Roberto Juarroz

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Ob man von Gott spricht oder nicht, die Wirklichkeit hat den Menschen erschaffen, weil irgend etwas in ihr, in ihrem Grund, auf geheimnisvolle Weise nach Geschichten verlangt. Oder anders gesagt: scheinbar gibt es in der Tiefe des Wirklichen eine Notwendigkeit nach Erzählung, Illumination, Vision,  und selbst vielleicht nach einer sinnvollen oder sinnlosen Begründung, die die Menschen hervorbringen müssen.  Es handelt sich nicht um die gewöhnliche Geschichte, die Historie der Geschichtsschreibung, die mit Verbrechen und Verwirrungen übersät ist, sondern um diese geheime Verbindung der Fäden oder Ideen bei tiefgreifenden Ereignissen, die die wahre Geschichte der Menschen ausmacht, und womöglich um etwas mehr. Ich habe immer gedacht, dass die Poesie die herausragendste Manifestation dieser verborgenen Geschichte der Menschen und der unbeschreibliche Knotenpunkt mit der Wirklichkeit ist, die sich darin offenbart, jenseits der einfachen und tumben linearen Zeitläufte, jenseits der Formeln und Systeme, die die Erkenntnis, das Gebet, den Blick, die Geste, den Ort, die Liebe, den Wald und selbst das Feuer klassifizieren.  Ich glaube außerdem, dass die Wirklichkeit und die Poesie, so wie sie sich dem Menschen geben, nach einer stufenweisen Selbstlosigkeit verlangen, einer fortschreitenden Entblößung, einer wachsenden Nacktheit, bis wir uns dem Wesenskern dessen nähern, was vorhanden ist oder existiert oder da ist oder uns so scheint, als ob es sei.


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