schmerzlich

 

Manchmal, wenn man willentlich oder unwillentlich in Kontakt mit den laufenden Katastrophen kommt, in denen Mütter ihre Kinder und Kinder ihre Mütter oder Väter verlieren, oder man hört von jemandem, meistens irgendwo im Land bekannt, der oder die nach langer Krankheit von „uns“ gegangen ist, dann frage ich mich manchmal, wie sie wohl mit dem Schmerz umgehen. Mit dem Schmerz und mit den Schmerzen. Es ist erstaunlich, wie auch der Schmerz eines anderen Wesens einen ergreifen kann. Wie es einem fast leichter vorkommen möchte, den Schmerz zu haben, als ohnmächtig den Schmerz eines Anderen wahrnehmen zu müssen, diese Hilflosigkeit, dieser innere Aufruhr, der bekämpft werden muss, will man nicht selbst mit diesen Zuständen zusätzlich belasten. Man muss einen Umgang damit finden. Es ist die Liebe zwischen den Wesen, die es so tief und schwer macht, beim Leiden des oder der Anderen dabei zu sein. Auch die eigene Herzenskraft wird oft und gerne überschätzt. Man muss sich im richtigen Moment an Experten wenden, damit die eigenen Wahrnehmungen überprüft werden können. Einmal war ich dabei als Begleitung einer Frau, deren Mann im Koma lag und der Arzt die Möglichkeit in Erwägung zog oder vorstellte, die lebenserhaltende Maschine abzustellen, aber es wurde von der Ehefrau als unmöglich gesehen. Der Mann kam zurück mit keinerlei Einschränkungen und konnte noch eine gute Zeit leben. Ich erinnere mich noch, dass wir in dieser Zeit für ihn meditierten und in kindlicher Weise davon überzeugt waren, dass wir spürten, dass er noch da war. Vielleicht ja auch gar nicht kindlich. Wir hatten viel Liebe für ihn und waren besorgt. Jetzt will ich doch noch erwähnen, dass mir all diese Gedanken heute früh wegen unserer Katze kommen, die seit gestern verwundet und krank herumliegt, bevor wir sie heute zum Arzt bringen und zum Glück mehr darüber erfahren können, was wohl mit ihr passiert ist. Sonst putzmunter, kann sie kaum noch laufen. Mir fiel an mir auf, dass mir alles verdüstert schien, draußen noch kälter als sonst, innen hatte sich etwas zusammen gezogen. Es war die Sorge um ihr Wohlbefinden, um die Zeit, die es mit ihr nun durchzustehen gilt. Verwundetes, geliebtes Wesen, da ist zuerst mal nicht mehr viel Raum für anderes.

 


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