Hanau und Mars

Als die Morde in Hanau passierten, war ich in Indien, aber es kann einen auch nachträglich berühren, wie endlos schrecklich die Nachwirkungen solcher Taten sind. Die Toten sind tot und werden vermisst, aber die Davongekommenen müssen die Last tragen trotz Blumenmeeren und Kerzenlichtern, nicht, dass die fehlen sollten, sie gehören zur Trostebene. So ein Psychopath, wie dieser eingeordnet wird, gibt auch zu denken, wie viele von ihnen wohl noch herumlaufen und ihren trübseligen Zustand auf irgendein Kopftuch richten, das nicht in ihre Weltordnung passt, beziehungsweise in ihr Weltchaos. Ein Täter wie dieser leider unvergessliche Pilot, der auch die Anderen mit in den Tod nehmen musste, damit er nicht alleine war mit seiner Not, wenn man sich da überhaupt noch Gedanken vorstellen kann. Hass oder Selbsthass als Antriebskraft. Das wird sich weder regulieren noch einordnen lassen, denn Täter haben eine enorme Fähigkeit, sich als normale Bürger zu tarnen. Dann hat er neun Menschen, dann die Mutter, dann sich selbst getötet. Um die eigene Mutter zu töten, muss man schon ziemlich weit gegangen sein, das hatte er ja gerade hinter sich. Und niemand wird wissen, wie das wirklich in ihm alles ablief, und wie ein kleines Kind in ein paar Jahren zum vielfachen Mörder werden kann und andere töten, obwohl er sie gar nicht kennt, nur weghaben will wie sich selbst. Dieses nicht mehr Durchschaubare im Menschen kann beängstigend sein, manchmal mehr, manchmal weniger, denn es ist ja sehr schwer zu verstehen. Um es besser zu verstehen, treffen sich die Überlebenden der Toten, oft waren sie ganz nahe am Tatort und leben dann weiter im Versuch, damit umzugehen, mit dem Hass, mit dem Wahnsinn. Oft, wenn ich in Indien mitbekommen habe, wie sich das viel gepriesene geistige Gut fast über Nacht in einen kollektiven Albtraum verwandelt hat, musste ich bedenken, dass das Eiserne Zeitalter, das dunkle also, in dem Ignoranz und Dummheit vorherrschen, in ihrer Geschichte vorkommt. Wenn sich einerseits  die Energien verdichten und Ausdruck suchen. Es ist voll auf dem Planeten, und viele haben, was anderen nicht zugänglich ist, und die Wut über das, was einem zugemutet wird, bricht sich Bahnen. In Hanau kam dann der Lockdown, und sie konnten nicht miteinander trauern. Gleichzeitig, wie das in der Welt so üblich ist, jauchzen irgendwo ein paar Wissenschaftler darüber, dass ein mit hochkarätigen Instrumenten vollgestopftes Metallteil genau an dem Ort gelandet ist, der errechnet wurde, nämlich da, wo mal Wasser war(?), und nun sammelt das Ding Daten über den Ort, der so ziemlich sicher keinem hier nutzen wird. Und ja, die Milliarden, gut, ich höre schon auf. Manche Verbindungen darf man nicht herstellen, oder darf man es doch. Und obwohl ich keinen Spezialisten brauche, der mich in meinem Denken bestätigt, habe ich tatsächlich einen  Soziologen (Harald Welzer) gehört (im Gespräch mit Richard David Precht), der das auch (mit meinen Worten ausgedrückt) einen totalen Blödsinn findet, da oben rumzuwühlen und auch dort noch die Balance zu stören, anstatt sich hier auf dem eigenen Planeten um Ordnung zu kümmern, wo so vieles im Argen liegt. Und man selbst so gefordert ist mit dem eigenen Anspruch.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert