Selbst im Bundestag rief neulich der Satz, (oder war es ein Aufruf) „Sei ein Mensch“ emotionales Schaudern hervor, in dem sich ein Ahnen vom Ausmaß des Gesagten ausdrückt. Man wüsste gerne, bis zu welchen Türschwellen oder gar Wohnzimmern die Worte sich durchgearbeitet haben, dem Sinn nachhängend, oder aufgewühlt durch ihre augenscheinliche Paradoxie, denn wer ist unter uns denn nicht Mensch, ich meine Mensch unter Menschen, warum also der Nachdruck auf das Sein, das hier gewünscht oder gar gefordert wird. Es ist ja immer mal förderlich gewesen, über das Menschsein nachzudenken, und dass es einem zuweilen aus der Antike her vertrauter anlächeln kann als aus der Neuzeit, mit deren besonderen Merkmalen wir direkt zu rangeln haben. Das sagt ja nicht, dass es um Sokrates herum menschlicher zuging, das hat sein eigener Tod geklärt, vielleicht war es ganz einfach menschenleerer, sodass gerade Sokrates noch auffallen konnte mit seinem Herumstehen und Herumwandern auf den menschlichen Bazaaren. Aber wenn alles darauf hindeutet, dass die Palette des Menschseins nicht nur viele Farben und Facetten anbietet, sondern dass der Weg des Menschen einzig und allein auf sein oder ihr eigenes Menschsein deutet, dann…ja, dann weiß man, dass das unter gegebenen Umständen ein langer und auch mühsamer Weg sein kann, vor allem, wenn in einem nicht die Leidenschaft der Weltenwanderung und ihrer Zeugenschaft aufblüht und man zu einem Instrument greift, um die Wildheit und Schönheit des Spiels zu besingen. Das andere Menschsein betrifft die Schwere des Herzens, mit der man gezeichnet wird auf den ungeschriebenen Blättern. Starr blickt das erschrockene Auge auf die Fluten der Heimatlosen. Das, was nicht sein darf, ist trotzdem. Ist menschengemacht und menschenerlitten. Da führt kein Weg drum herum. Um die Praxis des Menschseins führt keine Abkürzung, an jeder Kreuzung und an jedem Steuerrad muss ständig neu entschieden werden. Und wie sieht der Mensch aus, der da durchkommt? Wir wissen es nicht und können nur selbst verstehen was es bedeutet, sich im Menschsein zurechtzufinden.