Kurz vor Weihnachten, also vor der angeblich stillsten und heiligsten Nacht des Jahres, kann man eigentlich so ziemlich alles mit dem Wort ‚Weihnachten‘ in Bezug setzen, daher die Menge der Weihnachtsgeschichten, denn man kann ja schon lange vorher anfangen, zum Beispiel …als Trump vor Weihachten immer noch dachte, er sei Präsident‘, und obwohl seine seelsorgende Prophetin sogar afrikanische Engel herbeichannelte, klappte da irgendwas in der Story nicht gut. Das gehört auch zu Geschichten, um die man ja nicht herumkommt, auch wenn man nicht auf einer Einkaufsstrasse kurz vor dem Lockdown vor einem Laden Schlange steht. Natürlich müßig, darüber nachzudenken, welches kaufbare Item mich womöglich Schlange stehen lassen könnte, das würde zu viel Nachdenken in diese Richtung erfordern. Es darf auch eine sehr persönliche Geschichte sein, weil man damit rechnen kann, dass alle so beschäftigt sind mit ihren Weihnachtsvorstellungen, sodass man sie ungehemmt erzählen kann. Heute Nacht hatte ich also einen dieser Träume, den ich gerne nochmal im Wachzustand (wie man ihn gerne nennt) durchwandert hätte, wäre mir nicht der Schreck in die Glieder gefahren, denn eine unserer zwei Katzen war nicht aufgetaucht, das Fressen unangetastet, das Rufen wirkungslos. Da erinnerte ich mich an einen Teil meines Traumes und deutete die Überquerung eines Flusses sofort als ein Zeichen. Aha! Hades! Nachen! Tod! Ich versuchte mich zu beruhigen, dann kam mir ein neuer Verdacht. Was, wenn ein liebevoller Vater in der Gegend herumgeirrt war, der für seine Tochter, die sich ein Haustier gewünscht, er aber noch keines gefunden hatte, da fiel sein dankbares Auge auf unsere Katze, und glücklich kehrte er heim. Aber da fiel mir ein, dass man unsere Katze nicht einfach irgendwo hinbringen kann, schließlich ist sie intelligent. Das bereits tragödienhaft sich neigende Grübeln hörte nicht auf. Und d a s vor Weihnachten! Ausgerechnet vor Weihnachten, obwohl ich, ehrlich gesagt, gar nichts vorhabe außer Feuermachen und Holz holen und Ähnliches mehr, Freunde und Glühwein und was eben so dazu gehört. Es gibt ja keine Fluchtwege, selbst wenn man sie nutzen wollte, aber das will man gar nicht. Da man zuhause mühelos geklärt hat, dass dieses Jahr absolute Geschenkfreiheit herrscht, ja, noch krasser, geradezu ein Geschenksverbot, da hat man sich auf jeden Fall ein paar gelassene Nachmittage verdient. Und jetzt d a s! Zu allem Übel kam auch noch die andere Katze, die nie hier oben auf meiner Etage auftaucht, da wusste ich, dass das eine Bestätigung meiner schlimmsten Befürchtungen sein musste, und, aufgewühlt von all diesem Wissen (in Anführungszeichen) streifte ich hastig meine Winterschuhe über, die mir sonst immer so viel Freude gebracht hatten, und schnell den Mantel drüber und runter zum Nachsehen. Und wen sehe ich da, hektisch beschäftigt mit einer Maus, die wohl mit ihr zusammen hereingelangt war, wie das halt so läuft zwischen Katzen und Mäusen. Meine Erleichterung war noch schlimmer als meine Angst. Ich durchforstete im Kopf mein WhatsApp Register herunter, wen ich anrufen könnte, um die Wirkung der Befreiung von falschen Vorstellungen zu teilen, aber zum Anrufen war es leider zu früh. So musste ich allein damit fertig werden. In Indien wurde mir einmal vermittelt, dass man ‚Maya‘, das Illusionsfeld, auch zuweilen eine Maus nennt. Insofern konnte ich dem Ganzen eine abrundende Verbindung geben, die durchaus reflektionseinladend sein kann. Außerdem bin ich überzeugt, dass der Engel der Katzen Mitleid mit mir hatte (und hat vielleicht gerade noch rechtzeizig dem Vater die Katze entrissen), schließlich ist Weihnachtszeit, und wer möchte schon an so einem Fest einen schweren Verlust beklagen.