Da bin ich doch ganz leichtfüssig hinein in die Jodhpur
Nath Akhara (eine Yogi Bruderschaft), um jemanden zu
finden, der mich zur Dämonen-Maschine bringt, deren
furchterregendem musikalischem Output wir, dh jede/r im
Dorf jeden Morgen mindestens für 40 Minuten ausgeliefert
sind, denn es kreischt aus ihrer Tempel-Burg ohrenbetäubend
laut über den See. Und um dem zuständigen Herrn zu
vermitteln, wie schmerzhaft falsche Töne sein können.
Der Ort ist riesig, still, fleißig. Die Herren haben es gut.
Alles da. Endlich wird einer von ihnen sichtbar.„Wo ist die
„Dingdongdingdongbhuuuuuuuuuuuu-Maschine?“,
frage ich freundlich.“ Er bringt mich zum Boss, dem Mahant,
auch so ein bärtiger, gutaussehender Apostel. Ich stelle mich
als eine im „Damals“ beinahe Nathni (weibliche Mönchin bzw.
Yogini der Gorakhnath Bruderschaft) Gewordene dar, und
erfreue ihn damit, dass ich Kalima heiße. Ich frage nach
der Maschine, und tatsächlich, da steht sie ganz nah an
seinem Lager, eine kleine schwarze Box wie ein altes Radio
mit einem sehr verstärkenden Verstärker davor, und stolz
zeigt er mir die 4 Knöpfe, durch deren Bedienung man noch
mehr teuflische Tunes entlocken konnte. Bin ich Eine, die
den Herren dann die Freude verdirbt an ihrem Spielzeug?
Nein, leider nicht. Es gab auch meinerseits keine weibliche
Schrumpfung in den Bewunderungsmodus, eher Akzeptanz
des Unvermeidlichen. Allerdings konnte ich mühelos und
dankend absagen, als ich nach oben ins schattige Offen ihres
Yoga Palazzos eingeladen wurde, denn sie sehen sich ja als
Magier und checken gerne aus, ob man in ihrer Gegenwart
zur Maus mutiert, doch ich fühle keinerlei Ehrgeiz mehr,
in ihren Überprüfungen zu glänzen bzw ihre öden Stunden
etwas aufzulockern. Ich bin mein eigener Herr.
„Nath“ heißt „Herr“, oder noch besser „Herrin im eigenen Haus.“
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Stocktanz
Ansonsten ist im Dorf das Gewühle und Gewimmel von „Holi“ in vollem Gang. Ich bin zum ersten Mal seit Jahren wieder in der Nähe des Marktes, weil ich grad da wohne, bis ich in ein paar Tagen wieder in das Haus am See ziehe, auch nur ein paar Tage, dann wird es Zeit…die Vögel ziehen vorüber…Kraniche und Pelikane….und ich mache mich dann auch auf den Weg westwärts.
Heute soll, so höre ich mit Schrecken, nun jede Nacht stundenlang getrommelt und gestocktanzt werden, auch ein sehr männlich geprägtes Vergnügen. Aber ich erinnere mich, auch mal als Sadhu- Frau stockgetanzt zu haben bei einem Fest der Bruderschaft, das schien zwar erheiternd, aber akzeptabel für alle, obwohl ich mich damals in der indischen Psyche nicht so gut auskannte. Kenne ich mich etwa jetzt in der indischen Psyche aus? Das Bild zeigt den ersten Abend, also gestern abend. Die Trommler stehen auf den Tischen, und wer immer tanzen will, bekommt zwei Stöcke, links und rechts einen, mit denen man mit Vorder–und Hintermann in Kontakt bleibt. Immer mehr Menschen schauen zu, und immer mehr Stocktänzer reihen sich ein. Das geht stundenlang so und übt einen faszinierenden Augensog aus. Man weiß gar nicht mehr, warum man immer wieder mal hinschaut. Wir haben hier auf dem Dach Königsloge für diesen Trommelstockwirbel, der sich steigern soll bis zum 13., wenn der nukleare Wahnsinn ausbricht, aber das hat eben noch Zeit und ist sehr farbenfroh. Mal sehen