Tamara Ralis

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Über verschiedene Wirklichkeiten

Die Psyche, als Mittlerin zwischen den Ideen und der konkreten Realität, macht keinen Unterschied, ob etwas in der Vorstellung geschieht oder in der Welt der bezeugbaren Erfahrungen.

So kann etwas auf einer imaginären Ebene erlebt werden, das als Kraft in die Welt der Tatsachen einfließt.

Ein Konflikt auf der Fläche eines Bildes ausgetragen und dadurch zu einer Form von Harmonie oder Dissonanz gebracht, muss im “ realen“ Leben nicht mehr stattfinden.

Im  Traum vermag sich etwas zu ereignen, das vorher  nicht möglich war. Es gilt nur, dem inneren Vorgehen die gleiche Gültigkeit zu geben wie dem äußeren Geschehen.

Doch existiert in uns auch ein Saboteur, der sich in keiner Weise mit nur inneren Erfahrungen abfinden will. Diese Stimme in uns möchte Beweise aus der fassbaren Welt und braucht Zuschauer als Zeugen und Mitspieler. Der Trieb, in Raum und Zeit zu verankern, was vorher als Möglichkeit in einer anderen Dimension schwebte und als Impuls ins Leben wirkte, führt in den Bereich des menschlichen Schauspiels. Die Bedingungen der realen Welt, Reviersinn, dein Besitz,  mein Besitz, Ursache und Wirkung –  treten an die Stelle der Freiheit.

Kunst bewegt sich auf der Ebene der Modell-Handlungen, egal, ob sie sich bildnerisch, wörtlich oder akustisch ausdrücken. Immer erscheint sie als eine unabhängige Welt, die, einmal formuliert, eine eigene Existenz  führt  – und durch eine Bewegung des Geistes erreicht werden kann.

Ob diese Kunstwelt von anderen besucht wird, ändert nichts an ihrem Sein. Von ihrem Ort des Entstehens im noch nicht Da-Gewesenen gehen ihre Kräfte aus und wandeln sich zu Zeichen, die uns von dem anderen Leben berichten, das wir auch noch führen.

 

 

 


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