Eine dieser Ideen über Indien ist, dass es hier immer heiß oder zumindest warm ist. Es kommt im Winter aber leicht mal an die Nullgrenze. Da, wo ich wohne, ist ein kleiner Ofen aus Manali mit einem Rohr nach draußen, und mit ein paar Zweigen kann man gute Wärme erzeugen. In allen mir zugängigen Hauhalten mache ich dafür Reklame, aber nein!, das dringt nicht durch. Hat man sich nicht den ganzen schweißtreibenden Sommer darauf gefreut, dass es mal kalt ist, und jetzt ist es soweit. Meist kommt ja auch wieder die Sonne hervor, man legt die Vermummung ab und wird etwas sichtbarer. Und dann die Nachmittage im Winter! Wenn alles entspannt in wohliger Stille. Ja! es ist kalt, aber nur im Winter können wir solche Tage erleben, wo wir lange auf den Steinen sitzen und die Augen schweifen lassen über den Reichtum der Welt. Mohan hat Winter-Duty am Ghat. Um fünf Uhr früh kommt er von zuhause und macht für die gebadet habenden Pilger ein Feuer zum Aufwärmen in einer Tonschale. Dort sitzt er auch oft mit der hübschen Sweeperfrau, die seit Jahren nur für ihn und um ihn herum fegt. Was mit den Pilgern, vor allem mit den im Sari badenden Frauen nach dem eiskalten Bad geschieht, erfahren wir natürlich nicht, zB wieviele davon krank werden, oder ob der Glaube tatsächlich so mächtig ist, dass er die Seele (wenn man von ihr ausgeht) gesund und munter hält. Dieses Jahr ist es besonders kalt. Oben in Shimla liegt mehr Schnee als die letzten 25 Jahre. Wir kriegen hier immer einen Schwung davon ab. Die Kälte ist auch spät dran, alles rückt irgendwie in eine andere Zeit. Auch der Krishna Avatar aus Uttarkashi zieht mit seinen ihm Folgenden herunter in die Ebene, weil es dort oben noch viel kälter ist. Ich kenne auch ein paar Foreigners, die hier ausharren, bis sie in ihre entlegenen, so weit wie möglich von Menschen entfernten Hütten abwandern können, um dort noch mehr von dem weit Entfernten zu genießen. Hier unten wird es am Tag tatsächlich schon fast heiß, das muss alles gut balanciert werden. Ich dachte früher auch immer, ach, geht doch bald vorbei, warum so warm anziehen, und dann diese kratzigen Sachen, und auch hier bin ich eine der letzten, die daran denkt, mal Strümpfe anzuziehen. Ich merke schon, hochinteressant, mein Beitrag heute. Ist eben übers Wetter, und was wollte ich eigentlich sagen: ja, es ist eben nicht immer heiß, sondern auch manchmal sehr kalt. Eben.
Da kommt mir doch aus der heutigen Zeitung noch was über den Winter zugeflogen: ein gewisser John Burrough sagt, dass die Kargheit des Winters eine tiefe Bedeutung hat, und zwar, dass die Rückkehr der Natur zu solch einfachen und strengen Gewohnheiten nach einer Karriere des Glanzes nicht an Kopf und Herz verloren geht. Es ist der Philosoph, der vom Bankett zurückkehrt.
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Das Photo habe ich von Deutschland aus unserem Wohnort gemailt bekommen, wo es auch grad richtig eiskalt ist und Schnee liegt, und vor unserem Fenster dort sieht man den tanzenden Shiva, ein Geschenk unserer Landlady an unser Haus. Ist doch schön, wie alles so nahtlos strömt….