kaanaphusi

Es hat gerade in der Luft so etwas wie die Stille vor dem Sturm. Man weiß, dass Terroristen manchmal „Schläfer“ genannt werden, aber vor allem sind sie wach und planen neue Untaten. Auf der Seite der Times of India“, wo die Kolumnen versammelt sind, werden Vorschläge gemacht, wie das Individuum helfen kann, Terrorismus zu überwinden. Erleuchtung wird vorgeschlagen, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Natürlich ist das hilfreich, wenn eine größere Anzahl, vorzugsweise die kritische Masse, den Quantensprung in eine neue Ebene des Bewusstseins schafft, und vielleicht ist ja auch schon vieles unterwegs, was man vorher für unerreichbar hielt, aber das kann und wird nicht sein, dass dadurch der Terrorismus besiegt wird. Von Besiegen ist gar nicht die Rede. Oder doch? Die leisen Ängste besiegen, die ihre reptilartigen Formen aus den Wassern der Trübnis hervorheben und einem alles Mögliche ins Ohr träufeln, „kaanaphusi“ (Hindi:Ohrgeflüster) also, wenn es so ein bisschen am Rande auch ums eigene Leben geht. Schafft man es, sich gelassen in einer Großstadt (Delhi) zu bewegen, in der gerade höchste Alarmstufe ist, dann auf allen Flughäfen, internationale Flüge sind bereits gestrichen worden, wird meins fliegen, und dann fliegen wir über Pakistan, oder fliegen wir mal nicht über Pakistan, wenn der Luftraum gesperrt ist. Und wie wäre es dann, wenn man nicht mehr zeitgemäß dort hinkäme, wohin man doch gebucht ist. Gut, noch sind es eher beunruhigende Momente als Ängste, aber es lohnt sich, mal zu erleben, wie schnell Wahrnehmungen sich verwandeln können. Menschen stranden überall auf der Welt und werden aus ihren Plänen geworfen, das verlangt einem was ab, ist aber lehrreich und lässt einen nachdenken über die Flüchtigkeit und das Geschenk des Daseins, und dass man auch verschwinden kann, ohne eines natürlichen Todes zu sterben. Das ist auch nicht die einzige Zutat in der Abschiedsstimmung-und runde am See, wo immerhin noch einige Pelikane auf dem See ruhen mit eingezogenen Schnäbeln, wie riesige Eier in den Himmelsspiegel gesenkt. Gute Augenblicke mit denen, mit denen man sich vertraut machen konnte, der leckere Chai, den Lakshmi-Kant jeden Morgen für den Sadhu, den Priester und mich an den See brachte, und die Gespräche, die möglich waren über buchstäblich Gott und die Welt. Die paar Rosen, die mir an anderer Stelle Ashok jeden Tag in die Hand drückte, und heute zum Abschied eine ganze Tüte voll, Rosen aus den Wüstengärten. Nun müssen die Dinge geordnet werden, was bleibt hier, was geht mit. Noch ist meine Vision vom bürdelosen Wandern noch nicht rund. Aber muss ja auch nicht. Aufgehende und versinkende Sonne, aufsteigender und verschwindender Mond. Manchmal strahlend und aufdringlich, manchmal anwesend im Verborgenen. Nach diesem Kriegsgebrodel wird nichts mehr sein wie vorher. Aber dann: war jemals etwas wie vorher?

Das Bild des Kriegsbombers aus der Times habe ich mit einem Tröpchen verbliebenem Aberglauben von der Wirkungskraft des Einzelnen nach oben gelenkt (statt in dei Richtung der Zukunft). Soll es dort verpuffen!


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