heldenfrei

Das muss wahrlich schwer sein für die Männer, vor allem für d i e Männer, die durch dieses Impeachment-Verfahren sitzen müssen und zu ‚gebildet‘, also zu educated sind, um nicht genau zu verstehen, ja : zu wissen, was hier Unrecht und was Recht ist. Aber der Schritt in die richtige Richtung ist nahezu unmöglich geworden, die Blamage wäre zu groß. Oder auch die Angst um das eigene Leben. Immerhin war die Meute bereit, den von ihnen so genannten ‚zweitmächtigsten Mann‘ des Landes (Mike Pence) zu hängen. In d e m Land also, das sie das mächtigste nennen unter den Ländern der Erde, und ihr Präsident ist automatisch der mächtigste Mann der Erde. Das hat Trump nicht gut getan. Aber wer konnte schon ahnen, wie schlimm es werden würde, dieses langsame Versinken in die Diktatur der Dummheit, ihre Frivolität, ihre dunkle Macht. Denn es geht ja in ganz besonderen Momenten nicht nur um Familien und Kinder, um die man sich sorgt, wenn man sich in Lebensgefahr befindet, oder um rein politische Gier nach Macht, sondern es geht insofern um Leben und Tod, weil ich, wie Sokrates uns gelehrt hat, mit dem Menschen (also mir) nach allem, was ich verursache, weiterleben muss. Vermutlich steckt nicht in jedem Menschen die Neigung zum Heldentum, aber auch auf dieser Ebene gibt es Überraschungen. Und nicht umsonst ist die Legende zu uns gekommen, wie Diogenes den mächtigen Feldherrn Alexander bat, ihm durch seine körperliche Anwesenheit nicht das Licht der Sonne zu rauben. Auch muss niemand das Zeug zu was Großartigem haben, aber vielleicht doch in großzügiger Bescheidenheit zuschauen können als Zeugin, dass das Gute, für das man gerne den Daumen gehalten hätte, erst einmal versinkt, obwohl auch Wunder geschehen. Jede/r erlebt mal eins und ist erstaunt. Bis zum letzten Nu ist Raum für Erkenntnis und ihre Wirkung, aber zweifelsfrei muss man dazu in der Lage sein. Da geht es auch um Männer, die wittern den Fraß wie Hunde, die keineswegs um ein gutes Durchkommen ringen, nein. Sie haben sich vorbereitet und ihr Denken durch dunkle Kanäle geschleust, bis das Steuerrad fast automatisch in die falsche Richtung steuert, also die eigentlich nicht gewollte, die dann zur Route wird, der man wie von guten Geisten verlassen folgt, weil da was Verheißungsvolles glitzert. Trump ist ein Meister dieses falschen Glitzerns. Deswegen war es hilfreich, dieses Phänomen eines Menschen eine Weile betrachten zu können und die Art des Feuers, an dem der Mann seine Machenschaften schürt. Man kann auch sagen, dass es dann irgendwann zu spät war. Obwohl…wohin könnte es gehen? Da bleibt ja nichts zurück, nicht mal Asche. Kein Zurück, wenn man zu weit gegangen ist. Und obwohl das alles und von jedem verfügbaren Winkel her kristallklar ist, so glaubt doch keiner, dass das Wunder geschieht. Aber auch d a s ist nur an der Oberfläche, denn andere Kräfte setzen sich automatisch in Bewegung, und so manches Scheitern setzt sich letztendlich als das Gelingende durch. Und zum Glück dient politisches Drama auch als  Ablenkung, in deren unauffälligen Räumen sich neue Kräfte bilden können, und nicht nur auf den dunklen Gängen. Und so sehr es in mir zuweilen ein Verständnis gibt für die Schwierigkeit freiwilliger Lockerungen des männlichen Griffs am Geschehen, so fände ich es doch angemessen, dass die Herren nicht weiterhin gewohnheitsgemäß an den Weltenbaum pinkeln.

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