wesentlich

Nun ist es ja so, dass es den meisten Menschen nicht verwehrt ist, sich innerlich ihren Erfahrungen gemäß weiterzubilden, auch wenn es genug ErdbewohnerInnen sehr erschwert wird, sich daran zu erinnern oder diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Oder wenn sie in Anspruch genommen wird, ist oft der Raum nicht da, das Gewünschte oder Erfasste umzusetzen. Es ist aber auch so, dass, wenn wir gedanklichen Freiraum gewohnt sind, grenzenlos verstehen, argumentieren, analysieren, lecturern, coachen können, ohne auch nur das Geringste zu verändern. Ja natürlich, könnte man sagen, stehen die Götter dem menschlichen Erwachen im Weg (obwohl das meiste Erwachen, das wir vor allem aus Indien kennen, auf jeden Fall über ihren Pfad führt), aber abgesehen davon, dass sie nicht entschwinden werden, weil vielseitig gebraucht, ist das wirklcih garantiert, dass erwachende Menschen besser miteinander umgehen würden und werden? Liegt es nicht allein an mir (oder wem immer) zu akzeptieren, was nicht zu verändern ist, vielmehr nicht in meiner Macht steht, von mir verändert zu werden außer in ganz kleinem Maß im Rahmen meiner eigenen Wahrnehmungen und Handlungen und dem Austausch mit BeobachterInnen, die zu ähnlichen SchlussfolgerInnen gekommen sind und unter Umständen dementsprechende Konsequenzen ziehen müssen. Die Götter sind fürwahr ein gutes Beispiel. Etwas, das noch nie hinterfragt und dessen Existenz als absolut real erfahren wird, wie kann das verschwinden, und warum sollte es als etwas so Lebensnotwendiges aus den Leben dieser Menschen gelöscht werden. Einerseits könnte ich mir bei drei gewährten Feenwünschen die ganze Göttershow wegpusten lassen, aber andrerseits sehe ich, dass das keine so brilliante Idee ist. Gestern saß ich bei dem Silberschmied im Laden, dem es wirklcih sehr schlecht geht. So schlecht, dass ich dort wegen einem Gerücht war, dass sich jemand umgebracht hat wegen hoher Schulden und ich mich vergewissern wollte, dass es nicht e r ist, da er auch wegen seiner ungeheuren Sorgen keine Lebensenergie mehr hat. Sein Bruder ist einfach verschwunden und hat ihn sitzenlassen mit seinen 57. 000 Euro Schulden und seiner, des Bruders Frau und zwei Kinder, die nicht wissen, wo der Papa auf einmal ist. Ja, er hat sich beklagt und mit Recht, und hat mir neulich gesagt, er rennt nicht mehr um den See, was soll’s. Ich dachte, er hätte die Götter satt, aber nein, er hat nur seinen Auftrag an sie verändert. Er sagt jetzt zu seinem Lieblingsgott (isht devta), er soll sich nicht mehr um ihn kümmern, sondern nur noch den Bruder anrufen lassen, damit er seine Frau und die Kinder abholt, die er gerade mitverpflegt. Das ist keine Freundschaftskultur, das ist eine Götterkultur. An der Schwelle des Ladens sitzen Ganesh, der Elefantengott und Laxmi, die Glücksgöttin in Miniaturausgaben aus Messing, vor ihnen verglüht ein Räucherstäbchen. Man hält sich auch gerne an die Götter, weil die meisten Menschen keine Erfahrung damit machen, anderen Mitmenschen Vertrauen schenken zu können. Das schenkt man ja auch nicht so leicht, daher die Götter. Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie viele Deutsche diesem Irrlicht Hitler hinterhergelaufen sind und unbedingt einen Halbgott aus ihm machen wollten und machten, freiwillig blind geworden, freiwillig Schafsherde, und freiwillig auch Mörder? Wo setzt das alles an, wo schadet es, wo bringt es Ruhe und Gelassenheit. An welchem Punkt versteht man das Wesentliche. Und was ist das, das Wesentliche.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.