unleugbar

Auf der anderen Seite, wo auch immer man sie orten möchte, sind wir doch als gerade existierende Menschheit in einem wahrlich atemberaubenden Abschnitt des Dramas gelandet, wo es (auch) um die Bewältigung eines Salto Mortale geht und niemand weiß, wer danach wieder mit den Füßen auf dem Boden steht, oder schmerzhaft durch die Luft gewirbelt wird, nur, um verwundet oder gar leblos am Boden liegen zu bleiben. Oder künstlich beatmet werden muss, oder von allem Glauben ablassen und sich mit der Nacktheit des Vorgefundenen herumschlagen will wie einst die Helden und Heldinnen der Epen, oder wie in den Filmstreifen, die abends beim Knabbern aufgesogen werden, ohne auch nur zu ahnen, dass man selbst im Film sitzt und die Dinge ihren Lauf nehmen, den man ihnen lässt. Oder aber, warum nicht, sich schöpferisch angeregt fühlt durch die neuen Herausforderungen, denen man günstigerweise als sich selbst begegnet, und schon bewegt man sich zu auf die Nähe des Auges, von dem aus der Wirbelsturm zwar noch seine gewaltsamen Spielformen zeigt, aber für das Auge selbst keine Bedrohung mehr darstellt. Als ich mich einst eine Zeitlang in der Versunkenheit meditativer Tiefen übte, fühlte ich mich vertraut mit der Welt des Schwingenden oder der Beflügelungen, für die ganze Heerscharen von Künstlern und Künstlerinnen einen Ausdruck suchten. Ich malte auch meine eigenen Engel, die oft mit mächtigen und geschlechtslosen Körpern an Abgründen herumhingen und still und mitfühlend auf das Toben des Menschengewimmels starrten. Da man sich, also ich mich aber selbst oft genug im Toben des eigenen Schicksals zurechtfinden musste, so war es doch gut zu wissen, dass es so ein Auge gibt, in dem man Kraft und Ruhe tanken kann und vom Scheinbaren nicht überwältigt wird. Und so hat uns einerseits die Pandemie zumindest so weit im Griff, dass die Maskierung der Gesichtshälfte zu einer Norm werden konnte, und andrerseits hat sich der Blick geschärft für das, was uns verloren gehen kann, wenn wir nicht achtsam damit umgehen oder bereits so unachtsam damit umgegangen sind, sodass der gemeinsame Wohnort der Menschheit in akkuter Gefahr ist. Aus der geschundenen Erde wachsen die Trostpflaster hervor wie Pilze, die keiner mehr findet. Wir haben uns daran gewöhnt, mitten im Wunder zu leben, aber wo ist das Wunder? Gab es ein Wunder? Ein verwundetes Wunder oder ein verlorenes Wunder. Von Wunder zu Wunde und wieder zurück? Wie kam es dazu. Ging etwas verloren?

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