Bildfläche

Letztes Jahr besuchte uns eine Frau aus Kalifornien, die einmal vor vielen Jahren zur selben Zeit wie ich in Kathmandu lebte und eine ganz bestimmte Ankdote bestätigte, die ich ebenfalls gespeichert hatte. Es ging um ein Ehepaar, dass sich in unsere „Community“ eingeschlichen hatte, was erst einmal nicht weiter auffiel, weil wir nur sehr lose verbunden waren und keiner genau wusste, wer wen wann und woher kannte. Kurz vor ihrer Abreise fragte ich den Mann nach seinem Namen undsoweiter, und er machte keinen Hehl daraus, CIA Agent zu sein, ein sogenannter „Clear“ war er, der alles machen und tun durfte, wenn etwas Wichtiges herauszufinden war. Es ging nicht um Drogen, sondern um die Frage, was so viele junge Menschen in dieser Zeit bewegte, nicht mehr zurückzukehren in ihre Heimatländer, sondern sich irgendwo in der Welt niederließen und einfach dort weiterlebten. Wir waren keine Flüchtlinge, sondern folgten eher dem Zeitgeist, der sich durch uns neue Wege bahnte, die heute gar nicht mehr wegzudenken sind, auch wenn sie immer noch nicht besonders auffallen, obwohl sich heutzutage jeder Coach und jeder Priester der sogenannten Yogatechniken bedient und „Aufmerksamkeit“ ein gesellschaftsfähiges Lieblingswort geworden ist. Aber warum mir mein Gespräch mit dem Agenten so gut in Erinnerung bleibt ist, weil er in irgendeinem Kontext über Computer sprach, und dass sie niemals Menschliches lernen könnten, die Maschinen, weil sie bestimmte Zusammenhänge nicht herstellen können. Sein Beispiel für diese Behauptung war, dass ich zu jemandem aus Versehen „Jakob“ sage, obwohl wir beide sofort wissen, dass er eigentlich Pierre heißt. Zu wissen, dass ich mit Jakob Pierre meine, meinte er, das kann künstliche Intelligenz nicht leisten. Schwer ist auch zu beurteilen, w i e krank das ausufernde Starren auf Bildflächen wirklich macht, denn wir können ja nicht wissen, wer da sitzt mit welcher Motivation, welcher Persönlichkeitsstruktur, welchen Schwächen und Stärken und Bedürfnissen usw., wer soll das regeln. Auch die durch bedrohliche Fakten ansteigende Aufmerksamkei und Intelligenz ist nicht diesselbe wo die, die mit sich selbst in Verbindung steht. Mühsam stemmt sich die Entschleunigungstendenz gegen den rasenden Vorgang dessen, dem keiner mehr gerecht werden kann, denn gnadenlos spült es das Unvorhergesehene durch dir erschöpften Gehirne. Die Demenzerwartung steigert sich zurück in jugendliches Alter, wo der Bremsklotz sich bereits eingenistet hat und da schon Ängste einflößt vor der Altersarmut. Und wie ein Teufelskreis führt es immer wieder zurück zu den stoischen Entwürfen eines Lebens mit mehr Gelassenheit, mehr Würde, mehr Offenheit. Wir können ja in diesem Land nicht darüber klagen, dass wir keine Wahl haben. Das ist es doch gerade: dass wir für diese Freiheit, die es immerhin noch gibt, die volle Verantwortung tragen. Für den Menschen, der wir sind und mit dem wir auf der Bildfläche erscheinen.

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