und man muss sich entscheiden, ob man dort hinwill, wo die vielen Sender leichter zugänglich sind als an den einzelnen Apparaten, bei denen man immerhin selber entscheiden und wählen muss, was man sich hereinzieht in die innere Domäne. Auch wenn man ein/e Liebhaber/in von guten Filmen ist, wird man nicht gerade verwöhnt auf Knopfdruck. Neulich in Indien blieb ich mal mit der Tochter meines dortigen Hausbesitzers an einem millionenschweren Historien-Streifen hängen, der in der Zeitung einigen Tumult ausgelöst hatte wegen angeblich geschichtlich nicht präziser Wiedergabe . Es war schwer, sich von diesem hirnverbrannten Prunk zu lösen, von dem ganzen Aufwand um einen tyrannischen Egomanen, der unbedingt die schöne Rajputenfrau wollte, am Schluss aber dann doch nicht bekam. Gut, was soll’s und was geht’s mich an. Noch nachts donnerten und tosten die Bilder durch meine Innenwelt, ich bedauerte kurz, aufgestanden zu sein in Schinkenmitte und nun nicht zu wissen, wie es ausgeht. Obwohl ich die Story schon vor Ort gehört hatte, wo sie einst wohnte, die Allerschönste der Schönen, und dort konnte man auch an den Wänden die roten Handabdrücke sehen, die einem erzählen, dass hier Frauen durch Selbstverbrennung dem Wüstling entkommen sind. Wenn man mit Anderen über diese Eindrücke sprechen kann, kommt man auch darauf, was man selbst erlebt hat. Oder man hat nur abgehängt. Oder dachte auch mal wieder, dass so Entspannung entstehen kann, und kann es ja auch, wenn es nicht für alle von allem ständig Nachschub gäbe. Wie kann ein Gehirn bei aller hohen Kapazität noch wissen oder erfassen, was es selbst denkt, wenn es für die geistige Verdauung kaum Pausen gibt.  Wenn ständig Ungefiltertes dazukommt, das einen letztendlich gar nichts mehr angehen kann, weil gar keine Synapsen mehr zur Verfügung stehen für eigenes Denken und Wahrnehmen bei all dem Input. Den Verdauungsstörungen. Der selbst erschaffenen und günstigerweise mühelos gewordenen Ordnung des eigenen Kenprogramms, an dem ich mich ausrichten kann. Der an Gewohnheiten und dem Vorgegebenen gebundene Zeitvertreib war sicherlich schon immer etwas, was sich nicht so gut auswirkte auf die Psyche. Um der Zeitvertreibsseuche kreativ entgegen zu wirken, braucht man ein Instrument, eine Rückgratsstärkung, oder einen guten Lehrer (Mögen sie weiterhin gedeihen und nicht zu viel Unheil anrichten in den von fremdem Wissen Gebannten.). Ansonsten sind wirksame Mittel bekannt sowohl gegen die Zerstreutheit als auch gegen den Workaholismus, denn in der Tat: die Stunden vergehen schneller als man gewiillt ist, die Flüchtigkeit des kostbaren Daseins zu begreifen.

alles in allem

Weil eben das „Wissen“ so zugänglich geworden ist, geht man davon aus, dass viel gewusst wird, weil eben der Zugang sehr vereinfacht wurde. Nun ist durch die Smartphones die große Unübersichtlichkeit in Gang gekommen, denn keiner weiß mehr vom Anderen, wo jede/r   höchstpersönliche Zugänge sucht, die dem eigenen Denken und Tun entsprechen. Auch die Unkontrollierbarkeit der Vorgänge ist in Gang gekommen, und wo auch immer es neuer Gesetze und Vorschriften und Bedingungen bedarf, sieht man Zeichen dieses Kontrollverlustes. Man muss keine Verkünderin dunkler Schicksalsprophezeiungen sein, um zu wissen, dass es zwar potentiell gesehen fast immer Möglichkeiten gibt, einen Stein vom Rollen abzuhalten, bevor er eine Lawine auslösen könnte oder dann auch kann. Die Zahl der Klagen, die man erheben könnte gegen den Missbrauch des Vorgefundenen allein, reiht sich auf Löschpapier bis ins Unendliche hinein. Leere Blätter, auf denen einmal stand, was es war. Wo sich einschalten, wo ausschalten, wo abschalten. Abschalten von was? Umschalten auf was. Eigene Angebote sind gefragt. Was kommt bei mir an, was mir entspricht. Was sage ich aus von dem, was mir entspricht. Wie und wodurch fügen sich die Dinge unter dieser Obhut zusammen? Gibt es dafür dann noch Sachbücher. Für das Gefühl, dass gerade dieses Erkennen der unauslöschlichen Verbindungen von allem mit allem dazu führt, dass im Partikel-Ich (dem Tat Twam Asi – das bin ich) ein Ungeteiltes sich entpuppt, dem man den Begriff „Individuum“ geben wird, also z.B. jemand, der oder die das Spannungsfeld des dualen Webens in eine Harmonisierung bringen konnte, wobei das Muster selbst sich zeigt, hier als Symbol, dann auch als Tor. Es soll eine Besonderheit von Jogi Löw sein, in letzter Minute eines Spiels noch einen Spieler ins Feld zu schicken, der durch gekonntes Zuspiel dann doch noch zum Gelingen verhilft. Wo also den Einsatz geben, wo fördern, wo und wann auf das Wesentliche achten. Das Absolute entscheidet für sich selbst, ohne dass man den Vorgang planen muss. Aber davon wissen, das muss man schon, aber auch nur, wenn einem dieser Weg entgegen kommt und zusagt.

Else Lasker Schüler

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 Ich will in das Grenzenlose
Zu mir zurück,
Schon blüht  die Herbstzeitlose
Meiner Seele,
Vielleicht – ist’s schon zu spät zurück!
O, ich sterbe unter Euch!
Da Ihr mich erstickt mit Euch.
Fäden möchte ich um mich ziehn –
Wirrwarr endend!
Beirrend,
Euch verwirrend,
Um zu entfliehn
Meinwärts!

zahil

 

Habe ich gerade in meinen Translator eingegeben: „Saturn“ auf Arabisch: Zahil. Allein die Frische eines neuen Wortes kann Nebel des irgendwie trotzdem leicht unheimlichen Samstags etwas lichten. Nicht, dass ich davon ausgehe, dass eine große Anzahl von Menschen samstags ein unheimliches Gefühl in sich tragen, und das in allen Ländern der Erde. Viele Hindus sind samstags ja beschäftigt mit dem Gang zum Tempel des Saturn, schwarz wie die Nacht böser Träume und verboten für Frauen, weil, düsterste Gedanken der Priester an das unreine Blut zurückdrängend bei der Befragung, weil Frauen, so meinten die vermeintlich Zuständigen, weil Frauen nicht die Kraft hätten, diese Energie zu schultern. Frauen allerdings schultern noch ganz andere Energien, was hier nicht gefragt und kein Thema ist. Samstags legen Männer dann Hisbiskusblüten nieder am dunklen Stein, man spürt, bzw habe ich oft im Vorübergehen samstags diese bittersüße Schwere dunkler Verbindungen gespürt, die dem Leben, wenn es dorthin ausgerichtet ist, eine gewisse Würze verleihen. Das heimliche Wissen um unerlaubte Gänge und Taten wird in die unsichtbare Hand des Gottes gelegt, der, zähmt man ihn mit Gehorsam, das Unverzeihliche vergeben soll, wofür es keinerlei Beweise gibt. Ansonsten ist außer Banken und Regierungseinrichtungen alles geöffnet und der Bazaar boomt. Hier im Westen ist es eher die kollektiv aufgeriebene Energie der Samstagseinkäufe, um am Sonntag, auf den hoffnungsvoll und energetisch zugearbeitet wird, für alle alles dazuhaben, was unentbehrlich scheint. Heiliger Sonntag, der dem ganzen Volk die Einkaufssperre auferlegt, wobei auch dagegen bzw dafür gestimmt wird zuweilen, dass vollzeitig Beschäftigte oder Süchtige auch sonntags erwerben können, was sie brauchen. Der Samstag scheint sich anzubieten für eine Form des Getriebenseins, das besänftigt werden will, wofür man Wege gefunden hat. Auch ist die Nacht von Samstag auf Sonntag eine betriebsame Nacht, für die die Unterhaltungsindustrie sich einiges einfallen lassen muss. Manchmal bedanke ich mich innerlich bei irgendwas dafür, dass ich nicht mit Flatscreensüchtigen aufgewachsen bin, da ich die Auswirkungen jetzt in den indischen Familien sehen kann, wo das Ding vor allem an Wochenenden ohne Unterbrechung läuft. So haben die meisten Menschen auch samstags viel zu tun und freuen sich auf etwas am Sonntag. Ich kann  auf jeden Fall mal kurz in die frühmorgendliche Stille hinauswünschen, dass sich von den leisen und lauten Erwartungshaltungen  etwas umsetzen möge.

zusammenfügen

Ich setze gerne, wenn es sich anbietet durch einen Blick oder eine Wahrnehmung, Objekte, die in der Welt vorhanden sind, in neue Zusammenhänge. Die achtlos liegengebliebene, blau gefärbte Hand eines kleinen Krishna kann auf einem anderen Tisch in einem anderen Land eine zarte Regung auslösen, denn die Wahrnehmung einer schön geformten Hand oder eines edlen Profils kann dem Betrachter bzw der Betrachterin guttun, wenn es die Zeit erlaubt. Auch kann man unter Umständen durch Loslöung aus dem ursprünglich Gemeinten das Detail besser sehen und günstigerweise wertschätzen für das, was es jetzt, wenn auch in neuem Rahmen, ist. Allerdings ähnelt es der geistigen Fähigekeit zu analysieren, um besseres Verständnis einer Sache oder eines Gedankens zu erlangen, was wiederum ein neues Feld erschafft und neue Wege. Gut für jedes Individuum ist sicherlich zu erkennen, dass wir mit jedem Blick und jedem Gedanken und jedem Wort und jeder Geste die Welt neu erschaffen, war sie doch noch nie so wie gerade in diesem lebendigen Moment, der unaufhaltsam dahinwebt und sich nicht kümmert um die Logik des Zusammenhangs einerseits, andrerseits nie die Bewegung des gemeinsamen Stromes verlässt. Lebt Kunst nicht auch vor allem durch die Neuheit der Zusammenfügung, die Künstler und Künstlerinnen aus ihrem Inneren herausgebären, nur um zu sehen, dass ihre Spur trotz aller Eingebung des vorher nie Dagewesenen immer eine Signatur trägt, die für einen selbst zu erkennen bleibt. Warum sehe ich an einem bestimmten Morgen diese Figur eines Samurai, dem unterwegs in der langen Zeit seiner Existenz das Schwert abhanden kam, an einem Fenster unseres Hauses im Morgenlicht stehen, und sehe das überhaupt zum ersten Mal. Aha, ein Geschenk, erfahre ich und ja, kann es kurz mitnehmen zum Photographieren, weil es mich an die indischen Götter erinnert, so verwundet und aus der Zeit gefallen, die einstigen Helden. Und die Schönheit noch so erkennbar, ja!, vielleicht noch schöner oder ebenso schön wie damals, noch in bereitwilliger Kampfhaltung, aber entwaffnet im demütigen Verblassen der Pracht. Jetzt braucht’s einen Hintergrund für den spielerischen Vorgang. Er wird dargestellt von dem Bild eines anderen Künstlers, das hier herumsteht als ein kleines Navigationplakat und auf dem ein Korb, in dem sich Münder befinden, hochgehievt wird von einem Gehirn, das als Ballon dient. Dann noch ein kleiner Holzrahmen als Kopfbedeckung des Mannes, der nun eher wirkt wie ein demütig gebeugter Reisbauer. Das Einzige, was das alles für einen selbst aussagt oder aussagen kann, ist, dass diese Welt inklusive ihrer Grundausstattung ständig von allen Bewohnern und Bewohnerinnen zusammengesetzt wird, was dazu führen kann, dass das Wasser im „heiligen“ See des indischen Dorfes keinen Tropfen mehr von der ursprünglichen Quelle erhält, oder hier im Wald alles nachgepflanzt werden musste, weil ein einziger Sturm die Hälfte der Bäume umriss, die waren vielleicht auch schon Nachgepflanzte. Dieser Vorgang wurde von Hindus einst, der Zeit entsprechend, das Duplikat der illusionären Erscheinungswelt genannt (duplicate Maya), wo man das Gefühl erleben kann, dass durch sich häufende ungünstige Zusammenfügungen in den menschlichen Gehirnen Formen des Zusammenseins entstehen, die es allen Bewohnern erschweren, einen Sinn für sich selbst darin zu finden. Daher kommt u.a. der spirituelle Kontext ins Spiel, der nun zeigen muss, wenn er denn kann, dass wir in der Lage sind, ursprüngliche und zeitlose Gesetzmäßigkeiten des Planeten wieder zu erkennen und uns aus freiem Willen heraus an ihnen zu orientieren.

 

schmerzlich

 

Manchmal, wenn man willentlich oder unwillentlich in Kontakt mit den laufenden Katastrophen kommt, in denen Mütter ihre Kinder und Kinder ihre Mütter oder Väter verlieren, oder man hört von jemandem, meistens irgendwo im Land bekannt, der oder die nach langer Krankheit von „uns“ gegangen ist, dann frage ich mich manchmal, wie sie wohl mit dem Schmerz umgehen. Mit dem Schmerz und mit den Schmerzen. Es ist erstaunlich, wie auch der Schmerz eines anderen Wesens einen ergreifen kann. Wie es einem fast leichter vorkommen möchte, den Schmerz zu haben, als ohnmächtig den Schmerz eines Anderen wahrnehmen zu müssen, diese Hilflosigkeit, dieser innere Aufruhr, der bekämpft werden muss, will man nicht selbst mit diesen Zuständen zusätzlich belasten. Man muss einen Umgang damit finden. Es ist die Liebe zwischen den Wesen, die es so tief und schwer macht, beim Leiden des oder der Anderen dabei zu sein. Auch die eigene Herzenskraft wird oft und gerne überschätzt. Man muss sich im richtigen Moment an Experten wenden, damit die eigenen Wahrnehmungen überprüft werden können. Einmal war ich dabei als Begleitung einer Frau, deren Mann im Koma lag und der Arzt die Möglichkeit in Erwägung zog oder vorstellte, die lebenserhaltende Maschine abzustellen, aber es wurde von der Ehefrau als unmöglich gesehen. Der Mann kam zurück mit keinerlei Einschränkungen und konnte noch eine gute Zeit leben. Ich erinnere mich noch, dass wir in dieser Zeit für ihn meditierten und in kindlicher Weise davon überzeugt waren, dass wir spürten, dass er noch da war. Vielleicht ja auch gar nicht kindlich. Wir hatten viel Liebe für ihn und waren besorgt. Jetzt will ich doch noch erwähnen, dass mir all diese Gedanken heute früh wegen unserer Katze kommen, die seit gestern verwundet und krank herumliegt, bevor wir sie heute zum Arzt bringen und zum Glück mehr darüber erfahren können, was wohl mit ihr passiert ist. Sonst putzmunter, kann sie kaum noch laufen. Mir fiel an mir auf, dass mir alles verdüstert schien, draußen noch kälter als sonst, innen hatte sich etwas zusammen gezogen. Es war die Sorge um ihr Wohlbefinden, um die Zeit, die es mit ihr nun durchzustehen gilt. Verwundetes, geliebtes Wesen, da ist zuerst mal nicht mehr viel Raum für anderes.

 

tauchen

Es ist schon wahr, dass wir vom Anfang unsrer Geschichte bewusst wenig mitbekommen, sondern uns erst, wenn wir in die Sprache kommen, uns bewusst zu unserem Aufenthalt äußern können. Nun ist allerdings der Seinszustand den wir vor der Sprache erleben, erst vor Kurzem in das Interesse einiger ForscherInnen gerückt, die sich ganz speziell für diesen Abschnitt des Lebens interessieren, um dort lagernde Erfahrungen und Traumatisierungen aufzuspüren und sie auch für Andere, zum Beispiel in einer Therapie, ins Bewusstsein zu holen, um ein besseres Verständnis der eigenen Quelle bzw der eigenen Kernproblematik zu erreichen. Man weiß von verborgenen (Not)-Zuständen ja erst, wenn sie gefühlsmäßig erfasst, und dann in Sprache umgesetzt werden können. Gerne möchte man denken, dass nicht jedes Kind in der präverbalen Zeit später traumatische Erlebnisse verarbeiten muss, doch spricht die Erfahrung mit sich selbst und anderen erwachsenen Menschen doch öfters dafür, nämlich dass man hinunter muss in die Unterwelt und dort allerlei Prüfungen bestehen, die sich als Katastrophen tarnen, sich dann aber doch als das Werkzeig zeigen, mit dem man seinen oder ihren Schicksalsblock verstehen und bewältigen lernt, wenn man das möchte. Was nicht jeder möchte und auch nicht jeder kann, daher die vielen richtungsweisenden HelferInnen, die von uns Wesen zu bestimmten Zeiten gewählt werden, um weiter zu kommen auf der Ich-Landkarte, bevor neue Pfade sich auftun. Ich denke, dass das im Mutterleib unter guten Bedingungen sich aufhaltende Kind auch nach der Geburt einen Seinszustand erleben kann, zu dem es uns immer wieder zurückzieht, nun als Teil der sich enthüllenden Ich-Geschichte bis zu einer neuen Erfahrung des sprachlosen bzw in zeitloser Ruhe lagernden Selbst als Bewusstmachung eines Anfangs, das deswegen von Schweigen und Stille genährt wird, weil es letztendlich auf Bewusstmachung verzichten muss, um sich selbst sein zu können. Hier, würde ich sagen, kann man von einer Akzeptanz des Mysteriums Leben sprechen, das gleichzeitig gänzlich verschleiert und gänzlich enthüllt ist. Die Selbstverständlichkeit der eigenen Lebenserfahrung ist per se kein Garant für das Erfassen der eigenen individuellen Existenz, die vor allem durch die Qualität des Tauchvorgangs bedingt und bestimmt wird. Es ist eher verblüffend, dass es, soweit wir informiert sind, keinen anderen Weg als den durch Himmel und Hölle gibt, bevor man über beides herzlich lachen kann.

unaufhaltsam (?)

So, wie ich es in den dafür vorgesehenen 3 Minuten Nachrichten bei WDR5 auf meiner Wellenlänge gehört habe, treffen sich heute in einer ehemaligen Kaserne in Mainz einige Männer, hinter denen riesige Firmen stehen, um wochenlang um die neue Frequenz 5G zu zocken, bis alle finanziell nicht mehr steigern können und nur noch Einer übrigbleibt, der kann, dem gehört dann die Frequenz (oder einer der 41 angebotenen Frequenzblöcke). Sie gehört erstmal der Industrie, für die sie besonders geeignet ist und von der im Gespräch zwischen Barrie Trower und Sir Julian Rose (Link: Blogbeitrag „Ausmaß“) hauptsächlich die Rede ist als einer Waffe mit ungeheurem Vernichtungspotential, die nun mit einer gewissen nüchternen Freundlichkeit angekündigt wird. Menschen, ist man in gewissen Kreisen überzeugt und spricht aus Erfahrung, müssen getäuscht werden, denn auch die Dummheit, die viele Gesichter hat, hat auch manchmal Grenzen oder ist gar nicht da, wo man sie am meisten vermutet. Die Erkenntnis, ein Spielball von Kräften zu sein, denen es vor allem nicht um das Wohlergehen der Menschheit geht, also um mein und unser aller Wohlergehen, kann in einem Volk, wie man immer wieder sieht, zu gewaltigen Kraftakten führen. Dabei wissen doch schon die meisten Planetarier, dass wir mittendrin sind. Immer ist Mittendrin. Es fragt sich nur, für welche Form des Mittendrins man sich ganz persönlich entscheidet. Vielleicht setzt da der prophetische Rat der hinduistischen Weisheit über diese Zeit an, über die verdunkelte Zeit, die eiserne Zeit, in der Entmenschlichung eine gewisse Glanzrolle zu spielen beginnt, die Nahrung bietet für das übermüdete Menschsein. Schau dich selbst an, sagt es da zum Beispiel. Kehre zurück zur eigenen Mitte, wandere hinein ins eigene Drin, und von da aus erfrische die Sicht auf das Ganze. Was bleibt uns übrig? Der Apfel ist verschluckt, der gläserne Sarg versiegelt, das Feigenblatt verdorrt, der letzte Faden des Fluches in Rauch aufgegangen oder in einem Kunstwerk verarbeitet, von wo aus es wieder Tore erschließen kann, die unter günstigen Umständen, und trotz aller mühsamen Umwege, zum eigenen Tor führen. Erst staunt man über die schlichte Symbolik. Kann es sein, dass es doch einfacher ist, als man dachte. Oder brauchte man das Zulassen der Ungeheuerlichkeit angepriesener Zukunftsfrequenzen, um sich zu besinnen auf die eigene und ihr noch weitgehend unerforschtes Potential.(?)

Bild: undefiniertes Objekt aus der Tempelwelt.

Mensch

Mensch

Wie geht es dir?
Es war noch nie
so
wichtig, alle Seiten
deiner Geschichte
zu kennen.
Doch!
Wir sehen dich!
Immer auf Empfang.
Unterm Kostüm schlagen
furchtlos Herzen
im Geheimen.
Was tun?

 

(Alle Worte kommen aus der „Zeit“) 

Peter Sloterdijk

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Es mag schon sein, dass nicht wir die Tradition haben, sondern die Tradition uns, aber oft hat sie uns so, wie eine zerstörte Stadt ihre Einwohner hat oder wie der vitiöse Zirkel seine Spieler festhält, die in ihm dem Ruin entgegenrennen. Ja, die Tradition hat uns, das Seinsgeschick trägt uns im Arm, aber wer als Deutscher um die Mitte dieses Jahrhunderts geboren wurde, der kroch aus seinem nationalen Traditionenschoß hervor wie ein Überlebender aus einem zerbombten Haus. In einer solchen Situation, wo man die Wüste erbt, erlangt das Vermögen, selber anzufangen, eine unerwartete neue Bedeutung. Mit einem Mal hat die Gelassenheit, die sich schon angefangen sein läßt, einen schlechten Stand gegen die Entschlossenheit, mit sich selber einen neuen Anfang zu machen. Was für geglückte Traditionen richtig sein kann,  – das sich Tragenlassen vom Strom guter Überlieferungen – ist für missglückte Traditionen selbstmörderisch und falsch. Missglückende Traditionen sind wie vergiftete Flüsse: auf ihnen schwimmt der Schaum der Selbstzerstörung, sie tragen die Pest verzerrter Lebensformen von den Einleitungsstellen bis in die Meere. Und so bleibt für diejenigen, denen bewusst wird, dass sie in einer Überlieferung der Zerstörung stehen, nur die Zuflucht zu den Kräften des Selberneuanfangens. Sie müssen zurückwollen an reinere Quellen des Selbstseins.

Plan X

 


Geheimplan der Erschließung des Zugangs
In der Tat nannte man es auch durch alle Zeiten hindurch „Das geheime Wissen“, wodurch dann die jeweils Angeregten sich für einen der angebotenen Zweige entscheiden mussten und entschieden, eben um kundig zu werden in dem, was Anderen als geheim erschien. Ich erinnere mich immer gerne an die Anekdote über einen historisch belegten Kreis illustrer Wissenschaftler, die sich im Geheimen, heißt: Andere ausschließenden Gespräch trafen, um zu entscheiden, dass das soeben bekanntgewordene Geheimnis von den Verhaltensweisen subatomarer Partikel unbedingt für die Öffentlichkeit versiegelt werden müsste, da es Nichtwissende und moralisch sich nicht Verpflichtende zu Missbrauch anregen könnte und würde. Wann konnte man jemals nachweisen, was wen wann zu Missbrauch anregt, u.a. da wir ständig die Quelle vergessen, wo Missbrauchstendenzen erst einmal geschürt werden müssen, um sie für den Betroffenen oder die Betroffene als Form von Realität spürbar werden zu lassen. Nun haben Hindus in ihren alten Schriften hinterlassen, wohl als durchblickende Seher, dass man in dieser Zeit jegliches Geheimnis auf den Marktplätzen der Welt hinausschreien kann, das würde im „kommentierenden Sofortismus“ (Bernhard Pörksen) der Zeit keine Wellen schlagen. Vielleicht von einem eleganten Redepult aus inmitten der Einkaufsstraße:  Freunde (schon hätte man gelogen), hört her! Ihr gestaltet mit jeder eurer Blicke und Regungen das energetische Feld vor Euch! Bedenkt doch das Ausmaß dieser einfachen und nachprüfbaren Logik!  Undsoweiter, da wäre unter Umständen schon Pflegepersonal unterwegs. Warum auch influencen wollen, was selbst noch überprüft und gelebt werden muss. Jeder Blick eine Aussage und eine Wirkung!. Jeder Gedanke. Irgendwann in den Anfängen meiner persönlichen Indien-Geschichte habe ich eine Frau in Hyderabad getroffen, deren Name mir immer präsent blieb (danke, Sushila Jayram) und von der ich dachte, dass ich sie immer mal wieder treffen würde, was nie stattfand. Aber ein einziger Satz von ihr ist mir in Erinnerung geblieben, weil sie ihn mir auf Papier geschrieben hat, so ein Fetzen, der lange bei mir war und auf dem stand, dass die einzige Pflicht im Leben sei, sich zu erkennen. Klar, kennt man ja, und doch nicht wirklich gesellschaftsfähig. Wie, einzige Pflicht!!??Auch ein beliebtes Thema in spirituellen Kreisen: die Unterscheidung zwischen egoischer Verhaftung an das Ich-Geschehen, und die willensstarke Aufmerksamkeit auf das Selbsterkennen, mit allen Zwischenschattierungen von hellstem Hell und finsterstem Dunkel. Alle fühlen sich wohl mit Gleichgesinnten, und es kommt auf die Gesinnung an, in der man sich verbindet. Ja, alles ist verbunden, aber nicht überall ist Verbindungsmöglichkeit vom eigenen Raum aus vorhanden. Überlässt man sich den Konstrukten des (z.B.) gesellschaftlichen Großraums, muss man sich diesen Bedingungen anpassen, oft genug über akzeptable Grenzen hinaus. Man wird entschieden. Ich gehe davon aus, dass jeder und jede  Einzelne von seinem und ihrem Platz aus agieren kann, auch wenn die Handlungsmöglichkeiten durch das Umfeld begrenzt sind. Und: wie kam ich ins Umfeld, und was ist daran noch gestaltbar durch mich. Wer kann Anspruch erheben auf meine Präsenz? Frei wandere ich vom Tellerrand hinaus in die kosmische Weite, beziehungsweise reise in meinem Raumschiff in Welten, die nie ein Mensch so gesehen hat, und wieder zurück in das von allen Sichtbare, und logo, ist das die einzige Pflicht, dass ich mein Schiff und das der Anderen respektvoll behandle, wissend, dass mein Navigieren und das der Anderen auch dazu führen kann, dass wir wie Maturana sagen können: dann sehen wir Liebe.

G/E/Z

  
…..Geheimplan…………..Erschließung………………Zugang………………….

Wir kapieren so vieles nicht, können es nicht kapieren?, werden es nicht kapieren? Wer weiß, ob es zum Kapieren da ist, diese überaus große Zartheit des planetarischen Organismus, diese deutliche Feinfühligkeit, von der wir hören. Soso, ach echt, die Bäume reden miteinander, ein einziges, riesiges Resonanzfeld, und so viel menschliches Leiden. Keiner hört mich, keiner sieht mich undsoweiter, dabei hört und sieht ständig alles und antwortet auf das Daseiende. Nur wie, und warum, und überhaupt. Es wird gedeutet, muss gedeutet werden, sonst findet man ja nicht durch die wild gewebten Muster, die vorgeben, eine Realität zu sein. Oder hält gerade die Deutung von der direkten Erfahrung ab? Dabei wäre es so schön gelaufen, sagt eine der Geschichten, wenn ihr nicht  vom Apfel der Erkenntnis hättet gegessen haben müssen. Aber bitte, wolltet ihr ja, das habt ihr jetzt davon. Müsst Erkenntnis erlangen, bis es euch reicht, und ihr reumütig im ‚bed chaal‘ (dem Schafsgang), zurückkehrt ins Paradies. Ja, wie war’s denn da so? Nur Gutes? Keine terrorgesteuerten Kampfgehirne? Keine Peitschen auf Sklavenhaut? Keine übergeordnete Herrenrasse? Oder kann nur der Geist sich so etwas vorstellen, so etwas naiv Märchenhaftes, so, als wüssten wir nicht, was uns alle erwartet, wenn unser eigener, ganz persönlicher Auftritt stattfindet. Und es gibt Fragen, die man sich stellen kann, an Andere stellen, und man kann, wenn man Glück hat, von Anderen gefragt und infrage gestellt werden. Berührt mich die prophezeite, tödliche Wirkung der 5G-Frequenz. Ich höre in persönlichem Gespräch, dass das bereits läuft. Die bereits existierende Masse der Süchtigen wird doch auf ein schnelleres Netz nicht verzichten! Tiere werden um die Masten herum krepieren. Sterben sie nicht schon? In Indien muss ich dem Sterben auch täglich zuschauen, wenn mir klar wird, dass sie noch nicht mal bei der Abfalltrennung angekommen sind, und ich nicht jeder Kuh das Plastik aus dem Mund zerren kann, wenn ich zufällig hinschaue. Heilige Kuh!, Mutter Gottes, beten derweil die Priester, denen das dumpfe Ahnen um Zusammenhänge schon lange abhanden gekommen ist, wenn es denn jemals da war. Uns allen entschwinden die Zusammenhänge. Schmerzt es die Erde, wenn wir haltlos auf ihr herumtoben und jede verfügbare Ritze mit Gift füllen? Oder gibt es gar einen Geheimplan, der sich nur im Verborgenen erschließt, und dessen Zugang enträtselt werden muss? Wer weiß?, und was macht es einem aus, wenn man es nicht weiß? Und wenn man statt ins Paradies einfach zu sich selbst zurückkehrt und merkt, dass man eigentlich nie weg war. Wo soll man hingehen ohne sich. Oder kann man sich wirklich verpassen?

Ausmaß

Die  Unterscheidung zwischen Menschsein und Menschlichsein hat sicherlich durch die Geschichte des Planeten hindurch viele Gemüter beschäftigt. Profitgier und die Bereitschaft, Menschen für den eigenen Nutzen unermesslichen Schaden zuzufügen, kann man in allen Zeiten beobachten. So sind diese Erscheinungsformen und ihre Resultate im Westen schon lange ein Thema, auch wenn man staunen darf, wie schnell es ging, aus der Asche der Kriegszerstörung heraus wieder Beteiligung an menschenvernichtenden Waffen als notwendig zu empfinden. In Indien, wo man noch weniger wusste, was im Verborgenen eigentlich schon so lange lief, ohne dass es das Licht der Welt erblickt hatte und sichtbar wurde, konnte ich manche Dinge entstehen sehen und dadurch, wenn auch nur dürftig, Zusammenhänge erfassen. Es gibt auch einfache Formeln, die ein Verständnis ermöglichen. Ja, der Mensch wird in seinem Umfeld geboren und massiv davon geprägt, kein Zweifel. Aber wir können auch nach ein paar Lebensjahren durchaus unsere eigenen Entscheidungen fällen, wie wir mit dem, was wir vorfinden, umgehen sollen. Auch für diesen gelingenden Kampf um die persönlichen Werte und die Gestaltung des eigenen, verantwortlichen Bewusstseins gibt es genug Beispiele, die uns gelehrt haben, dass menschliches Handeln immer auch möglich ist, auch wenn es in seinen extremsten Formen oft um Tod und Leben geht, und darin vielleicht die Deutung eines mysteriösen Spruches aus Japan liegt, dass es Wichtigeres gibt als das Leben. (!?) Nun haben wir uns alle in der Tat schon ermüdet mit der Kontemplation der digitalen Entwicklung, in der wir uns mehr oder minder unmerklich oder auch merklich  auf einer Ebene bewegen, die vom Menschen nicht mehr einschätzbar ist. Obwohl das Verstehen des Menschlichseins noch nicht wirklich entwickelt ist, werden wir immer mehr gefordert, die Maschinen und ihre multiplen Funktionen zu verstehen, um nicht irgendwo in einer technischen Zwischenablage abgehängt zu werden vom angeblich menschlich förderlichen Fortschritt. Da im Westen der Materialismus eine so akzeptierte Norm ist, fällt es nicht so auf, in welchem Labyrinth des unumkehrbaren Irrsinns wir Menschen bereits gelandet sind, sodass innere und äußere Räume erschaffen werden müssen, um überhaupt noch Zugang zu individueller Sicht zu haben. In Indien kann man verblüfft beobachten, wie ein ganzes Volk dabei ist, in einem schwarzen Loch zu versinken, sich zu versenken, und zu entschwinden, wir wissen nicht wohin. Nur, dass es immer Überlebende gab und Erwachende, das muss einem Mut machen.
Nun habe ich gestern aus dem Freundeskreis ein Gespräch zugesandt bekommen, das ich bemerkenswert finde, und das auf YouTube zu finden ist. Ich schicke hier den Link. Das Gespräch findet leider in englischer Sprache statt, aber der Sprecher ist sorgfältig und klar mit seinen Worten und kann gut verstanden werden. Ich selbst habe noch nie von 5G gehört, doch es gibt auch im Netz auf Deutsch schon genug Informationen. Manchmal ist es gesund, das Ausmaß des Schreckens, das wir Menschen für uns selbst erschaffen, wahrzunehmen und auszuloten.

traditionell

Als ich dieses Bild heute früh zugesandt bekommen habe, wollte ich wissen, was da steht, und es steht geschrieben „Möge deine Seele glücklich sein“ und bezog sich auf den Tod der Großmutter, die am Montag in Afghanistan gestorben war, und nun dieser Aufruhr einer Tochter (mit der wir seit Jahren befreundet sind), die eigentlich aus verschiedenen Gründen nicht  hinfahren kann zur Beerdigung, was dort nicht verstanden wird und deshalb die Leiche noch ein paar Tage im Kühlraum gehalten, bis eine Entscheidung gefällt ist. Traditionen, die nicht mehr in vollem Ausmaß, heißt: in eigenem Raum, gelebt werden können, erzeugen oft ungeheuerliche Beschwernisse. Der Sohn kommt nach Hause und will einen Weihnachtsbaum, der Islam hat keinen. Die Mutter kann nicht nach Afghanistan u.a., weil die Ausländerbehörde keinen Urlaub gibt. Traditionen, die aufeinanderprallen!? Vieles unterscheidet sich ja nur durch Formen. Die meisten Inder essen, soweit ich weiß, heiße Brotfladen zum Frühstück mit ähnlicher Gemüsezubereitung wie nachmittags und abends. Hier in Deutschland freue ich mich dann auf gutes Brot und Butter und was auch immer draufkommt, so viele Möglichkeiten. Die Kleidung ist generell anders, ja. Die Farbschattierungen dimmen herunter auf Schwarz, Grau und andere edle Variationen. Ist man eine Weile da, ändert sich wieder der Blick. Alles gleicht sich immer mehr an auf eine globale Weise. Im indischen Dorf fiel mir neulich auf, wie viele junge Männer vorne auf dem Kopf ein paar blonde Locken reingefärbt hatten. Die Anregung kam vom Netz. 30 Jahre gemeinsames WorlsWideNet, das ist doch dabei, uns alle aus den Traditionen herauszusteuern, oder nicht? Klar, bei uns steht auch noch der Weihnachtsbaum herum im Garten, man wirft ja so einen organischen Grünbaum nicht einfach weg. Das Geburtstagsfeiern hat sich u.a. in Indien auch eingeschlichen auf dem Schildkrötenpfad. Erst in Indien, als ich Mütter die Geburtdaten ihrer Kinder vergessen sah, oder die sie auch gar nicht wussten, sodass die ins College gehenden Kinder eins erfinden mussten, so um den Mond herum, an den die Mutter sich zu erinnern meinte, als es kam, erst da fand ich es nicht unwichtig, dass der Mensch mal einen Tag im Jahr haben soll, wo man ihn ehrt dafür, dass er geboren werden konnte und bis zum jeweiligen Tag durchgehalten hat. Auch an diesem Tag mal für jemanden zu singen, ist eine gute Idee, man kann überprüfen, ob man noch singen kann, oder ob einem vielleicht mal etwas anderes einfällt als happy birthday. Traditionen sind hartnäckig und fließen haltlos durchs Blut, wenn man sie lässt. Zu OmJi, einem älteren Brahmanen, habe ich neulich mal vor meiner Abreise gesagt, ich fände es ideal, wenn ich die beiden Traditionen zusammenrücken könnte, die indische und die deutsche. Dabei sind sie schon lange zusammengerückt, und es befassen sich eindeutig mehr Gehirne mit vedischem Gedankentum in Deutschland als in Indien. Indien ist Techno-und Technik-Führer geworden und ist bestrebt, das Weichei-Image der Nation abzulegen und zu den Waffen zu greifen. Nach was sucht Deutschland. Oder besser: auf was treibt das Geschehen in dieser Welt zu mit all den sich steigernden Erschütterungen, der sie ausgesetzt ist? Ich denke an eine Tradition der Menschlichkeit, die für mich hier vorherrschend wird. Was ist das: menschlich. Und wie gelingt es am besten im Miteinander, wo auch immer man sich aufhalten und vorfinden mag.

ausloten

Ohne Titel . ohne Worte…mal sehen, vielleicht gibt es sie doch…ein Flug durchs All, dann Schneefall, dann ein Sturm, Freunde erleben Sachschäden…Es ensteht auch eine tiefe Wärme aus dem Zusammensein. Das Kostbare am Dasein nimmt neue Formen an, einen neuen Ton, ein trotz allem Ungewissen, auf das wir uns einlassen müssen,  schmerzloses Rot in der Tiefe. Wir freuen uns auf einander. Wir sind gespannt, wie wir es weiterhin handhaben werden, das menschliche Leben, von dem wir so viel gelernt und gelesen und geprüft und geprobt haben, und nun sehen, wie wir den Schrecken gelassen aushalten, dass genau da, wo wir von der Mechanik des Ganzen etwas begreifen, auch klar wird, dass es kein Aufhalten gibt von dem, was sich verfinstern möchte, und dem, was sich erhellt. Wenn es endlich in jeder Hinsicht ums Ganze geht, das ist schön und entspricht ganz und gar dem Anspruch der Zeit. Das war immer so? Ja, vielleicht, Aber vielleicht auch nicht. Auch wenn es immer darum ging, das Einzigartige, das wir in die Welt bringen, auszuloten und zu wissen, in welchem Verhältnis es steht zu allem Vorhandenen. Das Ohnewortesein weist auf ein Spüren hin, auf ein Hineinhorchen in die Bewegung und den Rhythmus des Vorgangs. Wenn etwas Geheiltes und Heilendes sich dehnt und streckt und um sich schaut in die Weite, und mit Freude zum Nahen zurückkehrt.

navgathi

 

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 Aha! der Jetlag ist ein Typ der Zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus Störungungen, auch Zeitzonenkater genannt. Der Vorbeugung, so lese ich,  dienen insbesondere Verhaltensempfehlungen. Das ist verständlich. Ich erinnere mich auch an Flüge, bei denen ich voller Freude auf das nahende Indien mit intensivem Schreiben beschäftigt war, dann der erste Reifenkontakt mit der indischen Erde, dann auf ihr gehend. Empfehlung geistiger Zustand! Auf der anderen Seite schadet es auch nicht, sich der Qualen bewusst zu werden, die bestimmte technische Fortschritte automatisch mit sich gebracht haben, und denen entgegen zu wirken. So ist es zweifellos manchmal hilfreich, sich die Zeit mit den paar vorgegebenen Filmen  zu vertreiben, aber man bekommt nicht mit, wie man sich fühlt und kann deswegen nicht bewusst dagegensteuern. Natürlich ist auch der sogenannte „Jetlag“ auch nur ein Begriff, unter dessen Dach man einiges von sich wiederfinden kann: den Wunsch nach Stille zum Beispiel und das Sinkenlassen der Gedankenmaterie. Gerade war noch Sonnenschein bis zu 30 Grad, jetzt fällt Schnee. Gerade noch war es natürlich, durch den Morgen zu wandern, hier im Westen steht aber mein Wanderstab (ein Kunstwerk von Joachim Mekel). Mal schaut der Geist den Gesprächen und Gesten nach, die gerade noch aktuell waren, da zittert schon die Nadel am Kompass in eine neue Richtung. Das ist alles, was sie kann: hinweisen. Erstaunlich, wie trotz der langen Zeit verhältnismäßig wenig Staub auf den Dingen liegt. Klar, hier war wenig Bewegung, ich war ja nicht da in meinen Räumen. Die Vertrautheit des Zurückgelassenen schaut einen an. Wer ist zurück gekommen? Wer spricht auf einmal wieder so nahtlos die Muttersprache, die Blutssprache, die erreichbarste der Sprachen, und über den Sprachrand hinaus. Navigieren (navgathi-Sanskrit) in den Gewässern der jeweiligen Zeit. Es ist doch ein Luxus, auch geistig reisen zu können, sich erinnern zu können an Menschen und Räume, in denen man gemeinsam das Anwesende erzeugt hat. Der Jetlag hilft einem auch dabei, sich an tiefem Schlaf zu erfreuen, wo sich alles wieder, was zu einem gehört, ungestört versammeln kann. Dann aber auch wieder im Wachsein verankert, dem Geschehen von Herzen zugewandt.

 

Roberto Juarroz

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Ob man von Gott spricht oder nicht, die Wirklichkeit hat den Menschen erschaffen, weil irgend etwas in ihr, in ihrem Grund, auf geheimnisvolle Weise nach Geschichten verlangt. Oder anders gesagt: scheinbar gibt es in der Tiefe des Wirklichen eine Notwendigkeit nach Erzählung, Illumination, Vision,  und selbst vielleicht nach einer sinnvollen oder sinnlosen Begründung, die die Menschen hervorbringen müssen.  Es handelt sich nicht um die gewöhnliche Geschichte, die Historie der Geschichtsschreibung, die mit Verbrechen und Verwirrungen übersät ist, sondern um diese geheime Verbindung der Fäden oder Ideen bei tiefgreifenden Ereignissen, die die wahre Geschichte der Menschen ausmacht, und womöglich um etwas mehr. Ich habe immer gedacht, dass die Poesie die herausragendste Manifestation dieser verborgenen Geschichte der Menschen und der unbeschreibliche Knotenpunkt mit der Wirklichkeit ist, die sich darin offenbart, jenseits der einfachen und tumben linearen Zeitläufte, jenseits der Formeln und Systeme, die die Erkenntnis, das Gebet, den Blick, die Geste, den Ort, die Liebe, den Wald und selbst das Feuer klassifizieren.  Ich glaube außerdem, dass die Wirklichkeit und die Poesie, so wie sie sich dem Menschen geben, nach einer stufenweisen Selbstlosigkeit verlangen, einer fortschreitenden Entblößung, einer wachsenden Nacktheit, bis wir uns dem Wesenskern dessen nähern, was vorhanden ist oder existiert oder da ist oder uns so scheint, als ob es sei.

in Transit

 

 

A/M W/O stand
Orgen im Bendland
Ließ es, bleich, wie es war, wie es sollte,
Wüsten – Küsten – verladen am Seelenschiffsstrand,
horchten hinein in den Grat-Rand.
Geahntes Weltmeer im Ist zischt:
Form Brücke als Mensch!
Aye aye, Sir.

 

 

Frauennachdenktag

Als dieses Bild heute aus Indien zu mir hereinwehte, musste ich herzlich lachen, denn man kann es wirklich nur mit dem wohltuenden Humor, der sich dort auch neue Räume sucht und findet, betrachten und verstehen. Nun soll, so höre ich, der Weltfrauentag ein Feiertag werden, und ich bin froh, nicht unter Meinungsbildungsdrang-und zwang zu stehen. Auch Nachdenkvorschriften finde ich schwierig, und auch, dass Männer an ihrem Tag tun, was Männer angeblich so tun, wenn sie zusammenkommen. Nun war ich selbst ja unterwegs von Ost nach West, und unabhängig von ganz persönlichen Erfahrungen und Befindlichkeiten im Kontext des Kriegerischen, das sich zwischen Indien und Pakistan abzeichnete, aber auch im Einklang mit ihnen, überraschte mich doch die Stimme des Piloten im Flugzeug, die uns verkündete, dass die Flugbahn seit der politischen Krise verändert werden musste und zeitlich um zwei Stunden verlängert werden würde. 10 Stunden in so einem metallischen Riesenvogel sind eine wahre Tortur für Körper und Geist, und man erinnert sich immer mal wieder gerne an die Indianer, die nach einer Zugreise auf dem Bahnsteig saßen, bis ihre Seele sie wieder eingeholt hatte, was man hier Jetlag nennt, also der Umgang mit einem verheerenden Zustand, ausgelöst durch rasende Alldurchquerung, und die Mühe, wieder bei sich anzukommen. Man kann diesen Allflug auch genießen, aber es gelingt nicht immer. Ein alter Herr aus der Sikh Community, der neben mir saß mit seiner Frau, meinte, wenn wir über Pakistan fliegen würden, könnten die uns abknallen. Das macht die extra zwei Stunden Umweg nicht leichter. Das schale Essen, die schreienden Kinder, die nicht mehr aushalten, was wir aushalten müssen mit einiger Haltung. Dieses Geflimmere von Hunderten von Filmen, je ein Film im Nacken des Anderen. Obwohl die Bildschirme auf meiner Sitzreihe dunkel bleiben, sehe ich im Fenster des Vordersitzes einen Kriegsfilm leicht verzerrt ablaufen. Der Sikh zeigt mir Photos aus seiner Familie auf seinem Smartphone. Er spricht schwer verstehbares Deutsch, wohnt schon seit Jahrzehnten in Frankfurt, Kinder und Enkel haben dort studiert. „So ein Scheiß!“ sagt er zu der noch immer schwelenden Kriegsgefahr zwischen Indien und Pakistan. Seine Frau sitzt schweigend da, schwer mit Schwarz und Goldbesticktem behangen. Ich frage ihn, ob ihr festgebundenes Tuch am Kopf auch eine Bedeutung hat, und er erklärt mir, dass sie vom heiligen Wasser gesegnet wurde, und danach darf das Tuch niemals mehr abgenommen werden. Auch nachts, frage ich? Ja, 24 Stunden Tuch von da an. Ich war auch mal in Hemkund, wo das heilige Wasser ist, und habe dort auch im eiskalten Wasser ein Blitzbad genommen, weil man deswegen in Hemkund ist. Zum Glück musste ich kein Tuch danach tragen. Erstaunlich, was Menschen sich ausdenken und sich antun, nur, um irgendwo zugehörig zu sein. Deswegen darf einen, wenn man möchte, der Frauentag nachdenklich machen. Und auch der Tag danach.

6.3. Delhi

Ein König betrat seinen königlichen Hof und sah, dass dort ein Fremder anwesend war, der sich nicht wie die Anderen tief vor ihm verbeugte. Er war erschüttert wegen dieser Unverschämtheit und rief:“ Wie wagst du es, dich nicht vor mir zu verbeugen! Nur Gott verbeugt sich nicht vor mir, denn nichts ist größer als Gott! Wer also bist du?
Der zerlumpte Fremdling antwortete lächelnd:“ Ich bin dieses ’nichts‘.

5.3. (Delhi)

  

 

Nasrudin wandte sich an eine große Menge und rief: „Wollt ihr Wissen ohne Tortur, Wahrheit ohne Lügen, Erungenschaft ohne harte Arbeit, und Fortschritt ohne Opfer?“
Alle riefen „Ja!“
„Wunderbar!“, sagte Nasrudin, „das will ich auch, und sollte ich jemals herausfinden, wie das geht, werde ich es euch ganz sicher wissen lassen.“

Ausschau halten

 

Wie Nachen ziehen sie dahin, ziehen wir dahin, ziehe ich dahin, das Greifbare hinter mir lassend mit diesem Blick einer besänftigten Geometrie. Auch die dunklen Stellen schienen bezähmbar durch die Kraft der Körper, in deren Botschaften dieselben Ordnungen zu erkennen sind wie in euch, Flugkörper Vögel, mit eurem unbeirrbaren Kompass des Blutes, das sich raunend erinnert an Arten zu sein, die anders nicht gewusst werden können als durch den seelischen Aufruhr – bis hin zur sich darbietenden Flugbahn. Nun ist alles so still in der Abschiedsstunde, die Tiere im Auge wie ein leuchtender Stern, die Tiere, die ich unermüdlich geliebt habe in der Mitte der Zeit. Und die Bewölkungen innen und außen des Himmels, und die Räume, die im Bedingungslosen bewohnbar sind. Überall ein sich weitendes Du im Gestein, dem Zeitlosen zugehörig. Hier war ich auf Treppen (auf und ab) zuständig für die Tragfähigkeit der Gefühle, für die Zustände, die nicht eingekreist werden können durch weltliche Logik, für die Freude an jeder vorhandenen Geste, die von hier aus, also von mir aus, geschenkt wird aus dankbarem Herzen. Ja, Freiheit ist schon eine Bürde, aber vor allem ist Freiheit der Anspruch des Alltags auf seine zärtliche Wirksamkeit. Gottungebunden, wie ich geworden bin, konnte ich dennoch den Segen aufsteigen spüren in mir, der sich so sammelte, dass er Wege suchte ins Außen, und meine Liebe fand diese Beruhigung, diese Gelassenheit, diese Würde. Ich wollte und konnte, das muss ich sagen, auf diese Weise reich werden. Reichtum des Weges, der sich einfädelt in die bereitwillige Matrix: eine Achtung vor der Mühe des Menschseins. Vor den tief in die Schicksale eingreifenden Entscheidungen, vor dem Outcome, dem die Rückkehr verwehrt ist. Vor der Nacktheit der Armut, vor der Trauer. Vor dem Licht, das sich aufmacht aus der Grundlosigkeit und uns beherbergt als Erben des Weltgeschehens. Dann aber auch mit sorgsamem Ohr einem Aufruf lauschend: ach, eine einzige Pflicht ist hier zu erfüllen, mit der wird jede und jeder, der sie ans Herz nimmt, an die Quelle gebeamt, wo man Ausschau hält nach den Anderen, und sie auch findet.

Kabir

Sant Kabir

 

Als der Tag kam –
Der Tag, für den ich gelebt hatte und gestorben war –
Der Tag, der in keinem Kalender steht –
Wolken schwer mit Liebe
Überschütteten mich mit wilder Fülle.
Innen war meine Seele getränkt.
Um mich herum wuchs selbst die Wüste grün.

wo

Die Poetin Tamara Ralis sandte mir vor einiger Zeit ein paar Zeilen über meine (gepinselten) Bilder. Sie sagte:

‚Deine Bilder . die Gesichter, die aus Erdformationen blicken . sind eine Welt für sich, geheimnisvoll und schön. Als wären sie in Pmpeii aus Vulkanstaub hervorgeholt. Sie scheinen aus einem inneren, beständigem Feuer zu entstehen. Ein nur scheinbar ruhiger Berg entlässt seine Urgestalten.‘

Es ist anregend, wenn Poeten etwas beschreiben, was man gemacht hat. Sie haben ihren eigenwilligen Tiefblick, der sich in Worten ausdrückt, die man so selbst nicht hätte finden können, daher eröffnen sie einem einen Zugang zu sich selbst durch das, was man bei der Aufnahme des Gesagten fühlt. Um die Worte muss oft gerungen werden, da sie sich, wenn ausgerichtet, möglichst in die Nähe des Ungewissen wagen, wo mehr Raum zur Verfügung steht als bei den Gewissheiten. Auch hier kommt es darauf an, was man zulassen kann und was zum Vorschein kommt von dem Schatz der Worte, der einem zugänglich war und ist, und auch hier weiß man oft nicht, wie es ausgeht, und ob es überhaupt jemals ausgeht, vielleicht ist hier die Flamme gemeint, das innere Feuer. Das Entlangwandern am Faden des eigenen Labyrinthes führt ganz sicherlich zum Ort, wo die Flamme gehütet werden kann und muss, und genährt und geschützt. Das Bild übt auf einen selbst eine andere Wirkung aus als das Wort, man steuert noch, ja, aber wohin, man erschafft Anwesen und lässt sie vergehen, ja, aber welche Orte setzen sich durch, welche Blicke genügen dem inneren Wesen, sodass man auch Einhalt bieten kann, wenn es klar wird, was sich zeigen will. Was will sich zeigen? An welchem wahrlich geheimnisvollen Ort im Inneren wird etwas verstanden, was auch oft genug ohne Worte auskommen kann, dann aber doch wieder nicht. Manchmal werden einem Worte geschenkt, die einem einen neuen Einblick gewähren in das Anwesende. Auch hier muss immer erweitert werden durch den Kontakt, der besteht mit der Welt: wie sich da draußen auf dem Marktplatz die Liebgewonnenen gegen den kalten Wüstenwind schützen mit so wenig Optionen in der Gefangenschaft ihres Bildes, das von Pflichten beschwert ist. Auch wenn man selbst Sorge empfindet um das Entschwinden des poetischen Geistes, der so dringend gebraucht wird als Tor und Tür und Treppen ins Unvorhergesehene, in dessen Obhut man des eigenen Wesens gewahr werden kann, so ist doch alles da und ist Empfängnis und Zugelassenes zugleich. Ist die Liebe einmal entbunden, wo soll sie haltmachen…

 

kaanaphusi

Es hat gerade in der Luft so etwas wie die Stille vor dem Sturm. Man weiß, dass Terroristen manchmal „Schläfer“ genannt werden, aber vor allem sind sie wach und planen neue Untaten. Auf der Seite der Times of India“, wo die Kolumnen versammelt sind, werden Vorschläge gemacht, wie das Individuum helfen kann, Terrorismus zu überwinden. Erleuchtung wird vorgeschlagen, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Natürlich ist das hilfreich, wenn eine größere Anzahl, vorzugsweise die kritische Masse, den Quantensprung in eine neue Ebene des Bewusstseins schafft, und vielleicht ist ja auch schon vieles unterwegs, was man vorher für unerreichbar hielt, aber das kann und wird nicht sein, dass dadurch der Terrorismus besiegt wird. Von Besiegen ist gar nicht die Rede. Oder doch? Die leisen Ängste besiegen, die ihre reptilartigen Formen aus den Wassern der Trübnis hervorheben und einem alles Mögliche ins Ohr träufeln, „kaanaphusi“ (Hindi:Ohrgeflüster) also, wenn es so ein bisschen am Rande auch ums eigene Leben geht. Schafft man es, sich gelassen in einer Großstadt (Delhi) zu bewegen, in der gerade höchste Alarmstufe ist, dann auf allen Flughäfen, internationale Flüge sind bereits gestrichen worden, wird meins fliegen, und dann fliegen wir über Pakistan, oder fliegen wir mal nicht über Pakistan, wenn der Luftraum gesperrt ist. Und wie wäre es dann, wenn man nicht mehr zeitgemäß dort hinkäme, wohin man doch gebucht ist. Gut, noch sind es eher beunruhigende Momente als Ängste, aber es lohnt sich, mal zu erleben, wie schnell Wahrnehmungen sich verwandeln können. Menschen stranden überall auf der Welt und werden aus ihren Plänen geworfen, das verlangt einem was ab, ist aber lehrreich und lässt einen nachdenken über die Flüchtigkeit und das Geschenk des Daseins, und dass man auch verschwinden kann, ohne eines natürlichen Todes zu sterben. Das ist auch nicht die einzige Zutat in der Abschiedsstimmung-und runde am See, wo immerhin noch einige Pelikane auf dem See ruhen mit eingezogenen Schnäbeln, wie riesige Eier in den Himmelsspiegel gesenkt. Gute Augenblicke mit denen, mit denen man sich vertraut machen konnte, der leckere Chai, den Lakshmi-Kant jeden Morgen für den Sadhu, den Priester und mich an den See brachte, und die Gespräche, die möglich waren über buchstäblich Gott und die Welt. Die paar Rosen, die mir an anderer Stelle Ashok jeden Tag in die Hand drückte, und heute zum Abschied eine ganze Tüte voll, Rosen aus den Wüstengärten. Nun müssen die Dinge geordnet werden, was bleibt hier, was geht mit. Noch ist meine Vision vom bürdelosen Wandern noch nicht rund. Aber muss ja auch nicht. Aufgehende und versinkende Sonne, aufsteigender und verschwindender Mond. Manchmal strahlend und aufdringlich, manchmal anwesend im Verborgenen. Nach diesem Kriegsgebrodel wird nichts mehr sein wie vorher. Aber dann: war jemals etwas wie vorher?

Das Bild des Kriegsbombers aus der Times habe ich mit einem Tröpchen verbliebenem Aberglauben von der Wirkungskraft des Einzelnen nach oben gelenkt (statt in dei Richtung der Zukunft). Soll es dort verpuffen!