stören

Oho, ein düsteres Bild, in das man viel hineindenken kann, wenn man will, und Licht in die (eigene) Sache bringen. Auch wenn man als Kind nicht direkt gestört wurde, kann ich nicht sehen, wie Störungen ausbleiben können. Auch die Anderen sind SpielerInnen in unserem Drama, und auch wir sind in ihrem Spiel Figuren, von denen wir oft nicht wissen, wen sie verkörpern, obwohl wir die bewussten oder unbewussten Übertragungen schon zu spüren bekommen, wenn die leidige Schwerarbeit geschultert wird, dem Erfahrbaren auf den Grund zu gehen. Welcher Grund? Man erkennt, das kann Jahre dauern, wo an den Details geackert werden muss, man erkennt dann irgendwie und wannauchimmer also, dass man der eigene Grund ist, man nimmt sich sozusagen bei der ausgerüsteten Tieftauchung als Grund. Man muss das erst einmal annehmen, denn noch ist kein Grund in Sicht. Eine grundlose Weite und Breite, in denen selbst der Kompass ins Zittern gerät. War nicht immer nur Chaos? Wenn die erkennbaren oder die erzeugten Ordnungen sich zeigen, nehmen die Störfaktoren erst ihren vorbestimmten Lauf. Wer stört wen und wann und wie und warum, und wie lang sind die Geschichten, aus denen heraus der Ruf nie zur Ruhe kommt, weil etwas  Wesentliches von der Grundnahrung gefehlt hat, was Menschen entweder zu fleißigen Bienen oder zu hungrigen Geistern macht. Obwohl ich in mancherlei Themen nicht so fit bin, habe ich doch hören können, dass viele Frauen aus verschiedenen Gründen keine Muttermilch trinken konnten. Wer weiß schon, wie früh dann eine Ablösung geschieht, oder eine Verbindung gar nicht erst zustande kommt. Fakt ist, die Nabelschnur ist durchschnitten, und jeder segelt vom ungesteuerten Körbchen auf dem Fluss ans Lenkrad der technischen Gerätschaften (zum Beispiel), hinein in das Gewühl dessen, was gerade so gewusst wird auf Erden, bevor es sich wieder in Luft auflöst oder auch nicht. Auch Sokrates konnte ja nicht ahnen, dass er zu den raren Unsterblichen gehört, deren Anekdoten sich auf geheimnisvolle Weise durchgesetzt haben, obwohl man ihn nicht als Schreibenden, sondern als Kontemplierenden erinnert, dessen Frau heute im Nachklang der MeToo-Debatte vermutlich auf mehr Verständnis treffen würde. Von Epikur ganz zu schweigen, dessen Name ein Daseinsbegriff wurde, eine Kunst zu leben, die einen als aktuell anmuten kann, vor allem auch in der Hitze, in der wir Schattensuchenden bestrebt sind, auch hier einen harmlosen Genuss zu entdecken, wenn man nicht unbedingt leiden möchte. Gereiztheiten entfachen sich schnell an der Hitze, weil der notwendige Rückzug nicht freiwillig gestaltet ist, sondern gezwungenermaßen eine Anpassung erfordert, die erst reflektiert werden muss. Denn schon naht der Sommerschlussverkauf, der nahtlos in den Herbstschlussverkauf einmündet. Es muss einen Ort am Grund der Dinge geben, wo nichts mehr verkauft wird, und wo es auch nichts zu kaufen gibt. Neeeeiiin, es ist eben nicht der Tod, sondern das nackte Leben im wahrsten Sinne des Wortes. Hier schließt sich der Kreis, und vielleicht geht’s ja dann einfach weiter auf der (verhältnismäßig) störfreien Bahn.

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