lügen

Lügen ist einfach. Jeder kann es, und wendet es auch an. Es gilt im gesellschaftlichen Umgang das gemeinsame Verständnis, dass man nicht immer die (sogenannte) Wahrheit sagen kann und muss, zum Beispiel, wenn man gefragt wird, wie es einem geht. Bei ernsthafter Nachfrage müsste man selber nochmal gründlich nachforschen, wie es einem denn tatsächlich geht, ist ja nicht immer so leicht zugänglich, oder nicht immer gleich wichtig, die eigene Befindlichkeit. Viele unserer Eltern oder Großeltern waren noch an ein System gewohnt, wo es klar wurde, dass man bei bestimmten Einstellungen entweder lügen oder besser schweigen musste, wenn einem das Leben lieb war, was es meistens ist. Oder die Position ist einem wichtiger, oder der Machthunger, oder der Grad der Verführbarkeit und der darauffolgenden Verkäuflichkeit an Systeme und Ideologien und an ihre Spitzenvertreter nimmt überhand, wie wir es zur Zeit in Amerika in höchst verblüffender Weise vorgespielt bekommen. Und das ist wohl die dahinterliegende, infame Idee, die leider zu wirken scheint, nämlich so viel zu lügen, und mit so penetranter Gleichgültigkeit auf diesem infamen Lügenbrett zu spielen, bis wirklich niemand mehr wissen kann, wo alles einstmal als wahr Empfundene im Staub des Vergessens zu versinken droht. Es kann zudem sehr peinlich sein, beim Lügen ertappt zu werden, und ist grotesk, wenn es offensichtlich aus Angst vor dem Herrn Diktator geschieht, wie es vielerorts der Fall ist. Viele sind wegen ihres Mutes, die Wahrheit zu sagen, gestorben, al-Halladsch nannte es die niederste Stufe der Mystik. Vielleicht lohnt es sich, immer mal wieder darüber nachzudenken, wie wichtig einem die Nähe zu dem, was ich selbst als ‚wahr‘ empfinde, wirklich ist. Wie in jeder ‚guten‘ Ordnung, in der es auch dunkle, chaotische Flecken geben muss, so gibt es beim Lügen eine gewisse Toleranzgrenze, die man selbst für sich entdecken muss und möglichst den Anderen auch zugesteht. Aber es ist doch angebracht, wenn eine Klarheit vorherrscht über den Umgang mit Lügerei, damit man im Ernstfall die Ambivalenz vermeiden kann.


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