carnevale

Wenn man einmal irgendwo hingezogen ist, wo zum Beispiel die Sprache anders ist, oder der Dialekt, oder der Humor, oder die Feste, oder die Bekleidung usw., dann kann das einem ziemlich fremdartig vorkommen. Was ja vollkommen in Ordnung ist, denn was befremdet einen auf dieser Erde nicht alles. Denn unerschöpflich ist die Fundgrube des menschlichen Ausdenkens, und noch ist keine Grenze in Sicht. So kann auch der Karnival verblüffen, wenn die sogenannten Jecken sich in die ‚rauschhafte Gemeinschaftung‘ stürzen und dort jemand sein können, wer sie sonst nicht sind. Klar, das ist reizvoll, mal bewusst und offen sichtlich die Maske aufzusetzen, oder aber abzulegen, denn es sieht da, wo alle jeck sind, ja keiner die Ausnahmen, also in dem Falle die, die auch sonst so sind, und nun auf einmal im Taumel der vorübergehenden Gleichgesinntheit einen Durchschnaufer genießen können. Allerdings kann ich aus Erfahrung nur in meine Kindheit zurückschauen, wo man an ‚Fasching‘ (in Berlin) wählen durfte, wer man sein wollte, und so konnte man sich in die gewünschte Form hineinversetzen und man hatte natürlich Glück, wenn das alles von Haus aus wunschgemäß angefertigt werden konnte. Aber man sieht ja Bilder und kann sich mal eine Stunk-Sitzung anschauen. Es gibt da im Publikum einen Ausgelassenheitszwang, aber auch authentisch fröhliche Naturen, die so etwas wirklich feiern können, das Schunkeln und das Mitsingen, und das Glitzern ihrer Kostümierung, und sich selbst als närrisches Wesen, und die Anderen als närrsches Volk. Dann die Talente, die dazugehören, um so eine Show auf die Beine zu bringen. Da ist schon der eine oder andere Witz dabei, und jetzt habe ich mich da in etwas hineingewurmt, worüber ich eigentlich (Harald Welzer mag das Wort ‚eigentlich‘ nicht) gar nichts sagen kann, weil ich das Ganze ja rätselhaft finde, so, wie wenn ich mal bei einer WM ein Fußballspiel sehe und weder die Gesänge der Fans kenne, noch ihre Kostümierungen nachvollziehen kann. Aber gerade d i e sind vielleicht der Schlüssel dieser Faszination, eben: wer will vor allem gar nicht sich selbst sein, und wer endlich mal so, wie er oder sie wirklich ist. Und wie würde denn das Kostüm aussehen, wenn man tatsächlich ’nur‘ als sich selbst gehen und feiern wollte (etcetera).


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