Es gab Zeiten in meinem Leben, wo es mir gar nicht in den Sinn kam, Wiedergeburt infrage zu stellen. Die meisten Leute, die ich in solchen Zeiträumen kannte, waren sich, wenn auch geschult durch verschiedene Praktiken, im Klaren darüber, dass sie schon einige Male gekommen und gegangen waren. Weg vom Planeten also und wieder zurück, also das Körperkostüm wechselnd, vorzugsweise hinein in eine etwas entwickeltere Form als die gerade verlassene. Es war durchaus ein Gedankenspiel wert, sich einmal als ein früheres Selbst zum Beispiel gedanklich niederzulassen in einem Ägypten, das einem auf einmal vertraut vorkam und am Herzen lag, die inneren Bilder konnten sehr glaubwürdig sein. So, wie wenn uns Menschen nahezu alles glaubwürdig vorkommen kann, es muss nur überzeugend genug vermittelt werden. Wer würde schon gerne die Glaubwürdigekit des Dalai Lama anzweifeln, selbst ein als Kind erkannter Tulku, der die Instrumente eines gerade verstorbenen Lamas erkannte und dadurch selbst als der nächste Dalai Lama gesehen und akzeptiert wurde (wenn auch nicht von den Chinesen!). Dann kommt irgendwann der Moment, wo man sich selbst die wesentlichen Fragen stellen muss, und nein, sagte ich mir, ich weiß es nicht. Schadet ja nichts, einige Bahnen offen zu lassen im Sinne des „mal sehen““, und so habe ich persönlich diese Blicke ins Nicht-zu-Wissende ad acta gelegt. Dass ich mich eines Tages so selbstverständlich in der indischen Götterwelt aufhalten würde, war für mich selbst eine Überraschung. Es war der Rausch dieser ganzen Inszenierung, der man verfallen konnte, ohne dadurch geschädigt zu werden, denn sie enthielt alles, was man sich an Menschenmöglichem vorzustellen vermochte. Da gab’s , was die geistige Erfahrung betrifft, keinerlei Grenzen. Auch aus den untersten Schichten der Gesellschaft stiegen göttergleiche Wesen auf, seltsame Gestalten, die, wie etwa Ramana Maharishi (der indische Heilige), die zu ihm Strömenden an seinem Schweigen teilnehmen ließ, das offenbar mehr beredt war als die Worte anderer. Allerdings grassierte auch der Krebs unter den Heiligen, ein noch ungelöster Zusammenhang, über den man spekulieren kann oder nicht. Von dieser durchgeistigten und mit hohen Ordnungen ausgestatteten Gedankenwelt schien es oft, als würde der Geist im Westen, für mich also in Deutschland, zuerst einmal auf eine zuasphaltierte Scholle stoßen, bevor man die anderen Möglichkeiten entdeckte, seien es Autobahnen ohne Tempolimits, oder die Ausübungen der Künste, also wie man die zitternde Nadel auf den richtigen Ton setzt. Und was ist richtig, was falsch, oder gibt es die beiden gar nicht. Und eine neue Abenteuerreise beginnt, ohne Gott und Götter, dafür aber mit wachsamen und intelligenten Mitspieler:innen die Räume des Gegebenen auslotend, man eine Sicht entwickelt, die einen schult in den Abgründen der Tragödie, aber die auch in der Komödie hohe Ebenen erreicht. Gesegnet seien die Komödiant:innen. Und: Attention, traveller, for it is late. But it is not, not yet too late!