dunkles Nett

Man hört ja, ob man will oder nicht, eine Menge über all die Dinge, die während des Lockdowns passieren, sei es nun, dass Frauen mehr als sonst vor  schlagenden Männern in die Frauenhäuser fliehen, oder dass die ungeheure Belastung der Mütter und Väter wegen Home-Office und Kindern, die ständig da sind, zu Spannungen in den Beziehungen führt. Oder aber der geradezu überwältigende Ausbruch eines kreativen Feuers im Hinblick auf die Umforming des Menschentypus vom Aufrechtgehenden in einen in den Bildschirm Starrenden, der nun, und blitzeschnell ging das, vom technischen Innen heraus kaum mehr Grenzen wahrnehmen kann oder muss, denn hier ist etwas aus der Direktheit geschoben worden. So etwas Einmütiges könnte kein Diktator der Welt alleine vollbringen, was nun freiwillig als Hilfsstellung angeboten wird. Und sagen will man auch nicht unbedingt was dazu, denn man weiß ja so ungefähr, wo es hingeht. Der große Luxusdampfer also ist hier gemeint, auf dem Weg in den alles verschlingenden Ozean, in die Urmutterhöhle also, wo Neues, ja klar, ständig Neues dort dann gebastelt wird und geboren: es muss ja, denn es folgt nach wie vor einem Zyklus, der ohne hohen Preis keine Aushebelung zulässt. Ansonsten weiß man natürlich recht wenig darüber, was die Leute nun wirklich bei sich selbst zuhause machen, wo sie oft gar nicht so viel waren, nun auf einmal im Lockdown. Es sieht aus wie ein Halt oder eine Blockade, und das ist es auch, aber es gibt auch Bewegung, vor allem am Wochenende wimmelt es im sonst stillen Wald, wo noch ein paar aufrechtstehende Borkenkäferbäume herumstehen. Ach echt jetzt, so sieht das also aus, denkt man und bleibt stehen, um zu sehen, wie es aussieht, und man begreift (noch einmal), wie fortgeschritten in jede Richtung das alles ist. Ich habe natürlich auch Pläne, und nichts ist besser geeignet, als mit sich selbst bei sich zu sein und leibhafig zu erfahren, wie schwer es ist, sie umzusetzen. Und nichts geeigneter als ein Lockdown, wo man vom überall Geschlossenen geradewegs auf sich selbst zurückgeworfen wird, wenn man nicht schon vorher da war, und was macht man dann damit.  Gestern habe ich es geschafft, zwei Dinge, die ich für unersetzlich hielt, vom Bücherregal zu nehmen, denn Bücherregale scheinen anziehend zu wirken auf die Dinge, die man vor die Bücher stellen kann, wenn da noch Platz ist. Das Bild oben war eines der Dinge. Es war eine kreisrunde Schokoladenpackung aus Nizza, die, das kann man nicht leugnen, wirklich kunstvoll designed ist. Sie liegt ungegessen bei mir seit gut zehn Jahren. Erst habe ich das Bild aus seinem Stammplatz gelöst und dann das Geschriebene darauf etwas verändert, bzw. ausgestrichen, so dass nur noch ‚dark‘ da stand und drunter ‚The nice company‘, also (in meiner Übersetzung) das Dunkle als nette Gesellschaft, wobei das Wort‘ nett‘ es besonders dunkel macht. Nett genügt nicht, soll mein Vater gesagt haben, er meinte wohl sich selbst und dass es ihm nicht genügte. Und in der Tat: wenn man den Blick über die Welt und das, was man von ihr mitbekommt, gleiten lässt, fällt einem viel Dunkles auf, was als nett deklariert wird, nur, weil man sich daran gewöhnt hat. Da, wo die Schattierungen ein wenig lichter werden, ist nett in Ordnung, aber zum Glück nicht so wichtig. nicht so wichtig, und öfters auch vollkommen unangebracht.

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