zusammenfügen

Ich setze gerne, wenn es sich anbietet durch einen Blick oder eine Wahrnehmung, Objekte, die in der Welt vorhanden sind, in neue Zusammenhänge. Die achtlos liegengebliebene, blau gefärbte Hand eines kleinen Krishna kann auf einem anderen Tisch in einem anderen Land eine zarte Regung auslösen, denn die Wahrnehmung einer schön geformten Hand oder eines edlen Profils kann dem Betrachter bzw der Betrachterin guttun, wenn es die Zeit erlaubt. Auch kann man unter Umständen durch Loslöung aus dem ursprünglich Gemeinten das Detail besser sehen und günstigerweise wertschätzen für das, was es jetzt, wenn auch in neuem Rahmen, ist. Allerdings ähnelt es der geistigen Fähigekeit zu analysieren, um besseres Verständnis einer Sache oder eines Gedankens zu erlangen, was wiederum ein neues Feld erschafft und neue Wege. Gut für jedes Individuum ist sicherlich zu erkennen, dass wir mit jedem Blick und jedem Gedanken und jedem Wort und jeder Geste die Welt neu erschaffen, war sie doch noch nie so wie gerade in diesem lebendigen Moment, der unaufhaltsam dahinwebt und sich nicht kümmert um die Logik des Zusammenhangs einerseits, andrerseits nie die Bewegung des gemeinsamen Stromes verlässt. Lebt Kunst nicht auch vor allem durch die Neuheit der Zusammenfügung, die Künstler und Künstlerinnen aus ihrem Inneren herausgebären, nur um zu sehen, dass ihre Spur trotz aller Eingebung des vorher nie Dagewesenen immer eine Signatur trägt, die für einen selbst zu erkennen bleibt. Warum sehe ich an einem bestimmten Morgen diese Figur eines Samurai, dem unterwegs in der langen Zeit seiner Existenz das Schwert abhanden kam, an einem Fenster unseres Hauses im Morgenlicht stehen, und sehe das überhaupt zum ersten Mal. Aha, ein Geschenk, erfahre ich und ja, kann es kurz mitnehmen zum Photographieren, weil es mich an die indischen Götter erinnert, so verwundet und aus der Zeit gefallen, die einstigen Helden. Und die Schönheit noch so erkennbar, ja!, vielleicht noch schöner oder ebenso schön wie damals, noch in bereitwilliger Kampfhaltung, aber entwaffnet im demütigen Verblassen der Pracht. Jetzt braucht’s einen Hintergrund für den spielerischen Vorgang. Er wird dargestellt von dem Bild eines anderen Künstlers, das hier herumsteht als ein kleines Navigationplakat und auf dem ein Korb, in dem sich Münder befinden, hochgehievt wird von einem Gehirn, das als Ballon dient. Dann noch ein kleiner Holzrahmen als Kopfbedeckung des Mannes, der nun eher wirkt wie ein demütig gebeugter Reisbauer. Das Einzige, was das alles für einen selbst aussagt oder aussagen kann, ist, dass diese Welt inklusive ihrer Grundausstattung ständig von allen Bewohnern und Bewohnerinnen zusammengesetzt wird, was dazu führen kann, dass das Wasser im „heiligen“ See des indischen Dorfes keinen Tropfen mehr von der ursprünglichen Quelle erhält, oder hier im Wald alles nachgepflanzt werden musste, weil ein einziger Sturm die Hälfte der Bäume umriss, die waren vielleicht auch schon Nachgepflanzte. Dieser Vorgang wurde von Hindus einst, der Zeit entsprechend, das Duplikat der illusionären Erscheinungswelt genannt (duplicate Maya), wo man das Gefühl erleben kann, dass durch sich häufende ungünstige Zusammenfügungen in den menschlichen Gehirnen Formen des Zusammenseins entstehen, die es allen Bewohnern erschweren, einen Sinn für sich selbst darin zu finden. Daher kommt u.a. der spirituelle Kontext ins Spiel, der nun zeigen muss, wenn er denn kann, dass wir in der Lage sind, ursprüngliche und zeitlose Gesetzmäßigkeiten des Planeten wieder zu erkennen und uns aus freiem Willen heraus an ihnen zu orientieren.

 


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