Welttag der Gewaltlosigkeit

Das mit dem Welttag habe ich heute früh, wieder zurück aus Bayern, vor den Nachrichten gehört, wo er, der Welttag der Gewaltlosigkeit, von mir wie nebenbei vernommen, von einem katholischen Priester (‚Kirche in WDR5′, immer kurz vor den Nachrichten um 7 Uhr) mit Mahatma Gandhi in Verbindung gebracht wurde, den ich jetzt auch nicht durchweg den optimalen Friedensträger nennen würde. Aber nochmal kurz hinein nach Bayern, denn ich hatte mich letzten Freitag kurz mit einem Text gemeldet, den ich am Mittwoch angefangen hatte, um mich mal wieder mit Bayern und speziell meinen Erlebnissen in München zu beschäftigen, und nun kam es dazu, dass ich in München selbst aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zum Internet hatte, bzw. nur für kurze Momente über das Smartphone, aber nicht genug für weitere Einblicke. Manche Reisen haben in der Tat die Gefühlsebene von Schicksalswegen, an Orten zum Beispiel, die man mit etwas oder jemandem verbindet und man nicht weiß, was einen dort erwartet, und ob es einem vergönnt ist, das Erlebte gut zu navigieren. D a zu: auf dem Weg dahin gab es keinen beklemmenden Stau, der Himmel war tiefblau und die Welt in ihrem besten Empfangsprogramm. Im äußeren München wurde bald klar, dass Dirndl und Lederhosen und Wams und Wadenstrümpfe im Stadtbild dominierten. Klar, es war Wiesn-Zeit, und keineswegs trugen es nur die Älteren, nein, junge Männer und Frauen waren überall unterwegs, und ich könnte mir gut vorstellen, dass das Erstaunen über manch eine Feschheit, die man da beobachten konnte, eine Art bayerische Erotik, so vielleicht wie für die Japaner der Kimono und die künstliche Kühle der Geisha  etwas Erotisches bergen, sodass eben mein eigenes Erstaunen darüber vielleicht in meine Psyche wirkt und noch mehr von dem zulässt, was ich nicht verstehen kann, aber deswegen seine eigene Wirkung nicht verfehlt. Und so konnte sich fast nebenbei meine LSD-Traumatisierung, mit bayerischen Jodlern in Lederstiefeln etwas besänftigen und vielleicht etwas von der kostümierten Angstbesetzung mit Bebilderung entlassen. Wir waren in der Mitte von München in dem Haushalt von Freunden, in dem das, was man von der Kunst auch nur ahnen kann, einem an jeder Ecke entgegen fließt in seiner momentanen oder auch ewigen Form. Das Werk (von Fritz Hörauf und Tamara Ralis) ist auf drei Stockwerke verteilt, sodass wir als Gäste morgens die Gelegenheit haben, an den Wänden entlang zu wandern und Einblick zu erlangen in das vielfältige Reich des Geistes und seiner unermüdlichen Manifestationen. Es ist schon gesund, manchmal zu sehen, was man mühelos „ein Werk‘ nennen kann, und wenn es in einem bestimmten Zeitraum des Lebens einleuchtet, dass dafür auch ein angemessener Ort gefunden werden muss, um der monumentalen Arbeit auch auf praktische Weise gerecht zu werden. Und dieses Ringen um ein Oben, und diese Notwendigkeit der Erfahrung eines tiefen und noch tieferen Untens, wo es schon wieder die Hand  einer vorgeburtlichen Reinheit berührt, als der Gang durch das Schicksal noch nicht programmiert war. Meine eigene Besorgtheit hat sich darin gut entspannen können, in der wohltuenden Anstrengung guter und fruchtbarer Gespräche, in der Freude und dem Aushalten anderer Gesichtspunkte, in der Freiheit, sich Raum nehmen zu können für eigene Gedankengänge, und dann auch im bereitwilligen Zuhören nicht zu versagen. Das war mein Bayern, obwohl die Dirndl und die Lederhosen auch dazu gehörten, und das große Eulenpaar im Park von Ludwig dem Zweiten, die gerade eine kleine Eule gezeugt hatten und mein Smartphone zum Glück auch noch kollabierte, und ich hatte praktisch drei volle Tage ohne Welan ziemlich gesund überstanden, obwohl ich gerne im Verlauf ein wenig erzählt hätte, aber immerhin, nach kurzer Entscheidung war es auszuhalten, und jetzt gehöre ich zu der Kleingruppe, die darin Erfahrung hat. Ach ja, man sah viele Plakate in München mit Söder darauf. Auf einer Reihe von ihnen stand auf seiner Stirn unter „Ministerpräsident Söder“ „Teufelsminister Söder“. Wo die Sprache eine Entgrenzung erfährt, muss man bei sich selbst überprüfen. Wo sie herkommt, was sie aussagen will und kann. Welttag der Gewaltlosigkeit, große Worte.
Die Bilder zeigen links eine Installation im Park des Nymphenburger Schlosses, in dem wir auch die Eulen gesehen haben. Kurz danach landeten wir auf der Suche nach einem Cafe in einer Art Burghof, in dem wir überraschenderweise ein  Michael Ende Museum vorfanden. Auf dem Plakat war die Eule, die auf dem zweiten Bild zu sehen ist, wohl von einer Illustratorin für eines der Ende Bücher gemacht (muss nochmal nachschauen).

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