überall

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Überall Kinder, fast nur Kinder. Sie verfolgen einander und holen sich ein mit ihren Schicksalswägelchen. Sie binden andere Kinder an Bäume und tun so, als würden sie nicht wiederkehren, und dann kommen sie auch nicht wieder. Unwiderrufliches Kindsein auf Beinen, denen das lebendige Wachstum alles abverlangt. Doch innen lebt noch das Kind in den gedehnten Formen, unter dem Haar, hinter den Fassaden der Wohnungseinrichtungen: da leben die Kinder mit ihren Kleingeborenen, um Teil zu haben an dem, was bewältigt werden muss, die sich auftürmende Bürde als Spitze des Eisbergs im ewigkeitstrunkenen Ozean……..Wir Kinder. Überall kommen wir herausgekrochen aus der schwindelerregenden Nacht, drängeln uns durch des Tages Halbtraum, blättern schweren Mutes durch die vergriffenen Seiten des Vergangenen, durch nie gewordene Mütterfrauen der wegentschwundenen Vaterkinder. Halt ein! hör‘ ich mich rufen aus der Mitte des Zwiespalts, dort, wo die Vertrautheit meine Schultern verließ (oder verließ i c h  den Ort auf den Schultern?), und ich Mut fasste und freien Willen zur Menschwerdung. – Da hob ich den Blick und sah das ganze Ausmaß des Spiels: Kinder, die über kalte Straßen ziehen, sich selbst überlassen und ohne Obhut, ausgeliefert an die trügerische Wärme und Glätte der großen Experimente, haltlos das Reifezeugnis des Scheiterns verneinend. Vielfältige Suche nach der versiegten und feindlichen Muttermilch. Ja sag‘ nur, wohin soll ich meinen Blick denn nun wenden? Den kindlosen, weltenmütterlichen, prophetischen Seherinnenblick meines Herzens, wenn selbst der Eros des Wortes mich beugt zu den Wurzeln der Erde? Möge meine sorgsam gehütete, verhältnismäßig ungestörte, in Stille nahezu schmerzlos gereifte Einsamkeit sich bevölkern mit Zugelassenen, und es mir sekündlich geschehen, unter Wehen und Freuden das unermüdliche Ei zu gebären und zu beschützen.

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