Ideen sind ihrem Wesen nach abstrakt, aber sie sind auch die Grundlage für die Erscheinung all dessen, was durch eine Idee hervorgebracht werden kann. Das Wort „Idee“ löst eher positive Gedanken aus, obwohl man weiß, dass es auch ungute Ideen gibt. Eine gute Idee ist etwas wie ein Ideal, das einen befeuern kann, aber auch erschrocken machen wegen dem plötzlich aufflackernden Anspruch auf Umsetzung. Gerne würde man etwa Nietzsche befragen, ob er denn je für möglich hielt, dass dieser seiner Meinung nach exzellente Mensch (Mann) (man), den er sich da erdacht hatte, auf den Straßen der Welt vorzufinden sein könnte. So, wie in Religionen meist der bärtige Patriarch zu finden ist, von dem das Ideal schöpferischer Manifestation geradezu erwartet wird. Der Schöpfer selbst als Idee aller Ideen, entlanggebastelt an der Vorstellungskraft der Völker. Wie man sich einen vorstellt, der den Erwartungshaltungen entspricht und sie beantworten kann. Leuchtet einem einmal eine Idee ein, so erhebt sich fast gleichzeitig ein Interesse an tieferem Verstehen, wofür die Einleuchtung auch gedacht ist, da gerade ihr Licht die vorhandenen Dunkelheiten erhellt. Man sieht sie erst dann, die dunklen Flecke und die vielen Fragen, die sie begleiten. Einmal erwähnte eine befreundete Poetin mir gegenüber das Wort „geschichtslos“ und seine Wirkung war so tiefgreifend, dass ich keine Wahl mehr hatte als zu ergründen, was es hier zu verstehen gab. In Indien könnte ich in jedem Zugabteil auf dem Weg nach irgendwo darüber diskutieren, warum es offensichtlich ist, dass wir Menschen nicht unsere Geschichte sind. Hier im Westen ist das nahezu unmöglich, denn die Geschichte, beziehungsweise die Geschichten werden als einziges Beweismaterial der Existenz gesehen, was auch einigen Sinn enthält. Wahr ist aber auch, dass alle Geschichten ein Konstrukt der jeweiligen Vorstellungen sind, mit denen wir Menschen unser Dasein zu erfassen und gestalten suchen. Was wir allerdings „wirklich“ sind, bleibt uns überlassen. Das heißt, wie weit wir bereit sind, uns auf das gänzlich Ungewisse einzulassen, dem wir Nu für Nu gegenüberstehen und damit anfangen, was immer wir können. Ein einziges Wort, eine einzige Idee, kann einen haltlos machen, sodass eine stabil geglaubte Bilderreihe sich entleeren kann in einen vollkommen bilderlosen Raum, in dem wiederum andere Gesetzmäßigkeiten sich zeigen. Zum Beispiel kann ich dann meine Monade vergrößern lassen und einen Garten anbauen, ohne dass ich das als den Inhalt meiner Existenz betrachte. Oder die Hütte am Waldrand, oder das Palais in der Toscana, oder mit Sand oder Asche bedeckt. Ohne Geschichte bin ich genau das, was ich bin, worüber es in letzter Konsequenz wenig zu sagen gibt. Vielleicht werden aber genau dann erst die Geschichten erzählenswert, und wenn man dann noch das Glück hat, der Liebe begegnet zu sein, kann man dem Abenteuer lebendig ins Auge sehen.