nog meer

noch mehr
Zurück aus den Niederlanden, wie auch die Sprache heißt: niederländisch. Außer dem Rechtsruck gibt es noch den Schatten, dass es wegen der Niederländischkeit eines Tages vom Meer verschluckt wird, noch ist keinerlei Warnung zu spüren. Natürlich waren wir am Meer, das Meer gibt immer zurück, bis man genug hat vom Rauschen, wozu mir das Gedicht ‚Was schlimm ist‘ von Gottfried Benn einfällt, wo er erklärt, was schlimm für ihn ist, zum Beispiel ‚Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören und sich sagen, dass sie das immer tun.“ Das hat mich einst in Goa schon mal zur Abreise bewegt, diese betäubende Gleichrauschigkeit, und ich habe Menschen nicht beneidet, die Villen an Meeresufern haben. In Holland ist der Strand lang und unbeherrscht von Villen, mal ein Hotel, mal ein Restaurant, von dem aus man durchs Glas auf das wilde Wassertoben starren kann, wo sich immer der eine oder andere geschulte Körper mit Brettern dem Mutterrachen entgegenstemmt, und das Anfang Oktober in schneidendem Wind. Was haben Menschen sich nicht alles ausgedacht, um ihren Leidenschaften Raum und Form zu geben. Bretter, Boote, Fahrräder, Drachen und vor allem Hunde, nordic walking sticks, Pferde undsoweiter. Und dann natürlich die Kinder und die Eheleute, meist deutsch oder niederländisch, die sich, alle vermummt in denselben wattierten Jacken und Mänteln, durch die Gegend bewegen. Wo Orte so schön sind, da ballen sich Menschen und alle verdienen und Neues wird gebaut und die Einheimischen kann man gar nicht mehr erkennen, weil sie diesem ganzen Strom null bedeuten, man kennt jemanden vom Platz, wo man wohnt, das kann sehr nett sein, man bringt auch Geld und schätzt ihr Angebot. Ferienmachen ist mir fremd, ich mag aber auch die Fremdheit der Umgebung, der Sprache, der Gewohnheiten. Auch muss man Gewohntes zumindest vorübergehend aufgeben und andere Spielräume zulassen, oder mal keine Pommes essen, die man sonst dort immer essen muss. Und da, wo die Oberfläche so fein und säuberlich ist, beginnt man, die Schatten zu spüren, die sich im erst Unsichtbaren sortieren, um dann an unerwarteter Stelle auszubrechen, obwohl auch das sogenannte Unerwartete eine Maske trägt, denn wir können doch jetzt nicht mehr sagen: wir wussten es nicht, wo wir es doch wissen. Oder nicht?


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