Die Annahme, dass es in der Welt eine gemeinsame „Wirklichkeit“ dadurch gibt, dass jedes lebende Individuum die eigene Wirklichkeit also solche wahrnimmt, kommt mir plausibel vor. Und tatsächlich ist es die Freiheit des Blickes, mit der wir etwas anschauen oder wie wir mit dem Gesehenen umgehen. Dadurch entstehen Konsequenzen und Ergebnisse, die meist im Stillen ablaufen, aber doch Wirkung haben auf das Umfeld. Ich kam noch einmal auf diesen Gedanken durch das Bild oben, das eines der Bilder ist, die gerade bei mir durch meine Liebe zu Asche entstehen. Denn ich muss es ja selbst verstehen oder durch die Betrachtung belichten. Hätte ich die Aschenseite nach unten gelegt, wäre es sofort geeignet für die Vorstellung eines Gequälten, der zurücksinkt ins Erdreich. Ich habe darin jedoch von Anfang an ein Wesen gesehen, das sich herausbewegt aus der Asche, und obwohl ich keine Anhänglichkeit an Engel mehr hege, sehe ich sie, die Wesen, doch als beflügelt, auch wenn gerade aus dieser Art der Beflügelung der Weltschmerz entsteht, bzw. entstehen kann. Der Weltschmerz hat auch seine Wirklichkeit und rinnt durch die Adern wie dunkles Blut. Der Schmerz kann fassen, was sonst nicht zu fassen wäre. Wirklichkeit ist seine Sprache, genauso wie sie die Sprache des Hellhörigen ist. Überhaupt: wenn man sich schult im Verständnis von dem, was man wahrnimmt, sodass man wenigstens dem ganz persönlichen Schauen Vertrauen schenken kann, das ist hilfreich. In diesem Prozess wird man automatisch verantwortlich für das, was uns verbindet. Denn je klarer mir meine eigene Wahrnehmung (bei gleichzeitiger Offenheit) ist, desto freier kann ich mich im Umgang mit anderen Wahrnehmungen (und Meinungen) bewegen.