„Fron“ und „Leichnam“, Worte für regnerische Düsternis, und der kleine Witz mit dem frohen Leichnam zündet auch nicht mehr. Vielleicht will man dann doch etwas mehr darüber erfahren, warum ein ganzes Land in den Arbeitsschlummer gelegt wird, beziehungsweise zu Blitzfluchten in eine Ferne reist, oder aber, und da kommen wir zu heute, zu Tausenden an Prozessionen teilnimmt, anscheinend in Begleitung von Jesus. In jedem Land gibt es vorherrschende Religionen mit meist interessanten Geschichten, da der Übertreibung und Ausschmückung und Wundererfindung keine Grenzen gesetzt sind, der Gläubige ist zum Glauben verdammt, und überall herrscht auch das Paradoxe in Union mit dem als „normal“ Deklarierten. Man feiert also, lese ich, die Gegenwart des als Sohn Gottes angesehenen Jesus Christus im Sakrament der Eucharistie, wo es anscheinend um Opfergaben geht, und um „die Mitte, aus der wir leben“, stand da, aber ich kann es ja nicht verstehen, weil es nicht meine Religion ist. Manchmal staune ich, dass ich angeblich unter Christen leben, aber ich weiß nicht, wer sich in dieser Zugehörigkeit erfährt, denn man kann das von außen nicht sehen. Auch sind religiöse Konstrukte immer mit einer höheren Macht verbunden, die ungern abgelehnt wird, weil es ja doch sein könnte, dass…dass was? Jetzt beamen wir aber zurück ins Jahr 1247, wo dieses Fest zum ersten Mal gefeiert wurde, das ist ordentlich lange her und hatte mit einem Blutwunder zu tun. Die Anregung zu all dem kam durch die heilige Juliana von Lüttich (1209), die von einer Verdunkelung am Mond berichtete, und dass Christus ihr vermittelt habe, da fehle ein Fest. Und so wird bis heute geopfert und in Prozessionen marschiert. Einmal, als ich in Guatemala war, wollte ich eine schön aussehende Kirche besuchen, aber als ich näher kam, sah ich das Blut herunterrinnen an den Treppen. Dasselbe habe ich noch einmal in Gujarat erlebt, wo Portugiesen sich einst einnisteten, das war kein Blutwunder, sondern nackte Realität, oder die spürbare Wirkung der dunklen Taten. Die Vertreibungen, die Konvertierungsexzesse, die Anmaßungen und Erhebungen über das eigene Fehlverhalten, den Mangel an Intelligenz und Menschenwürde. Irgendwann muss man beginnen, sich selbst zu erziehen, da hilft kein Gott mehr weiter. Und vielleicht ist die Kraft auch erlöst, wenn der Anspruch an das Niezuwissende abnimmt, und froh schwimmen die kleinen Gewohnheitsleichname den Bach hinunter.