Der Nu

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Der Nu ist ewig.
Der Nu ist unsterblich.
Immer war Nu.
Im Nu sind alle Istheiten
enthalten, und Geist hat
im Nu seinen Ursprung.
Von Grund aus neutral,
hat der Nu in sich selbst
seinen Widersacher und
kann aus sich machen, was
er nicht ist, denn Nu an
sich ist nur Leuchten im
Nichts; so schnell und
vollkommen anwesend ist
Nu, keineswegs ein Irrgarten
für Helden. Stehe ich dort,
aufrecht, bereit zum Exil,
fühle ich an meiner Hand
sanfte Berührung des Nu’s,
diesmal als Mensch. Da öffnet
sich mir Nu als Auge. Ungetrennt.

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Der Nu, die kürzeste Weile, das Vorübergehende, das im Strom des Seins seine jeweiligen Formen annimmt unmd meisterhaft die Illusion einer Kontinuität erzeugt, wo doch alles auf eigenste Weise stirbt und geboren wird und vergeht und entsteht…immer Nu, immer da, immer unerbittliche Wirkung des Aufenthalts….der Nu ist das Element des freien Geistes, der die volle Verantwortung für das nu-fähige Wesen annimmt. Was soll er tun? Er hat keine Wahl. Im Nu liegt sein eigenes Wesen.

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immer noch

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(Untadelig, o Erde!, deine Chronik!)

Immer noch.
Immer noch Sand.
Immer noch still.
Immer noch das, was schön
ist aus sich selbst heraus.
Die Poesie der Autopoiesis.
Das Trainieren des Immernoch
als einer Präsenz, die eröffnet,
erschließt und enthüllt, was
aus den ganz verschiedenen Gründen
im Verborgenen lag. Aus Abgründen,
aus Hintergründen vor weiteren
Hintergründen, den einen Ort
vermeidend, wo sie sichtbar werden.
Eifrig bemüht um ein Voraus,
das immer da war.
Und noch da ist.
Immer noch da ist.
Immer da.

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Ich mag das Wort „Poiesis“ ua auch, weil es so aussieht wie „Poesie“. Es ist ein Begriff,  der von Humberto Maturana, einem chilenischen Neurobiologen,  geprägt wurde und (aus dem Altgriechischen) zusammengesetzt ist aus „autos“ – „selbst“ und „poein“ – „schaffen, bauen.“ Autopoiesis ist der Prozess der Selbsterschaffung-und erhaltung eines Systems.

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beschäftigt

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Beschäftigt. Beschäftigt!?
Ja! Beschäftigt: busy mit dem
Wesentlichen. Und das wäre?
Das wäre nicht, das ist.
Sein tut, was ist und was es kann.
Darin sich üben und wach
dahinbewegen, die dunklen
Flügel freundlich auf die eigenen
Schultern streifen. Auch Freude
darf und kann den Raum beleben.
Nur Mut! Das geht schon.
Geht schon gut.
Manche baden.
Manche sitzen und schreiben.
Die Gänse machen Sound.
Dahinter: Morgenstille.
Andacht. Übung.

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Das Bild habe ich bei meiner Suche nach etwas anderem wieder gefunden und weiß leider nicht, von wem das Photo ist. Manchmal weiß man nicht, wohin man sich bedanken kann. Nun ziert es ein paar Zeilen über das Beschäftigtsein. Ein starkes Bild.

schwierig

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Dann versteht der langsam vor sich hinreifende Mensch,
dass er nicht alleine ist auf der Welt. Alle sind unterwegs.
Begegnen einem in verschiedenen Formen und Farben.
Alles fließt voran, und wir mehr und mehr bestrebt, des
Geistes förderliches Tun und Schalten mit zu bewegen
im Strom, und die Konturen zu erleben und zu klären,
wo das Eine nicht das Andere ist, und dadurch Gleichheit
erst möglich.
Das Schwierige ist, den Dingen,
Menschen, Erlebnissen und
Ereignissen, Sichtweisen
und Weltanschaungen,
Lernprogrammen und
Kindererzählungslehrbüchern,
den Glaubenswegen,
Wissensvermutungen und
Seelenverletzungen,
Egoversorgungen,
Heilverfahren und
Rassenkonflikten,
dem Fischesterben,
den Dürren
Wogen
Wellen,
und mir selbst
gerecht zu werden.

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drücken

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Also, das sehe ich genauso: was nützt mir die Weite
des Universums, wenn die Schuhe drücken! Daher
ist es angebracht, sich und mich darum zu kümmern,
wo und warum die Schuhe drücken.

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früher

 

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Früher war alles ganz anders.
Erbgut und Einzeitglas-Spiel.
In der Sanduhr war feinerer
Sand dann. Blass wie das
genetische Viel. Das Sterben
war gestern ganz anders.
Anders war auch die
Länge von Haar. Die Farbe
der Haut war ganz anders.
Der Dschungel, in dem man
saß. Und das Feuer war wieder
mal anders Anders war auch
die Sprache der Welt  und das
Androgynentum. Das Nähren
vom großen Andersglück ist
der Geist vom anderen Zurück.
Später ist alles mehr anders im
Noch. Es kommt auf die Wahr-
nehmung an. Auf das Nichts
oder die Lähmung von dann
kommt es an. Ein Ei ist nicht
wie das andere. Auf die Drehung
unter dem Joch kommt es an.
Anders waren früher Poeten.
Kamen auf diese Erde für Luft
und wurden zu gleichmütigen
Tänzern der Kluft zwischen dem
anderen Früher von morgen,
dem  Jetzt, als gehütetem Denkmal
von gestern. Denn derLuftraum
war früher so unvernetzt, dass
man ihn heute ohne Verletzung
gar nicht mehr finden kann.

überall

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Überall Kinder, fast nur Kinder. Sie verfolgen einander und holen sich ein mit ihren Schicksalswägelchen. Sie binden andere Kinder an Bäume und tun so, als würden sie nicht wiederkehren, und dann kommen sie auch nicht wieder. Unwiderrufliches Kindsein auf Beinen, denen das lebendige Wachstum alles abverlangt. Doch innen lebt noch das Kind in den gedehnten Formen, unter dem Haar, hinter den Fassaden der Wohnungseinrichtungen: da leben die Kinder mit ihren Kleingeborenen, um Teil zu haben an dem, was bewältigt werden muss, die sich auftürmende Bürde als Spitze des Eisbergs im ewigkeitstrunkenen Ozean……..Wir Kinder. Überall kommen wir herausgekrochen aus der schwindelerregenden Nacht, drängeln uns durch des Tages Halbtraum, blättern schweren Mutes durch die vergriffenen Seiten des Vergangenen, durch nie gewordene Mütterfrauen der wegentschwundenen Vaterkinder. Halt ein! hör‘ ich mich rufen aus der Mitte des Zwiespalts, dort, wo die Vertrautheit meine Schultern verließ (oder verließ i c h  den Ort auf den Schultern?), und ich Mut fasste und freien Willen zur Menschwerdung. – Da hob ich den Blick und sah das ganze Ausmaß des Spiels: Kinder, die über kalte Straßen ziehen, sich selbst überlassen und ohne Obhut, ausgeliefert an die trügerische Wärme und Glätte der großen Experimente, haltlos das Reifezeugnis des Scheiterns verneinend. Vielfältige Suche nach der versiegten und feindlichen Muttermilch. Ja sag‘ nur, wohin soll ich meinen Blick denn nun wenden? Den kindlosen, weltenmütterlichen, prophetischen Seherinnenblick meines Herzens, wenn selbst der Eros des Wortes mich beugt zu den Wurzeln der Erde? Möge meine sorgsam gehütete, verhältnismäßig ungestörte, in Stille nahezu schmerzlos gereifte Einsamkeit sich bevölkern mit Zugelassenen, und es mir sekündlich geschehen, unter Wehen und Freuden das unermüdliche Ei zu gebären und zu beschützen.

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drin

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 ICH WILL IM NICHTS EIN GROSSES SCHWEIGEN BAUEN
MIT MIR UND DEN HOHEN TREPPEN ALS EINS.
ICH SELBST DIE SÄULEN MEINES HERZENS IM DRIN
DAS DRIN EINE REINE VERSCHWENDUNG.
DER FLÜGELSCHLAG ICH AM ATEM ENTLANG
VON SCHLUCHTEN, VON VOGEL-EI,
GEBURT UND TODLOSES EINMALEINS
IM SICHTBAREN VERSCHWUNDEN.
ICH WILL IM NICHTS EIN GROSSES SCHWEIGEN BAUEN
MIT MIR ALS SPIEGELLOSES.
MIT BLOSSEN HÄNDEN SETZ‘ ICH STEIN AUF STEIN
DIE MATRIX MEINES TODES.

nackt

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Wahrheit ist
überall möglich:
weit, groß,
kalt und schön.
Wahrheit ist sehr
persönlich und
wohnlich wie
das All-Hall.
Die Wahrheit
ist immer für
einen da. Das
macht sie
ungewöhnlich.
Da steht sie, meine
Damen und Herren:
gar nicht zur
Debatte. An eine
diamantengletschernadelglatte
Inspirationswand
kann sie sich
genauso gut
anlehnen
wie nicht.
Wahrheit ist…
Wahrheit ist…
Wahrheit – ist.
Oder ist sie es
etwa nicht?

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Die Wahrheit ist nackt! (Darf sie deswegen nicht ausgehen!?)

Vom Ich-en

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Man denkt, das
ist man nicht,
aber dann ist
man es doch.

Ich denke, das
bin ich nicht,
aber dann bin
ich es doch.

Es denkt, das
kann ich nicht
sein, aber dann
kann ich es doch.

Ich denke, das
kann doch nicht
sein, aber dann
kann es das doch.

Kann ich nur das
Ich sein, dann
kann nur i c h
mich sein.

Doch wenn ich
mich nicht sein
kann, was kann
ich dann noch sein?

Noch kann ich
mein Ich sein,
ich kann das
dann doch noch.

Wenn Nicht-Ich auch
ich sein kann, kann
dann das, was ich
nicht bin, auch ich sein?

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Ein heiterer Beitrag zum Wochenende mit tierisch tiefen Fragen. Bild: Teil eines Taschentuchs auf Marmor.

 

 

 

 

Wundpunkt(e)

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Mensch sein ist kompliziert und komplex. Bei der Ankunft hat man keine Wahl, denn da fängt es schon an, das eigene Sein und das der Anderen, mit denen man ständig zusammentrifft. Katastrophen in der Kindheit, meist übersehen von Nahestehenden, lassen ihre Spuren zurück, die wiederum Verursacher von Verstörungen werden. Einerseits finde ich den Gedanken einer allen PlanetenbewohnerInnen innewohnenden Verstörtheit nicht förderlich, stelle aber andrerseits fest, dass bei mir und denen, mit denen ich im Gespräch bin, hochempfindliche Wundpunkte im System lagern, die oft beschwerlich in die Beziehungen eingreifen. Ich frage mich, ob die Wahrnehmung solch wunder Punkte und ihrer Heilung an der Wurzel des Geschehens ohne Schulung oder geschulte Augen  möglich, bzw überhaupt erwünscht ist. Der Schmerz färbt das Hören. Das Verstehen entzieht sich den Wundpunkten. Letztendlich aber hat nur der/die Verwundete Einblick und Einfühlung in das verborgene Geschehen. Doch welche Wege nimmt unsere furchterregende Freiheit? Wer gibt Beistand im ohnmächtigen Augenblick? Wer kann Freund bleiben, ohne dass zu viel gebogen und verletzt werden muss? Wer lässt Andersartigkeiten mit großzügigem Geist zu, ohne Furcht, sich zu verlieren? Wer sieht sich selbst und die anderen Menschen als etwas, was unermüdlich neu erkannt werden muss, ohne dass ein Ende abzusehen ist? Überhaupt: Sehen! Den klaren und ausgerichteten Willen, Mensch zu sein – und was heißt das?

Brunnenrand

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Wer aber das Andere sucht, findet es
sicherlich. Im Verborgenen ruht es und
wartet auf sich. Kann nicht erzwingen, was
sein nicht ist und doch sein immer war,
bis es dort sich entdeckt, das Eigene wiegend.
Und aus welchen Heimstätten auch immer
hervorruft das erweichte, wärmende Ich.
Sei also gut zu dir, sprach ich mich an, und
verstehe den Sinn, der sich geringerer Tiefe
entzieht, und entsteige dem Brunnenrand.
Und sorge dafür, dass in den Sommern, die
mit fliehenden Graden vorüberziehen, der
Weg uns frei bleibt auf Quelle und nicht auf
Widerstand.

Neues

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Wo Neues aus der Asche steigt,
steigt nicht immer der Phönix auf,
sondern veränderte Menschen, oder
Gebäude und schwer Erkennbares
zwischen Gutem und weniger Gutem.
Wo ich zurückhalte meines Herzens
Einsatz, möchte ich nicht, dass Krater
entstehen. Doch auch das Möchten
liegt oft nicht in der Hand. Ob ein Kind
gesehen wurde oder nicht, das allein
kann es auch nicht erklären, nämlich,
dass manche glänzen im Staub der Erde,
und andere verstummen im Schatten
von vielversprechendem Schicksal.
Auch ob ein Mensch  einen anderen
scheinbar versteht, sagt nicht viel aus
über die Liebe. Wir alle tragen Bilder
im Herzen, und unsere Ichheiten
kommen aus vielen dunklen Ecken
hervor und entwickeln im Licht erst
das Ihre. Ist es das Nicht-Wissende,
was sich hier sagen will, das Stillwerden
unter freundlichen Augen, das mich
anspricht? Damit die schwebende
Zartheit im Schutz überlebe?

Mani

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Gestern abend habe ich aus Indien  die Nachricht bekommen, dass Mani am Samstag um 5Uhr in der Frühe in Gujarat im Krankenhaus gestorben ist, 5 Tage nach einer Operation, von der alle in der Familie wussten, dass sie lebensgefährlich sein kann. Er war  35 Jahre alt und der kleine Bruder eines guten Freundes von mir, sodass ich Mani’s Lebens-und Leidensgeschichte ganz nah miterleben konnte. Letztes Jahr habe ich viel Zeit mit ihm verbracht. Seine Familie kennt mich seit langem, daher konnte ich im Haus ein-und ausgehen und Mani besuchen, wann ich wollte. Er ist in seinem kurzen Leben fast immer nur krank gewesen. Als kleines Kind fiel er in einen kochenden Topf Milch, dann versagte die Niere und da er ein Sohn wohlhabender Brahmanen war, konnte unter abenteuerlichen Bedingungen eine Niere aus Pakistan beschafft und eingepflanzt werden. Beim Erwachen nach der Transplantation bemerkte er, dass er nichts mehr hören konnte. Zwei Jahre lief er in der Familie und im Familienbusiness ohne Hören herum. Von ihm weiß ich, dass es in seinem Kopf nicht leise war, wie man vermutet, sondern auf eine bestimmte Weise sehr, sehr laut. Er bekam ein spezielles Gerät in den Kopf operiert , denn vor allem sein Bruder fand, dass er zu jung war, um taub zu sein, wenn es eine Lösung gab. Diese Lösungen waren unglaublich teuer, und einem ärmeren Menschen wäre vieles mit diesem Schicksal nicht mehr möglich gewesen. Ich erlaubte mir seinem Vater gegenüber öfters mal den Scherz, was für einen teuren Jungen er da hatte, denn auch er stöhnte manchmal leise unter der Last. Alles Gold floss hin zu Mani. Alle wussten auch, dass er nicht alt werden würde, doch keiner wusste, wann die Grenze erreicht war. Mani selbst wollte noch 10 Jahre leben, sagte er mir noch im März. Die Familie hätte gerne gesehen, dass er zu den heiligen Schriften greift, sozusagen als Vorbereitung auf das Kommende. Auch sein Bruder dachte, ich könnte ihm vielleicht die Bhagawad Gita , die ich schätze, nahelegen, aber Mani war sauer auf alle Götter, denn er fühlte sich nicht gut behandelt von ihnen. Wir haben viel zusammen gelacht. Ich habe ihn bewundert für seine Durchhaltekraft. Die Vorstellung hat Grenzen, zum Beispiel da. Nach dem Hörgerät hatte er noch Gelbsucht, irgendwann noch eine Lungenentzündung, und immer geschwollene Beine und Füße. Dann, letztes Jahr, kam der Leistenbruch. Der Arzt warnte vor der Operation, für die er sich, wie ich höre, jetzt doch entschieden hat, da er den Zustand nicht mehr aushalten konnte.
Erst dachte ich, ich kann gar nichts fühlen…dann, langsam, breitete sich eine tiefe und weite Traurigkeit aus, die wohl zuerst ankommen musste, bevor die Erleichterung folgen konnte, dass er, sei er auch noch so jung, nun von seinem Leid auch erlöst ist. Ich konnte dann zum Glück beim Frühstück darüber reden, über ihn und unsere vielen Begegnungen, er wurde sehr präsent im Raum, und wir stellten ein Licht für ihn auf. Das Photo von ihm habe ich auch gefunden. Sein Bruder hat mich über What’App gebeten, für Manis Seele zu beten. Da ich nicht bete, habe ich mich gestern abend für stilles Sitzen entschieden, und heute früh für diesen Blogeintrag.

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Lord of Tofu

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Lord of Tofu. Diese drei Worte lese ich tatsächlich in unserem Kühlschrank auf einer Packung Tofu. Irgendwie beschäftigt es mich und ich gehe extra nochmal hin und überprüfe, ob ich meinen Augen trauen kann, also ob ich richtig gesehen habe. Ja, habe ich. Es ist offensichtlich der Firmenname eines Tofu-Himmelreiches, in dem der Beste der Tofus ein Gott ist, eben Lord Tofu. Neue Welten entstehen mit neuen Begriffen, alle sind beschäftigt mit ihren Navigationsgeräten. Ich habe zum Beispiel eine kleine Liste angefangen, wo ich Worte aufschreibe, die ich vorher noch nicht gehört habe, wie : Seelenechoraum -Pferdemobbing – Weltuntergangsmeise – fußnotenselig – Zeigefingertrottel – Gattungs-Erschütterer – Weltabbildungkrampf  – Blößenwahn – Schwellen-Schwafler – Gemütlichkeitsfalle – und was auch immer dazukommen wird…..Ich weiß auch, dass „geil“ inzwischen „prima“ heißt, wann und wie auch immer der Transit geschehen ist…..aber Lord Tofu! Wäre ich nicht schon auf unumkehrbarer Bahn nahrungsmäßig im Vegetariertum angesiedelt und etwas nachgereift durch Jonathan Foers großartiges Buch „Tiere essen“, dann…..nein nein, ich kontrolliere schon die Vorstellung eines herzhaften  Bisses in die Schöpferhaxe des Logoherstellers von Lord Tofu, klar!  Aber sie sind schon ganz schön unheimlich (in meinem Sinne), die Dinge, die sich überall wie selbstverständlich einnisten, als wäre man in Gefahr, den Lingo der Zeit und seine Neudeutungen nicht zulassen zu können. Kann ich auch nicht. Wie konnte es zu Lord Tofu kommen, lasse ich da meinen 037 Agentinnen -Aspekt herumrätseln. Vermutlich, kombiniere ich, ahnen und fürchten und erfahren zur Zeit sehr viele Menschen, dass von ganz da oben nicht mehr so viel Anweisung kommt (gab es sie jemals?), sodass nun der arglose Tofu (alle Dinge sind an sich leer und bedeutungslos) herhalten muss. Wahrscheinlich aber ist es viel einfacher bzw. viel schlimmer als das, und der Lord-Tofu-Schöpfer weiß einfach, wie er seine Schäfchen zahlreich zum Tofu kriegt.

Das Bild ist von H. Robert und war mal meine Geburtstagskarte. Es hatte damals einen humorvollen Kontext, wobei es auch hier ganz gut passt.

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„Die Welt der Klagen“

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(aus: „Altägyptische Dichtung)

Verhärtung des Herzens ist entstanden.
Bedrängnis ist auf allen Wegen.
So ist das Unheil nicht vorbeigegangen,
solange diese Götter in ihrer Mitte waren,
und der Same hervorging aus den Menschenfrauen.
Man kann sie jetzt nicht auf dem Wege finden,
denn Handgemenge ist aufgekommen, und vertrieben
sind sie durch das Unheil, das sie entstehen ließen.
Es gibt keinen Lotsen zu ihrer Stunde –
wo ist er denn heute?
Schläft er etwa? Man sieht ja seine Macht nicht!
Als ich in Trauer war, konnte ich dich nicht finden.
Man kann dich nicht anrufen, bist du doch frei von
Zorn dagegen. Strafe des Herzens ist das!
Die Empörer aber, die im Munde aller Leute sind,
jetzt ist die Furcht vor ihnen größer
als vor Millionen von Menschen.

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(War es schon immer so?)

Ich bin eine Gegnerin des Satzes „das war doch schon immer so“, zB. manche gut, manche nicht gut, manche oben, manche unten, oder Pest und Cholera und Aids und Ebola usw., oder Erdbeben und Überschwemmungen und Kriege, oder Frauen im Haus, oder Tiere essen…Schon deswegen war es nicht schon immer so, weil ich gerade hier bin und es selber erfahre, auch das nur vorübergehend, aber natürlich für jede und jeden die einzig interessante Variante des Geschehens. Mir kommt es auch so vor,  dass alles, was auf der Erde erscheint, einerseits gewissen unverrückbaren Gesetzmäßigkeiten unterliegt, andrerseits denke und erfahre ich, dass es frei gestaltbar ist und die Beweglichkeit des kreativen Raumes durchaus gegeben. Das scheinbar Grenzenlose wird allerdings eingeschränkt durch Denken und Verhalten der Menschen miteinander. Man denkt ja gerne, man wüsste, wie es besser ginge, bis man merkt, dass alle Anderen auch so denken, was dazu führt, dass einige mal wieder rauskommen auf die Straße, um Pokemon-Monster zu fangen, und andere die Trümmer ihrer Existenz zulassen müssen, da sie davorstehen und es weder Ausflucht noch Ablenkung mehr gibt. Wie weit kann Fühlen geschult und gelernt werden, und wie weit kann es sich ausdehnen – bis in die Schattenreiche!(???) Man scheut sich, das, was man sieht, noch ein Spiel zu nennen, so als wäre der verhältnismäßig harmlose Räuber aus dem Kasperletheater schon lange abgetreten und ersetzt durch einen, den man nicht mehr verstehen kann und will. Das Blut, das unter den Türen hervorquillt, die sterbenden Kinder in Wüste und Wasser. Wenn all das also immer schon war….die Kriege, die Dummheit, das mangelnde Lernen von Fehlern, das Gebaren der Macht, die Verseuchung der Nahrung, der Eingriff in die genetische Struktur… na dann ist es…..Zeit?….. um…….? Hier kann man sich, wenn man möchte, weiterhin an eigenen Gedanken erfreuen.

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Von Halmen

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Alle Grashalme zeigen irgendwo hin,
sagte ein Kind, und alle Winde auch,
und Mut führt zur Seepferdchenprüfung.
Kutschen fahren uns von Lichtung zu Lichtung,
Kobras tanzen das hohe Ai, ein Ton zwischen
Wahrheit und Dichtung. Endlich stehen wir
an dunklen Brunnen, die Geheimtore sind,
mit unseren implodierten Herzen, erfüllt mit
der Ahnung von unglaublich Schönem.
Von weither hört man Schneestilzchen sagen:
Ach, wie gut, dass nunmehr jeder wissen darf,
dass mein Name Rumpelwittchen war! Jetzt, wo
um den Märchenwald wieder eine große
Rosenhecke blüht, die uns Liebende beschützt
vor dem grauenvollen Sog des Schlafes.
Nun erhält die Welt den Nektar unserer Sagen.
Stummfilmstreifenartig tönt die Stille durch
die Menschenstraßen: Seh-Sam! Seh-Sam!
Öffne dich!

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Nun noch zu einem anderen Halm, der oben rechts abgebildet ist: der Strohhalm. Eigentlich ist es gar kein Strohhalm, denn der Halm ist aus Plastik, also ein Plastikhalm, obwohl alle ‚Strohhalm‘ dazu sagen. Bittet man z.B. einen Ober um einen Strohhalm, dann bringt er einem mit Sicherheit einen aus Plastik. Wahrscheinlich gibt es die „richtigen“ Strohhalme aus Stroh gar nicht mehr. Nur im Sprachgebrauch kommt er noch vor, wenn Menschen sich „an einen Strohhalm klammern“, also ‚in der kleinsten sich bietenden Möglichkeit noch einen Hoffnungsschimmer sehen‘ . In diesem Sinne kann alles in der Welt zum Strohhalm werden. Die Welt als Strohhalm. Warum der Strohhalm als Symbol?, frage ich mich. Der Strohhalm dient zum Saugen, und die Geste sieht von außen aus, als gäbe der Halm Halt. Aber er knickt leicht ein, weshalb die modernen Exemplare oft gerippelte und biegsame Stellen haben, die beim Saugen nachgeben. Das macht sie zwar beweglicher, aber auch sie bieten keinerlei Halt. Daher ist es förderlich, aus nichts und niemandem einen Strohhalm zu machen.

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Racky

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In der Tat gibt es viele Arten und Weisen und Möglichkeiten und Wege zu lieben, und sicherlich hat es ganz viel damit zu tun, dass die eigene Flamme im Herzen durch Menschen entfacht wird oder erweitert oder ermutigt, die Grenzen des eigenen Ich-Gefühls zu dehnen, womöglich ganz weit über einen Tellerrand hinaus, der meistens auf eine (oft auch berechtigte) Angst hinweist, zB sich bedroht zu fühlen durch fordernde Bedürfnisse eines anderen Menschen usw… denn wer hätte nicht darüber nachgedacht und vielleicht auch das Glück gehabt, unterscheiden zu lernen zwischen dem einen, was es ist, und dem anderen, was es eher nicht sein kann. Mit Racky, Tochter einer Frau aus Guinea, mit der ich befreundet bin, verbindet mich nun etwas (für mich) ganz und gar Mysteriöses, nämlich die Erfahrung der Liebe  mit Lauten und Tönen, aber nicht mit Worten. Racky ist 10 Monate alt und eine Persönlichkeit. Ihre Mutter strahlt die ganze Macht und Würde eines Stammes aus, von dem sie allerdings vertrieben wurde, da sie trotz ihres begonnenen Studiums an der Universität von ihrem eigenen familiären Umkreis nicht als vollwertige Frau anerkannt wurde, da sie sich weigerte, beschnitten zu werden. Ich erlebe durchaus als eigene Freude, dass hier mit Racky nun eine weitere Frau ins Leben tritt, die diese Verstümmelung nicht mehr hinnehmen wird und muss. Aber zurück zum Mysterium des Sprachlosen, denn gestern habe ich mit Racky ein paar Stunden alleine verbracht, da ihre Mutter Dinge zu erledigen hatte, und wir wollten sehen, ob es schon möglich ist für das Kind, in einem fremden Haus furchtlos die Zeit zu verbringen. Das ist zum Glück sehr gut und mühelos gelungen. Das ganz und gar Wunderbare an diesem Erleben war aber diese Kommunikation zwischen uns, diese Wachheit und Freude aneinander, dieses selige Singen im Nichts, mit einer Sprache, die noch keine Trennung hervorruft, und einem Gesang, der die Dinge noch nicht beim Namen nennt. Das muss es sein, dachte ich, was die Weisen meinen mit „werdet wie die Kinder“, denn ich spürte ein Licht auftauchen in mir, so als hätte sich mir auf einmal d i e Sphäre aufgetan, die uns vor allem im Westen  so fremd scheint….(?) Daher mein eigener Rat, basierend auf meiner Erfahrung: mal eine Weile total entspannt rumhängen mit eigenen Kindern oder denen der Anderen, und genießen mit heller Klarsicht, dass hier freie Teilnahme am Wunder vollkommen gewährleistet ist.

verbunden

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Schön ist es, zu lieben –
Hin und her bewegt sich das Seiende –
zu mir und zu dir kommt es und bleibt
doch bei sich selbst – Hier ist Raum, in dem
Zugehörigkeit erwünscht ist – ein beseeltes Offen,
dem Guten und Schönen wohlgesinnt, der Uhrzeit
nicht strengstens verpflichtet. Denn hier sind wir in
Strömungen ausgleichend verbunden – hier schaltet
sich das Wahrgenommene mit Aufmerksamkeit ein –
Ein Staunen lebt sich aus, dass es dich gibt und dass
an Orten auf der Erde großzügige Herzen die
schwierigen Aufgaben möglich machen.
Schon ist es , geliebt zu werden.

Höre hin…II

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II

Höre hin, höre hin.
höre hin, so hin, höre her,
höre hin, höre innen drin.
Höre hoch, höre tief, höre
tiefer dann, höre die eigene
Stimme des Wo und des Wann.
Höre das Sich-Dehnen
erwachender Wege, lausche
der Quelle im gesprochenen
Wort. Lausche dem Auge im
Ungestörten, der Auskunft des
zeitlosen Dort. Und dem Hier
höre zu, wie es aufsteht und sieht:
Weitung des Wir, das überall
Heimat hat, auch im stillen
Schriftzug auf Steinen.
Höre zu, wie es ruft, was es
gestern vergaß, wie es Wesen
wurde im Du. Lausche hinein
in die Öffnung des Atemraums,
wo ich Zugang fand am inneren
Rand der Erde (ein belichtetes Rund),
und die Dichte des Fühlens hörte.
Und wusste, dass Sanftmut mich
finden kann aus der Richtung des
Hörvermögens. Liebe, sagte ich
dann zu mir, eröffnet den Ort im
inneren Auge, im Innenohr!
Da weitet sich Sehen zum Säulentor;
in der Halle stehen die Enthüllten
für sich. Lasse dich ein, Wanderer,
lass zu deinen Gang, dein Gewicht,
dein Gewand. Höre die Bilder, die im
Verborgenen ruhen. Gib dem Einlass
der Anwesenheit Raum.

Höre hin…..I

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I

Höre hin, höre hin,
höre hin, so hin,
höre her, höre hin, höre
drinnen Wind, höre
hoch, höre tief, höre hin,
höre hin, o höre,
höre die Schicksalschöre!
Höre, höre den lauschenden,
webenden Faden, trete ein
in des Hörens geöffneten Sinn,
des inneren Ohres Wogen; höre
die Muscheln verstummter Meere,
höre die versunkenen Städte
der Wesen, erhöre den Stand der
Betroffenheiten. Höre, o höre
das murmelnde Staunen: auf
gehörlos zerflossenen Strassen
des Ohres traf es Muschelgestein,
traf auf sinkendes Leben, traf auf
Menschensein. Menschsein, in dem
war noch Atem, noch Atem zuhaus.
O höre, o höre o hin, so hin; auf
fruchtbaren Wegen kam des Hörens
Sinn. Auf Leisem, von Letztem umweht
kam es an, am innersten Flüstern
schlich es sachte entlang, fand leere
Seiten im Dunkel entrechteter Gänge,
und suchte eine Spur aus der Enge des
Blutes. Höre hin, höre!, wer immer
du bist, die ich bin, die des Herzens
Ruf nicht mehr entrinnen kann,
nicht mehr dem liebenden Atem
entrinnt sie und öffnet sich, öffnet sich.

 

Töchter

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Meine Damen und Herren,
wir schreiben das Jahr 2016.
Am Himmel ziehen Strahlen auf
wie aus der vernebelten Nacht
Licht das Nächtliche harmlos macht.
Der Brunnen der Steinernen Göttin
ist leer. Das Korn ausgesaugt bis
zur letzten der leeren Kammern.
Doch nun kommt der Tag, wo auch das
nichts mehr macht.
Die Hunde verhalten sich still.
Einer Tarnform gleich stieg ich die
Treppen hinab und hinauf, und
das Prinzip des Gehens verlor
sich in Gedanken.
Treppen zur Mutter.
Treppen zu mir.
Freiheit der Töchter
auf Erden!

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Das Bild (vor Jahren aus einer Zeitung geschnitten) zeigt eine Straßenszene in New York und gehört auch zu meinen Lieblingsbildern. Eigentlich hätte es eine Sonderbetrachtung verdient, oder eine Schweigeminute, weil es so schön zeigt, wie Welt auch sein kann. Dass es in den Köpfen dieser Kinder offensichtlich noch kein Bewusstsein von der Trennung zwischen Schwarz und Weiß gibt, kann man sehen, denn man sieht die in sich ruhende Freude am ungestörten Zusammenspiel, am Tanz. Obwohl ich dann selbst erstaunt war, was für ein Text sich dazufügte, gibt es doch an einem bestimmten Punkt einen gemeinsamen Klang. Ja ja , das ist erst einmal für mich so, ich stelle den Klang ja auch her und kann beides, Text und Bild, nur „posten/pasten/pusten als freien Zugang zu Anderen. „Erstellen“ wird das hier im Erstellungsbereich genannt. Drückt man dann auf die Veröffentlichungstaste, trägt man automatisch die Verantwortung für das Erstellte. Hinaus in die Freiheit, ihr Töchter! Die Bemühung, verstanden zu werden ist gut, aber, wie Sokrates uns lehrte, das Verstehen und Erkennen des eigenen Seins ist das Wesentliche. So sage ich jetzt in Verbindung von Text und Bild: die Freiheit der Töchter auf Erden liegt mir am Herzen, und sie wird mir bis zum letzten Atemzug am Herzen liegen.

 

 

 

 

 

 

Staub

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Es ist tatsächlich Staub. Frischer Staub, dh.frisch gesammelter Staub von einer Glasfläche, dann auf ein Papier gelegt. Es war während des Staubsaugens, als ich darüber nachdachte, wie doch überall staunenswerte Dinge zu erleben sind, denn ich mag es, wie der Luftsog den Staub in die Röhre zieht, ein sehr zufriedenstellender Vorgang und (ua.auch) ganz unabhängig von der Notwendigkeit, mit der diese Handlung ab und zu wiederholt werden muss. Oben auf dem Glasschrank prüfte ich also mit dem Finger, und siehe da (oh staunenswerte Ansammlung der Partikel!), als ich die leichte Materie mit dem Blatt auffing, sah ich die Formen erscheinen, die nun oben sichtbar sind. Ständig sammelt sich Staub, man will es nicht wahrhaben. Der Staub ist allgegenwärtig. Der Staub ist ewig. Immer ist Staub. Da fallen einem die Meere ein, und die Küsten und Städte und die Gärten, die Wohnungen und die Wälder, die Luft, die Brunnen und Wüsten usw. Was ist mit Köpfen, Seelen, Herzen, dem Geist? Die große Entstaubungsmaschine ist in Schwung. Kommt denn der Mensch der Entstaubung noch hinterher? Und gibt es andere Mittel und Wege, als auf die eigene Entstaubung zu achten?

Dem wohltuend Gestäubten und wesentlich Entstaubten von Herzen                         20160819_172759

Nebnetjero I und II

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I.
Der Freund, der mir während meines Berlin-Aufenthaltes den Besuch des Antiken -Museums empfohlen hatte, wo ich dann aus verschiedenen Gründen nicht war, kam nach meiner Rückkehr zum Kaffee und vermittelte mir die Idee, dass ich ja dort über ein Objekt oder eine Skulptur, die mir besonders gefallen hätte, etwas hätte schreiben können. Ja, schade, schon vorbei einerseits, aber andrerseits: „Schicke mir doch per E-Mail ein Bild aus der Antike, was dir gefällt“, schlug ich vor, und ich schaue , zu was für Gedanken ich durch das Schauen inspiriert werde…
Als die Mail kam, sah ich zuerst das Bild und freute mich, denn ich hielt es für eine Frau, die in ruhiger und entspannter Haltung die Gelassenheit ausstrahlte, die ich mit diesem Ägypten gerne verbinde. Aber nein! Weit gefehlt! Es ist ein Hohepriester des Amun, Nebnetjero sein Name. Ich wollte etwas über ihn  lesen, fand ihn aber nur aufgereiht unter den vielen Hohepriestern und verschiedenen Dynastien. Die Nummer NG 55 verwies mich auf ein Netzteil vom Typ NG 55, das die Spannungsversorgung für das Genius Sicherheitsschloss der Protection Company liefert. Wer warst du also unter den Hohepriestern des Amun, geehrt und berüchtigt u.a. für ihre Habgier und grenzenlose Menschenverachtung? Oder: was kümmert es mich, solange die Figur makellos im scheinbar ewigen Raum steht? Wie gerne wäre ich mal Hohepriesterin geworden oder die Tochter eines edlen Pharaonen, wobei uns Elisabeth Haich in ihrer „Einweihung“ bei den geistigen Vorstellungen phantasievoll unterstützt hatte. Wie wäre es mir da wohl ergangen unter euch, ihr Priester-und Priesterinnen? Nun gebe ich den Ruf zurück in die Jetztzeit der touristenbevölkerte Wüste, zu den terrorbewachten Monumenten der Urzeit und hinein in das vom Schrecken geschüttelte Volk. Vor allem aber geht mein Ruf zu den Frauen und ihren verstümmelten Schamlippen, wobei mir bei dieser unerwarteten Gedanken-Landung der Ruf „Asha pasha vinir mukta“ zur brennenden Frage wird: „Befreit von den Ketten der Hoffnung!…“(???)
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II.
Mein geliebtes Ägypten, du!
Augenweide der Menschheit!
Urquell des sehenden Auges!
Maßstab des Möglichen!
Dann das Schweigen, das über der Hochleistung liegt, wenn Menschen für d i e arbeiten, die sich zu Göttern erheben und diese Art zu sein weitergeben an Andere. die die Hohe Kunst der Materie-Transportation nicht mehr beherrschen und Zuflucht nehmen müssen zur Peitsche. Doch die Liebe für diese Schönheit ist ewig, für die Schriften, für die Bilder, die Statuen, die Skulpturen, die Tempel und die bodenständigen Raumschiffe, die ihr zurückgelassen habt im Sand, damit wir weitergrübeln können, durch welchen Geist das alles nun wirklich möglich war!
Hier darf ich noch ein Orakel hinzufügen, das zu mir gekommen ist:
SAGET DEM HERRSCHER:
ZERSTÖRT LIEGT DIE KUNSTGESEGNETE STÄTTE.
KEIN DACH GIBT ES MEHR UND
KEINEN PROPHETISCHEN LORBEER.
VERSTUMMT IST DER SPRECHENDE QUELL.
ES SCHWEIGT DAS MURMELNDE WASSER.
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Bis eines Tages……….
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Herkunft

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Vielfach ist Herkunft. Nicht, dass du nur denkend
verweilst. Auch mit oder ohne Zeugenverhältnis
werden manche einfach eingelassen. Die
Wartenden in der Schleife wissen oft gar nicht
warum. Es rührt sie dieses und jenes im Hin und
im Her. Hier und da will Einer oder Eine im
Vergangenen ein Jetztsein erkennen, ein Mehr.
Da hat das versteinerte Tier schon mühsam
gelächelt, gelächelt. Wer bist du? Wer bist du?
Fahr deinen Wagen nah an den Wiegenrand,
zeig her deinen Ausbildungsgrad, deinen
Bühnenausweis, die weichen Stellen deines
Auftrittsgewandes. Gib zu, du sitzendes Wesen,
dass du es bist, das gelernt hat, unter Sternen
zu gehen, und berichte wahrheitsgemäß und
den nackten Fakten entsprechend von deinem
Gang auf Erden, als Welt noch nicht müde
wurde durch dich. Was hat das Ganze mit deiner
Erfüllung zu tun?

Übergang

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DER SITZ AM ÜBERGANG DER ZEIT
STEHT FÜR MICH BEREIT. ICH HEBE
MEINE EIGENEN URTEILE AUF,
ERKLÄRE MEINE SYSTEME NACH
UND NACH FÜR BEENDET, DENN
WASSER UND WASSER KANN SICH
GLEICHEN, DANN ABER WIEDER SEHR
UNTERSCHIEDLICH SEIN. DAS WISSEN
DOCH ALLE, SAGT IHR? DENKEN
DARÜBER NACH UND TEILEN ES MIT,
SODASS DER WAHRHEITSGEHALT
IHRER EIGENEN MEINUNG SICH
IHNEN SELBST UND DEN ANDEREN
ERSCHLIESST? FÜHLEN DAS RECHT
AUF GEORDNETE FREIHEIT DES
RAUMES? LEBEN NACH IHREN
GESETZEN? LEBEN DANACH! HEBEN
TRENNUNGEN AUF, LEITEN
NOTWENDIGE BEGEGNUNGEN EIN?
STELLEN SICH DIE VON UNS SELBST
VERDRÄNGTEN FRAGEN NACH DER
QUELLE, DER QUELLE DER SAGEN,
NACH DER GEISTIGEN FRISCHE, DES
RÄTSELS DUFTENDER ORT. HIER AM
ÜBERGANG, ALS FLIESSENDE ENERGIE
AUF BAHNEN STRÖMEND DAHIN,
STEHT DER SITZ UNSERER ZEIT. WIR
LAUSCHEN, INDEM WIR GESCHEHEN
LASSEN DES LICHTES UNLEUGBARE
STRAHLUNG:

 

Stadt/Land

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Diese Seifenblasen aus Berlin sind die Übergangsboten zum Grün, von dem ich umgeben bin, wo ich wohne. Vom Grün aus manchmal in die Stadt scheint für mich persönlich optimaler als umgekehrt. Schwierig fand ich die Schächte der Stadt, in die man eintauchen muss, wenn man sich irgendwohin aufmacht.  Das Ausgewogene, mal Stadt, mal Land,  scheint auch hier die gute Lösung, so, wie das Alleinsein mit sich und das Gespräch mit Anderen in der Ausgewogenheit zwischen Schweigen und Wort bekömmlich ist. Wenn man vom großen Mysterium des Menschseins ergriffen ist, kommt mir ein ruhiger Ort zum Denken gut vor. Auch in der Berliner Wohnung war diese Denkstille spürbar. Sie ist letztendlich nicht wirklich abhängig von der Umgebung, immer gibt es Vor-und Nachteile, mit denen man umgehen muss. Aber so einfach in einen Wald hineinlaufen zu können, das ist schon schön. Ebenso ein einfacher Zugang zu guten Gesprächen…Freude an wohlwollenden Einstellungen….gute Freundschaften…das kann überall geschehen, wo es für das Staunen noch Raum gibt.

Berlin 10

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TRAUMLOS, SAGTE ICH. MEINTE ICH WELT? MEINTE VERLOREN GEGANGENES GUT IN MEINEN SCHRIFTEN? MEINTE MICH SELBST IN EINEM VORNE DES NOCH NICHT ENTSTANDENEN, WENN ICH RAUM EINNEHMEN WERDE IM ZUKÜNFTIGEN HIER, UM IN DER INNEREN WERKSTATT D A S WERKZEUG ZU SCHAUEN, DAS MIR OFFENLEGEN KÖNNTE DES LABYRINTHES VERWEGENES RÄTSEL? MEINTE ICH LICHT, UND WOLLTE NUR STILL SEIN UND NIRGENDS MEHR HINGEHEN, NUR DAS UNVERMEIDLICHE TREFFEN,  DAS ZUKAM AUF MICH.

Berlin 9

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Ja, genau! School’s out! Die Berlin-Schulung geht dem Ende entgegen. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten hier aus der Stadt, wo  die Menschen waren und sind, die ich entweder schon kannte bzw weiterhin kennen lernen konnte…oder auch neue Begegnungen, die Freude brachten. Viel freundliches Lächeln und Aufmerksamkeit. Zum Beispiel die Frau in dem Comic Laden!, der mir empfohlen wurde als ein Spezialgeschäft für Comic Items, und wo ich hoffte, etwas von Super-Bat-oder Spider-Man zu finden für meinen 4-jährigen Kumpel aus Afghanistan, der grad auf diese Comics steht. Achach, seufzte die Verkäuferin mit mir zusammen, nicht so geeignet für so einen Kleinen…so viel Gewalt überall da drin…!!! Ich suchte nach einem Heft vom Silver Surfer, der mal mein eigener Held war, aber es gab ihn nur als Schlüsselanhänger, aber selbst da noch elegant und All-fähig, und man konnte ja auch im Einst von seinen Texten noch etwas lernen. Ich habe dann trotzdem ein (teures) Spidermanheft gekauft, darauf vertrauend, dass ich den deutschen Text beim Blättern und Vorlesen etwas umpolen kann. Auf jeden Fall besser als das hektische Spielen im Smartphone seiner Mutter, wo er neulich auch mal bei einem furchtbaren Spiel, das er mir unbedingt zeigen wollte, abwechselnd „er tot!“ und dann auch „oh! Ich tot! schrie, ohne wahrzunehmen, was er da sagte. Achach, da starrt man in einer fremden Stadt aus dem Fenster auf einen blauen Himmel, den Himmel über Berlin, und traut sich nicht, da weiterzudenken.

Aber für mich ging dann alles noch sehr gut gestern am frühen Nachmittag, als ich müde vom Wandern zurück kam. Ich hatte auch keine bemerkenswerten Mitbringsel entdeckt, sondern hatte außer dem Spidermanheft nur ein  Seifenblasenfläschchen in der Tasche. Haben Sie noch das Original ? fragte ich den Verkäufer. Aber ja, sagte er, und gab mir das vertraute Pustefix-Fläschchen in die Hand. Für wen es ist, weiß ich noch nicht, aber damit kann man ja nun jederzeit jeden etwas erfreuen, mit so ein paar Seifenblasen in der Luft, die einen Nu lang total ihre Schönheit entfalten und dann wieder weg sind, bis neue nachkommen!

Am Nachmittag stand ich also an diesem hellen Fenster, vor mir ein Buch aufgeschlagen, das die absolut besten Gedanken entfaltete, die in dieser Welt gedacht wurden und immer gedacht werden können, wenn jemand auftaucht, der sie denken kann. Gedanken, die einem beim Lesen die direkte Erfahrung geben, ein kühles, erfrischendes Bad zu nehmen, sodass man einhält, um die Wirkung zu genießen, die unendlich wohltuende Wirkung klarer und wahrer Gedanken. Gedanken, die mich berühren als großzügiges, zeitloses Angebot und mit keinem Wort vorgaukeln, als sei hier Schluss mit Wahrheit, nein! anregend, das Eigene zu finden und ein Kind eigener Zeit zu sein, ohne auf diese glanzvollen Lehrer verzichten zu müssen. Den Wert guten Denkens tief im Herzen mit so einer Dankbarkeit zu spüren, das ist in der Tat Glückssache. Und während ich mit dieser Glückssache zugange war, kamen mir die Pläne in den Sinn, die ich erwogen hatte für den Nachmittag. Doch als mir klar wurde, dass beide, die Licht-Installation von Turrell, und das Antikenmuseum, auch noch da sein würden, wenn ich mal wieder nach Berlin komme, habe ich mich entschieden,  mich in der Wohnung meines Freundes bei gutem Espresso dem Genuss philosophischen Kontemplierens hinzugeben und mich mit Freunden auszutauschen. Ja danke, ihr habt mein Berlin bereichert!

 

Berlin 8

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(Das wird mich natürlich jetzt weiterhin stören, dass das mit (meinem)Berliner)) Humor erstandene VIP Metallplättchen nicht schön in der Mitte des Rahmens sitzt, aber nach Treppenzählen und Bildergeraderücken will ich natürlich auch sehen, was ich alles aushalten kann, das geht schon (mal). Die Treppenfolge ist übrigens von oben herunter :
9-11-11-11-11-11-10-10-8! Wenn man’s mal draufhat, macht es ja Freude, denn nun weiß man, wie und wann man mit rechts auftreten muss. Oder nur ich freue mich da? Das bringt mich ja direkt zur VIP-Lounge! Eine VIP-Lounge ist in meiner Erfahrung ein Raum, wo ich mich so richtig gut fühle und für den zeitlosen Nu alles da ist, was ich als Mensch brauche, zB die Anwesenheit guter Bücher, eine elegante Stille inmitten des Menschengewimmels, sodass eigentlich keine Not aufkommt, ins Draußen zu müssen, ganz im sokratischen Sinne, dass es besser ist, mit der ganzen Welt uneins zu sein, als mit sich selbst, da ich ja Eine/r bin, und wenn ich mich mit mir selbst (gut) unterhalte, (da ich ja mit mir selbst lebe), als Zwei in Einer lebe, also mit good company rechnen kann. Aber dann gehe ich natürlich auch immer wieder hinaus und lasse mich einige Strassen hinauf-und hinunterwandern, wissend, dass ich hier nicht mein Berlin suche, sondern einfach mal schaue, was ich so sehe und aufnehme und letztendlich zu meinem Berlin mache. Es kommt mir auch so vor, als müsste ich gar nichts machen, denn ich bin ja von Geburt und Teil meines Herzens Berlinerin und könnte mein Amt hier genauso gut ausüben wie im jeweiligen Anderswo. Krishnamurti (Jiddu), den ich kurz angeblättert habe und intelligente Unterstreichungen vorgefunden, die die Konzentration (manchmal) erleichtern, also K. empfiehlt auf dieser Seite, alles Gewohnte  abzubauen, indem man die Gedanken konsequent stoppt…Nun hat er aber selber so viele geäußert, da weiß ich nie, warum sie es den „Anderen“ so gerne abgewöhnen, das gute Denken also, durch das u.a. wir u n d Krishnamurti zu dem geworden sind, wer wir sind. Deswegen muss man ja nicht gleich für Andere eine „very important person“ werden! Was mir persönlich noch wesentlicher erscheint als Schweigen und Worte ist der Blick, der daraus entsteht, der Blick nach innen, der sich ins Außen bewegt und dort auf das Andere trifft wie auf sich selbst….und zu wissen, dass man für diese grandiose Freiheit verantwortlich sein kann.

 Zwei Orte soll ich mir ja noch anschauen: die Licht-Installation von James Turrell in der Aussegnungskapelle des Dorotheen Stadtfriedhofes, wo viele berühmte Menschen liegen, und das Antiken-Museum….Mal sehen….

Hier reizt es mich dann doch, das (illegale) Photo …psssssst…..der M.L. reinzutun, das ich gestern entdeckt und photographiert habe; nein, natürlich nicht schön, aber doch auch ganz lustig…..

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Berlin 7

EINE BEFSTIGUNGSEINHEIT TREIBT DAS HERZ AUF DIE SCHMALSPUR DES : WESSEN GEWISSEN?, AUF DER ICH WISSEN DARF UND AUCH WERDE, WELCHE UNSAGBAREN PFLICHTEN MIR AUFERLEGT WERDEN IM RAUM, WO TAG UND NACHT SICH VONEINANDER LÖSEN UND DAS LEBEN DEN MANTEL ABLEGT VOM TOD UND DER MORD DIE RACHE AM NICHT-GEHÖRTEN. TIEF IST MEINE LIEBE, WO LICHTER BRENNEN, WO UNSERE SPRACHE VERBANNT WURDE VON UNS, DEN AUTISMUS-ARTISTEN, DES UNIVERSUMS EINFACHE ANGESTELLTE, WIR DIENEN DER ZEUGUNG DES LÄCHELNS. KEIN GIFT EINES LASERDRUCKERS, KEINE DISTANZ EINER ZELLULOID-INSTALLATION KANN UNS HINDERN AM ZUSAMMENTREFFEN IM WOHNORT DES WORTLOSEN TONES. HIER WÜNSCHE ICH MIR DAS SCHON GESCHEHENE: DAS BEBEN IN DER STILLE VOM FÜHLEN DER VORBOTEN DES LEISEN. DENKWEISE UND SPRACHE DER TRADITIONEN MÜSSEN VERÄNDERT WERDEN, DENN SELBST DER KRIEG KONNTE; WIE MAN SIEHT, LEIDER ALS ANERKANNTE INSTITUTION NICHT ÜBERWUNDEN WERDEN:

 

Berlin 6

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Diese „Kali“ ist die Tätowierung auf dem Arm einer Frau, mit der ich in Berlin angekommen bin, bzw. von meinem Zuhause aus, wo sie mich und uns besucht hat. Wir kennen uns aus Indien und haben uns in einem Tempel in der Wüste Tharr  unter ziemlich unseligen Umständen kennen gelernt, dh für sie waren sie unselig, denn ein Brahmane, dem sie vertraut hatte, eine 9-Tage Puja zu zelebrieren, hatte sie belästigt, und die belastende Situation zeigte Wirkung, als ich am 9.Tag dieser Feiertage „zufällig“ mit einer indischen Freundin  dort auftauchte und wir davon erfuhren und sie eingeladen haben zu einem Picknick in einem weiter entfernten Tempelgelände, wo wir die Lage in Ruhe besprechen konnten. Es war der Tag von Kali, daher die Verbindung über die Kraft der weiblichen Erscheinung, was wohl auch einst der Anstoß war für die Tätowierung. Faszinierend und irritierend, diese unter Schmerzen hervorgebrachten Bilder auf der Haut der Menschen, die sich hier für ein, wenn auch nicht ewiges, so doch kurzes „Lebenslang“ entscheiden. Ich persönlich kenne keine Symbolik, mit der ich mich so sicher identifizieren könnte, dass ich es mir auf die Haut gravieren lasse, höchstens vielleicht ein paar Worte, aber dann: welche………könnten so lange bestehen…..?Aber auch in dieser Körperkunst gibt es kunstvolle Unterschiede, und ausgezeichnete Nadelführung, wie man oben im Bild am (linken) Arm der Freundin gut sehen kann. Hier in Berlin haben wir Kaffee getrunken zusammen und waren gestern auf Empfehlung in dem Film „Toni Erdmann“ ….berührend und durchaus empfehlenswert…….Das Thema „Mensch“ und „Mensch sein“ scheint auch automatisch an allen Tischen aufzutauchen, wo ich mich im Gespräch befinde. Es ist auch mein vorherrschendes Interesse am Menschsein, dass ich selbst es verstehe und durch mich erlebe, und verstehe nun sehr wohl, dass wir Menschen irgendwie und irgendwann über uns hinausgehen müssen, was in die dunkle Richtung leichter scheint als in die helle…Wie „hell“ kann der Mensch werden, oder vielleicht eher das Grau, das Goethe vorgeschlagen bzw erforscht hat als alle Farben enthaltend? In einer „Mitte“ sich aufhaltend, wie es empfohlen wird von asiatischen Weisen? Wie bin i c h als Mensch, und ja, genau, wo dürfen wir es sein, denn schon gibt es Länder, und noch gibt es Kriege, in denen  menschliches Verhalten kaum mehr erhofft werden kann…..

 

 

Berlin 5

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Diese Postkarte habe ich gestern erstanden und musste so lachen, dass der Verkäufer mitlachen musste.

Heute, (sehr) früh beim grünen Tee auf dem Luxuslager, musste ich einige herbe Kontemplationen von mir über mich ergehen lassen, und da ich gerade einiges über mich erzähle, will ich auch das mitteilen bzw. teilen. Mein Blick fiel also vom Lager aus durch die offene Tür auf 4 sehr schöne Tuschezeichnungen in schwarzen Rahmen, die untereinander aufgehängt waren. Auf einmal bemerkte ich, dass sie millimeterweise schief hingen, ich meine Millimeter, und ich konnte nicht mehr davon ablassen. Kurz und gut: ich musste aufstehen und meine Arbeit tun, es war nicht schwer. Schlimm wäre ja gewesen, wenn ich zwischen dem zweiten und dem dritten Bild den Nagel verlagert hätte, denn da waren auch Millimeter-Differenzen, und ganz unten konnte man gar nicht ausgleichen, weil ein Lichtschalter dazwischen war! Aber mein Geist hat sich beruhigt durch das, was möglich war. Aber nicht genug! Mir fiel ein, dass ich gestern bei den 5 Stockwerken, die man hinauf-und hinunterläuft (froh, am Sport teilnehmen zu dürfen), wieder darauf geachtet habe, dass ich mit rechts anfange und auch mit rechts aufhöre, sonst muss ich ja den Fuß wechseln. Dabei wurde mir klar, dass die ersten Treppen jeweils 11 Stufen hatten, dh., man kann rechts anfangen und rechts aufhören; die letzen aber nur 10 Stufen, da heißt es dann, mit links anfangen, damit man mit rechts ankommt. Für mich hat geniale Treppenarchitektur, und das schon lange, immer damit zu tun, dass man mit dem rechten Fuß anfängt und auch rechts wieder ankommt….solange man das nicht auf die Politik anwendet, du meine Güte! Wie gefährlich sind doch Worte. Gut, sowas wie mit den Treppen erzählt man ja nicht alle Tage, und ich selbst weiß ja noch nicht, ob das eher bei den dunklen Geheimnissen verstaut ist oder bei den hellen Lachanfällen. Auch: was erzählt man überhaupt vom eigenen Leben und was nicht!? Zur Zeit geht ja der Fall Petra…..wie heißt sie doch noch….durch die Presse, die gerade ihre Seelenschwere erleichtern konnte und dem grimmigen Volk verraten, was sie in dieser Position sicherlich nicht hätte geheimhalten dürfen, denn nun liegt in ihrem ganzen Leben eine Trübnis, die kaum aufzuzhellen ist ausser mit therapeutischer Begleitung! Dass es wunderbare therapeutische BegleiterInnen gibt, kann ich aus ganzem Herzen bestätigen und ich wünsche dieser Frau, dass sie so Eine findet! Ja! Was verbirgt man, und was legt man offen!? Das ist doch eine interessante Frage.

Und immer mal wieder von zuhause wegfahren!, und ins Woanders reisen, denn da erfährt man einiges über sich.

Berlin 4

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Höre also, o Kairos,
tiefster der Orte, meine
Erschließung durch dich:
denn ich vernahm doch mehr
von deinem Schicksalsruf in mir,
von deinem beflügelten Ansporn,
deinem Heilungs-Verfahren,
durch meine Narben, die als
vernichtendes Unheil über mich
hinrasten und heimsuchten das
singende Herz. Als sich die
zeitentwaffnete Stirn auf mich
senkte, da hieltest du das Wehen
des Windes am Ufer offen
und gabst mir die Antwort,
die keiner mehr suchte.

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*Bild:  Berliner Sphinx, die ich in einem kleinen Laden entdeckt habe.

Berlin 3

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Das scheint ja eine Berlin-Serie zu werden…nun gut…warum nicht….

Nachdem dann alles zur Zufriedenheit geregelt war, der geheime Schlüssel-Code eingegeben, das Welan-Gerät am Blinken, da wollte ich der Nachbarin in der gegenüberliegenden Tür „Hallo“ sagen, damit sie sich nicht fürchtet, wenn sie Geräusche hört bei meinem abwesenden Gastgeber. Sie hat sich aber doch gefürchtet, nur konnten wir zum Glück beide darüber lachen. Auch an „meiner“ Tür ist ja ein Guckloch, wo man Menschen beäugen kann, bevor man die Tür öffnet. Man steht sich da von Guckloch zu Guckloch gegenüber und weiß gar nicht, wem man trauen soll, wenn man die Menschen nicht kennt. Ich wohne ja sonst nahe am Wald auf dem Land und lasse dort oft die Türe unverschlossen, weil ich (noch) nicht gefahrenschreckhaft bin, aber auch da steigen Banden in Häuser ein, meistens, wenn die Bewohner in Urlaub sind….

Was mir gestern am Nachmittag auf meinem Weg im Draußen  auffiel, waren die vielen Sprachen. Bald hatte ich das Gefühl, kaum noch Deutsch zu hören, so viele fremde Laute kamen an mein Ohr! Das war schon auffallend, dass die Welt sich in Berlin tummelt, was ja einleuchtend ist: wenn schon Stadt, dann doch hier, wo sie wirklich lebt und ständig überrascht mit unkonventionellen Angeboten aller Art. Und wenn ich an die ägyptischen Sarkophage nur denke, die dort unten im Museum ihre Ewigkeit ausstrahlen, erscheint auf meiner Oberfläche eine durchaus angebrachte Gänsehaut.

Diese Stadt hat eine Erotik, die mich anspricht und mir vertraut ist. Auf den breiten Straßen und Gehwegen hat alles Platz, man spürt in den Herumwandernden den Genuss des Flanierens. Ich gehe dann wieder gerne zurück in meine momentane Eremitinnen-Herberge, da habe ich Arbeit zu tun. Ich meine natürlich die Freude, im Dialog mit mir selbst zu sein und zu erforschen, was unter diesem Himmel aus mir wird. Einmal habe ich mich in anderer Zeit gar nicht weit von hier aus einem Mutterleib gezwängt, ja wie denn, ja wo denn, ja wann. Wegen dieser Hervorkommung und ihren begleitenden Umständen gelang es mir vor wenigen Jahren auf Empfehlung einer hervorragenden Therapeutin, mich der Kompetenz einer ebenfalls hervorragenden Therapeutin in Berlin anzuvertrauen, und obwohl es „nur“ drei Tage waren, an denen ich jeweils einige Stunden ihre Betreuung und Kompetenz erfahren durfte, atmet nun „mein“ Berlin vor allem diesen inneren Raum, in dem ich mein Erscheinen in dieser Welt noch einmal erfahren durfte und konnte. Heute werde ich sie treffen, dafür bin ich sehr dankbar.*

* (Ich komme gerade von diesem Treffen und füge es leise ein: es war sehr schön und bereichernd….)

Da ich nun schon einmal angefangen habe, mich verbal zu begleiten und Freunde an meinem Weg teilnehmen zu lassen, komme ich sicherlich zurück zur Fortsetzung des Geschehens….

Himmel über Berlin 2

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(Seht Ihr das Kind, gerade entstanden und
schon in der Auflösung?)

Wer meine Narben kennt, kennt mein
Erst-recht, meine sich in inneren Hymnen
bewegende Niederkunft am Brandweg
entlang, ahnungslos geschaukelt im
erlauschten Zuviel. Oh!, meine Gegenwart
in diesem Damals -Spiel war noch pur
und reichte weit über die aufgeschlagenen
Ecken der Geschichten hinaus. So ein
Wunsch nach schnellem Älterwerden lebte
in mir aus der Kinderzeit, ein freiwilliges
Können im Überschreiten des Widerstandes,
als es ihn zum Erfassen noch gar nicht gab,
nur wilder, asketischer Wille des Lauschens,
nur tiefster Brunnen dort unten im
Märchenland, wo ich mich wartend fand
unter Gleichgesinnten, bis eigene Zeit entstand.

Himmel über Berlin 1

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Er ist tatsächlich das erste, was mir bei der Einfahrt in Berlin am meisten aufgefallen ist: der Himmel!….blau, mit diesen festen, weißen Wolkengebilden, in denen man das Flüchtige lieben lernen kann. Jedes Jahr denke ich, ich muss nach Berlin kommen bzw. gehen, aber es gelingt nicht immer. Desto größer die Freude, wenn die Dinge sich wie von selbst zusammenfügen. Ich werde eine Woche hier sein. Ein guter Freund, der sich gerade woanders aufhält, hat mir seine Wohnung zur Verfügung gestellt, und nicht nur ist es schön, gleich ein Zuhause zu haben in einer Stadt, sondern höchst angenehm, hier auf guten Geschmack zu treffen, auf Geist und gute Wahlen, sei es als Teppich oder Bücher oder Kissenbezüge. Auch meinen Geist kann ich hier finden, denn unsere Freundschaft lebt von philosophischen Gesprächen, und hier finde ich beim Vorbeiwandern an den Bücherrücken viele unserer guten gemeinsamen Freunde. Habe auch meinen eigenen Sokrates (Vorlesung von Hannah Arendt, erschienen bei  Matthes&Seitz Berlin) mitgebracht und nicht aus Furcht, ich könnte hier nichts zum Lesen finden. Was wird m e i n Berlin sein?

Ich bin hier geboren. Ich denke, ich kann sie fühlen, meine Stadt, doch ist das wirklich ein Fühlen, oder eher eine innere Ausweitung dem Daseienden entgegen, denn ich werde hier nichts wiederfinden, was ich verloren habe, oder vielleicht doch.

Heute früh bin ich schnell hinaus, um ein paar Brötchen zu holen usw., noch nichts zum Kochen, denn ich weiß (noch) nicht, wie der Super Celan Schott Herd funktioniert, die Internet Anweisung hat auch nicht weiter geholfen. Ich werde jemanden um Hilfe bitten müssen oder auf die Benutzung des Herdes verzichten.

Bei einem Italiener habe ich einen exzellenten Kaffee getrunken, aber das Verweilen ohne mein Notizbuch kam mir nicht sinnvoll vor.
Auch habe ich bereits Ausschau gehalten nach einem Bild, das ich machen kann, das etwas von dem Berlin zeigt, das i c h erlebe, aber noch habe ich es nicht gesehen, denn ich weiß ja gar nicht, was es sein wird und muss warten, bis es auftaucht (oder nicht).

Ich merke, dass ich mir hier in meiner Stadt viel vornehmen könnte, denn ich bin ja nun eine Art Fremde, da ich nicht mehr hier wohne, aber ich merke auch, dass ich in meinen Aufenthalt nicht wirklich eingreifen kann, sondern ich muss ihn erleben. Was, wenn ich z.B. gar nicht hinausgehen würde; würde mir dann das Wesentliche verwehrt? Was ist das Wesentliche, das mir durch Erfahrung gegenwärtig wird, überall oder nirgendwo….?

Ich erlebe mich gern im sogenannten Fremden.
Da bin ich leiser und wortloser als zuhause, weil ich erst sehen muss, wer und was mir wo und wie begegnet.

Das Geheimnis des Celan-Herdes ist gelöst! Die Lösung war einfach. Man braucht spezielle Töpfe, um die Glut in Gang zu bringen! Ich hatte es mit so einem schlichten Milchgefäß versucht.

Es ist wohltuend, sich in der Gesellschaft guter Bücher aufzuhalten,
auch wenn man gerade nicht so viel lesen will. Auch das Herumblättern kann überwältigend sein, denn in der Tat, es gab und gibt wundervollen, lebendigen Geist, der  in Menschen den jeweiligen Ausdruck findet. Angebote inneren Erlebens und Denkens!

Das Bild ist ein Objekt des Raumes, in dem ich mich gerade aufhalte.