Das war jetzt nicht unbedingt nötig, die stundenlange Einführung des Impeachmentverfahrens zu begleiten, und dann auch noch den amerikanischen Nachmittag in der deutschen Nacht. Aber morgens genügte eine kurze Reise durch die berichterstattenden Kanäle, um zu verstehen, was vorgefallen war. Eben das, was alle, die gegen das Verfahren waren, am meisten fürchteten, nämlich wie eindeutig und offensichtlich die Sachlage war, und wie kläglich die Falle, die sie sich selbst ruhmlos gebastelt hatten. Die Schuld des Täters ist sonnenklar, und genau das macht die Wirkung der bereits angenommenen Tatsache, dass die fehlenden Stimmen zu einer Verurteilung führen könnten, noch drastischer. (Baden gehende Gerechtigkeit!) Auch dass die Verteidigung des Verdächtigten dermaßen schlecht beurteilt wurde, brachte keinen zu der notwendigen Vernunft, aber dennoch konnte man etwas Wichtiges sehen: dass es immer bis zur letzten Minute Möglichkeiten gibt, etwas oder sich selbst auszuloten und das Erkannte zuzulassen, egal, wie schmerzlich es sein mag. Doch, es gab Einen. Ein Republikaner zeigte sich von der demokratischen Anklage so überzeugt, dass er hinüberwechselte zu seiner Einsicht, und in der Tat, er wirkte glaubwürdig, man zollte ihm gerne Respekt. ‚Achtung, Reisende/r! Denn es ist spät, aber noch nicht z u spät‘ stand einmal auf einem unserer Performance Programme. Es ist ein ermutigender, aber auch ein vorwarnender Satz, denn irgendwann kann es für etwas zu spät sein, und das ist dann wiederum sehr schmerzhaft. Und viele wissen auch schon, dass es in letzter Konsequenz gar nicht (nur) auf das Resultat ankommt, sondern darauf, was man auf dem Weg, als während des Prozesses, noch alles lernen kann. Und wenn man die äußeren und inneren Prozesse aufmerksam miterlebt, wird einen das Resultat nicht sehr überraschen, aber es wird einem auch nicht die Erfahrung nehmen können. Politisch wird dort im Saal der Senatoren Geschichte geschrieben, die nicht ausradierbar ist so, wie es eben für niemanden einen gehorsamen Radiergummi gibt, mit dem man das, was man verbockt hat, wieder wegradieren kann. Auch ist nicht jede klägliche Tat gleich ein Verbrechen. Man braucht sie ja, die eigene Erfahrung, um den persönlichen Maßstab einerseits an der persönlichen Einschätzung, andrerseits aber auch an existierenden Kriterien entlang zu bilden, und dann erst zu schauen, ob man ihm auch persönlich gerecht werden kann, eine weitere Quelle eintrudelnder Bescheidenheit. Denn leicht ist das alles nicht, und dann noch der Lockdown und die herumreisenden Mutanten, und eine Art Ruhe, die man innen benötigt, um d a anzukommen, wo man sich selbst am meisten braucht, um die Spitze des Eisbergs nicht zu verwechseln mit einer Scholle.