herbsteln

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schon allein durch die natürlichen Begebenheiten des Klimas gewährleistet ist, dass wir uns verändern können und auch müssen, uns also anpassen müssen an die vorhandenen Verhältnisse. Allerdings sind viele von uns, hier z.B. als Deutsche, in der Lage, in irgendeinen Süden zu fliegen, wo noch Sommer herrscht oder immer etwas davon spürbar ist wie im Winter in Indien, wo es ziemlich kalt werden kann, aber mit dem Erscheinen der Sonne pünktlich gerechnet wird, nicht zuletzt ein Grund der vielen Wanderungen, vor allem an die Küsten von Goa. Aber der Herbst in unserer Breitenlage ist sehr schön und unterhaltend, auch wenn es bedauerlich ist, dass man Türen und Fenster schließen und sich langsam einlassen muss auf die sichtbaren Vergänglichkeiten. Man tritt förmlich auf die Flüchtigkeit des Daseins, und ja!, schöne Farben, atemberaubendes Gold, wenn denn das Licht der Sonne die stark ermüdeten Blätter noch einmal in den Glanz des Lebendigen schießt, und wie gerne lässt man sich von dieser Täuschung betäuben. Und es ist diese seltsame Herbstwehmut, die aus den inneren Archiven die allzeit berühmten Herbstpoesien entlässt von depressivem Schlurfen durch Blätterberge, und schwer und süß sinken die trauernden Zypressen und die bis zur Neige genossenen Tristessen in die liebessüchtigen Herzen. Leider taucht auch der ominöse Gott, den keine/r kennt, in ihnen, den Herbstgedichten, auf, wo man ihm alles zutraut, was man nicht für menschenmöglich hält, wie die letzte Süße in den dunklen Wein zu jagen, ja klaro, das kann nur er. Oder dass er uns alle in der Hand hält, also aufhält beim Fallen. Es gibt Momente, da wär‘ ich gerne kurz nochmal so unbegrenzt in meiner Wahrnehmung, dass es mir durchaus möglich schien, den Dialog direkt mit der göttlichen Instanz zu führen, was ja auch als Idee keine schlechte Idee ist, wenn man unbedingt ein höheres Wesen als Gegenüber braucht. Das kann auch zu einem intensiveren Grad an Wachsamkeit führen, wenn man rechtzeitig aufhört damit. O Weh also, owehoweh, alles ist so verdammt vergänglich, und da steht sie dann herum, leer und unbewegt, die Zypresse, aber hallo!, in ihr leben und überleben Vögel und Eichhörnchen und was nicht noch alles, die brauchen Lebensraum, daher die Schönheit und der Tanz der Leere.

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