vermutlich


Maskierte Körper
Am vergangenen Sonntag, als ich entschlossen war, im naheliegenden Wald eine Runde zu drehen, hielt mich (gerne?) von dem Plan ab, dass der Wald ziemlich bevölkert schien, ich hörte von vielen parkenden Autos an einem seiner Ränder. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Menschen wieder hinaus wollen, die Geschäfte sind ja geschlossen. Es erinnert mich an ‚Fahrenheit 451‘, jede/r Herumwandelnde beschäftigt mit seinem oder ihrem Ich-Programm und seiner angemessenen Bewältigung, also der eigenen Geschichte. Zwischen einem Ich, so habe ich es in vielen verschiedenen indischen Varianten gelernt, und dem anderen Ich liegt eigentlich die ganze Wanderung. Mit dem einen Ich bin ich unterwegs, um zu lernen, was ich hier mache oder machen möchte und wie ich da am besten hinkomme. Mit dem anderen betrachte ich eines Tages, wünschenswerterweise in gelassenem Zustand, das Resultat meiner Handhabung des Mitgebrachten. Natürlich muss es auch da nicht unbedingt aufhören, denn man weiß, dass es möglich ist, sich vom Identitätskonstrukt zu lösen, indem man es erkennt als einen guten Halt, der einen immerhin bis an die Schwelle gebracht hat, die im Osten zuweilen als der Große Tod bekannt ist. Denn so stark kann diese entstandene Bindung sein an die gelebte und praktizierte Art der Idee, wer man sein könnte oder ist, dass hier die notwendige Veränderung sich anfühlen kann wie ein Tod. Wer es durchlebt und den inneren Halt nicht verliert, findet sich genau da wieder, von wo er oder sie ausgegangen ist: Erde – Himmel – Wasser – Sterne – Frühling – Sonne – Masken. (undsoweiter). Also nichts Ungewöhnliches  oder Mystisches oder Geheimnisvolles, sondern ganz und gar der Glanz des Gewöhnlichen, wie es sich offenbart als der Gestaltungsraum sich entsprechenden Seins, und die Auseinandersetzungen mit den mitwandernden Anderen. Wenn es stimmen sollte, dass jede Bewegung der Psyche ihren Ausdruck sucht, oder aber eingeschränkt oder selbst auf feinste Art verstimmt ist, könnte man gerne, wenn man Kamdhenu, die glücksspendende Kuhgöttin des Landes wäre, einen Lockdown ausrufen lassen mit wohlklingenden Trompeten, damit jede/r mal überprüfen kann , ob er oder sie bei sich ist, und wenn nicht, die Sache ausloten. Das Ich, auf das man durch all diese Erlebnisse und Ergebnisse zusteuert, ist deswegen so schwierig zu finden, weil es kein Eigenlicht mehr hat, dafür aber eine daraus resultierende Wirkung. Natürlich kann man sich fragen, ob das dann auch noch ein Traum ist, aus dem es zu erwachen gilt. Das Gute und das Schöne daran ist vermutlich, dass es niemand im Voraus wissen kann, weil, wenn es da ist, drückt es sich (vermutlich) einfach aus.

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