so langsam

 
Noch zwei Wochen, aber schon schleicht es sich langsam herein, das jährliche Abschiednehmen, einerseits geübt, andrerseits immer mit aktueller Frische geladen. Es ist genau in diesen Tagen, wenn aus der Morgenluft alle Kälte verschwunden ist, der Geist sich pudelwohl im Ausgewogenen tummelt und bereit ist, am Morgen und Abend Frühling zu spielen, und während des Tages den Brutofen zu durchqueren, da kann man sich weder vorstellen, zu gehen, noch erinnert man sich, wie man auf die Idee kam, nicht mehr an diesen Ort kommen zu wollen. Man (das „man“ bezieht sich hier auf eine größere Anzahl Menschen, die schon jahrelang hier auftauchen), man hat also die Erschütterungen bewältigt (oder nicht), hat die eigenen Grundfesten wieder in lockerem Gefüge stabilisiert, ist zu grundsätzlicher Offenheit bereit, ohne was Bestimmtes zu fixieren, merkt, dass sich die bereits vorhandene Dankbarkeit in einem noch etwas gedehnt hat, und lässt der Freude ihren verfügbaren Spielraum. Gestern fragte mich ein junger Traveller, der gerade angekommen war und bei Lali, deren Familie ein Pilger-Restaurant betreibt,  Essen bestellte, was mir an diesem Ort so gefällt. Ich musste herzlich lachen, als sich gleichzeitig aus meinen Archiven so viel Material herauslöste und downloadete, dass meine innere Festplatte implodierte und eine wohlige Leere zurückließ, so, als wären alle Programme endgültig gelöscht, und ich wäre froh und frei, einfach wohlgemut Schritt für Schritt und Nu für Nu weiter zu gehen. So ist es ja auch. Und es ist auch nicht so, dass mein Auge sich nicht liebevoll auf die andere Seite richtet, zum Westen hin, der ohne den Osten nicht ganz voll wird, wie der Osten, der ohne den Westen nicht ganz voll wird. (oder ganz leer, wie man’s nimmt). Im Wechsel der beiden Kulturen, und mit genügend Intensität und ernsthaft erworbener Erfahrung, kann man erleben, was ein Zauberkreis ist. Der Zauberkreis hat die Eigenschaft, Öffnung zu sein, er ist Offenheit an sich. Sein Instrument und Werkzeug ist das Spiel. Wohl dem oder der also, die oder der gut und gerne spielt.

Das erste Bild zeigt einen auf Sand gebauten Fleck für eine familiäre Zeremonie (Puja), das zweite Bild zeigt die neuen Tätowierungen von Susanne, einer Yogalehrerin aus Berlin, die ich in ein Photo bannen konnte, als sie vor einiger Zeit zu Besuch war.


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