Tag des Buches

…und auch das Einst, wenn du es nicht mehr bist
Heute mal ein kleines Photo aus dem Lebensbuch – zum Tag des Buches, ja. Und noch davor – die winzige Hand, die schon nach den Büchern greift, denn bald wird klar, dass sich in den flatternden Blättern ein Geheimnis versteckt. Ein Mund bewegt sich und dann kommen Worte hervor, die aus diesem Flattern entnommen und entkommen sind, und plötzlich gibt es Wälder und Pferde und Schlösser und Menschen, die mit all dem zu tun haben. Und da lernt man sehr viel, schon früh und alleine, und in die Poesiealben schleichen sich tiefe, abgründige Sätze ein, die sind schon ein Windhauch von dem, wer man sein wird. Denn Bücher gehen vor allem in Resonanz mit dem, was man schon ist. Es muss nur auf irgendeine Weise heraus aus einem. Das können Bücher sehr schön aus einem herauslocken. Und hat man mal wieder den Einschränkungstrieb am Laufen, kann man schon mal ein paar von ihnen weg-oder weitergeben, aber zum Weggeben gibt es noch Wichtigeres, zum Beispiel bei den Klamotten. Und wenn sie weiterhin rumstehen, weil man sie ja schon gelesen hat oder nie lesen wird oder schon halb durch war, sie stehen ja nicht im Weg, sondern machen alles noch besser und friedlicher und stiller. Natürlich haben sie sich auch in den Regalen zusammengetan, und liebevoll streift der Blick über ihre Rücken. Und wenn einem eines Nachmittags die letzte Zeile von Benn’s Gedicht nicht einfällt, nimmt man den Band heraus und findet es. Natürlich ist das jetzt auch alles im Netz, nein, nicht alles, aber viel. Und doch haben Buchseiten das ganz und gar Unersetzliche in ihrer Ausstrahlung und sind kein natürlicher Feind der künstlichen Flächen. Denn viel älter sind sie ja, die Bücher, als diese Neulinge, und Schriftrollen gab es schon bei den Ägyptern vor 5000 Jahren, dann folgten Papyrus und Pergament, aufeinandergelegte und gebundene Blätter, ach ja. Das erste Buch soll im Jahre 1377 gedruckt worden sein, auch nicht schlecht. Und viele von denen, deren geistige Mühen man da stehen hat, sind zwar schon tot, aber wenn man das Buch aufmacht und liest, dann ahnt man was von der Unsterblichkeit des Wortes, denn Schöpfung soll angeblich auch so entstanden sein: durch das Wort. Und wie gut ist es doch aufgehoben in den Büchern!

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