Bild/Wort

Es prägt einen auf eine jeweils bestimmte Art, wenn man den Tod von naheliegenden Menschen erlebt hat. Auf die krasseste Weise wird einem das Flüchtige und Kostbare und Wesentliche des Lebendigen beigebracht, der Abschied dann als ein unverrückbarer, radikaler Vorgang erlebt und begriffen. So habe ich schon zwei Jahre lang keinen Pinsel mehr angerührt, so als hätte sich mein Bezug zur Farbigkeit des Weltbildes verabschiedet. Nun ist er aber seit ein paar Tagen wieder aufgetaucht, und da erlebe ich sie wieder, diese spielerische Intensität, die so schwer zu vermitteln ist, wenn man sie nicht selbst kennt. Das Bild wird eben nicht vom Wort gemacht und gerät praktisch unter den Bann dieser vollkommen anderen Vorgehensweise. Beim Ablauf der abgründigen Spannungslage zwischen den Schattierungen und den Formen ist das Wort nur schweigender Zeuge, bis sich aus dem Bild selbst Anspruch erhebt auf die Logik und ihre Gesetze. Klar, wenn ich schreibe, fühle ich auch was, aber das Gefühl ist nicht vorherrschend, sondern ich ergründe und denke vor allem, worum es mir geht und was und wie ich es sagen will und kann. So erlebe ich wieder, wie sehr gerade die Andersartigkeit von Wort und Bild innen zu einem Ausgleich führen kann, das Gefühl balanciert mit dem Intellekt, das Innen ausgeglichen durch das Außen, und vielleicht ist die Akzeptanz dieser dualen Problematik auch ihre Auflösung. In meinen Blogbeiträgen hatte ich dann diese mir wichtig erscheinende Idee, Bild und Text immer getrennt zu halten, wieder aufgegeben. Mit der Idee meine ich den Wunsch, keinerlei Sinnzusammenhänge zu inspirieren, aber das ist ja nicht möglich oder irrelevant, wenn nur ich es so möchte, denn alle Wahrnehmungen sind frei, und die sind vielleicht interessanter als eigene fixierte Vorstellungen. Keine Garantie weit und breit für die Vorstellung, wie jemand was sieht oder hört, sind wir doch alle hauptsächlich unterwegs mit uns selbst Richtung Asche.


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